Dom Unserer Lieben Frau (Augsburg)

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Historische Ansichtskarte

Die Hohe Domkirche Unserer Lieben Frau zu Augsburg (Augsburger Dom) ist die Kathedrale des Bistums Augsburg und Stadtpfarrkirche der Dompfarrei Zum Heiligsten Herzen Jesu. Neben der Basilika St. Ulrich und Afra gilt der Dom als bedeutendster Kirchenbau und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt Augsburg. Die Ursprünge des Domes werden auf das 8. Jahrhundert datiert. Der Dom ist 113 m lang, 40 m breit und seine Türme sind 62 m hoch.


Baugeschichte

Der Dom liegt innerhalb der Stadtmauern der ehemaligen römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum. Unter dem romanisch-gotischen Dom konnten Fundamente aus dem 4. Jahrhundert ergraben werden (1978/79), die möglicherweise auf eine frühchristliche Kirche und einen Bischofssitz hinweisen. Allerdings wurden hierfür bisher noch keine Nachweise in den Quellen gefunden. Auf eine christliche Gemeinde dieser Zeitstellung deutet nur eine Grabinschrift, die im Bereich der ehemaligen Johanneskirche neben dem Dom gefunden wurde.

Die ersten nachweisbaren Dombauten entstanden unter den Bischöfen Wikterp († um 772) und Sintpert, dessen Bischofskirche 805 geweiht wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des Mariendomes stammt von 822. Die Beschädigungen infolge der Ungarneinfälle ließ Bischof Ulrich ab 923 beseitigen. Der Westbau stürzte 994 ein, zwei Jahre später begann Bischof Liutold mit Unterstützung der Kaiserin Adelheid – die den Einsturz angeblich in einer Vision vorausgesehen haben soll – mit dem Neubau. Dieser begann mit Westchor und nördlichem Querhaus und war wohl im Jahr 1006 fertiggestellt; er bildet den Kern des heutigen Domes (Mittelschiff). Erste größere Baumaßnahmen gab es unter Bischof Heinrich II.; ihr genaues Ausmaß ist unklar, gesichert ist aber, dass es sich hierbei um Veränderungen an einem vollständigen Bauwerk handelte und nicht um die Fertigstellung eines unterbrochenen Baus handelte. Abgeschlossen waren diese Umbauten unter Heinrichs Nachfolger Embriko, der 1065 einen Hauptaltar im Westchor weihte. In einer weiteren Baumaßnahme wurde um das Jahr 1178 das komplette Quer- und Langhausdachwerk ersetzt.

Ab 1331 erweiterte man den romanischen Dom in gotischen Stilformen. Bischof Markward legte 1356 den Grundstein für den mächtigen Ostchor, der erst 1431 vollendet war. 1537–1548 verwüsteten die protestantischen Bilderstürmer das Gotteshaus. Die zerstörte Ausstattung wurde während der Gegenreformation allmählich ersetzt. Im Jahre 1565 erhöhte man den Nordturm. 1655–1658 wurde das Dominnere in barocken Formen um- und ausgestaltet. Später kamen noch einige Kapellenanbauten hinzu. Erhalten hat sich hiervon jedoch nur der Zentralbau der Marienkapelle am Kreuzgang.

1808/09 brach man die Bebauung südlich der Kathedrale ab und legte einen Parade- und Exerzierplatz an. Von 1852 bis 1863 wurde die Barockausstattung beseitigt und der Dom im Sinne der Neugotik rückgebaut. Die historisierende Ausstattung ergänzte man durch den Zukauf und die Umsetzung bedeutender mittelalterlicher Gemälde und Plastiken. 1934 wurde die mittelalterliche Raumgestalt rekonstruiert und die Farbfassung wiederhergestellt, um die neugotischen Aspekte des Domes zu reduzieren. Im Zweiten Weltkrieg blieb der Dom weitgehend verschont. Am schwersten wurde die Marienkapelle getroffen, auch der Kreuzgang erlitt Schäden. Das Innere wurde 1983/84 umfassend restauriert und saniert. Am Außenbau ersetzte man die Bauteile aus Sandstein in den letzten Jahrzehnten weitgehend. Das neue Bronzeportal am Chor konnte 2001 geweiht werden.


