Ernst-Moritz-Arndt-Kirche (Zehlendorf)

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Ernst-Moritz-Arndt-Kirche

Der Bau der Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam ab 1838 brachte dem Berliner Vorort Zehlendorf einen enormen Bevölkerungszuwachs; bis 1903 stieg die Zahl auf über 10.000 Einwohner. Durch den Bau der heutigen Linie 3 der U-Bahn Berlin vom Wittenbergplatz bis zum Thielplatz im Jahr 1913 wurde diese Entwicklung unterstützt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kaufte der Bauunternehmer Adolf Sommerfeld große Geländebereiche am Rand des Grunewald, um dort Siedlungen errichten zu lassen. Die neuen Siedlungen aus Reihenhäusern und Geschosswohnungsbauten sollten die seit dem Ersten Weltkrieg immer stärker werdende Wohnungsnot in Berlin lindern, Mitte der zwanziger Jahre fehlten mehr als 150.000 Wohneinheiten.

Die Kirchengemeinde Zehlendorf hatte 1860 ihre Selbstständigkeit erhalten. Im Jahr 1905 wurde die Pauluskirche in Dienst genommen, da die Kapazität der Dorfkirche Zehlendorf nicht mehr ausreichte. 1912 erhielt die Villensiedlung am Schlachtensee mit der Johanneskirche einen eigenen Gottesdienstraum. Die Kirchengemeinde Zehlendorf zählte Anfang 1928 mehr als 28.000 Gemeindeglieder.

Die Zehlendorfer Kirchengemeinde hatte 1927 einen Bauplatz von 4.800 m² für die geplante Errichtung einer weiteren Kirche erworben. Am hinteren Ende wurde eine Holzbaracke aufgestellt, die als Gemeindesaal diente und am Heiligabend 1928 eingeweiht wurde. Im „Nordsaal", wie das Gebäude genannt wurde, fanden ab Sommer 1929 eigene Sonntagsgottesdienste statt. Viele Gemeindeglieder mieden den Nordsaal, weil ihnen der Bau zu primitiv war, sie besuchten lieber die Kirchen in Dahlem, Zehlendorf-Mitte oder Schlachtensee.

Für den geplanten Kirchenbau wurde 1930 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich nur evangelische Zehlendorfer Architekten beteiligen durften. Die inhaltlichen Vorgaben verlangten Entwürfe, die neben der Kirche auch ein Gemeindehaus, einen Kindergarten und Wohnungen für Pfarrer, Gemeindeschwester und Kirchwart enthalten sollte. Der Altar und die Kanzel sollten im Kirchenraum von überall gut sichtbar sein. Von den 104 eingegangenen Entwürfen ging Diez Brandi als Sieger hervor. Er sah die Gruppierung der verschiedenen Bauten um einen Innenhof vor, der von der Straße abgeschirmt war und die Möglichkeit zu Veranstaltungen im Freien bot.

Die Weltwirtschaftskrise verhinderte die schnelle Umsetzung der Baupläne. Erst mit der neuen Arbeitsmarktpolitik wurde am 21. März 1934 ein zinsloser Kredit der öffentlichen Hand über 200.000 Reichsmark für den Kirchenbau gewährt. Die Bauplanungen mussten aber an die verfügbare Kreditsumme angepasst werden, weshalb auf die Ergänzungsbauten verzichtet wurde. Dafür wurde die Kirche um zwei Funktionsräume erweitert: Die Vorhalle der Kirche wurde zu einem Gemeindesaal erweitert und im ersten Stock hinter der Empore ein Konfirmandensaal eingeplant. Die aus dem Wettbewerbsentwurf übernommene Lage der Kirche an der vorderen Ecke des Grundstücks ließ eine spätere Erweiterung der Bebauung zu. Das zweistöckige Gemeindehaus mit Gemeindesaal und Gemeindebüro und das Jugendhaus konnten erst 1961 von Hansrudolf Plärre errichtet werden, wodurch der Nordsaal beseitigt wurde.

Noch im Sommer 1934 war im Hinblick auf den Neubau immer nur von der „Nordkirche" die Rede. Der Kirchengemeindeleitung hatte im Juni 1934 beschlossen, die Kirche nach Ernst Moritz Arndt zu benennen. Die Namensgebung war seinerzeit ein Votum gegen die Ablehnung des Christentums durch die Nationalsozialisten. Für die damaligen Verantwortlichen in der Gemeinde war Arndt der Kronzeuge dafür, dass man sehr wohl Christ und Patriot sein konnte.

Die Gemeinde gehörte bis 1949 zum Kirchengemeindeverband Zehlendorf und wurde dann selbstständig.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Bodo Kubrak

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