Dachau
Dachau ist eine Große Kreisstadt im gleichnamigen oberbayerischen Landkreis.
Reklamemarken und Siegelmarken
Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Dachau.
Joseph Ferdinand von Österreich-Toskana
Sonstige
Geschichte
Frühgeschichte
Die altwasserreiche Amper konnte hier durch einige Furten durchquert werden. Die ältesten Funde im Raum Dachau gehen daher bis in die Steinzeit zurück. In der Latènezeit siedelten Kelten in der Umgebung von Dachau.[6] Römerzeit
Der Voralpenraum wurde im Jahre 15 v. Chr. durch die Römer erobert. Die Römer gliederten das Gebiet in die Provinz Raetien ein. Drei römische Straßen kreuzten sich bei der Straßenstation Ambra beim Gemeindeteil Würmmühle an der Amper und führten teilweise durch das heutige Stadtgebiet. Die wichtigsten Verbindungen durch die Straßenstation Ambra (Würmmühle) liefen von Augsburg nach Salzburg, von Kempten nach Salzburg und von Ambra über Partenkirchen ins Inntal. Weitere Verbindungen führten nördlich zur Donau und weiter nach Regensburg, entlang der Amper und Isar zur Donau und weiter nach Passau und eine Verbindung über Föhring Richtung Wasserburg.[7][8]
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung von Dachau findet sich in einer mittelalterlichen Schenkungsurkunde der Edlen Erchana von Dahauua an den Bischof von Freising, die beide aus dem Adelsgeschlecht der Aribonen stammen. Mit dieser Urkunde überschrieb sie im Jahr 805 n. Chr. ihre fünf Kolonenhöfe samt den dazugehörigen Leibeigenen nach ihrem Tod dem Bischof von Freising.
Die Herkunft des Namens Dachau ist nicht eindeutig geklärt. Er könnte sowohl auf keltische als auch – was wahrscheinlicher ist – althochdeutsche Ursprünge zurückgehen. Danach setzt sich der Name Dachau aus den althochdeutschen Worten dâha (Lehm)[9] und ouwe (von Wasser umflossenes Land) zusammen.[10] Beide Varianten werden auf den lehmigen Boden des tertiären Hügellandes zurückgeführt.
Ursprünglich stand auf dem ca. 500 Meter hohen Schlossberg eine Burg der Grafen von Dachau aus dem frühen Mittelalter. Die Grafen waren ein Zweig der Grafen von Scheyern. 1182 erwarb Otto I., aus der Pfalzlinie der Wittelsbacher, Burg und Grafschaft Dachau. Sie wurde jedoch in den Jahren 1398 und 1403 zerstört.
Die günstige Lage an der Hauptstraße, die München mit Augsburg verband, brachte Dachau einen Aufschwung. Ab dem 12. Jahrhundert diente Dachau als Sommersitz für zahlreiche bayerische Fürsten. Zwischen 1240 und 1270 erhielt Dachau Marktrechte, entweder von Herzog Otto II. oder seinem Sohn, Herzog Ludwig II. dem Strengen. Von 1467 bis 1501 war Dachau eine Domäne des abgedankten Herzogs Siegmund und so bestand das kurzlebige Herzogtum Bayern-Dachau, das nach dem Tode des Herzogs wieder an Bayern-München zurückfiel.
Renaissance und Barock
Zwischen 1546 und 1577 wurde das Schloss Dachau von den Wittelsbachern, Herzog Wilhelm IV. und später seinem Sohn Herzog Albrecht V., im Stil der Renaissance umgebaut. Es entstand ein vierflügeliges Renaissanceschloss nebst Hofgarten.
Etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde für die Benutzung der innerörtlichen Straßen ein Pflasterzoll erhoben. Eigens dafür wurde um 1820 das Zollhäusl (18qm) in der Dachauer Altstadt errichtet. Heute befindet sich darin das Informationsbüro „Naherholung und Tourismus im Dachauer Land“.
