Espenhain
Espenhain ist ein Ortsteil der Stadt Rötha im Landkreis Leipzig in Sachsen.
Siegelmarken
Geschichte
Nach der Gründung als altsorbisches Dorf Miertzsch um 800 wurde der Ort nach 1150, befördert durch Wiprecht von Groitzsch, als Platzdorf gegründet und erhielt um 1350 den Namen „Espenhain“. Die erste urkundliche Erwähnung des Orts erfolge im Jahr 1322 als Hespenhayen. Die Kirche des Orts war um 1500 eine Filialkirche von Magdeborn. Sie stand ab 1594 unter dem Kirchenpatronat der Familie von Friesen. Bezüglich der Grundherrschaft gehörte Espenhain ab 1554 zum Rittergut Rötha, welches ebenfalls den Herren von Friesen gehörte.[2] Das kleine Bauerndorf Espenhain wurde 1813/1814 stark in die Kämpfe der Völkerschlacht einbezogen. Der Ort lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[3] Ab 1856 gehörte er zum Gerichtsamt Rötha und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Borna.[4] Das Vorwerk Espenhain wurde erst im Jahr 1875 urkundlich erwähnt.[5]
Im Jahr 1894 begann auf dem Gebiet von Espenhain der Braunkohlenabbau. Die Bahnstrecke nach Böhlen wurde am 1. Mai 1913 eröffnet. Im Jahr 1937 erfolgte der Aufschluss des Tagebaus Espenhain nördlich des namensgebenden Orts, Ende des Jahres 1939 wurde die erste Kohle geliefert.[6][7] Im Zuge der Kohleförderung entstand in Espenhain ein moderner Industriekomplex, welcher nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Kombinat Espenhain wieder aufgebaut wurde.
Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 wurde die Gemeinde Espenhain dem Kreis Borna im Bezirk Leipzig angegliedert. Espenhain erreichte aufgrund des ansässigen VEB BV Espenhain als der dreckigste Ort in der DDR traurige Berühmtheit. In den 1960er Jahren waren die Anlagen im Zusammenhang mit der Wirtschaftsorientierung auf die Erdölchemie massiv auf Verschleiß gefahren worden. Als Anfang der 1970er Jahre die Kohlechemie wieder an Bedeutung gewann, wurde die Produktion in den verschlissenen Anlagen auf maximale Leistung gesteigert. Dadurch und durch nicht vorhandene Investitionen im Bereich des Umweltschutzes stiegen die Schadstoffemissionen in Luft und Wasser sehr stark an. Über dem Ort und seiner Umgebung lag immer eine Wolke von Phenolen, Schwefel, Ruß und Asche. Der hohe Schadstoffausstoß machte es erforderlich, jeden Morgen Straßen und Gehwege zu kehren, da sich eine dicke Ascheschicht niedergelassen hatte. Einige Einwohner berichten, dass gelegentlich die Sonne hinter Aschewolken verschwand und dass Autos tagsüber mit Licht fahren mussten. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Einwohner der Stadt waren verheerend. Die Lebenserwartung lag infolgedessen einige Jahre unter dem landesweiten Durchschnitt. Vor allem Kinder litten stark unter den auftretenden Haut- und Atemwegserkrankungen, wie z. B. Ekzemen und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Auch heute noch sind viele Einwohner von Spätfolgen betroffen.[8] Zur Unterbringung der Arbeitskräfte entstanden in Espenhain in den 1970er Jahren neue Wohngebäude und eine Kindertageseinrichtung. Die Erweiterung des Tagebaus Espenhain machte eine Verlegung der Fernverkehrsstraße 95 nördlich von Espenhain erforderlich. Durch den vierspurigen Ausbau der F 95 innerhalb der Ortslage Espenhain wurde der Ort in zwei Hälften geteilt.
Seit 1990 gehörte Espenhain zum sächsischen Landkreis Borna, der 1994 im Landkreis Leipziger Land bzw. 2008 im Landkreis Leipzig aufging. Mit der Reduzierung der mitteldeutschen Braunkohleindustrie nach dem Ende der DDR wurde das Kombinat Espenhain im Jahr 1990 und der Tagebau Espenhain ab 1993 schrittweise geschlossen. Aufgrund dieser Entwicklung verlor auch die Bahnstrecke Böhlen–Espenhain ihre Bedeutung im Personen- und Güterverkehr, wodurch sie im Jahr 1993 eingestellt wurde. Die Strecke wurde ab dem Kilometer 5,8 in eine nichtöffentliche Anschlussbahn umgewandelt, die der bahntechnischen Erschließung des Gewerbeparks dient, welcher auf Teilen des Areals des Kombinats entstand. Die Gemeinde Pötzschau wurde am 1. Januar 1995 nach Espenhain eingemeindet,[9] es folgten am 1. April 1996 Oelzschau mit Kömmlitz[10] und Mölbis am 1. Januar 1999.[11] Am 1. August 2015 wurde Espenhain mit seinen Ortsteilen in die Stadt Rötha eingemeindet.[12][13][14]
Text: Wikipedia
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