Doberlug-Kirchhain

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Doberlug-Kirchhain ist eine Doppelstadt im Süden von Brandenburg im Landkreis Elbe-Elster. Sie entstand 1950 durch die Zusammenlegung der benachbarten Kleinstädte Doberlug (bis 1937 Dobrilugk) und Kirchhain.

Ortsführer

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Doberlug-Kirchhai.

Doberlug

Kirchhain

Geschichte

Ortsname

Der Name Dobrilugk lässt sich auf sorbischen Ursprung zurückverfolgen. Die Adaption von Dobrjoług ist Dobry Ług beziehungsweise Dobraluh, was Gutes Wiesenland[5] bedeutet. Darüber hinaus finden sich in einigen Darstellungen die Deutung Lug am Dober – Wald (Luch) am Dober, wobei Dober ein historischer Name der Kleinen Elster ist. Da Spuren einer slawischen Vorbesiedlung nicht gefunden wurden, übernahm das zur Einsamkeit verpflichtete Kloster Doberlug nicht einen Ortsnamen, sondern einen Flurnamen.

Kirchhain geht auf den Namen Kyrkhagen zurück und ist ein deutscher Name, der auf die Kirche einer „einhegten“ Siedlung hinweist.[6]

Aufgrund des Zisterzienserklosters Dobrilugk entwickelte sich zunächst Dobrilugk als die impulsgebende Ortschaft für das Umland und weite Teile östlich der Elbe. Als Nachweis gelten hier die Hoheit über die Stadt Lübben und etwa 40 Dörfern im 14. Jahrhundert. Seit dem 18. Jahrhundert entstanden in Kirchhain Manufakturen des Weißgerberhandwerks, vor allem für Schafwolle. Begünstigt durch das weiche Wasser der Kleinen Elster sollen weniger Weichmacher erforderlich gewesen sein. Die Lederherstellung sorgte dort für Konjunktur in Industrie und Gewerbe. Im Jahr 1912 befanden sich 76 Gerbereien im Ort.[7] Ersterwähnung in der Handschrift von Thietmar von Merseburg: Chronicon Thietmari Merseburgensis. Dobraluh ist nachträglich weiß markiert.

Dobrilugk

Für das Jahr 1005 ist die erste Erwähnung einer Örtlichkeit Dobraluh nachgewiesen. Hier entstand 1165 (als Gründungstag gilt der 1. Mai 1165) unter der Herrschaft des Markgrafen Dietrich von Landsberg und Eilenburg das Zisterzienserkloster Dobrilugk, das nach Schenkungen und Käufen mehrerer umliegender Höfe und Dörfer sehr einflussreich wurde. Eine Klosterkirche kam 1184 hinzu; sie wurde 1228 geweiht. Im strengen Winter 1211/1212 erwähnt Walther von der Vogelweide das Kloster als einen unwirtlichen Ort: "Bevor ich noch länger in solcher Not eingezwängt wäre, wie ich’s jetz bin, eher würde ich ein Mönch in Toberluh." Diese Kargheit war jedoch gewollt. Die Zisterzienserstatuten hatten zwei Ideale: Die Einsamkeit und die Armut, die sich aber anders entwickelten. Die besonderen Fertigkeiten der Zisterzienser führten zu größerer Produktion und entsprechendem Handel. „Die Zisterzienser beschränkten sich aber schon im 12. Jahrhundert nicht mehr auf die Eigenversorgung. Sie wollten zusätzlich die Gewinnmöglichkeiten des Handels nutzen. Dafür übernahmen sie bereits bestehende Märkte und Krüge und errichteten schon bald weitere.“[8] Durch das Ideal der Einsamkeit verbot es sich, in Dobrilugk Handel zu treiben. Stattdessen wurde in geringer Entfernung (2,5 km) der Marktort Kirchhain („Oppidum“) gegründet. Dobrilugk wurde 1664 im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schlosses zur Stadt erhoben.

Die Klosterkirche wurde nach ihrer Zerstörung in den Jahren 1673 und 1674 zu einer Hofkirche umgebaut. In diese Zeit fallen auch die planmäßige Erweiterung des Ortes und die Verleihung des Stadtrechtes am 2. Mai 1664. Durch die Ansiedlung zahlreicher Handwerker entwickelte sich die Stadt rasch. Sie wandelte sich dann jedoch und der Ackerbau wurde zur wichtigsten Erwerbsquelle. 1820 wurde in einer Zeit des erneuten Aufschwungs des Handwerks in der Nähe eine Glashütte errichtet. Am 30. November 1937 wurde der Ort Dobrilugk in Doberlug umbenannt, um den slawischen Ursprung des Ortsnamens zu verwischen. Dies traf eine Reihe von Orten der Region, vgl. Liste von Ortsumbenennungen in der Lausitz 1936/37.

