Elstertrebnitz
Elstertrebnitz ist eine südwestlich von Leipzig und Pegau, westlich von Borna, nordöstlich von Zeitz und östlich von Weißenfels gelegene Gemeinde in Sachsen.
Siegelmarke
Geschichte
Besiedlung in der Ur- und Frühgeschichte
Die älteste Besiedlung auf dem heutigen Gemeindegebiet stammt aus der bandkeramischen Kultur. Eine Abfallgrube und weitere Siedlungsreste wurden bei der Ausgrabung eines schnurkeramischen Gräberfeldes dokumentiert, das 1936 beim Bau des Sportplatzes im Ortsteil Trautzschen angeschnitten und teilweise zerstört wurde. Ein Hockergrab enthielt ein weibliches Skelett und zwei schnurkeramische Gefäße (1800–750 v. Chr.). Nach der Ausgrabung gelangte es an das Grassimuseum in Leipzig. Insgesamt konnten 50 Gräber nachgewiesen werden. Außerdem wurden 15 Gefäße aus der Eisenzeit (750 v. Chr.) gefunden, jedoch durch Unkenntnis zerstört.
Eine im Ortsteil Greitschütz gefundene Prunkaxt aus schnurkeramischer Zeit (rund 2500 v. Chr.) wird im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden aufbewahrt und soll wohl in Zukunft im Haus der Archäologie und Geschichte Sachsens in Chemnitz zu sehen sein.
Der germanische Volksstamm der Hermunduren siedelte sich hier in den ersten Jahrhunderten nach Christus an. Aus der Zeit um 500 n. Chr. stammt der gefundene Brakteat, der sich heute im Statens historiska museum in Stockholm befindet.[5] Im Zuge der Völkerwanderung verließen die Menschen zum überwiegenden Teil ihre Siedlungsgebiete, in die vom Ende des 6. Jahrhunderts an slawische Gruppen einwanderten und sich in kleinen weilerartigen Siedlungen niederließen. Die sich zum Stamm der Sorben zusammengeschlossenen Slawen wurden spätestens in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter König Heinrich I. (um 920) und dessen Sohn Otto in das ostfränkisch-deutsche Reich eingegliedert.
Entstehung der Dörfer im Zuge des Landesausbaus
Die Oberdörfer von Elstertrebnitz tragen fast alle slawische Namen. Sie wurden vermutlich gemeinsam von slawischen und aus den fränkischen, sächsischen und thüringischen Altsiedelgebieten westlich der Saale und Elbe zugewanderten Bauern angelegt, die unter anderem durch Graf Wiprecht von Groitzsch in der Zeit um 1100 und im frühen 12. Jh. in das Gebiet an Elster und Pleiße angeworben wurden. Das Gebiet lag im Einzugsbereich des Klosters Pegau. Dessen Mönche ließen unter anderem den heutigen Elstermühlgraben anlegen, der die Grundlage für die Mühlen des Ortes bildete. Das Tympanonrelief[6] vom Ende des 12. Jahrhunderts ist wahrscheinlich „eines der frühesten künstlerischen Zeugnisse in Sachsen“.[7] Das Relief, vormals aus der Elstertrebnitzer St.-Martins-Kirche, befindet sich heute im Museum der Albrechtsburg (Meißen), eine Kopie ist im Museum Pegau zu sehen.
Urkundliche Erstnennungen
Es könnte möglich sein, dass Eulau im Jahre 1268 in einer im Urkundenbuch des Hochstiftes Merseburg abgedruckten Urkunde des Markgrafen Dietrich von Landsberg erstmals als Ylowe genannt wird. Dort wird er jedoch mit Ihlewitz bei Gerbstedt in Zusammenhang gebracht.[8] Der Ortsname stammt wahrscheinlich von ilow (il für „Lehm“, „Ton“) ab und änderte sich seit 1482 von Ylo über Ilaw und Eylaw zu Eulau.
Elstertrebnitz, als ältester der sieben Ortsteile, wurde 1039 erstmals in den schriftlichen Quellen erwähnt. Die altwendische Bezeichnung Trjêbnica bedeutet Ort der Rodung; Elster oder auch Alster kann von fließen kommen. Seit 1290 als Trebnitz bezeichnet, änderte sich der Ortsname über Trebicz (1468), Trebenitz (1548) und Elster Trebenitz (1590) zum heutigen Elstertrebnitz.
