Franz Ferdinand von Österreich-Este

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Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria von Österreich-Este (* 18. Dezember 1863 in Graz; † 28. Juni 1914 in Sarajevo) war österreichischer Erzherzog und seit 1896 Thronfolger von Österreich-Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Beim Attentat von Sarajevo wurden er und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg von dem bosnisch-serbischen Nationalisten Gavrilo Princip ermordet. Die Tat löste die Julikrise aus, die zum Ersten Weltkrieg führte.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Franz Ferdinand von Österreich-Este.

Leben

Kindheit und Jugend

Franz Ferdinand, in seinen jüngeren Jahren nur als Erzherzog Franz bezeichnet, war Sohn von Karl Ludwig von Österreich, dem zweitältesten der drei Brüder von Kaiser Franz Joseph I., und Prinzessin Maria Annunziata von Neapel-Sizilien. Als er sieben Jahre alt war, starb seine Mutter. Die Sommer verbrachte er bei Reichenau an der Rax in der Villa Wartholz oder in Schloss Artstetten in Niederösterreich. Mit seinem Cousin Rudolf, dem österreichisch-ungarischen Kronprinzen, war er eng befreundet. Zu seiner Stiefmutter Marie Therese von Portugal entwickelte er ein enges Verhältnis; sie heiratete seinen Vater, als Franz Ferdinand neuneinhalb Jahre alt war. Später stand sie auch in der Krise um seine nicht standesgemäße Heirat, im Unterschied zu den meisten seiner Verwandten, zu ihm.

Erbschaft d’Este

Erzherzog Franz V. von Österreich-Este, bis 1859 Herzog von Modena, Massa, Carrara und Guastalla († 20. November 1875), bot dem Vater von Franz Ferdinand an, einen seiner Söhne als Erben einzusetzen – unter der Bedingung, dass dieser den Namen Este annehmen und innerhalb von zwölf Monaten leidlich Italienisch lernen solle. Karl Ludwig informierte seine beiden älteren Söhne davon (Erzherzog Ferdinand Karl war noch zu jung), wobei Erzherzog Otto das Ansinnen, die italienische Sprache zu erlernen, strikt ablehnte. Franz Ferdinand hingegen verpflichtete sich dazu.

Nachdem der Kaiser seine Erlaubnis erteilt hatte, wurde „-Este“ seinem habsburgischen Namen angefügt und er erhielt Italienischunterricht. Das Erlernen des Italienischen fiel ihm allerdings sehr schwer. Er übertrug seine Abneigung gegen die Sprache auch auf die Italiener und besichtigte in der Folge niemals seine ausgedehnten Besitzungen in Oberitalien. Laut Testament durfte er das Erbe nicht veräußern. Nach der Ermordung des Thronfolgers im Jahr 1914 ging der Name Österreich-Este auf Franz Ferdinands Großneffen, Erzherzog Robert, über, den Sohn des späteren Kaisers Karl I. Das Archiv der Familie Este ist 1915 an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv übergeben worden, ein Teil musste 1921 an Italien abgegeben werden.[1]

Ausbildung

Unterrichtet wurde er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Otto Franz Joseph privat unter Leitung des Grafen Ferdinand von Degenfeld-Schonburg (1835–1892).

Franz Ferdinands Stiefmutter Marie Therese von Portugal suchte dann neue Lehrer und gewann den Historiker Onno Klopp, der den Erzherzog sechs Jahre lang, von 1876 bis 1882, in Geschichte unterrichtete, und den Propst Godfried Marschall. Beide gewannen großen Einfluss auf den jungen Erzherzog und prägten seine Lebenseinstellung entscheidend. Klopp beeinflusste den jungen Mann, indem er ihm ein übersteigertes habsburgisches Sendungsbewusstsein vermittelte, hielt ihm Vorträge hinsichtlich seiner hohen Berufung und des Gottesgnadentums. Seinem neuen Religionslehrer Marschall gelang es, die Zuneigung Franz Ferdinands zu erringen. Marschall, der 1880 Propst der Wiener Votivkirche und 1901 Weihbischof in Wien wurde, war viele Jahre engster Freund und Berater Franz Ferdinands und hatte großen Einfluss auf ihn. Das Vertrauensverhältnis zerbrach später aufgrund der morganatischen Ehe des Thronfolgers.[2]

