Deggendorf

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Deggendorf ist eine Große Kreisstadt im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.

Stadtführer

Die Karte wird geladen …

(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Deggendorf.

Geschichte

Frühgeschichtliche Spuren

Die ältesten nachgewiesenen Funde im Raum Deggendorf stammen von alt- und mittelsteinzeitlichen Jägern und Sammlern und sind mindestens 50.000 Jahre alt. Archäologen gehen davon aus, dass auf und um den Natternberg im heutigen gleichnamigen Stadtteil bereits vor 5000 v. Chr. eine jungsteinzeitliche Siedlung der Linearbandkeramik bestand, ähnlich wie sie auch in vielen weiteren Teilen Niederbayerns und besonders im Gäuboden durch Luftbildarchäologie und Bestattungsplätze nachgewiesen werden konnte. Im mittleren und jüngeren Abschnitt der Urnenfelderzeit zwischen dem 10. und 8. Jahrhundert v. Chr. war auf dem rund 70 Meter hohen Berg ein dauerhafter Siedlungsschwerpunkt einer Höhensiedlung, dies konnte durch Ausgrabungen von Siedlungsüberresten beim Bau der Bundesautobahn 3 belegt werden. Archäologische Ausgrabungen belegten Siedlungen der Jungsteinzeit (mind. 5. Jahrhundert v. Chr.), der älteren Urnenfelderzeit (10. Jahrhundert v. Chr.) und der späten Hallstattzeit (6.–5. Jahrhundert v. Chr.). Auch im heutigen Stadtteil Fischerdorf wurden ca. 6000 Jahre alte Siedlungsspuren nachgewiesen. Am Ort des heutigen Stadtzentrums wurden Anfang der 1980er Jahre bei Ausgrabungen in der Stadtpfarrkirche keltische Siedlungsreste entdeckt, welche auf die Spätlatènezeit im 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. datiert werden konnten. Es wird angenommen, dass die Kelten die damals für eine Überquerung der Donau günstige Lage nutzten, um den 1029 erstmals urkundlich erwähnten (Altweg) Handelsweg von Süden nach Böhmen zu kontrollieren.[9]

Seit dem 9. Jahrhundert gab es die Goldwäscherei u. a. im späteren Stadtgebiet Deggendorf an der Donau, wo bereits sehr früh an Sand- und Kiesbänken nach Waschgold gesucht wurde. Später kamen auch Suchorte an der Isar im Raum Deggendorf hinzu.[10] Heute wird dies noch als Hobby von Goldwäschern fortgeführt.

Gründung Deggendorfs

In einer am 20. November 1002 ausgestellten Urkunde König Heinrichs II. für das Kloster Niedermünster in Regensburg wird Deggendorf erstmals urkundlich erwähnt.

Deggendorf wurde an einem natürlichen Donauübergang gegründet, der die Straße entlang der Isar nach Norden fortsetzte. Für die in Bayern herrschenden Geschlechter war das immer ein Grund, hier präsent zu sein. Im 11. Jahrhundert Techindorf genannt, erschien es um 1212 bereits als Stadt.