Tannewitz wurde im Jahre 1350 im Lehnbuch von Friedrich dem Strengen als Tannewicz erwähnt und soll seinen Namen von der Sippe der Tannova erhalten haben.[9]
Im Jahre 1209 fand Trautzschen im Codex diplomaticus Saxoniae erstmalige Erwähnung. Als älteste „Urkunde“ des Ortes gilt ein Ölgemälde, das den Kirchenpatron Heinrich Puster als Gerichtsherrn darstellt. Auf diesem Bild befindet sich der Schriftzug:
Im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt, ist mein Ruhm und mein Loskauf. Heinrich Puster auf Drauschen, der sehr erlauchte Wahlherr, der Vorsitzende der Naumburger Kirche, Deckan der Meißner und Ältester der Martinsburger [Merseburger] Kirche und Probst von Zeitz.[10]
In der Chronik von Profen ist zu lesen, dass im Jahre 1235 die Druziner (Trautzschener) Kapelle von der Kirche Profens abgespalten und dem Ritter Arnold von Druzin das Patronatsrecht übertragen wurde. Der Ortsname änderte sich bis 1857 über Trautschen zu Trautzschen.
So wie Tannewitz wurde auch der Ortsteil Greitschütz als Grutschitcz 1350 im Lehnbuch von Friedrich dem Strengen erwähnt. Die Deutung des Ortsnamens reicht von der Herleitung von Personennamen (Kricice, Kric oder der Sippe Kric) bis zu den Ableitungen von Grutschütz oder Greschütz („Buckel“ oder „Anhöhe“). Aus Grutschitcz (1350) wurde Grawczitz (1522), Greutzschietz (1548) und Greizschitz (1690).
Costewitz wurde 1320 im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen als Kostitz genannt. Der Name stammt wahrscheinlich vom slawischen Chostic („Wald“ oder „Dickicht“) ab und änderte sich über Kostewitz (1590) zu Costewitz (ab 1766).
Im Jahre 1346 wurde Oderwitz erstmals in einer heute im Hauptstaatsarchiv Dresden befindlichen Urkunde erwähnt. Früher wurde der Ort auch als Oderwitez (1469) und Kleinoderwitz bezeichnet.
Historische Begebenheiten
Am 22. April 1348 eroberte und zerstörte Johann von Trautzschen (Drutzschen) als Capitaneus über die aufgebrachte Naumburger Bürgerschaft Teile der Raubritterburg Rudelsburg. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein Pulvergeschütz verwendet.
Im Jahre 1545 kaufte der Pegauer Rat drei Mühlen der Oberdörfer – die Mühle im Ortsteil Elstertrebnitz und die Getreidemühlen in Greitschütz und Oderwitz. 1670 wurde im Ortsteil Elstertrebnitz eine Ölmühle erwähnt, die sich auch auf einer Karte des Amtes Pegau von 1757 finden lässt,[11] heute aber nicht mehr existiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde 1632 der Ortsteil Costewitz von den kaiserlichen Truppen geplündert. Im selben Jahr brach die Pest aus.
Von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Patrimonialgerichte bei den Gütern in Elstertrebnitz (1763–1855), Costewitz (1661–1891), Trautzschen (1638–1873) und Oderwitz (1763–1861) gelegen.[12]
Am 3. Mai 1813 durchritt Napoleon die Ortsteile Elstertrebnitz und Trautzschen. Vom Rittergut Trautzschen ließ er sich ein Glas Milch bringen, das ihm vom damaligen Hauslehrer des Barons von Apel auf Trautzschen gereicht wurde.[13] Durch die im Wiener Kongress (1814/15) neu festgelegten Ländergrenzen musste Sachsen einen großen Teil seiner Ländereien an Preußen abtreten. Am 7. Juni 1815 wurde Profen preußisch, der Ort Oderwitz blieb sächsisch. Auf Grund dieser Grenzziehung kann man heute noch an der alten Fernverkehrsstraße 2 einen königlich-sächsischen Grenzübergangsstein neben einem glockenförmigen, königlich-preußischen Halbmeilenstein stehen sehen. Unweit der ehemaligen Grenze befindet sich heute das so genannte Chausseegeldeinnehmerhaus, eine Art Zollhaus, mit Zollschranke.
Der Königlich Sächsische Militärverein K.S.M.V. 7 Oberdörfer Trautzschen wurde 1871 gegründet und trat 1878 dem Königlich Sächsischen Militär-Vereins-Bund bei. Aus dem Jahr 1906 ist eine Mitgliederzahl von 120 Personen dokumentiert.[14]
Noch 1900 gab es in Elstertrebnitz 60 Bauernhäuser, die eine Gesamtfläche von rund 1000 ha bewirtschafteten. Auf die vier Rittergüter entfielen 70 % dieser Nutzfläche.
Im Jahre 1912 wurde von Dr. Kirsche die Saatgutzüchterei Dr. Kirsche-Pfiffelbach im alten Rittergut im Ortsteil Trautzschen gegründet. Die auf einem Prospekt der Saatgutzüchterei aus dem Jahre 1919 abgebildeten Ähren des Winterroggens könnten als Vorbild für den Wappenentwurf gedient haben. Bekannte Züchtungen sind zum Beispiel die Rübensorten Kirsche-Kolloß und Kirsche-Ideal, die Loberische Futtermöhre, der Samen des Knaulgrases und des Rohrglanzgrases. Zu seinen Getreidezüchtungen gehören der Ringroggen, der Stahlroggen und der Dickkopfweizen.