Die schlimmste Zeit erlebte die Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg, als der Markt von den Schweden belagert und geplündert wurde. Bis ins letzte Kriegsjahr war Dachau in den Krieg eingebunden: Die Schlacht bei Dachau am 5. Oktober 1648 war die letzte größere militärische Konfrontation des Dreißigjährigen Krieges.
In den Jahren 1715 bis 1717 wurde das Schloss von Joseph Effner dann nach neuester französischer Mode barockisiert. Dachau wurde unter Kurfürst Max Emanuel für einige Zeit wieder zu einem bevorzugten Landsitz des Münchner Hofes. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verfielen die Gebäude, weil der Hof immer seltener nach Dachau kam. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden der Nord-, Ost- und Südflügel der Schlossanlage wegen Baufälligkeit abgebrochen, da dem ersten König Bayerns, Max Joseph, nach den napoleonischen Kriegen das Geld für eine aufwändige Instandsetzung fehlte. Der Tanz- oder Gartensaaltrakt blieb bis heute erhalten.
Im ersten Stock dieses Traktes ist noch die originale, aus Holz gefertigte Renaissancekassettendecke zu sehen. Sie ist ein Werk des Kistlers Hans Wisreutter und gilt als eine der bedeutendsten Renaissancedecken in Süddeutschland. Reste der Terrassierung am Schloßberg zeugen heute noch vom dortigen Obstanbau für die Hofküche. Dachau war in früheren Jahrhunderten für die hervorragende Qualität des hier in geschützten Lagen erzeugten Tafelobstes berühmt.
Dachau im 19. Jahrhundert
In Dachau setzte ab ca. 1840 mit der Industrialisierung, dem Eisenbahnbau und der Trockenlegung des Dachauer Mooses ein tiefgreifender Wandel ein. Im Moos siedelten neue Bevölkerungsgruppen. Ein Keim war auch die Paun’sche Papiermühle in der Brunngartenstraße, die 1859 von dem Münchener Papierfabrikanten Gustav Medicus aufgekauft wurde. Er gründete 1862 die München-Dachauer Actiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation (MD), die zeitweise zur größten Papierfabrik in Deutschland aufstieg und bis 2007 größter Arbeitgeber der Region war. 1865 entstand eine Malzfabrik.
Am 14. November 1867 wurde die Eisenbahnstrecke München–Ingolstadt mit dem Bahnhof Dachau eröffnet.
Auch die Königlich-Bayerische Pulverfabrik ("Pumpf" genannt), aus der ab 1915/1916 die Pulver- und Munitionsfabrik Dachau, auf Fluren der Gemeinden Prittlbach und Ebenhausen vor den Toren Dachaus im Würmmüllerhölzl, hervorging, zog Tausende von Arbeitern nach Dachau, und prägte so den soziologischen Wandel Dachaus vom Handels- und Agrarraum zum Standort einer Industriearbeiterschaft.
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Ort Heimat zahlreicher Künstler. Die Künstlerkolonie Dachau machte den Ort zur bedeutendsten Malerkolonie neben Worpswede in Deutschland außerhalb der großen Städte. Um diesem Status gerecht zu werden, wurde bei der verspäteten Feier zum 1100-jährigen Jubiläum des Marktes 1908 im Dachauer Schloss eine städtische Gemäldegalerie eröffnet.
Dachau im frühen 20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg bedeutet eine Zäsur für Dachau, denn Dachauer und Künstler mussten nun an die Front. Zwischen 1914 und 1918 fielen 160 Soldaten aus Dachau.
Vor allem die Pulver- und Munitionsfabrik Dachau sorgte für stark angewachsene Arbeiterschaft während des Ersten Weltkrieges. Bedingt durch das Kriegsende 1918 musste die Fabrik den Betrieb einstellen. Noch 1919 kam es in Dachau zu Kampfhandlungen im Zuge der Münchner Räterepublik, die auch als Schlacht um Dachau in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Bedingt durch den Mangel an Arbeitsplätzen entstand eine hohe und anhaltende Arbeitslosigkeit. Dachau galt bis in die 1930er Jahre als sog. Notstandsgemeinde im Deutschen Reich. Mit zahlreichen staatlichen Maßnahmen, etwa durch die Flussregulierung der Amper, E-Werkebau oder dem Wegebau, wurde versucht das Leid der Bevölkerung zu mildern.