Jagd

Franz Ferdinand erlegte bereits mit neun Jahren sein erstes Wild. Die Jagd wurde später seine große Leidenschaft,[3] wobei er ein extrem guter Schütze gewesen sein soll.[4] Er unterhielt mehrere große Jagdreviere. Wie aus den vollständig erhaltenen Schusslisten hervorgeht, erlegte Franz Ferdinand im Laufe seines Lebens 274.889 Stück Wild.[5] Darunter bei Großwildjagden auf seinen langen Weltreisen viele exotische Tiere wie Tiger, Löwen und Elefanten. Allein im Jahr 1911 erlegte er 18.799 Stück Wild,[6] „Tagesrekord“ waren an einem Junitag 1908 2763 Lachmöwen.[7] Er galt seit den frühen 1890er Jahren als einer der besten Schützen der Welt.[8] Seine riesige Trophäensammlung befindet sich noch heute auf Schloss Konopiště. In Schloss Artstetten sind jene Münzen, die er nach einer Wette während seiner Indienreise mit der gleichen Flinte traf, zu sehen.

Die „ans Süchtige grenzenden Leidenschaft“[9] wird übereinstimmend als eine der dunkelsten Seiten im Persönlichkeitsbild Franz Ferdinands wahrgenommen[10][9] und von Historikern als „feudale Massenschlächterei“[11] als „Wildschlächterei, Aasen, Massenmord“[9] oder als „pathologische Schießwut“ bezeichnet, bei der er mit „rücksichtsloser Energie“ vorging.[12] Paul Sethe analysierte, dass Franz Ferdinand darin „Kind der Verfallserscheinungen seiner Zeit“ war, „daß ihm die Zahl, das Massenhafte wichtiger ist als die Freude am Pirschgang ...“[13]

Anzumerken ist allerdings, dass der Thronfolger zumeist als Ehrengast bei Jagden eingeladen war und die Treiber das Wild zu seinem Schießplatz dirigierten. Gleichzeitig entwickelte er starkes Umweltbewusstsein und förderte zahlreiche ökologische Projekte auf seinen Gütern.[14]

Vor der Thronfolge

Ab 1878 erhielt Franz Ferdinand eine militärische Ausbildung, die ihn durch die ganze Monarchie führte: Er war bei der Infanterie in Böhmen, den Husaren in Ungarn und den Dragonern in Oberösterreich. 1889 schenkte ihm sein Vater Schloss Artstetten in Niederösterreich, wo sich heute ein Museum für Franz Ferdinand befindet. 1899 wurde er zum General der Kavallerie befördert; außerdem führte er den Admiralsrang. Während seiner Militärzeit erkrankte er mehrmals an Lungentuberkulose, an der schon seine Mutter gestorben war, und musste im Herbst 1895 sogar vorübergehend aus dem aktiven Dienst scheiden.

1892/1893 unternahm er auf ärztlichen Rat mit großem Gefolge eine Weltreise auf dem Torpedorammkreuzer SMS Kaiserin Elisabeth. Offiziell wurde die Reise als wissenschaftliche Expedition deklariert, damit sie die Gerüchte über die angegriffene Gesundheit des Erzherzogs zum Verstummen brachte.[15] Die Reise führte ihn von Triest nach Indien, Indonesien, Australien, Japan, Kanada und Nordamerika. Seine so entstandenen Eindrücke und Erfahrungen beschrieb er im Buch Tagebuch meiner Reise um die Erde (Wien, Alfred Hölder, 1895). Dieses Tagebuch, das in Schloss Artstetten aufbewahrt wird, zeigt deutlich, welchen Einfluss die Weltreise auf seine späteren politischen Ideen nahm. Unter anderem war er überzeugt, dass nur ein föderalistisches System den Vielvölkerstaat am Leben zu erhalten vermöge und Österreich unbedingt eine stärkere Marine brauche, um sich politisch international zu betätigen.[16] 14.000 ethnologische Objekte dieser Reise befinden sich heute im Weltmuseum Wien. In den Wintern 1895 und 1896 unternahm er weitere ausgedehnte Kuraufenthalte, unter anderem in Ägypten, und erholte sich entgegen vielen Erwartungen von seiner Krankheit.

