Erster Segelflugstart in Surwold: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Erster Segelflugzeugstart auf dem Steinberg in Surwold'''
 
'''Erster Segelflugzeugstart auf dem Steinberg in Surwold'''
  
Als im Frühjahr 1952 das erste Segelflugzeug auf dem Steinberg in Surwold startete galt dies als ein ''revolutionäres'' und von ''Pioniergeist'' geprägtes Ereignis. Doch bis es soweit war muss­ten noch einige Vorbereitungen getroffen werden; ein Flugzeug, ein Gelände, ein Fluglehrer und eine Startmöglichkeit waren dringend notwendig.
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Als im Frühjahr 1952 das erste Segelflugzeug auf dem Steinberg in Surwold startete, galt dies als ein ''revolutionäres'' und von ''Pioniergeist'' geprägtes Ereignis. Doch bis es soweit war, muss­ten noch einige Vorbereitungen getroffen werden; ein Flugzeug, ein Gelände, ein Fluglehrer und eine Startmöglichkeit waren dringend notwendig.
 
   
 
   
 
'''Der Bau des Schulgleiters SG38 beginnt'''
 
'''Der Bau des Schulgleiters SG38 beginnt'''
  
Herbert Hake und Hermann Strack, die als ''technische Leiter'' fungierten, bekamen von dem  flugbegeisterten ersten Vorsitzenden Hans Beusse für das Erbauen eines ''Schulgleiters vom Typ SG38'' eine Werkstatt auf dem Deilmannschen Werksgelände in Papenburg zur Verfügung gestellt. Dieser Schulgleiter zeichnete sich durch eine ''simple Bauweise'' aus, denn er bestand komplett aus Holz. Für die Tragflächen wurde ein Gerippe konstruiert, das anschließend mit strapazierfähigem Stoff bespannt wurde. Ein Spannturm oberhalb der Tragflächen ermöglich­te eine schnelle und unkomplizierte Montage. Im Inneren dieses über 9170 Mal in Amateur- oder Industriearbeit gefertigten Flugzeuges verbargen sich Stahlseile und Umlenkrollen zur Ansteuerung der Steuerelemente. Einfach zu bauen war es demnach, jedoch berichten Zeit­zeugen davon, dass es ''spärlich und anstrengend'' zu fliegen war, sodass neugierige Neumit­glieder beim Bau zusehen und später lediglich Flugversuche auf diesem Typ ausüben durften.
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[[Datei: Luftsportverein-Papenburg-letzte-Arbeiten-an-den-Schulgleitern-vor-der-Inbetriebnahme.jpg|200px|thumb|left|Die letzten Handgriffe an der SG38 vor dem ersten Start]]
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Herbert Hake und Hermann Strack, die als ''technische Leiter'' fungierten, bekamen von dem  flugbegeisterten ersten Vorsitzenden Hans Beusse für das Erbauen eines ''Schulgleiters vom Typ SG38'' eine Werkstatt auf dem Deilmannschen Werksgelände in Papenburg zur Verfügung gestellt. Dieser Schulgleiter zeichnete sich durch eine ''simple Bauweise'' aus, denn er bestand komplett aus Holz. Für die Tragflächen wurde ein Gerippe konstruiert, das anschließend mit strapazierfähigem Stoff bespannt wurde. Ein Spannturm oberhalb der Tragflächen ermöglich­te eine schnelle und unkomplizierte Montage. Im Inneren dieses über 9170 Mal in Amateur- oder Industriearbeit gefertigten Flugzeuges verbargen sich Stahlseile und Umlenkrollen zur Ansteuerung der Steuerelemente. Einfach zu bauen war es demnach, jedoch berichten Zeit­zeugen davon, dass es ''spärlich und anstrengend'' zu manövrieren war, sodass neugierige Neumit­glieder beim Bau zusehen und später lediglich Flugversuche auf diesem Flugzeug ausüben durften.
  
