Duderstadt

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Duderstadt ist eine Stadt und selbständige Gemeinde im Landkreis Göttingen im südöstlichen Niedersachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Duderstadt.

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Sonstiges

Geschichte

Mittelalter

Als erste urkundliche Erwähnung Duderstadts wird von den meisten Autoren und ebenso für die Ansetzung von Jubiläumsfeiern eine Urkunde König Heinrichs des Voglers vom 16. September 929 angenommen, in der er seiner Frau Mathilde die Orte Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grone und eben Duderstadt als Wittum vermacht. Die Urkunde wurde in Quedlinburg ausgestellt und erwähnt Duderstadt mit der Schreibung Tutersteti. Eine inhaltlich ähnliche Urkunde Heinrichs, in der Duderstadt als Dudersteti erwähnt ist und anstelle von Grone Zehntrechte in Wolfsleben und Gudersleben genannt werden, wurde bereits am 13. Mai 927 ausgestellt.[4] Diese Urkunde ist jedoch nur aus einer inzwischen ebenfalls verschollenen Abschrift bekannt.[5] 974 kam der Ort an das Stift Quedlinburg, das ihn 262 Jahre verwaltete. 1237 wurde Duderstadt als Lehen an den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen gegeben, nur 10 Jahre später kam es als Lehen an Otto das Kind, einen Enkel Heinrichs des Löwen. Duderstadt blieb etwa ein Jahrhundert unter welfischer Herrschaft. Zu Beginn dieser Zeit, in den Jahren um 1250, ist es zur Stadt geworden. Gefördert von den Braunschweiger Herzögen erlebte es einen anhaltenden Aufschwung.

So wurde die junge Stadt im Spätmittelalter zu einem bedeutenden, wohlhabenden Ort. Dies nicht zuletzt durch seine Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen: einer Nord-Süd-Route, der „Nürnberger Straße“, von Italien zu den Hansestädten in Nordeuropa sowie einer West-Ost-Verbindung aus dem belgischen Raum über Köln und Leipzig weiter nach Osteuropa. Die Duderstädter Kaufleute betrieben einen weitreichenden Handel; nachgewiesen sind Reisen bis nach Nowgorod.

In den Jahren 1334 bis 1366 traten die welfischen Herzöge der Linie Grubenhagen Duderstadt wegen notorischen Geldmangels schrittweise an die Erzbischöfe von Mainz ab. Für die Stadt begann damit eine Zeit von etwa 450 Jahren Mainzer Herrschaft. Unter den neuen Landesherren setzte sich der Aufstieg der Stadt fort. Sie wuchs über den Ring der Befestigungsanlagen hinaus, ihr wirtschaftliches und politisches Gewicht nahm zu. In den Jahrzehnten um 1400 konnte Duderstadt ein beachtliches Territorium (ca. 115 km²) mit 16 Dörfern erwerben. Mit etwa 4.000 Einwohnern war Duderstadt damals fast so groß wie Hamburg. Um dieselbe Zeit, zu Beginn des 15. Jahrhunderts, ließ die Stadt um ihre Feldflur und an den Grenzen des mainzischen Gebietes Wälle und Knicks errichten.[6] Beiderseitige Gräben, deren Durchgänge mit Schlagbäumen und Warttürmen versehen waren, sollte die Stadt gegen feindliche Einfälle schützen, vor allem gegen die von Uslar auf der Gleichenburgen und die von Minnigerode, die im Osten auf der Allerburg saßen. Vorangegangen war die Ermordung des Herzogs Friedrich I. von Braunschweig-Lüneburg durch mainzische Lehnleute. Dies führte anschließend zu einem Krieg der Braunschweiger Herzöge, des Landgrafen von Hessen und zahlreicher anderer Grafen und Herzöge gegen Erzbischof Johann von Mainz, der im Jahre 1405 im Friedberger Frieden beigelegt wurde.