Nach dem Suizid seines Cousins Kronprinz Rudolf auf Schloss Mayerling am 30. Jänner 1889 und dem Tod seines Vaters Karl Ludwig, 1896, war Franz Ferdinand nach den habsburgischen Hausgesetzen österreichisch-ungarischer Thronfolger seines regierenden Onkels Franz Joseph I. Mehrere Versuche, ihn standesgemäß zu verheiraten, unter anderem mit der verwitweten Kronprinzessin Stephanie oder der sächsischen Prinzessin Mathilde, schlugen fehl.

Heirat mit Sophie Chotek

Am 1. Juli 1900 heiratete Franz Ferdinand Sophie Gräfin Chotek, Hofdame von Erzherzog Friedrich und dessen Gattin Isabella von Croy-Dülmen und Tochter eines böhmischen Grafen, die anlässlich der Hochzeit vom Kaiser zur Fürstin von Hohenberg und 1909 zur Herzogin von Hohenberg erhoben wurde.

Trotz ihrer Herkunft aus dem böhmischen Uradel (siehe Chotek von Chotkow) galt sie als den Habsburgern nicht ebenbürtig; außerdem wurde sie von ihr nicht wohlgesinnten Höflingen als schlicht, herb, selten lächelnd, dienstwillig, hausfraulich, bescheiden und buchstabengetreu gottesfürchtig wahrgenommen. Da sich Kaiser Franz Joseph I. nicht dazu überwinden konnte, ihre Familie in die Liste der ebenbürtigen Geschlechter aufzunehmen, erlaubte er nach langem Widerstreben nur eine morganatische Heirat unter der Bedingung, dass Sophie nicht „die künftige Kaiserin-Gemahlin“, sondern nur „Gemahlin des künftigen Kaisers“ werde und die späteren Nachkommen des Paares, die den Familiennamen von Hohenberg trugen, keinen Anspruch auf den Thron hätten.

Aus einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass Franz Ferdinand seine morganatische Ehe durch Historiker insoweit begründen ließ, dass die üblichen interfamiliären Eheschließungen sich gesundheitlich auf die Nachkommen auswirken. Erstaunlich ist auch die Auswahl des Namens Hohenberg, der mit Gertrude von Hohenberg als Frau des Kaisers Rudolf I. ganz am Anfang der Habsburgermonarchie auftaucht und schließlich wieder ganz am Ende der gleichen Monarchie zu Prominenz gelangt. Im Kreis der näheren Familie wird die Namenswahl als ein Akt der Zuwendung von Kaiser Franz Joseph und der Erneuerung interpretiert.[17]

Franz Ferdinand unterzeichnete am 28. Juni 1900 in einem offiziellen Akt die Kenntnisnahme der Nichtebenbürtigkeit seiner Braut und den Thronverzicht für seine Nachkommen aus der geplanten morganatischen Ehe in der Wiener Hofburg in Gegenwart des Kaisers und zahlreicher höchster Würdenträger.[18][19]

Diese strengen erbrechtlichen Vorschriften galten nur für Österreich. In Böhmen und Ungarn hingegen hätten Sophie durchaus Königin und ihre Kinder Thronerben werden können. Franz Ferdinand verzichtete in seiner Erklärung auf diese Ansprüche allerdings in Hinblick auf die Einheit des Reiches.[20]

Die Hochzeit mit Sophie brachte Franz Ferdinand in einen großen Konflikt mit seinen Verwandten. Franz Ferdinands jüngere Brüder Otto und Ferdinand Karl erschienen nicht zur Hochzeit, ebenso wenig die Schwester Margarete Sophie. Auf dem Hochzeitsfoto, das auf Schloss Artstetten zu sehen ist, wird der kleine Kreis der Gäste gezeigt. Die weitgehende Verachtung und Demütigung lässt sich daran messen, dass bei Hochzeiten anderer Thronfolger oder Monarchen eine opulente Zeremonie in Anwesenheit von Vertretern vieler anderer herrschenden Häuser üblich war. Aus seiner weitverzweigten Familie nahmen nur seine Stiefmutter Maria Theresa mit ihren beiden Töchtern Maria Annunziata und Elisabeth Amalie teil.

