Flakturm Zoobunker

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Der zerstörte Flakbunker am Berliner Zoo; letzter Gefechtsstand des Führungsstabes der 1. Flak-Division
Flakturm Tiergarten in Berlin mit Flakgeschütz. Auf dem Leitturm im Hintergrund ein Würzburg-Riese.

Tiergarten-Flakturm

Im April 1941 wurde im Tiergarten der große Zoobunker („Gustav“) fertiggestellt, der mit Flak unterschiedlichster Kaliber von 2 cm bis zu 12,8 cm-Zwillingsgeschützen bestückt war. Seinen Namen erhielt er nach dem in der Nähe befindlichen Zoologischen Garten. Der bereits 1939–1941 errichtete kleine Zoobunker diente als Leitstelle für die gesamte Berliner Flak, koordinierte die Abwehr und war mit Radar- und Leitanlagen, beispielsweise dem Funkmessgerät Würzburg-Riese, ausgerüstet.

In diesem Turm war auch der Stab der 1. Flakdivision unter zuletzt Generalmajor Otto Sydow und der Flakscheinwerfergruppe Berlin unter Oberst Paul Hasenfuß untergebracht. Im April 1945 hielt sich Reichsmarschall Hermann Göring kurze Zeit im Lazarett des großen Bunkers auf, bevor er sich nach Bayern absetzte.

Im Mai 1945 bargen sowjetische Spezialtruppen der sogenannten „Trophäen-Kommission“ die im Saal N 11 des Flakturms Zoo eingelagerten Kunstgegenstände aus den Berliner Museen, darunter den größten Goldfund aus der Antike, den Schatz des Priamos (Schliemann-Gold), mit 8900 Teilen. Das Beutegut wurde nach Moskau verbracht, wo es lange Zeit als verschollen galt und erst 1996 in einer Ausstellung wieder auftauchte.

Die beiden Flaktürme im Tiergarten sollten 1947 durch die britische Besatzungsmacht gesprengt werden. Am 28. Juli 1947 wurde der Leitturm mit 12 Tonnen Dynamit gesprengt. Im August folgte die erste Sprengung des Gefechtsturms mit 25 Tonnen Dynamit. Der gewünschte Erfolg blieb aus. Die zweite Sprengung verlief nicht erfolgreicher. Erst am 30. Juli 1948 gelang es, den Gefechtsturm mit 40 Tonnen TNT zu zerstören. Die Reste der Türme wurden mit Trümmerschutt übererdet. Dieser Berg sollte in den Zoologischen Garten integriert werden. 1955 wurden die etwa 412.000 m³ Schutt wieder abgetragen und der Bunker selbst durch Kleinsprengungen beseitigt. Um diese Abrissarbeiten des Stahlbetons auszuführen, war der Einsatz sogenannter Sauerstofflanzen erforderlich. Danach wurden auf dem Gelände verschiedene Zoo-Gehege für Kamele und Nashörner sowie das Vogelhaus erbaut. Damit ist dieses ehemalige Flakturm-Paar das einzige, das heute nicht mehr existiert.



1. Flak-Division

Die 1. Flak-Division war ein Großverband der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Zuständig war die Division für die Luftabwehr im Großraum von Berlin.


Geschichte

Bereits im Sommer 1938 wurde mit der Planung und Aufstellung eines Luftverteidigungskommandos für Berlin begonnen, der dann mit Wirkung zum 1. August 1938 auch unter dem Kommando von Oberst Braun aufgestellt wurde, welcher allerdings am 4. August 1938 tödlich verunglückte. Seine Nachfolge trat der spätere Generalmajor Gerhard Hoffmann an, der das Kommando bis zum 23. Juni 1940 innehatte. Sein Nachfolger wurde Oberst Werner Prellberg, der die Geschicke der Division für wenige Monate bis zum 5. Juli 1940 in die Hand nahm. Nachfolger wurde der ebenfalls spätere Generalmajor Ludwig Schliffahrt. Unter seinem Kommando wurde das Luftverteidigungskommando Berlin 1 dann am 1. September 1941 in die 1. Flak-Division umbenannt.

Hauptaufgabe der 1. Flak-Division war bis zum Kriegsausbruch die Luftraumverteidigung von Groß-Berlin. Die Division unterstand dabei direkt dem Luftgaukommando III und hatte folgende Gliederung:

Flakregiment 12

Flakregiment 22

Flakregiment General Göring

Ihre Feuerkraft belief sich auf 60 schwere, 35 mittlere und leichte Batterien, 17 Scheinwerferbatterien sowie 6 Luftsperrballonbatterien und 9 Fla-MG Kompanien.