Mittelalter

Mit dem Aussterben der Babenberger und der Grafen von Bogen (1242) setzten sich die Wittelsbacher in den Besitz der ehemaligen Grafschaft Deggendorf. Die Stadt wurde neu geordnet und geplant angelegt. Im Jahr 1280 wird erstmals eine hölzerne Brücke bei Deggendorf über die Donau erwähnt, sie gehört damit zu einer der ersten Brücken über die Donau. Mit Privilegien und Vergünstigungen wurde Deggendorf gefördert, bis es 1316 und 1320 mit dem Stadtrecht ausgestattet und damit der Prozess der Stadtwerdung auch verfassungsmäßig abgeschlossen wurde. Damit war Deggendorf für das Umland zu einem Anziehungspunkt für Markt und Handel geworden. Unter Herzog Heinrich XV. war Deggendorf kurzzeitig Residenzstadt des selbständigen Herzogtums Niederbayern-Deggendorf (1331–1332), das außer der Hauptstadt die Orte Cham, Dingolfing, Landau und Vilshofen umfasste. Er erhielt den Beinamen „der Natternberger“, da er sich vorzugsweise in Natternberg bei Deggendorf auf der gleichnamigen Burg aufhielt. 1338 wurde die jüdische Gemeinde Deggendorfs im Verlauf eines Pogroms komplett vernichtet. Das angebliche Wunder, das der den verbrannten Juden vorgeworfenen Hostienschändung gefolgt sein soll, begründete die bis 1992 stattfindende Wallfahrt zur Grabkirche, die sogenannte Deggendorfer Gnad. Die Grabkirche war kurz nach dem Pogrom errichtet worden. Noch bis 1968 fanden Prozessionen und Veranstaltungen in Deggendorf statt, die den damaligen Judenmord verherrlichten.[11] Im Jahr 1429 kam Deggendorf zum Herzogtum Bayern-München, 1496 eröffnete die erste Apotheke der Stadt.

Im 16. Jahrhundert befand sich in Deggendorf eine der 16 Mautstellen des bayerischen Herzogs an der Donau zwischen Neuburg und Passau.[12]

Ab dem 13. Jahrhundert war der heutige Stadtteil Deggenau eines von vielen Weinanbaugebieten im Donautal. Auf dem Weinberg, dem Mühlberg und dem Geiersberg wurde für annähernd 400 Jahre an den Berghängen Wein angebaut. Hierbei handelte es sich um den „Baierwein“. Der erste urkundliche Beleg für einen Weinberg im heutigen Stadtgebiet stammt von 1149 und belegt einen Weinberg auf dem Mühlberg in Deggendorf.[13]

Frühe Neuzeit

Der Dreißigjährige Krieg brachte schwere Bevölkerungsverluste. Zwei Drittel der Einwohner starben 1633/34 an der Pest. Während des Spanischen Erbfolgekriegs wurden Teile der Stadt in Brand gelegt und zerstört. Obwohl diese Ereignisse für Jahrzehnte ihre Spuren hinterließen, erstand Deggendorf als funktionierende Stadt mit Hilfe der Ressourcen des Umlandes schnell wieder. Ein barockes Zeichen des daraus erwachsenen städtischen Selbstbewusstseins wurde mit dem Bau des Grabkirchenturmes 1722 gesetzt, der von Kunsthistorikern als einer der schönsten Türme in Bayern beschrieben wird und dem Stadtplatz seinen unverwechselbaren Charakter gibt. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges brannte 1743 fast die gesamte Stadt nieder.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurden verschiedene neue Verkehrsverbindungen wie die Ruselstraße (1818) und die Eisenbahnlinie über die Donau in den Bayerischen Wald hinein (1877) geschaffen und in Betrieb genommen. Die hölzerne Donaubrücke wurde 1863 durch einen stabilen eisernen Übergang ersetzt und Straßen zur Erschließung des Umlandes gebaut. Das mittelalterliche Stadtbild verschwand durch das Auffüllen der Stadtgräben, die Stadttore und Stadtmauern wurden abgerissen. Der über 500 Jahre alte Stadtkern wurde verändert und aufgeweicht. Heute ist nur noch die Anlage der Stadt erkennbar, ein 27 m langes Stück der Stadtmauer ist erhalten geblieben. Von 1898 bis 1908 wurde der Bau des ersten Frachthafens (heutiger Winter- und Schutzhafen) umgesetzt.

20. Jahrhundert

Erst im 20. Jahrhundert erfuhr Deggendorf durch Eingemeindung der benachbarten Ortschaften einen entscheidenden Gebiets- und Bevölkerungszuwachs. Die Nachbargemeinde Schaching wurde 1935 eingemeindet, in den Jahren 1972 bis 1978 folgten Deggenau, Fischerdorf, Mietraching mit Greising sowie Seebach und Natternberg. Von 1948 bis 1972 war Deggendorf eine kreisfreie Stadt.