Die Eheleute dürften ihren Entschluss zur Heirat nie bereut haben, trotz dieser und vieler weiteren Demütigungen. So war es Sophie laut dem strengen Hofprotokoll nicht erlaubt, bei offiziellen Anlässen an der Seite ihres Mannes zu erscheinen. Während Franz Ferdinand als Thronfolger gleich hinter dem Kaiser kam, musste Sophie sich noch nach den verschiedenen Hofdamen und Würdenträgern der Monarchie einreihen. In seiner Funktion als Generalinspektor der bewaffneten Macht durfte Franz Ferdinand als Offizier mit seiner Frau aber gemäß Protokoll gemeinsam auftreten. Die Eheleute nutzten diese Lücke im sonst strengen Protokoll der Monarchie, tragischerweise auch in Sarajevo 1914.

Der Ehe von Franz Ferdinand mit Sophie von Hohenberg entstammten vier Kinder, die den Familiennamen der Mutter zu tragen hatten:

Sophie, Fürstin von Hohenberg (1901–1990) ⚭ 1920 Friedrich Graf von Nostitz-Rieneck (1893–1973),

Maximilian von Hohenberg (1902–1962) ⚭ 1926 Elisabeth Gräfin von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee,

Ernst von Hohenberg (1904–1954) ⚭ 1936 Maria Therese Wood,

ein totgeborener Sohn (1908), bestattet in der Familiengruft des Schlosses Artstetten, die aus diesem Anlass errichtet wurde.

Franz Ferdinand und Sophie waren damit die Stammeltern der in Österreich bis 1919 hochadeligen Familie Hohenberg. Die Familie hatte ihren Sitz im Schloss Belvedere in Wien, ihre Sommerresidenz war Schloss Konopiště in Böhmen, das Ende 1918 vom tschechoslowakischen Staat entschädigungslos enteignet wurde. Die Kinder wurden dann nach Österreich übersiedelt. Der Schwager des Thronfolgers, Graf Thun-Hohenstein, wurde ihr gesetzlicher Vormund und verhandelte in ihrem Namen mit Kaiser Karl I. den rechtlichen Austritt aus dem Familienfonds. Der Hauptsitz der Nachkommen wurde Schloss Artstetten in Niederösterreich. Der älteste Sohn, Max Hohenberg, wurde ein Rechtsvertreter Otto Habsburg-Lothringens in Österreich.[21]

Politik

Obwohl er offiziell nie an der Führung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn beteiligt war, wirkte Franz Ferdinand aktiv an der kaiserlichen Politik mit. Dazu residierte er mit einem Beraterstab – der sogenannten „Militärkanzlei“, deren Leiter Alexander von Brosch-Aarenau und sein Nachfolger Carl von Bardolff waren – im Schloss Belvedere. Nach seiner Thronbesteigung hätte er den Namen Franz II. gewählt. Er forcierte den militärischen Aufbau der Streitkräfte (gemeinsames Heer und Kriegsmarine) und plante die Stärkung der Zentralmacht und die Schwächung des Dualismus.

Trialismus – Föderalismus – Zentralismus

Die Reformen hätten den Zusammenschluss von Kroatien, Bosnien und Dalmatien zu einem eigenen Reichsteil (Südslawien) zur Folge gehabt, was mit dem Interesse Serbiens konkurriert hätte, ein südslawisches Königreich unter serbischer Führung zu gründen. Diese Pläne und die angeheizte öffentliche Diskussion schürten den Hass der Serben gegen Franz Ferdinand und die Habsburger.

Der „Trialismus“ (Österreich-Ungarn-Südslawien) hatte neben kroatischen konservativen Kreisen zeitweise auch Franz Ferdinand als Förderer; es entwickelten sich dessen Reformpläne aber bald in die Richtung einer umfassenden Föderalisierung. Seine gegen Ungarn gerichteten Pläne bezogen sich in erster Linie auf die ungarischen Nationalitäten, nicht weil sie sozial und politisch benachteiligt waren, sondern weil er sie für staatstreu hielt. Dieses Ziel konnte der vorerst von Franz Ferdinand favorisierte Kronländerföderalismus, der keinerlei Rücksicht auf ethnische Verhältnisse nahm, jedoch kaum verwirklichen.