Am 13. April 1945 erreichte das 777. Panzer-Bataillon der US-Armee Elstertrebnitz und verließ den Ort am 16. April, um weiter nach Schweinfurth vorzustoßen.[15] Im Juli 1945 erfolgte die Besetzung durch die Rote Armee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (im Oktober 1945) wurde im „Gasthof Greitschütz“ eine Schul- und Volksspeisung für Bedürftige eingerichtet. Durch die Bodenreform wurden 1946 die Rittergüter enteignet und an Neubauern gegeben. Jeder Neubauer erhielt 5 ha Land.
Zur dörflichen Tradition gehörten ab 1950 die Kinovorstellungen durch den „Landfilm“ im „Gasthof Greitschütz“. Am 1. Juni 1954 fand die Grundsteinlegung für den ersten Schulneubau der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Das neue Schulgebäude wurde am 4. September 1955 eingeweiht. Die seit 1915 in Oderwitz betriebene Eisenmühle wurde 1960, nachdem die Besitzer die DDR verlassen hatten, enteignet und als volkseigen deklariert. Im selben Jahr wurde die LPG Elstertal gegründet. Ihre 21 Mitglieder bewirtschaften 144 ha. Im Jahre 1964 muss die LPG Elstertal schließen, da die landwirtschaftliche Nutzfläche durch den Tagebaubetrieb auf 27 ha verringert wurde. Die Mitglieder schlossen sich daraufhin der LPG Auligk an. In einer ehemaligen Lederbekleidungsfabrik wurde 1962 eine Kinderkrippe eingerichtet. 1969 wurde die Schule in Elstertrebnitz zu einer zehnklassigen Polytechnischen Oberschule erweitert. Die beiden Mühlen in den Ortsteilen Elstertrebnitz und Costewitz wurden 1970 verstaatlicht. Elstertrebnitz erhielt 1984 für seine Initiative „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ die Ehrennadel des Nationalrates der Nationalen Front. 1985 wurde die Bäckerei in Greitschütz von der LPG Auligk übernommen.
Langfristige Braunkohlenabbaupläne des Ministeriums für Kohle und Energie der DDR sahen mit Erarbeitungsstand des „Büros für Bergbauangelegenheiten Leipzig“ von 1987 vor, die Gemeinde Elstertrebnitz im sogenannten Zukunftsaufschlussfeld „Elsteraue-Süd“ um etwa 2025 abzubaggern. Durch die politische Wende von 1989/90 und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Veränderungen erübrigten sich diese Bestimmungen hinsichtlich des massiven Bedeutungsverlustes der Braunkohle und ihrer vielfältigen Verwertung.
Dokumentierte Katastrophen
Im Jahre 1632 wurde der Ortsteil Costewitz infolge des Dreißigjährigen Krieges geplündert, daraufhin brach im Ort die Pest aus. Zu den großen dokumentierten Bränden gehören diejenigen aus dem Ortsteil Trautzschen, die in den Jahren 1588, 1645, 1688, 1745, 1867 und 1874 wüteten. Dabei wurde im Jahre 1745 das Trautzschner Pfarrarchiv vernichtet und im Jahre 1874 brannte das Rittergut fast vollständig nieder. Zu den großen Hungersnöten zählt die im Jahr 1771. Das Hochwasser als Katastrophe wurde erst mit der Begradigung der Elster wahrgenommen, da bis dahin Überschwemmungen im Auenbereich üblich waren. Als „Jahrhunderthochwasser“ gilt die Überschwemmung von 1953, in dem Jahr, als die B2 um Elstertrebnitz herumgeführt wurde. Das Wasser stand einen Meter über dem Neubau und soll bis zur Stadt Zeitz (15 km entfernt) gestanden haben.
Eingemeindungen
Seit 1818 gehören nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses Flurstücke der Ortsteile Costewitz, Elstertrebnitz, Greitschütz, Oderwitz und Tannewitz zu Preußen. Während des Deutschen Krieges 1866 besetzten die Preußen kurzzeitig die Oberdörfer.
1934 wurden die Ortsteile Costewitz, Eulau, Greitschütz, Oderwitz, Trautzschen, Tannewitz und Elstertrebnitz durch eine Verwaltungsreform zum gemeinsamen Ort Elstertrebnitz zusammengeschlossen. In den Jahren 1945/46 wurde Elstertrebnitz der Gemeinde Pegau zugeordnet, aber bereits 1947 wieder eigenständig. Seit 2002 existiert eine gemeinsame Gemeindeverwaltung mit der Stadt Pegau, der früher auch noch die Gemeinde Kitzen angehörte (am 1. Januar 2012 nach Pegau eingemeindet).
Text: Wikipedia
Liste der Autoren
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.