 
'''Segelfliegen – junge Pioniere unternehmen erste „Trockenübungen“'''
 
'''Segelfliegen – junge Pioniere unternehmen erste „Trockenübungen“'''
  
Die ersten Flugversuche der immer mehr werdenden jungen Flugschüler, die durch mündli­che Überlieferung innerhalb der Region vom Bau der SG38 erfuhren und aufmerksam wur­den, beschränkten sich aufgrund der Komplexität des Fliegens laut Zeitzeugen auf das ''Waage­rechthalten der Tragflächen im Wind'', um so ein Gefühl für das Flugzeug zu bekommen; so zumindest lautete die Erklärung des selbsternannten ersten ''Fluglehrers Heinrich Klasen''. Er führte seine Flugschüler, zwischen denen , wie Zeitzeugen berichten, eine gesunde Konkur­renz herrschte, in die Kunst des Fliegens ein. Sobald ein Flugschüler ausreichend Kontrolle über das Verhalten des Seglers hatte und Heinrich Klasen der Auffassung war, dass dieser dies auch in der Luft könne, ging es das erste Mal in die Luft; vorerst ''einige Zentimeter über den Grund'' des Surwolder Steinbergs.
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Die ersten Flugversuche der immer mehr werdenden jungen Flugschüler, die durch mündli­che Überlieferung innerhalb der Region vom Bau der SG38 erfuhren und aufmerksam wur­den, beschränkten sich aufgrund der Komplexität des Fliegens laut Zeitzeugen auf das ''Waage­rechthalten der Tragflächen im Wind'', um so ein Gefühl für das Flugzeug zu bekommen; so zumindest lautete die Erklärung des selbsternannten ersten ''Fluglehrers Heinrich Klasen''. Er führte seine Flugschüler, zwischen denen, wie Zeitzeugen berichten, eine gesunde Konkur­renz herrschte, in die Kunst des Fliegens ein. Sobald ein Flugschüler ausreichend Kontrolle über das Verhalten des Seglers hatte und Heinrich Klasen der Auffassung war, dass dieser dies auch in der Luft könne, ging es das erste Mal in die Luft, vorerst ''einige Zentimeter über den Grund'' des Surwolder Steinbergs.
  
 
'''Wie soll sich die SG38 in die Luft erheben? – eine Startmethode muss her'''
 
'''Wie soll sich die SG38 in die Luft erheben? – eine Startmethode muss her'''
  
Zeitgleich wurde über die Methode nachgedacht, wie man das 125kg schwere Gleitflugzeug mit den jeweils ca. 5 Meter langen aus Holz gefertigten Tragflächen in die Luft bekommt. An­fänglich zog man ein ''Pferd zum Spannen eines Gummiseils'', dass an dem Flugzeug ange­bracht werden sollte und das Flugzeug anschließend bis zum Abheben beschleunigen sollte, in Betracht. So war der Flugbetrieb aber sehr spärlich und man konnte nur wenige Starts an einem Tag machen, was die jungen, neugierigen Mitglieder laut Zeitzeugen stellen­weise sehr ''frustrierte''. Etwas Neues, Moderneres und Effizienteres musste Entwickelt werden. Ein Borgwardchassis aus dem Baujahr 1959 bildete das Grundgerüst einer mit einem ''250 PS starken V8 Motor ausgerüsteten Startwinde''. Der kraftvolle Motor spulte das zuvor ausgezoge­ne Stahlseil, das an dem Flugzeug befestigt wurde und im Flug abgeworfen werden konnte, auf einer großen Trommel auf. Somit waren im Frühjahr 1952 alle Vorbereitungen getroffen, um mit den Flugbetrieb zu beginnen.
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[[Datei: Letzte-vorbereitungen-vor-der-abfahrt.jpg|200px|thumb|left|Auch heute noch aktive Startwinde mit 250PS V8 Motor]]
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Zeitgleich wurde über die Methode nachgedacht, wie man das 125kg schwere Gleitflugzeug mit den jeweils ca. 5 Meter langen aus Holz gefertigten Tragflächen in die Luft bekommt. An­fänglich zog man ein ''Pferd zum Spannen eines Gummiseils'', das an dem Flugzeug ange­bracht werden sollte und das Flugzeug anschließend bis zum Abheben beschleunigen sollte, in Betracht. So ging der Flugbetrieb lediglich sehr schleppend voran und man konnte nur wenige Starts an einem Tag machen, was die jungen, neugierigen Mitglieder laut Zeitzeugen stellen­weise sehr ''frustrierte''. Etwas Neues, Moderneres und Effizienteres musste entwickelt werden. Ein Fahrgestell eines LKWs der damals in Bremen ansässigen Firma Borgward aus dem Baujahr 1959 bildete das Grundgerüst einer mit einem ''250 PS starken V8 Motor ausgerüsteten Startwinde''. Der kraftvolle Motor spulte das zuvor ausgezoge­ne Stahlseil, das an dem Flugzeug befestigt wurde und im Flug abgeworfen werden konnte, auf einer großen Trommel auf. Somit waren im Frühjahr 1952 alle Vorbereitungen getroffen, um mit den Flugbetrieb zu beginnen.
  