Schließlich wurde der Thronfolger zum Kristallisationspunkt der großösterreichischen Bewegung, die eine Föderalisierung aller Völker des Reiches auf ethnischer Grundlage vorsah, obwohl er deren prononciertester ideologischer Stütze, dem Föderalisierungskonzept Popovicis, letztlich auch nicht völlig zustimmen konnte. Franz Ferdinand legte sich technisch nie auf einen dieser Pläne fest, seine Absichten widersprachen einander manchmal und waren häufig verschwommen. Er verfolgte eine Mischung zwischen einem ethnischen und einem historisch-traditionellen Föderalismus, kam zuweilen wieder auf den Trialismus zurück und vertrat eine Art von verwässertem Zentralismus.[22] Ergänzend zum politischen Archiv der Militärkanzlei im Hof- und Staatsarchiv findet sich auf Schloss Artstetten eine weit reichende Dokumentation über seine Pläne und jene seiner Berater.

Stärkung der Wehrkraft

Der Thronfolger wurde vom Kaiser am 29. März 1898 als Offizier „zur Disposition Meines Oberbefehls“ gestellt; der Kaiser räumte ihm einen eigenen militärischen Stab ein und kündigte an, Franz Ferdinand werde nun „reichlichen Einblick in alle Verhältnisse der Wehrmacht zu Lande und zur See gewinnen, welcher dem allgemeinen Wohle dereinst zum Besten gereichen soll“.[23]

Von 1906 an baute Alexander Brosch als Flügeladjutant für Franz Ferdinand dessen Militärkanzlei zu einem Beobachtungs- und Beeinflussungsinstrument für die gesamte Politik der Doppelmonarchie aus; sie wurde von Kritikern als Nebenregierung bezeichnet.

Mit einer Analyse der Wehrkraft der Monarchie beauftragt, gelang es dem Thronfolger 1906, die Enthebung des 65-jährigen Kriegsministers Heinrich von Pitreich und des 76-jährigen Generalstabschefs Friedrich von Beck-Rzikowsky (im Volksmund scherzhaft „Vizekaiser“ genannt), eines besonderen Vertrauten des gleichaltrigen Kaisers, zu erreichen; dieser wurde durch den 54-jährigen Franz Conrad von Hötzendorf ersetzt.

Als Conrad 1911 wegen der Verfolgung von Präventivkriegsplänen gegen Serbien vom Kaiser enthoben wurde, bewirkte der Thronfolger, dass er 1912 in sein Amt zurückkehren konnte. Allerdings war Franz Ferdinand ein Gegner des unüberlegten militärischen Dreinschlagens und wollte einen Krieg mit Russland vermeiden, damit „der Zar und der Kaiser von Österreich sich nicht gegenseitig vom Thron stürzen und der Revolution den Weg freimachen“. Dabei trat er immer wieder in Gegensatz zu Conrad, der ein Vertreter von Präventivkriegen war.

Auch ein Krieg gegen Serbien wurde von Franz Ferdinand schon 1913 in einem Brief an Leopold Graf Berchtold abgelehnt: „Führen wir einen Spezialkrieg mit Serbien, so werden wir es in kürzester Zeit über den Haufen rennen, aber was dann? Und was haben wir davon? Erstens fällt dann ganz Europa über uns her (…) und Gott behüte uns, wenn wir Serbien annektieren; ein total verschuldetes Land mit Königsmördern, Spitzbuben etc. Und wo wir noch nicht einmal mit Bosnien fertig werden (…) Und jetzt gibt es meiner Meinung nach nur die Politik, zuzuschauen, wie sich die anderen die Schädel einhauen, sie soviel als möglich aufeinanderhetzen und für die Monarchie den Frieden zu erhalten.“[24]

Franz Ferdinand hatte auch wesentlichen Anteil am Ausbau der k.u.k. Kriegsmarine. Er konnte nach 1900 zahlreiche Schiffsneubauten durchsetzen und war auch für die Einführung von U-Booten ab 1908 verantwortlich.