Baubeschreibung

Von weiten Teilen der Augsburger Innenstadt lassen sich die beiden Glockentürme des Hohen Domes erblicken. Sie gehören mit 62 Metern Höhe neben der Basilika St. Ulrich und Afra und dem Perlachturm zu den höchsten Gebäuden in der historischen Altstadt von Augsburg.

Auf den Resten älterer Gebäude wurde von Bischof Simpert um das 8. Jahrhundert ein Dom erbaut. Im Jahr 994 stürzte der Bau ein. Der daraufhin bis um 1065 erbaute Dom ist der Ursprung des heutigen Gebäudes. Die beiden Kirchtürme, die noch heute bestehen, wurden bis 1075 fertiggestellt. Im 14. Jahrhundert erfolgte der Umbau im Stil der Gotik.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte der Augsburger Dom zahlreiche Umbauten, wobei viele Kunstschätze verloren gingen. Die letzten bedeutenden Umbaumaßnahmen fanden 1863 statt, als der Dom im Stil der Neugotik umgebaut wurde.


Außenbau

Der Augsburger Dom ist eine lang gestreckte, fünfschiffige Basilika mit einem östlichen Umgangschor und einem einschiffigen Westchor. Der Westapsis ist ein Querhaus vorgelagert. Die beiden romanischen Türme vor dem Ostchor sind aus Bruchsteinen aufgemauert und werden durch Lisenen und Bogenfriese gegliedert. Den Abschluss bilden hohe Spitzhelme mit Dreiecksgiebeln.

Die doppelten Seitenschiffe der Langhaussüdseite aus unverputztem Ziegelmauerwerk werden außen von einfachen Strebepfeilern gestützt. Die quergestellten Satteldächer über den Gewölben sind hinter dreieckigen Zinnengiebeln verborgen. Das offene Strebesystem ist in der Dachzone versteckt. Die ursprünglichen Fensteröffnungen der schmucklosen Hochschiffwand wurden vermauert.

Der gotische Ostchor ist weiß verputzt, die reiche Architekturgliederung steinsichtig belassen, aber größtenteils erneuert. Bedingt durch einige Planungsänderungen vermittelt der Chorbau einen „unfertigen“ Eindruck. Die Architektur folgt im Grundriss dem „französisch-kathedralen“ Grundmuster, der basilikale Mittelraum wirkt hingegen plump und wie eine Notlösung. Die Dachflächen über den Kapellen sind weit nach oben gezogen, geschlossene Strebemauern stützen den Obergaden an Stelle offener Strebebogen.

Diese „unbeholfene“ Chorlösung mit ihrer unorganischen Verbindung von Umgang und Chorschluss irritiert vor allem durch die fensterlosen oder nur durch kleine Fensteröffnungen belichteten kahlen Wandflächen. Ursprünglich war offenbar auch ein offenes Strebesystem vorgesehen, es wäre also ein „klassischer“ Kathedralchor französischen Schemas entstanden. Einige Kunsthistoriker interpretieren die unbefriedigende Chorlösung des Domes als das Ringen traditioneller Kräfte mit den Verfechtern modernerer spätgotischer Raumlösungen. Vielleicht spielte auch die Tradition aufwendiger Musikzüge mit zahlreichen Singchören hier eine Rolle, so dass etwa ein Triforium die Akustik negativ beeinflusst hätte. Dennoch ist hier eine durchaus originelle und einmalige Chorlösung entstanden, die sich vom Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd und vom Veitsdom in Prag deutlich abhebt.

Mangels Quellen lässt sich auch über die Frage der Baumeister nur spekulieren. Die Qualität der Architektur des Chorumganges mit seinen reichen Kapitellformen beweist allerdings die Beteiligung hochrangiger Kräfte westlicher Schulung. Neuere Forschungen weisen hier auf Heinrich Parler, den ehemaligen Parlier des Kölner Domes. Allgemein wird der Kölner Domchor als Vorbild für Augsburg angesehen.