Kirchhain

Bronzezeitliche Urnenfunde am ehemaligen Galgensberg – heute ein See an der Finsterwalder Straße – und Wasserwerk Waldhufe belegen Siedlungen der Lausitzer Kultur von 1500 bis 500 v. Chr. Um 500 v. Chr. siedeln die germanischen Volksstämme der Semnonen und um 200–400 Burgunder. Um 600 geschieht die Einwanderung und Ansiedlung der Sorben (Wenden). Ein Teil derer waren die Lusizi, die der Lausitz ihren Namen gaben.

1234 wird Kirchhain als „Kyrkhagen“ erstmals urkundlich erwähnt. Es gehörte derzeit zum Besitz des Klosters Dobrilugk. Eine eigentliche Verleihung des Stadtrechtes (die Stadt besaß offenbar Magdeburger Recht) ist für Kirchhain nicht überliefert, doch muss sie zwischen 1434 und 1446 erfolgt sein.

Um 1800 lebten zahlreiche Handwerker, vor allem Tuchmacher, Schuhmacher und Kürschner in dieser Stadt. So erreichte sie einen bedeutenden wirtschaftlichen Einfluss und wurde eine der reichsten im Lande. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte das Gerberhandwerk eine herausragende Entwicklung, wodurch Kirchhain schließlich zum Zentrum der größten Schaflederproduktion Deutschlands wurde. Ergänzt durch die Ansiedlung von Dampfsägewerken, Mühlen und Betrieben der metallverarbeitenden Industrie erlangte die Stadt überregionale Bedeutung. Herausragend waren die durch die ortsansässige Druckerei hergestellten Bücher. Mit dieser industriellen Entwicklung ging eine Ausdehnung der Stadt einher, u. a. die Erweiterung um das Jähdeneck durch den ansässigen Oberpfarrers Jähde.[7]

Doberlug-Kirchhain

Die Entstehung des Namens Doberlug-Kirchhain geht auf die am 1. Juli 1950 in der DDR durchgeführte Gebietsreform zurück. Durch die Führung der heutigen Eisenbahnstrecke Cottbus–Leipzig als Teil der ehemaligen Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn zwischen beiden Ortsteilen hindurch blieb eine geografische Trennung bestehen.

Waren 1875 in Kirchhain etwa 70 Weißgerber gezählt worden, so erlebte dieses Handwerk im 20. Jahrhundert einen deutlichen Niedergang. Zwischen 1950 und 1960 waren bereits etwa ein Drittel der Gerber mit ihren Patenten in die Bundesrepublik Deutschland übergesiedelt. Die verbliebenen Werkstätten wurden weitgehend auf das Gerben von Oberleder für die Schuhindustrie umgestellt. Nach dem Ausbleiben der Zulieferung der Felle aus der Sowjetunion und der Mongolei und dem Wegfall des Marktes nach 1989 wurden die Großbetriebe geschlossen. Anschließend gab es nur noch drei private Gerbereien.

Seit der Wende, spätestens seit dem Niedergang der sozialistischen Betriebe und Einsetzen der Landflucht, bemüht sich die Stadt, unter Berücksichtigung der Historie an alte Wurzeln anzuknüpfen:

Sanierung beider Stadtkerne und des Schlosses Doberlug

Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg im Januar 2007

Im Oktober 2008 eröffnete ein Einkaufszentrum auf dem Gelände einer ehemaligen Lederfabrik

Die 1. Brandenburgische Landesausstellung fand vom 7. Juni bis 2. November 2014 in der Doppelstadt statt.

Doberlug und Kirchhain gehörten 1817–1952 zum Landkreis Luckau (bis 1947 in der preußischen Provinz Brandenburg, 1947–1952 im Land Brandenburg). 1952–1993 war Doberlug-Kirchhain Teil des Kreises Finsterwalde (bis 1990 im DDR-Bezirk Cottbus, 1990–1993 wieder im Land Brandenburg). Seit der Kreisreform 1993 liegt die Stadt im Landkreis Elbe-Elster.


Text: Wikipedia

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