Am Vorabend seines 83. Geburtstags ernannte Kaiser Franz Joseph I. den Thronfolger am 17. August 1913 zum Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht und verfügte, dass die Militärkanzlei Franz Ferdinands nunmehr Kanzlei des Generalinspektors der gesamten bewaffneten Macht zu heißen habe.[25]

Ehrungen und Auszeichnungen

Der Thronfolger wurde, oft aus protokollarischen Gründen, mit hohen Orden ausgezeichnet. Er war, wie alle großjährigen Erzherzöge, Träger des Goldenen Vlieses (des Hausordens der Dynastie Habsburg-Lothringen, der in Österreich rangmäßig über allen anderen Auszeichnungen stand), Ritter des britischen Hosenbandordens, Träger des Großkomturkreuzes des königlichen Hausordens von Hohenzollern, Besitzer des japanischen Chrysanthemen-Ordens und diverser Orden der Souveräne von Schweden bis Sizilien und von Spanien bis Bulgarien. Daneben hat er noch zahlreiche weitere in- und ausländische Orden erhalten.[26]

Vorbereitungen für die Thronbesteigung

Von Brosch und seinem Nachfolger Bardolff wurden in der Militärkanzlei des Thronfolgers sehr detaillierte Pläne für die Thronbesteigung Franz Ferdinands vorbereitet. Sie berücksichtigten, dass er einen vom Herrscher dekretierten Umbau der Doppelmonarchie beabsichtigte, bevor er durch Krönungseide und Ähnliches an die überkommene Ordnung gebunden werden konnte. Davon wäre vor allem die magyarische Oberschicht stark betroffen gewesen (bei der dann auch die Trauer über seinen Tod sehr gering war). Daher mussten in den Überlegungen loyale Kräfte, die Franz Ferdinand unterstützen würden, ebenso bewertet werden wie erwartete Gegner seines Staatsumbaues von oben, der die bisherigen Verfassungen zur Seite zu schieben beabsichtigte. Hier bekommt wieder das Tagebuch seiner Weltreise Bedeutung.

Im so genannten „Sarajevo-Saal“ des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befindet sich ein besonders kurioses Ölgemälde von Wilhelm Vita. Das Porträt zeigt den Erzherzog im weißen Galawaffenrock im Rang eines Feldmarschalls sowie mit den vier Großkreuzen des Maria-Theresia-Ordens, des k.u. Sankt Stephans-Ordens und Leopold-Ordens sowie des Ordens der Eisernen Krone. Es sind dies, mit Ausnahme des Stephans-Ordens, durchwegs Attribute, die Franz Ferdinand als Erzherzog und Thronfolger nicht zustanden, die er aber im Fall einer Thronbesteigung angelegt hätte.[27]

Das Bild stellt demnach Franz Ferdinand als Kaiser dar und mag für den Fall der Thronbesteigung als Vorlage für offizielle Kaiserbilder vorgesehen gewesen sein. Nach der Ermordung des Thronfolgers wurde das zur Utopie gewordene Porträt soweit übermalt. In diesem Zustand wurde das Gemälde vom Heeresgeschichtlichen Museum 1959 erworben und nach Entfernung der Übermalungen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.[28]

Ein ähnliches Bild ist in Schloss Artstetten zu sehen. Es wurde für die Hofburg beim tschechischen, zwischen Prag und Paris pendelnden Maler Václav Brožík bestellt und sollte die ganze kaiserliche Familie nach Protokoll darstellen. Nachdem Kaiser Franz Joseph I. erkrankte, erlaubte sich der Künstler, um seinen Auftrag nicht zu verlieren, eine neue Skizze anzufertigen, in welcher der Thronfolger als Kaiser dargestellt wird. Die endgültige Ausführung unterblieb, da der Künstler am 15. April 1901 starb.[29]

Tod

Attentat von Sarajevo

Im Rahmen von Manöverbesuchen hielten sich Franz Ferdinand und seine Frau im Juni 1914 in Bosnien-Herzegowina auf. Am 28. Juni 1914 statteten sie dessen Hauptstadt Sarajevo einen offiziellen Besuch ab. Die Untergrundorganisation „Mlada Bosna“ plante mit Hilfe von Mitgliedern der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ zu diesem Anlass ein Attentat. Nach einem zunächst fehlschlagenden Attentat mit einer Handgranate tötete der 19-jährige Schüler Gavrilo Princip bald danach den Erzherzog und seine Frau mit zwei Pistolenschüssen, wobei der Thronfolger an der Halsvene und der Luftröhre getroffen wurde, kurz darauf das Bewusstsein verlor und verblutete.[30]

