Dorfkirche Giesenslage
Die evangelische Dorfkirche Giesenslage ist eine spätromanische Backsteinkirche im Ortsteil Giesenslage von Werben (Elbe) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt. Sie gehört zur Kirchengemeinde Werben im Kirchenkreis Stendal der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.





Geschichte und Architektur
Die Kirche Giesenslage ist ein sorgfältig ausgeführter Backsteinbau des späten 12. Jahrhunderts, der zu den künstlerisch wertvollsten und besterhaltenen Bauwerken in der Nachfolge des Klosters Jerichow gezählt wird. Er zeigt die klassische vierteilige vollständige Anlage einer romanischen Dorfkirche mit mächtigem Westquerturm, langgestrecktem Schiff von gleicher Breite und eingezogenem Chor mit halbkreisförmiger Apsis. Andere Quellen datieren das Bauwerk auf das erste Viertel des 13. Jahrhunderts.[1]
Die Detailformen sind fein ausgeführt und bestehen aus Ecklisenen, einem reichprofilierten Sockel und den Gesimsen mit Deutschem Band und dekorativen Dreieck-, Rauten-, Konsol- und Kreuzbogenfriesen. Die Apsis ist durch Lisenen dreigeteilt; die Fenster der Apsis wurden 1967 wiederhergestellt. Die übrigen Fenster sind unverändert erhalten und die Blenden zeigen eine teilweise erhaltene dekorative Bemalung.
Störungen im Mauerwerk belegen die Existenz eines ehemaligen Sakristeianbaus an der Chornordseite. Die Süd- und die Ostseite der Kirche sind reicher verziert als die Nordseite, bei der ein Konsolenfries mit Deutschem Band als Traufenverzierung genügen musste.[1]
Die Kirche wird durch ein abgetrepptes Westportal erschlossen; ein Südportal wurde später vermauert. Das abgetreppte südliche Chorportal sitzt in einem rechteckigen Mauervorsprung. Das Glockengeschoss und die Giebel des Turmes entstammen offenbar erst dem 14. Jahrhundert. Eine Restaurierung wurde 1967 durchgeführt. Das Turmuntergeschoss ist mit einem Tonnengewölbe aus Backstein versehen. Im Innern der Mauer zum Schiff ist eine Treppe zum Turmobergeschoss eingebaut.
Ausstattung
Der altertümliche trogartige Taufstein aus Sandstein stammt sicher noch aus romanischer Zeit und wurde aus der Kirche in Räbel hierher überführt. Der Altar besteht aus einer gemauerten Mensa mit Sepulcrum und trägt einen Altaraufsatz aus Eichenholz, der im 18. Jahrhundert geschaffen wurde.[2] Ein gotischer Grabstein stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und zeigt eine Ritzzeichnung eines Geistlichen. Außen an der Kirche ist ein Inschriftgrabstein für Achatz Krüger († 1724) angebracht. Am Glockenstuhl hängt eine Bronzeglocke, die 1902 von der Radlerschen Glockengießerei in Hildesheim gegossen wurde.
Heilige Geheimsprache der Geometrie
Wer vor 800 Jahre die Motivation besaß die eher unscheinbare Kirche mit einem Zahlengeheimnis zu versehen ist bisher unbekannt. Der Historiker Volker Ritters hat sich damit beschäftigt und seine Deutungen sagen folgendes aus:
Den oberen Mauerabschluß der Apsis und des Chores zieren Kreuzbogenfriese. Dann folgt am Langhaus ein Zackenfries und dieser reicht etwa um gut einen Meter in die südliche Schmalseite des Turmes hinein, um dann aprupt in einen Rundbogenfries überzugehen, der dann vor der Lisene an der Süd-West Ecke des Turmes endet.
Das Auffällige ist hier der plötzliche Übergang vom Zacken- zum Rundbogenfries an einer Stelle, die architektonisch keinen Anlaß vorfindet und also unmotiviert erscheint. Das Geheimnis liegt in den Zahlen.
Zahlen in der Höhe: Zwischen den beiden Ziegel-Reihen der Basis und dem Fries liegen bei der Turm-Schmalseite 49 Steine, beim Langhaus 49 Steine, beim Chor 49 Steine und bei der Apsis 36 Steine. Die 49 (=7x7) bedeutet die Ausschüttung des Heiligen Geistes [Endres, 269]. Während im auffälligen Fries (in der Waagerechten, die freimaurrerisch die Vernunft bedeutet, Hieber I, 36) noch von der Aufgabe gesprochen wird, die 4+4 zu erkennen, wird hier in der Senkrechten (in der sich freimaurrerisch gesehen von oben das Gewissen in mich hinein senkt, Hieber I, 36) davon gesprochen, daß der Heilige Geist in der potenzierten Form der 7, nämlich der 7x7 = 49, von oben zu mir komme. Also die Aufgabe für die Arbeit (4+3 und 43 zu erkennen), wird hier mit dem Geschenk der Gnade der einstrahlenden spirituellen Energie (Mit 49) beantwortet.
In der Apsis besteht die Höhe aus 36 Steinen. Das ist die Christus-Zahl, nämlich der Gott (3x3) kommt zur Erde (4)[Noorden, V154]. Als Summe kann bei den Zahlen 49 (Turm) und 49 (Schiff) und 49 (Chor) und 36 (Apsis) in deren Quersumme 13+13+13+9 (=48) die Zahl 48 gefunden werden. Da der Erkannte sich (+1) zu einem Erkannten (hier 48) hinzu zählen kann (48+1, denn der Erkannte ist nicht ohne ihn), ergibt die erkannte Summe der Quersummen wieder die zahl 49, das von oben Einströmende des Heiligen Geistes, der spirituellen Kraft.
Die hier vorgenommene Deutung hat Züge der antiken Geistesströmung der "Gnosis", besonders, wenn der eigene, göttliche Funke betont wird, der vom Körperlichen zu trennen und zu befreien sei, um in seiner reinen Form das große göttliche Licht wiederzuerkennen, eben Gleiches mit Gleichem zu sehen. Im Gegensatz zur priesterlichen Vermittlungstätigkeit zwischen einem sündigen Menschen und einer Figur oder Person eines entrückten, meinem Inneren entfremdeten Gott-Vaters, ohne jemals in Ihn zurückkehren zu können.
Die Trennung in 4+3 mit der Aufgabe der Überwindung der 4 über den dunklen Graben der materiellen Begierden, hinweg zum eigenen Gottesfunken 3 und zur Wiedervereinigung im universalen Geist in der 9, unter Anleitung eines vorausgeganenen Vollkommenen, hat eindeutig gnostische Züge einer Selbsterkenntnis und Selbstlösung.
Die Deutung kann sicherlich jeder nach seiner eigenen Auffassung vornehmen, jedoch reden die in das Bauwerk eingebauten Zahlen (4+3=7, 70, 9, 11, 36, 49, 121) von elementaren sympolischen Befindlichkeiten, die dem "typologischen Modell der Gnosis" entsprechen.
Text Heilige Geheimsprache der Geometrie: Volker Ritters
Text: Wikipedia
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