 
'''Abgehoben - ausgerechnet auf dem Steinberg bei Surwold'''
 
'''Abgehoben - ausgerechnet auf dem Steinberg bei Surwold'''
  
Gesucht und gefunden – das Gelände rund um den Steinberg war und ist auch noch heute ide­al für die Ausübung des Segelfluges. ''Freie Fläche, wenige Personen'' die man möglicherweise stören könnte und eine Erhebung, die es möglich machte, am Anfang wenige Zentimeter über Grund die Erhebung hinunter zu fliegen. Im Frühjahr 1952 waren dann alle Vorbereitungen getroffen, sodass auf dem Steinberg in Surwold die ersten Starts absolviert werden konnten. Dem beteiligten Piloten war vermutlich sofort klar, dass dies nicht nur ein ''revolutionäres'', son­dern auch ein historisches Ereignis für das komplette Emsland , insbesondere für den Hümm­ling war.
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[[Datei: Luftsportverein-Papenburg-Mareiken-Schüre-unsere-Clubanlage-im-Originalzustand-als-Bauernhof.jpg|200px|thumb|left|Die Clubanlagen im ursprünglichen Zustand]]
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[[Datei: Surwold-29.08.72.png|200px|thumb|left|Startbereite Flugzeuge vor den Clubanlagen]]
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Gesucht und gefunden – das Gelände rund um den Steinberg war und ist auch noch heute ide­al für die Ausübung des Segelfluges. ''Freie Fläche, wenige Personen'', die man möglicherweise stören könnte, und eine Erhebung, die es möglich machte, am Anfang wenige Zentimeter über Grund die Erhebung hinunter zu fliegen. Im Frühjahr 1952 waren dann alle Vorbereitungen getroffen, sodass auf dem Steinberg in Surwold die ersten Starts absolviert werden konnten. Dem beteiligten Piloten war vermutlich sofort klar, dass dies nicht nur ein ''revolutionäres'', son­dern auch ein historisches Ereignis für das komplette Emsland, insbesondere für den Hümm­ling war.
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'''Quellen'''
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http://segelflug-papenburg-huemmling.de/
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http://www.lsvpapenburg.de/verein.html
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http://www.schulgleiter.de/
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Archiv der Emszeitung in Papenburg
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Zeitzeuge: Winfried Grever

Aktuelle Version vom 3. Februar 2016, 18:50 Uhr

Luftsportverein-Papenburg-erste-Startversuche-auf-dem-Schlopenberg3.jpg

Erster Segelflugzeugstart auf dem Steinberg in Surwold

Als im Frühjahr 1952 das erste Segelflugzeug auf dem Steinberg in Surwold startete, galt dies als ein revolutionäres und von Pioniergeist geprägtes Ereignis. Doch bis es soweit war, muss­ten noch einige Vorbereitungen getroffen werden; ein Flugzeug, ein Gelände, ein Fluglehrer und eine Startmöglichkeit waren dringend notwendig.

Der Bau des Schulgleiters SG38 beginnt

Die letzten Handgriffe an der SG38 vor dem ersten Start

Herbert Hake und Hermann Strack, die als technische Leiter fungierten, bekamen von dem flugbegeisterten ersten Vorsitzenden Hans Beusse für das Erbauen eines Schulgleiters vom Typ SG38 eine Werkstatt auf dem Deilmannschen Werksgelände in Papenburg zur Verfügung gestellt. Dieser Schulgleiter zeichnete sich durch eine simple Bauweise aus, denn er bestand komplett aus Holz. Für die Tragflächen wurde ein Gerippe konstruiert, das anschließend mit strapazierfähigem Stoff bespannt wurde. Ein Spannturm oberhalb der Tragflächen ermöglich­te eine schnelle und unkomplizierte Montage. Im Inneren dieses über 9170 Mal in Amateur- oder Industriearbeit gefertigten Flugzeuges verbargen sich Stahlseile und Umlenkrollen zur Ansteuerung der Steuerelemente. Einfach zu bauen war es demnach, jedoch berichten Zeit­zeugen davon, dass es spärlich und anstrengend zu manövrieren war, sodass neugierige Neumit­glieder beim Bau zusehen und später lediglich Flugversuche auf diesem Flugzeug ausüben durften.