Durch die Verlagerung der Handelsstraßen und den Niedergang der Hanse im 15. Jahrhundert kam es zu Stagnation und schließlich wirtschaftlichem Abschwung. Seit 1450 nahm die Einwohnerzahl spürbar ab, die Finanzlage wurde schwieriger. Trotz dieser Krise war die Stadt noch zu respektablen Leistungen imstande: ein neuer Befestigungsring entstand, die Kirchen wurden vollendet. Das heutige Stadtbild gehört fast in seiner Gesamtheit der Zeit an, die vom wirtschaftlichen Rückgang gekennzeichnet war. Positiv war, dass sich Duderstadt ein überwiegend mittelalterliches Stadtbild mit Fachwerkhäusern bewahren konnte, wie es in dieser Geschlossenheit nur noch selten zu finden ist. Duderstadt war auch seit dem Mittelalter häufig Opfer von Brandkatastrophen. Der wohl größte Brand in der Stadtgeschichte ereignete sich im Jahre 1424 und legte fast den kompletten nördlichen Teil der Stadt zwischen Obertor und Westertor in Schutt und Asche. Neben dem Westertor mussten 340 Häuser neu errichtet werden, eine Inschrift am Tor berichtet von dieser Katastrophe.

Neuzeit

Im Zuge des Bauernkrieges wurde Duderstadt von Herzog Heinrich dem Jüngeren 1525 besetzt. Er übergab die Stadt an Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg, die durch die Albertinische Ordnung von 1526 ihre Autonomierechte verlor. Der Erzbischof setzte als ständigen Bevollmächtigten einen Stadtschultheißen ein. Als Zeichen des gestiegenen Selbstbewusstseins der Bürger sind der Erweiterungsbau des Rathauses von 1536 sowie die schnelle Übernahme der lutherischen Konfession zu sehen.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg war die Lage insgesamt noch nicht ungünstig. Kriegsfolgen, insbesondere durch den Dreißigjährigen Krieg 1618–1648 und den Siebenjährigen Krieg (1756–1763), Epidemien und die zunehmende Abgrenzung der umliegenden Staaten verhinderten eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Weitere Ursachen für die wirtschaftliche und demographische Depression Duderstadts waren der Niedergang der Hanse und die Verlagerung der Frachtstraßen in das Leinetal. Ab 1660 beendete der Tabakanbau die ökonomische Talfahrt der Stadt. Erfolgreich gestaltete sich die Gegenreformation, forciert vor allem durch den Duderstädter Stadtpfarrer Herwig Böning, dem zwar eine evangelische Minderheit von 25 Prozent gegenüberstand, die sich aber in der Stadt besser entwickeln konnte als im übrigen Eichsfeld. Zahlreiche Vertreter der evangelischen Minderheit fanden sich im städtischen Patriziat wieder. Adlige Gerichte hatten durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedens 1648 eine konfessionelle Sonderstellung.

Nach dem Frieden von Lunéville erhielt Preußen 1802 das mainzische Eichsfeld als Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Gebiete; der Territorialstaat des Erzbistums wurde damit aufgelöst. Die Preußen hatten schon vor der Übertragung die Stadt besetzt. Die Neuordnungen Napoleons trafen auch Duderstadt, das ab 1807 sechs Jahre Teil des Harz-Departements wurde. Duderstadt war Verwaltungsmittelpunkt und damit einer von vier Hauptorten des Distriktes; es stand unter der Hoheit des Königreichs Westphalen. Der Distrikt bestand aus acht Kantonen: Beuren, Stadt Duderstadt, Gieboldehausen, Niederorschel, Seulingen, Teistungen, Weißenborn und Worbis. Verwaltet wurde der Kanton von Kanton-Maires, denen die Bürgermeister der einzelnen Orte untergeordnet waren. Nach französischem Vorbild trennte man Verwaltung und Justiz, jeder Kanton erhielt ein Friedensgericht und jeder Distrikt ein Civiltribunal. Als Bürgermeister im Distrikt Duderstadt fungierte Maire Hofmann; er war bereits zu Mainzer Zeit zum Bürgermeister berufen worden und behielt dieses Amt über alle Jahre und Regierungswechsel von 1792 bis 1828.

