Flakturm VI in Wilhelmsburg

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Flakturm VI in Wilhelmsburg

Der Flakturm VI in Wilhelmsburg wurde nach der Bauart 2 gebaut und im Oktober 1943 fertiggestellt. Etwa 80.000 Kubikmeter Stahlbeton wurden nur für den Bau des Gefechtsturmes benötigt. Der noch erhaltene Gefechtsturm hat eine Grundfläche von 57 Meter × 57 Meter, eine Höhe von 41,6 Metern, eine Wandstärke von mindestens zwei und eine Deckenstärke von 3,5 Metern. Dagegen war der Leitturm mit einer Grundfläche von 39 Meter × 23,5 Meter und einer Höhe von 41,8 Metern um einiges schmaler.

Die vier Stellungen des Gefechtsturmes waren mit 12,8-cm-Zwillingsflak vom Typ Flak 40 (maximale Schussweite: 21 Kilometer; maximale Schusshöhe: 15.000 Meter) ausgerüstet und besser geschützt als die Stellungen der Bauart 1. Die Munition der Geschütze wurde über Kettenaufzüge auf den Gefechtsturm gebracht und dort in Nischen, die kreisförmig um die Flak angeordnet waren, gelagert. In einer Stunde konnten die vier Geschütze etwa 2.900 Granaten verschießen, die jeweils knapp 60 Kilogramm wogen. Ein Stockwerk unter dem Dach waren außerdem 2- und 3,7-cm-Flak für den Einsatz gegen Tiefflieger postiert. Die Munition wurde im Erdgeschoss gelagert; die Ersatz-Geschützrohre im Keller.

Insgesamt umfasste der Flakturm neun Stockwerke, von denen ein Teil als Luftschutzraum für die Bevölkerung vorgesehen war. In ihm suchten bis zu 30.000 Menschen aus der Umgebung Schutz. Damit die militärische Funktion nicht beeinträchtigt wurde, gab es ein eigenes Treppenhaus für die Soldaten und Flakhelfer.

Der Luftwaffenhelfer Gustave Roosen beschrieb die Situation wie folgt:

„Im Grunde war es kein Kunststück, es erforderte Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl, um die Doppelzeiger — Sollwert/Istwert — mit der Umdrehungsgeschwindigkeit des Nachführzeigers (identisch mit Drehgeschwindigkeit Geschütz) auszutarieren und haargenau auf Übereinstimmung („auf Deckung“) zu halten. Man saß auf einem Blechsitz, wie auf einem Traktor, vor sich das Handrad, dahinter die große Doppelzeigerskala und der Einschlagwinkel des Handrades bestimmte die Drehgeschwindigkeit des Geschützes (bzw. beim „K2“ die des Höhen-Anstellwinkels); es war angenehm, dass alles hydraulisch funktionierte, im Gegensatz zur 8,8 cm-Flak, die es mit Muskelkraft einzustellen galt. […] Hier in Hamburg hatten wir laufend zu tun — jeden Abend gegen 20 Uhr, man konnte die Uhr danach stellen, Voll-Alarm. Bomberverbände, die auf dem Weg nach Berlin waren, nahmen die Elbmündung und die Elbe als Einflugschneise. Natürlich war Hamburg, der Hafen, die Öltanks und Raffinerien in Harburg und Wilhelmsburg laufend Ziel ihrer massiven Angriffe. Es gab infernalische Gefechtssituationen aber man hatte — hier besonders — das Gefühl, sich wehren zu können […] Die Flakturm-Batterien, so auch die in Wilhelmsburg, bestanden aus zwei Türmen — dem Geschützturm, einem Quader aus Stahlbeton mit 50 m Kantenlänge, innen in sieben Geschosse aufgeteilt, in die bei Voralarm bereits die Anwohner aus der näheren Umgebung Zuflucht suchten. Ganz oben befanden sich unsere Unterkünfte. […] Der andere Turm war der Mess-Turm, etwas schlanker in der Bauart, mit Messgeräten, großes FuMG [Funkmessgerät, bspw. Würzburg-Riese] und B1 (Kommandogerät). Zwischen beiden Türmen, die im Abstand zueinander von circa 160 m standen, befanden sich zu ebener Erde Baracken mit Kantine, Werkstatt-Schuppen, Friseur, Schuster und andere Einrichtungen. Das Ganze strahlte Lager-Atmosphäre aus.“

Nach Ende des Krieges war eine zivile Nutzungen der Flaktürme geplant. Dennoch wurde am 10. Oktober 1947 der Leitturm von den Briten gesprengt und beseitigt. Nur sieben Tage später, am 17. Oktober, erfolgte auch die Sprengung des Gefechtsturms an der Neuhöfer Straße. Dabei wurde ein Großteil der inneren Struktur zerstört, die Hülle des Bunkers blieb jedoch erhalten. Er wird derzeit als Sendemast für Mobilfunkantennen genutzt.

Derzeit wird der Hochbunker zum „Energiebunker“ umgebaut und nach Fertigstellung ein Energiezentrum mit einem Biomasse-Blockheizkraftwerk, einem Wärmewasserspeicher und einer Solarthermieanlage sein.

Auf dem Bunkerdach hat im März 2013 ein Café mit Aussichtsterrasse in 30 Metern Höhe eröffnet. Besucher haben einen guten Blick über Wilhelmsburg und den Hamburger Hafen.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Seebeer

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