Das Automobil, in dem Franz Ferdinand und seine Frau erschossen wurden, kann im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien besichtigt werden, wobei das Durchschussloch jenes Geschoßes, das Sophie tödlich traf, deutlich zu sehen ist. Ebenso kann die blutüberströmte Uniform des Thronfolgers besichtigt werden (Leihgabe des Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums, Schloss Artstetten).[31] Die von Franz Ferdinand am Tag seiner Ermordung getragenen Orden und Ehrenzeichen befinden sich hingegen auf Schloss Konopiště. Das blutbefleckte Kleid der Herzogin von Hohenberg ist ebenfalls erhalten.

Begräbnis

Die Trauerfeiern wurden vom Hof wegen der nicht standesgemäßen Heirat bewusst bescheiden gehalten, die Presse sprach von einem „Begräbnis III. Klasse“.

Ein vollständiges Staatsbegräbnis kam für den Thronfolger ohnehin nicht in Frage, dies stand nur dem Monarchen selbst zu. Ansonsten begnügte sich Obersthofmeister Fürst Montenuovo, vom Kaiser nicht daran gehindert, mit einem Minimalprogramm. Für die Herzogin von Hohenberg war die Bestattung in der Kapuzinergruft nicht möglich. Daher hatte Franz Ferdinand für sich und seine Familie in seinem Schloss Artstetten eine Gruft errichten lassen.[32] Es wurde versucht, den Adel von einem Trauerzug abzuhalten; die Überführung der Särge nach Artstetten erfolgte ohne Beteiligung (hof)staatlicher Stellen durch die Städtische Bestattung Wiens. Die Beisetzung in der Familiengruft unter der im Schloss Artstetten gelegenen Pfarrkirche fand am 4. Juli im Familienkreis statt.[33]

Aus dem Nachlass Franz Ferdinands wurde von seinen Nachfahren im Schloss ein Museum errichtet, das ihn nicht nur als Amtsperson und Würdenträger, sondern auch als Privatmenschen zeigt.

Das Auto, in dem Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen wurden (Heeresgeschichtliches Museum Wien)

Die blutbefleckte Generalsuniform Franz Ferdinands im Heeresgeschichtlichen Museum

Aufbahrung von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie im Konak von Sarajevo

Gruft in Schloss Artstetten mit den Marmorsarkophagen von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie

Politische Folgen des Attentats

Wie aus Protokollen von Sitzungen des k.u.k. Ministerrates für gemeinsame Angelegenheiten hervorgeht, wollte Österreich-Ungarn Serbien daraufhin mit einem Krieg für immer unschädlich machen, und stellte der serbischen Regierung am 23. Juli 1914 ein äußerst hartes, auf 48 Stunden befristetes Ultimatum, in dem es u. a. die Unterdrückung jeglicher Aktionen und Propaganda gegen die territoriale Integrität der österreichisch-ungarischen Monarchie verlangte und eine gerichtliche Untersuchung des Attentats unter Mitwirkung österreichisch-ungarischer Beamter forderte. Das Ultimatum war bewusst so verfasst, dass ein souveräner Staat es nicht akzeptieren konnte. Das Ultimatum drohte allerdings nur mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und (noch) nicht mit Krieg, eine Feinheit, auf deren Betonung der k.u.k. Außenminister Leopold Graf Berchtold großen Wert legte.

Serbien antwortete auf das Ultimatum innerhalb der vorgegebenen Frist, akzeptierte es jedoch nicht bedingungslos. Schließlich erklärte Österreich-Ungarn mit deutscher Rückendeckung Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Durch die Bündnisverpflichtungen der damaligen Großmächte wurde so der Erste Weltkrieg ausgelöst.

Nach der Ermordung Franz Ferdinands wurde nach den habsburgischen Hausgesetzen Karl I. österreichisch-ungarischer Thronfolger.


Text: Wikipedia

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