Dr. Trenkler & Co.

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Die Graphische Kunstanstalt Dr. Trenkler & Co. war ein graphischer Großbetrieb in Leipzig. Sein Hauptproduktionszweig waren Ansichtskarten. Fotoaufnahmen privater und gewerblicher Art, Kataloge und Firmenschriften, Reklamemarken und Druckplatten aller Art gehörten ebenfalls zum Produktionsumfang. Die Hauptproduktionsphase reichte vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken von Dr. Trenkler & Co.

Internationale Baufach-Ausstellung 1913

Völkerschlachtdenkmal

Geschichte

Die Anfänge

1894 gründete Dr. Bruno Trenkler in Leipzig eine kleine Druckerei. Trenkler war 1863 geboren und hatte 1887 nach einem Chemiestudium an der Universität Würzburg promoviert. Zunächst waren Räume in der Dorotheenstraße 5/7,[1] der heutigen Cäcilienstraße, angemietet worden. An dieser Stelle im Leipziger Stadtteil Neureudnitz (Erweiterung von Reudnitz) beschäftigte Trenkler anfangs fünf Arbeiter.

Trenkler erkannte das Potenzial der sich stark im Kommen befindlichen Ansichtskarte und widmete sich mit aller Energie der Verbesserung der hierfür verwendbaren Reproduktionsverfahren. Den kaufmännischen Part übernahm Gustav Jährig aus Leipzig. Der sich einstellende Erfolg führte dazu, dass weitere Räume angemietet werden mussten, die sich bald auf fünf verschiedene Straßen erstreckten.

1901 konnte ein Grundstück in der Eichstädtstraße 11 im Stadtteil Stötteritz erworben und ein bis 1904 in ersten Teilen fertiggestelltes eigenes Fabrikgebäude errichtet werden. 1903 kam der Dresdner Max Hoffmann als Teilhaber hinzu.

Die Blütezeit

In der Eichstädtstraße konnten sämtliche Arbeiten vom Entwurf, der Aufnahme, den Klischees über den Druck bis hin zur Bindearbeit in einem Haus koordiniert und umgesetzt werden. Und es wurde weiter gebaut und expandiert. 1909 waren über 700 Arbeiter bei Trenkler angestellt. Im Maschinenpark standen etwa 130 Druckpressen, und pro Woche gingen zwei bis drei Millionen Ansichtskarten in den Versand. Firmenvertretungen gab es unter anderem in Dresden, Hamburg, Brüssel und den Haag. Die Verbindung zur Kundschaft hielten Reisende. Die Firma verfügte über einen Bestand von 25.000 verschiedenen Mustern und Ausführungen von Ansichtskarten, wobei Städteansichten mit Abstand das Gros bildeten. Zur Beschaffung der Aufnahmen bereisten sommers acht bis zehn Landschaftsphotographen die schönsten Punkte des In- und Auslands. Es wurden aber auch Druckaufträge mit vorgegebenen Motiven ausgeführt.

Für 1909 werden folgende Abteilungen der Firma mit Ihren Eckpunkten angegeben:[3]

Fotografisches Atelier: Für Kataloge, Musterbücher und Ähnliches können bei künstlichem Licht Aufnahmen bis zu 1 mal 1 Meter angefertigt werden.

Negativretusche: Dunkelkammer, Negativ- oder Positivretusche an Platten oder Kopien.

Zeichenatelier: Hier werden dekorative Rahmen für Ansichtskarten gezeichnet, aber auch als besondere Spezialität des Hauses hochperspektivische Darstellungen in Formaten bis zu 7 Meter Breite

Koloriersaal: 70 bis 100 Arbeiterinnen kolorieren mittels Schablonen per Hand bis zu 20.000 Ansichtskarten pro Tag.

Andruckerei: Auf zehn Steindruckpressen werden neue Motive zur Kontrolle ihrer Wirkung erstellt.

Steindruckerei: Auf 28 Schnell- und Handpressen können täglich 30.000 großformatige Bogen vorwiegend von Ansichtskarten im photo-chromolithographischen Verfahren hergestellt werden.

Lichtdruckerei: Vierzehn große Pressen stellen täglich bis zu 12.000 Bogen an Postkarten im Einfarben- oder Duplexdruck her.

Lithographisches Atelier: Über 60 Lithographen sind in diesem Saale mit Vorarbeiten für den Farbendruck beschäftigt.