Dachau während der NS-Diktatur (1933–1945)
Dachau war eine Arbeiterstadt und zu Zeiten der Münchner Räterepublik durchaus eine Hochburg der SPD, USPD und KPD. Als Rudolf Heß im Gasthaus "Hörhammer" für die NSDAP werben wollte, wurde er mit Johlen und Pfeifen und der "Internationalen" vertrieben. Bei der Reichstagswahl im März 1933 bekamen die Nazis in Dachau nur 23,9 Prozent, in Bayern waren es 43,1. Man war stolz darauf, eine rote Stadt zu sein.[11]
Zu unrühmlicher Bekanntheit gelangte Dachau dennoch durch das 1933 von den Nationalsozialisten errichtete Konzentrationslager Dachau, das erste „offizielle“ Lager, das neben Auschwitz in Deutschland zum Inbegriff der Konzentrationslager wurde.
Heinrich Himmler, 1933 Reichsführer SS und Münchener Polizeipräsident, ließ es östlich der Stadt Dachau auf dem Gelände der ehemaligen Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau errichten. Die Fabrik verfiel seit 1920.[11] Das voll erschlossene und hermetisch abgeschlossene Gelände gehörte dem Staat und war Heinrich Himmler bereits zuvor bekannt – wohl deshalb wurde dieser Ort für das erste Lager ausgewählt. Der Dachauer Gemeinderat wurde darüber nicht informiert. Dachau selbst war auch keineswegs eine Hochburg der völkischen Bewegung, die NSDAP hatte im Gegensatz zur KPD nicht von der Arbeitslosigkeit profitiert. Das KZ diente – vor allem in seinen Anfangsjahren, als die NSDAP ihre Macht festigen wollte – zur Inhaftierung und zur Abschreckung politisch Andersdenkender. Schon am 22. März wurden etwa 150 Häftlinge von den Gefängnissen Landsberg am Lech, Neudeck und Stadelheim auf das Gelände gebracht.
Am 15. November 1933 wurde der frühere Markt Dachau zur Stadt erhoben.
Seit dem 1. April 1939 gehörte das Konzentrationslager Dachau zum Stadtgebiet Dachau. Das Konzentrationslager war Ausbildungsstätte der SS-KZ-Wachmannschaften und ist heute Gedenkstätte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Schießplatz bei Hebertshausen zwischen Oktober 1941 und April 1942 von SS-Mannschaften aufgrund des „Kommissarbefehls“ Tausende sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Auf dem Waldfriedhof im Gemeindeteil Etzenhausen wurden 1945 vor allem diejenigen ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau begraben, die in den Monaten unmittelbar nach der Befreiung des Lagers noch an den Folgen der Haft gestorben waren. Darüber hinaus findet sich hier die letzte Ruhestätte von jüdischen Häftlingen, die den Todesmarsch vom KZ Flossenbürg nach Dachau Ende April 1945 nicht überstanden hatten. Ein weiterer Gedenkort ist seit 1959 der Ehrenfriedhof Leitenberg.
Ab Mai 1944 wurde unter dem Dachauer Schlossberg ein Luftschutzbunker mit zahlreichen Stollen und Schutzräumen gebaut.
Kurz vor Kriegsende, am 28. April 1945, fand der Dachauer Aufstand statt. Eine von Georg Scherer und Walter Neff geleitete Widerstandsgruppe, bestehend aus kurz vorher entflohenen KZ-Häftlingen, Dachauer Bürgern und Angehörigen des Volkssturms, wollte das NS-Regime in der Stadt beenden und einen sinnlosen Abwehrkampf verhindern.