Das Bezirksklinikum Mainkofen, damals als Heil- und Pflegeanstalt in Mainkofen, wurde 1911 im heutigen Stadtteil Natternberg eröffnet. Heute ist es mit rund 720 Betten eine von zwei großen Kliniken in der Stadt und eine der größten Bezirkskliniken in Bayern.[14]

In der NS-Zeit erhielt die Stadt eine Garnison, ab 1935 wurde die Riga-Kaserne für das Infanterieregiment 85 der Wehrmacht errichtet.

Am 5. Februar 1945 fielen die ersten alliierten Bomben auf Deggendorf, nach nur rund 5 Wochen bis 14. März wurden bereits insgesamt 300 Fliegeralarme gezählt. Nach zahlreichen schweren Luftangriffen auf den großen benachbarten Eisenbahnknotenbahnhof in Plattling, wurde am 20. und 24. April 1945 auch der Hafen Deggendorf und die Sirius-Werke in 2 Bombenangriffen auf die Öl-Depots zu großen Teilen zerstört.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1945 in Deggendorf ein DP-Lager für jüdische so genannte „Displaced Persons“ eingerichtet. Es beherbergte bis zu 2000 Bewohner und wurde im Juni 1949 aufgelöst. Die in dieser Zeit in Deggendorf verstorbenen Mitglieder dieser jüdischen Gemeinde ruhen auf einem kleinen, nichtöffentlichen jüdischen Friedhof auf dem Gelände des größten Deggendorfer Friedhofs.[15]

Die letzte der insgesamt drei nach dem Krieg im Stadtgebiet eingerichteten US-Militäreinrichtungen wurde 1957 aufgelöst.

Deggendorf wird ab 1. Juli 1972 wieder Kreisstadt. Nachdem Deggendorf bereits für 8 Jahre von 1940 bis 1948 seine Kreisfreiheit verloren hatte, war sie nach dem Zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1972 wieder kreisfreie Stadt.

Zum Gedenken an diejenigen Opfer des Nationalsozialismus, die in Deggendorf wohnten, verlegte der deutsche Künstler Gunter Demnig am 2. Oktober 2012 Stolpersteine in der Stadt.

In den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich die Siedlungsfläche Deggendorfs erheblich aus. Die altstadtnahen Hügel wurden dabei fast vollständig bebaut. Als eine Art neues Wahrzeichen der Stadt entstand seit 1976 das weithin sichtbare Klinikum Deggendorf mit heute 502 Betten.

21. Jahrhundert

Von 1985 bis 2013 gedachte die Stadt auf dem Geiersberg der Opfer der Weltkriege. Nachdem im Frühjahr 2013 bekannt geworden war, dass sich auf dem als Heldenhain bezeichneten Areal auch Gedenktafeln für Angehörige der SS befanden, ließ die Stadt diese entfernen. Seitdem wird die Stätte an Gedenktagen unter dem Namen „Gefallenenhain“ genutzt.[16]

Anfang Juni 2013 wurde Deggendorf von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Mehr als 6000 Menschen mussten evakuiert werden oder wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, da die errichteten Dämme den Wassermassen nicht mehr standhalten könnten. Tiefliegende Ortsteile wie Fischerdorf und Natternberg wurden nach einem Bruch des Isardamms komplett überflutet.[17][18] Weitere starke Überschwemmungen im Deggendorfer Raum waren 1787, 1816, 1845, 1876, 1920, 1924, 1926 und 1954 in der alten Chronik der Stadt verzeichnet.[19]

Nach dem Hochwasser 2013 wurde der Hochwasserschutz auch in der Stadt und im Raum Deggendorf an Isar[20] und Donau[21] komplett überarbeitet und erneuert, um jetzt sogar einem hundertjährlichen Hochwasser stand zu halten.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.