Atelier für Autotypien: Hier werden Klischees für den Eigen- und auch den Fremdbedarf in Abmessungen bis zu ein mal ein Meter hergestellt.

Dreifarbenätzerei: Chromolithographen führen die Ätzungen für den Buntdruck von Ansichtskarten aus.

Buchdruckerei: An 21 Schnellpressen können pro Tag 130.000 bedruckte Bogen größten Formats hergestellt werden. Dreifarbendruck ist möglich.

Buchbinderei: Außer dem klassischen Binden buchähnlicher Werke findet hier das automatische Schneiden und Stapeln der 78 Einzelkarten aus je einem Großbogen statt.

Expedition: Aus einem riesigen Kartenvorratslager, in das die Karten nach einer Einzelqualitätskontrolle gelangen, werden die erforderlichen Kartensendungen zusammengestellt.

Papierlager und Packerei: Der Papiervorrat im Keller im Wert von etwa 200.000 Mark reicht für acht bis zehn Tage und erfordert ständigen Nachschub. Der Versand wird in Holzkisten verpackt, die für Übersee mit Blech ausgeschlagen sind.

Hauptkontor: 50 kaufmännische Beamte besorgen Buchhaltung und Kassenführung. Täglich gehen rund 500 Briefe ein.

Verlagskontor: Das Kontor verwaltet das weltumfassende Ansichtskartengeschäft einschließlich Aufnahmenbeschaffung, Motivverwaltung und Kartenabsatz. Ihm obliegt auch die Herausgabe von industriellen Werbepublikationen. Für die Publikation neuer Erzeugnisse der Kunst und des Kunstgewerbes existiert eine spezielle Firma „Moderner Kunstverlag Dr. Trenkler & Co“.

Die hohe Qualität ihrer Erzeugnisse brachte der Firma zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen ein: Goldmedaille auf der Internationalen photographischen Ausstellung Dresden 1909, zwei Ehrendiplome auf der Weltausstellung Brüssel 1910, den Königlich Sächsischen Staatspreis auf der Internationalen Hygieneausstellung Dresden 1911 und die Sächsische Staats-Ehrenurkunde auf der Ausstellung für das gesamte Lichtbildwesen Leipzig 1922. Bei der Internationalen Baufach-Ausstellung (IBA) 1913 in Leipzig hatte die Trenklersche Kunstanstalt das alleinige Fotorecht für die gesamte Exposition zugesprochen bekommen. Die Firma besaß von der griechischen Regierung das Monopol für Postkarten mit griechischen Ansichten.[4]

Der Niedergang

Bruno Trenkler starb am 10. September 1926 und wurde auf dem Südfriedhof Leipzig beigesetzt. In den folgenden Jahren muss es zu Teilungen der Firma gekommen sein, denn 1931 wird im Genossenschafts- und Handelsregister neben der Dr. Trenkler & Co AG in der Eichstädtstraße (Direktor Wilhelm August Döhrmann) auch eine Trenkler-Postkarte GmbH in der Dessauer Straße 13 (Geschäftsführer Gustav Fehre) geführt. Und in einer Werbeanzeige der Dr. Trenkler & Co AG von 1927 werden Postkarten nicht erwähnt.

Des Weiteren deutet das Auftauchen der Firma Dr. Dietz & Ritter 1931 in der Eichstädtstraße 11 darauf hin, dass die riesigen Produktionshallen bereits nicht mehr von der Dr. Trenkler & Co AG ausgelastet werden konnten. Die Dr. Dietz & Ritter GmbH war ein Vorläufer der Körting Radio Werke, die 1948 zum VEB Funkwerk Leipzig wurden, das den gesamten nach dem Krieg verbliebenen Produktionsbereich belegte.[5]

Eine ebenfalls mit dem Geschäftsführer Gustav Fehre genannte Firma Dr. Trenkler-Verlag GmbH existierte 1941 in der Wittenberger Straße 15, einem Gebäude, das der Emil Pinkau & Co AG gehörte. Auch im Adressbuch von 1949 wird für die Firma noch diese Adresse angegeben.[6] 1972 wurde dann eine Firma Pinkau & Trenkler vom VEB Interdruck Graphischer Großbetrieb Leipzig übernommen.[7]


Text: Wikipedia

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