Dachau ab 1945
Im Jahre 1947 fand in Dachau der Dachauer Dora-Prozess statt. Er war Teil der 489 Dachauer Prozesse, die Militärgerichte der US Army von 1945 bis 1948 in Dachau auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau gegen Kriegsverbrecher des Nationalsozialismus führten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in Dachau, wie auch in vielen anderen bayerischen Gemeinden, Heimatvertriebene angesiedelt, was zu einem Bevölkerungszuwachs von ca. 30 bis 40 % führte. Nach vorübergehender Unterbringung in den Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers wurden die Familien bei der einheimischen Bevölkerung untergebracht. Erst die Erweiterung durch die Neubaugebiete in Dachau-Süd sowie die neue Siedlung Dachau-Ost brachten hier eine Entspannung. Insgesamt wuchs so die Bevölkerung des Ortes während der „Wirtschaftswunder“zeit sehr stark an und es erfolgte ein Strukturwandel vom bäuerlichen-kleingewerblich geprägten Ort zu einem Wohnort mit vielen Pendlern.
Die ehemalige SS-Unterkunft beim KZ Dachau wurde nach 1945 von der US-Armee als Eastman Barracks belegt. 1973 zog dort die Bayerische Bereitschaftspolizei (VI. Abteilung) ein.
Bei der Kommunalwahl 2002 wurden im Wahlfälschungsskandal von Dachau Stimmen hundertfach zugunsten von mehreren CSU-Kandidaten manipuliert.
Dachau im 21. Jahrhundert
Im Juni 2007 wurde die traditionsreiche MD-Papierfabrik, mit 350 Arbeitsplätzen größter Arbeitgeber der Stadt, nach einer letzten Schicht der Arbeiter geschlossen.[12] Sie ging zurück auf die München-Dachauer Papierfabriken, die als MD-Papierfabriken zeitweise die größte Papierfabrik Deutschland war. Unter anderem wurde dort das Papier für die Satirezeitung "Simplicissimus" hergestellt und während der Räterepublik sogar Geldnoten. Der Schließung vorausgegangen war die zum 1. Februar 1996 erfolgte Übernahme der MD Papier GmbH durch die finnische Papier-Gruppe Myllykoski. Die Schließung wurde seitens Myllykoski mit einer sehr schlechten Marktsituation und Überkapazitäten begründet. Zudem seien die Anlagen in Dachau überaltert und der Schwesterbetrieb von Myllykoski in Plattling leistungsfähiger, um dort die Produktion fortzusetzen.[12] Im Januar 2019 begann der Abbruch der Fabrik, wobei kleinere Teile als denkmalgeschützte Bauten erhalten werden sollen. Die notwendige Sanierung der kontaminierten Böden und die damit verbundenen Kosten die Hauptursache für die jahrelange Industriebrache in attraktiver Zentrumsnähe. Die Gesamtfläche der ehemaligen Betriebsstätten liegen bei 17 ha.[13] Die Stadt Dachau schrieb zur Neugestaltung des MD-Quartiers ("Mühlenquartier") einen Ideenwettbewerb aus, da die Fläche einen komplett neuen Stadtteil ermöglicht.1. Preisträger waren die Architekten Trojan, Trojan & Wendt, sowie die Landschaftsarchitekten Lohrer & Hochrein. Die Stadt strebt für das Mühlenquartier eine heterogene Nutzung als Kultur-, Arbeits-, Wohn- und Geschäftsviertel an und will einen Bebauungsplan entwickeln.[14]
Am 11. Januar 2012 kam es zu einem tragischen Mord im Amtsgericht Dachau, der landesweit für Aufmerksamkeit sorgte, und zu verschärften Zugangsbestimmungen des Amtsgerichtes führten.
2015 beschloss der Stadtrat das städtische Hallenschwimmbad neu zu bauen, eine Großinvestition für die Stadt (Plankosten 20 Mio. EUR). Zuletzt hatten fast 70.000 Besucher jährlich das alte Hallenbad genutzt und es deutlich an seine Kapazitätsgrenzen gebracht. Ende 2023 soll das neue Hallenbad über acht Bahnen, eine Rutsche, Ein- und Drei-Meter-Brett, Sauna sowie Nichtschwimmerbecken und Kinderbereich verfügen.
Dachau versteht sich heute als Lern- und Erinnerungsort. Auch Kunst und Kultur spielen eine große Rolle.
Text: Wikipedia
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