Das prachtvolle Südportal (um 1356) am Ostchor wendet sich als Schaufassade der bürgerlichen Reichsstadt zu. Die Vorhalle liegt zwischen zwei Strebepfeilern und wird durch Maßwerkblenden und -friese gegliedert. Der Skulpturenschmuck ist größtenteils verwittert oder erneuert. In den Gewänden des Portals stehen Apostelfiguren, am Mittelpfeiler die Gottesmutter. Das dreiteilige Tympanon zeigt vielfigurige Szenen aus dem Marienleben. Der Südeingang ist die aufwendigste Portalanlage des 14. Jahrhunderts in Süddeutschland. In Konzeption und Ausführung lassen sich Parallelen zum Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd erkennen. Das Nordportal ist wesentlich einfacher gestaltet und nahezu vollständig erneuert. Der künstlerische Rang des Originales lässt sich deshalb nur noch erahnen. Das originale Tympanon wurde auf der Rückseite im Dominneren geborgen. Es zeigt die Anbetung der Könige, die Verkündigung und Geburt Christi sowie den Tod und die Krönung Mariae. Eine Inschrift am Mittelpfeiler datiert das Portal auf 1343. Im Norden fügt sich der Klausurbezirk mit dem Kreuzgang an das Langhaus an. Vom nördlichen Seitenschiff aus ist die barocke Marienkapelle im Winkel zwischen Kreuzgang und Kirche zugänglich.


Innenraum

Durch das Südportal gelangt man in die zweischiffige Chorhalle. Rechts schließt sich der Umgang mit den Kapellen an. Hinter den steinernen Chorschranken mit ihren Maßwerkbrüstungen liegt das – leicht erhöhte – Presbyterium des Ostchores. Die Kreuzrippengewölbe des Hochchores ruhen auf dreifachen Diensten bzw. Blattkonsolen, die Gewölbe des Umganges auf einfachen Diensten. Im Norden des Umgangs sind zwei Kapellen auf halber Höhe abgemauert und dienen als Sakristei. Den ungewöhnlichen Abschluss des Hochchores bildet ein großes Ostfenster im Obergaden, dessen bildhafte Wirkung vielleicht auf Anregungen der zeitgenössischen Zisterzienserarchitektur zurückzuführen ist.

Das Mittelschiff des Langhauses geht noch auf den ottonischen Dom zurück, dem die gotischen Kreuzrippengewölbe aufgesetzt wurden. Der Gewölbescheitel liegt unterhalb der einstigen Flachdecke. Die figürlichen Schlusssteine zeigen die Propheten, ein Wappen, einen einbeinigen Meermann und den hl. Johannes. Links und rechts schließen sich die Hallenräume der doppelten Seitenschiffe an, deren Gewölbe von Rundpfeilern getragen werden. Die Wandflächen werden durch eine aufgemalte rote Quaderung gegliedert.

Unter dem Westchor liegt die Doppelkrypta, die 1979–1981 rekonstruiert wurde und als Grablege der Bischöfe dient. Im älteren Westteil tragen vier Säulen die Decke. Auch die Kreuzgratgewölbe der vierschiffigen Ostkrypta (Mitte 12. Jahrhundert) werden von kurzen Säulen gestützt.

Der darüber liegende Westchor ist gegenüber dem Langhaus um einige Stufen erhöht. Die Kreuzrippengewölbe sitzen hier auf Konsolen mit figürlichen Darstellungen, Masken und Blattwerk. Die seitlichen Chorschranken schuf Burkhard Engelberg im Jahr 1501. Unter Maßwerkbrüstungen liegen Blendfelder mit reichen Kompositionen aus Fischblasen über Spitzbogenarkaden. Kielbogenportale ermöglichen den Zugang in den Chor.

Der Dom ist 113 m lang und etwa 39 m breit. Das Gewölbe des Mittelschiffes schließt in 17,5 m Höhe, das Presbyterium des Ostchores ist 28 m hoch.



Text: Wikipedia

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