Segelfliegen – junge Pioniere unternehmen erste „Trockenübungen“

Die ersten Flugversuche der immer mehr werdenden jungen Flugschüler, die durch mündli­che Überlieferung innerhalb der Region vom Bau der SG38 erfuhren und aufmerksam wur­den, beschränkten sich aufgrund der Komplexität des Fliegens laut Zeitzeugen auf das Waage­rechthalten der Tragflächen im Wind, um so ein Gefühl für das Flugzeug zu bekommen; so zumindest lautete die Erklärung des selbsternannten ersten Fluglehrers Heinrich Klasen. Er führte seine Flugschüler, zwischen denen, wie Zeitzeugen berichten, eine gesunde Konkur­renz herrschte, in die Kunst des Fliegens ein. Sobald ein Flugschüler ausreichend Kontrolle über das Verhalten des Seglers hatte und Heinrich Klasen der Auffassung war, dass dieser dies auch in der Luft könne, ging es das erste Mal in die Luft, vorerst einige Zentimeter über den Grund des Surwolder Steinbergs.

Wie soll sich die SG38 in die Luft erheben? – eine Startmethode muss her

Auch heute noch aktive Startwinde mit 250PS V8 Motor

Zeitgleich wurde über die Methode nachgedacht, wie man das 125kg schwere Gleitflugzeug mit den jeweils ca. 5 Meter langen aus Holz gefertigten Tragflächen in die Luft bekommt. An­fänglich zog man ein Pferd zum Spannen eines Gummiseils, das an dem Flugzeug ange­bracht werden sollte und das Flugzeug anschließend bis zum Abheben beschleunigen sollte, in Betracht. So ging der Flugbetrieb lediglich sehr schleppend voran und man konnte nur wenige Starts an einem Tag machen, was die jungen, neugierigen Mitglieder laut Zeitzeugen stellen­weise sehr frustrierte. Etwas Neues, Moderneres und Effizienteres musste entwickelt werden. Ein Fahrgestell eines LKWs der damals in Bremen ansässigen Firma Borgward aus dem Baujahr 1959 bildete das Grundgerüst einer mit einem 250 PS starken V8 Motor ausgerüsteten Startwinde. Der kraftvolle Motor spulte das zuvor ausgezoge­ne Stahlseil, das an dem Flugzeug befestigt wurde und im Flug abgeworfen werden konnte, auf einer großen Trommel auf. Somit waren im Frühjahr 1952 alle Vorbereitungen getroffen, um mit den Flugbetrieb zu beginnen.

Abgehoben - ausgerechnet auf dem Steinberg bei Surwold

Die Clubanlagen im ursprünglichen Zustand
Startbereite Flugzeuge vor den Clubanlagen

Gesucht und gefunden – das Gelände rund um den Steinberg war und ist auch noch heute ide­al für die Ausübung des Segelfluges. Freie Fläche, wenige Personen, die man möglicherweise stören könnte, und eine Erhebung, die es möglich machte, am Anfang wenige Zentimeter über Grund die Erhebung hinunter zu fliegen. Im Frühjahr 1952 waren dann alle Vorbereitungen getroffen, sodass auf dem Steinberg in Surwold die ersten Starts absolviert werden konnten. Dem beteiligten Piloten war vermutlich sofort klar, dass dies nicht nur ein revolutionäres, son­dern auch ein historisches Ereignis für das komplette Emsland, insbesondere für den Hümm­ling war.

Quellen

http://segelflug-papenburg-huemmling.de/

http://www.lsvpapenburg.de/verein.html

http://www.schulgleiter.de/

Archiv der Emszeitung in Papenburg

Zeitzeuge: Winfried Grever