Im 19. Jahrhundert geriet Duderstadt endgültig in eine Randlage. Von 1816 bis 1866 lag die Stadt an der neuen Grenze zwischen Hannover und Preußen, die mitten durch das Eichsfeld verlief. Mit der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen, spätestens aber nach dem Zusammenschluss der deutschen Staaten 1871 zum Deutschen Kaiserreich, begann mit dem Fortfall von Zoll und Handelshemmnissen ebenfalls für Duderstadt ein wirtschaftlicher Aufschwung als späte Folge der industriellen Revolution. Als mit dem Bau der Eisenbahnen neue Verkehrslinien entstanden, blieb die Stadt abseits der Hauptlinien. Erst Jahrzehnte später, in den Jahren 1887/89, erhielt Duderstadt durch die Bahnstrecke Wulften–Leinefelde Anschluss an die Hauptbahnen Südharzstrecke und Halle-Kasseler Eisenbahn. Von 1907 bis 1931 hatte Duderstadt mit einer mehrjährigen Unterbrechung auch Anschluss an die Schmalspurbahn Gartetalbahn nach Göttingen, die bis Ende der 1950er Jahre noch von Göttingen bis Rittmarshausen betrieben wurde.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert brachen erneut Großbrände aus. 1852 zerstörten Brände im Nordosten der Stadt zwischen Jüdenstraße und Obertor 108 Häuser und 162 Scheunen. Am Dachstuhl und an den Türmen wurde auch die St.-Cyriakus-Kirche beschädigt, beim Wiederaufbau erhielt sie mit den beiden gleich hohen Türmen ihr heutiges Aussehen. Knapp 60 Jahre später suchten Brände den Bereich um die Sackstraße/Spiegelbrücke im Westen der Stadt heim und zerstörten 44 Häuser; im selben Jahr 1911 wüteten auch Feuer in der Obertorstraße und beschädigten dort 13 Häuser. Wegen dieser beiden Großbrände innerhalb eines Jahres schaffte die Stadtverwaltung eine leistungsfähige Dampfspritze an. Der letzte große Brand vernichtete 1915 neben 39 Häusern und 68 Nebengebäuden auch die St.-Servatius-Kirche, die völlig ausbrannte und erst zwei Jahre später wieder aufgebaut wurde.

Mit dem endgültigen Verlust der ursprünglich günstigen Verkehrslage waren die Standortbedingungen für die Industrie äußerst ungünstig. Es gab wenig neue Arbeitsplätze, und nur wenige Betriebe konnten sich auf Dauer halten. Wandergewerbe, Saisonarbeit in anderen Städten und starke Abwanderung waren die Folge.

Ab 1885 bildete die Stadt mit den zur preußischen Provinz Hannover gehörenden Dörfern des Untereichsfeldes den Landkreis Duderstadt.

Zur Zeit der Hitlerdiktatur war das Eichsfeld nie eine Hochburg des Nationalsozialismus. Bei der Reichstagswahl März 1933 erhielt die NSDAP im Kreis Duderstadt nur 26 % der Stimmen, in der Stadt Duderstadt selbst 33,9 % (zum Vergleich: Göttingen 51 %, Reichsdurchschnitt 44 %). Dennoch versagten sich die Duderstädter in der Folge nicht dem Nationalsozialismus. So kam z. B. der Historiker Dieter Wagner im Eichsfeld-Jahrbuch 2000 zu dem Ergebnis: „Gravierende Unterschiede in der Haltung der Bevölkerung gegenüber dem Nationalsozialismus waren zwischen dem Untereichsfeld und dem Reich in den Friedensjahren der nationalsozialistischen Herrschaft nicht mehr festzustellen. Man richtete sich ein und fast alle machten mit!“ Auch in Duderstadt wurden Gegner des Regimes verfolgt, und deportierte Ausländer und Häftlinge von Konzentrationslagern mussten Zwangsarbeit leisten. Von November 1944 bis April 1945 unterhielt das KZ Buchenwald in Duderstadt ein Außenkommando mit 755 jüdischen Ungarinnen. Die kleine jüdische Gemeinde hat nicht überlebt. In der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge in der Christian-Blank-Straße zerstört. Ein Gedenkstein auf dem Stadtwall erinnert an dieses Ereignis.

Nach dem Krieg rückte Duderstadt durch die Schließung der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR schließlich in eine extreme Randlage. Die Bahnstrecke nach Leinefelde wurde im Zuge der Grenzziehung stillgelegt, der Abschnitt nach Wulften folgte am 26. Juli 1974. Es ist trotzdem gelungen, wichtige Industriebetriebe in Duderstadt anzusiedeln. Auch ist die Eingliederung tausender Vertriebener und Flüchtlinge geglückt.

1973 wurde Duderstadt mit fast allen anderen Gemeinden des Landkreises Duderstadt in den neu gebildeten Landkreis Göttingen integriert.

Am 10. November 1989 wurde um 0:35 Uhr der Schlagbaum am Grenzübergang Duderstadt/Worbis nach Westen geöffnet. Bis zum Nachmittag kamen mehr als 6000 DDR-Bürger in über 1500 Fahrzeugen nach Duderstadt, bis zum Jahresende wurden es 700.000 Menschen.


Text: Wikipedia

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