Zweiter Weltkrieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Flakregiment 12 für den Schutz Berlins im Südosten vertraut und lag in Lankwitz. Dem neu hinzugekommenen Flakregiment 32 oblag der Luftschutz im Nordwesten Berlins mit Sitz in Reinickendorf. Das Flakregiment Göring war für den Schutz von Potsdam zuständig, insbesondere den Schutz des dort stationierten Hauptquartiers des Oberbefehlshabers der Luftwaffe. Die Vorkriegsfeuerkraft konnte jedoch nicht auf diesem hohen Niveau gehalten werden und sank kriegsbedingt auf 53 schwere, 24 mittlere und leichte Batterien ab. Ebenso standen statt 17 Scheinwerferbatterien nur noch 12 zur Verfügung. Bis Mitte August 1940, insbesondere wegen der Zuführung von Berliner Flakkräften gen Westfront, sank die Zahl der Flakbatterien erneut auf nur noch 19 schwere und 12 mittlere und leichte ab. Für die Erhellung des Luftraumes sank die Zahl der Scheinwerferbatterien für ganz Berlin auf nur noch acht Batterien. Der starke Aderlass der 1. Flak-Division führte in der Folge dazu, dass der Flächenschutz für Berlin nicht mehr gewährleistet war, insbesondere bei Bomberangriffen in der Nacht. Proteste seitens des Generals des Luftgaukommandos III blieben ungehört. Erst nach den ersten britischen Luftangriffe, die im August 1940 erfolgten, wurden die Kräfte der 1. Flak-Division eiligst verstärkt. Als Folge davon wurden per Befehl in Berlin die ersten sogenannten Berliner Flaktürme errichtet, die mit 12,8-cm-Flak 40-Zwillingsgeschützen ausgestattet wurden. Nach der Verstärkung der 1. Flak-Division verfügte sie im Dezember 1941 wieder über 51 schwere, 23 mittlere sowie 26 Scheinwerferbatterien. Trotz dieser Kräftezuführung, abgesehen von den Scheinwerferbatterien, erreichte sie nicht ihre Vorkriegssollstärke.

Erst durch weitere massive Aufrüstungen, auch im Hinblick auf die nun immer häufiger einsetzenden alliierten Luftangriffe auf Berlin, wuchsen die eingesetzten deutschen Flakkräfte. Mit Stichtag zum 31. Dezember 1941 verfügte die 1. Flak-Division im Großraum Berlin über 75 schwere, 49 mittlere und leichte sowie über 24 Scheinwerferbatterien. Die Gliederung umfasste zum 1. November 1943 das:

Flakregiment 22 Flakgruppe Süd in Lankwitz

Flakregiment 53 Flakgruppe Nord in Heiligensee

Flakregiment 126 Flakgruppe West in Reinickendorf

Flakregiment 172 Flakgruppe Ost (nur bis 25. August 1944)

Flakscheinwerferregiment 82

Diese Kräfte konnten in der Folge bis Januar 1944 noch einmal massiert werden. Am Ende standen für die Luftverteidigung der Reichshauptstadt 104 schwere, aber nur noch 25 mittlere und leichte Batterien sowie 20 Scheinwerferbatterien zur Verfügung. Trotz der immens zugeführten Flakkräfte glich Berlin Ende 1944 dennoch einem Trümmerfeld. Dies war auch nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Flakbatterien nur noch primär wichtige Industrie- und Verkehrsknotenpunkte (Bahnhöfe usw.) verteidigen konnten. Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund der sowjetischen Winteroffensive 1944/1945 der Ostfront auch Heimatflakverbände zugeführt werden mussten, denen sich auch die 1. Flak-Division nicht entziehen konnte. In der Folge sank deren Bestand der schweren Batterien erneut von 57 auf 44.

Anfang Februar 1945 wurde schließlich die 1. Flak-Division mit der Durchführung von Erdkämpfen dem Kommandanten von Berlin unterstellt. Zu diesem Zweck wurde das Flakregiment 53 aus ihrem bisherigen Aufgabenfeld herausgelöst und an die Oderfront verlegt. Die Heeresführung plante in der Endphase der Schlacht um Berlin die Aufstellung von 47 Flakkampftruppen, deren Hauptpersonal von der 1. Flak-Division kommen sollte. Da die Division aber nur noch über 44 schwere Batterien verfügte, war die Ausstattung aller Flakkampfgruppen praktisch unmöglich. Inwieweit nun die Pläne und die Realisierung dieser Flakkampfgruppen in den Kriegswirren umgesetzt wurde, kann nicht abschließend geklärt werden. Mit der Abgabe der letzten Flakgeschütze, soweit diese natürlich in irgendeiner Weise mobil gemacht werden konnten, sofern sie nicht fest installiert waren, versetzten der ohnehin schwachen Luftverteidigung Berlins den Todesstoß.


Kriegsende

Mitte April 1945 wurde die 1. Flak-Division dann dem Generalkommando II. Flak-Korps unterstellt. Der Gefechtsstand des Führungsstabes befand sich bis Kriegsende im Flakbunker am Berliner Zoo, von wo aus ihre Geschütze aufgrund der günstigen erhöhten strategischen Lage noch eine wirksame Feuerunterstützung für die am Boden kämpfenden deutschen Einheiten abgeben konnten. Am 2. Mai 1945 kapitulierte dann Berlin unter seinem Kampfkommandanten General Helmuth Weidling und mit ihm alle noch zur Verfügung stehenden Flakkampfkräfte der 1. Flak-Division, die anschließend in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten.



Würzburg-Riese

Der Würzburg-Riese ist ein Radargerät von Telefunken und diente während des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg zur Ortung feindlicher Flugzeuge. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMG 62 Würzburg und verwendete wie dieses Frequenzen um 560 MHz (Dezimeterwellen).

Die Mitte 1941 eingeführten ortsfesten „Riesen“ (Tarnbezeichnungen: Funk-Sende-Empfänger FuSE 65 bzw. Funkmessgerät - FuMG 65; Ausführung Kriegsmarine: Funkmess-Ortungsgerät FuMO 214) dienten zur Führung der Nachtjäger der Luftwaffe und wurden zur Feuerleitung auf den Leittürmen der großen Flaktürme installiert. Einige Würzburg-Riesen (FuSE 65 E) waren auf Eisenbahnwaggons montiert.


Einsatz gegen nächtliche Bombardierung

Der Luftwaffenexperte und General Josef Kammhuber, Kommandeur der Nachtjäger, plante und realisierte eine Verteidigungslinie aus sogenannten „Himmelbett“-Stellungen, die bei den Engländern unter dem Namen seines Organisators als „Kammhuber-Linie“ bekannt wurde. Die zuletzt über 1000 km lange „Kammhuber-Linie“ zog sich von Dänemark bis nach Nordfrankreich und war ein ausgeklügeltes System aus Funkmessstellungen, Nachtjägerflugplätzen, Flakbatterien und Flugwachen, die alle telefonisch mit Jägerleitständen verbunden waren. Die Radarstationen mit sich überschneidenden Erfassungsbereichen, Scheinwerferstellungen und startbereite Nachtjägereinheiten sollten die britischen und später auch amerikanischen Flieger vom deutschen Luftraum fernhalten. Ein zentrales Informationszentrum – von mehreren Gefechtsständen – der Kammhuberlinie befand sich in dem Gefechtsstand der 3. Jagddivision, einer Bunkeranlage im niederländischen Schaarsbergen bei Arnheim. Der Bunker der 3. Jagddivision ist erhalten und wird als „Hulpdepot van het Algemeen Rijksarchief“ genutzt; er findet sich neben der Zufahrt zum südlichen Eingangsbereich des Nationalparks Hoge Veluwe am Koningsweg.


Störung und Gegenmaßnahme

Ab Juli 1943 störten die Alliierten die Wirksamkeit der Radaranlagen durch das Abwerfen von Stanniolstreifen (Düppel). Die vielen Radioechos irritierten zunächst die deutsche Luftabwehr. Bald gelang es aber, über den Dopplereffekt die Geschwindigkeit der georteten Objekte zu bestimmen und die langsam schwebenden Metallstreifen auszublenden. Diese Technik wurde auch bekannt als die „Würzburger Lösung“ oder kürzer als „Würzlaus“, bestehend aus Würz von Würzburg und Laus, der als Codename der einstigen geheimen Methode verwandt wurde. Dabei wird beim Empfänger mittels Filter exakt die eigene Sendefrequenz ausgeblendet. Nur die Frequenzen knapp oberhalb und unterhalb der eigenen Sendefrequenz wurden empfangen. Ein sich bewegendes Objekt bewirkt über den Dopplereffekt eine leichte Frequenzverschiebung. Da also nur die Frequenzen von sich bewegenden Objekten (hier: Bomber) erfasst wurden und die nicht veränderten Frequenzen der stehenden Objekte (hier: langsame Stanniolfolie der „Düppel“) ausgeblendet wurden, waren plötzlich die Bomber wieder klar auf dem Anzeigegerät. Dieses Verfahren ist heute als Moving Target Indication bei fast allen modernen Radargeräten Standard. Es können somit alle „Hintergrund“-Echos ausgeblendet werden.

Suchbereich: 360 Grad

Reichweite: Suchen – 60-80 km; Peilung – 50-60 km

Sendefrequenz: 560 MHz

Peilverfahren: Minimumpeilung



Text Paar 1: Tiergarten: Wikipedia

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Oberes Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 146-1982-028-14 / Hoffmann, Otto / CC-BY-SA

unteres Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 183-1987-0508-502 / Pilz / CC-BY-SA

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