Friedrich Tamnau

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Friedrich Tamnau (* 8. Dezember 1802 in Berlin; † 30. September 1879 ebenda) war ein deutscher Bankier, Mineraloge und Mineraliensammler, der eine zu seiner Zeit größten und bestausgestatteten Privatsammlungen von Mineralien aufbaute.

Leben

Tamnau war der Sohn des aus Königsberg stammenden evangelischen Kaufmann Johann Friedrich Tamnau (gestorben um 1859) und seiner jüdischen Ehefrau und wurde zur Erziehung von diesem zu Privatlehrern nach Königsberg geschickt. Er studierte an der Forstakademie Tharandt und der Bergakademie Freiberg (Mineralogie bei Friedrich Mohs). Zurück in Berlin hatte er Kontakt zu den Mineralogen Eilhard Mitscherlich, Christian Samuel Weiss und Gustav Rose und begann auf ausgedehnten Reisen (1821 Italien, 1824 Ungarn, Siebenbürgen, 1828 Skandinavien, 1835 Frankreich) mit dem Mineraliensammeln. Aufgrund von publizierten oder vor der Publikation stehenden mineralogischen Arbeiten (Kristallform von Dichroit, eine Monographie zum Chabasit, die im gleichen Jahr erschien) und Geologie von Böhmen und Siebenbürgen wurde er 1836 in Heidelberg promoviert.[1] 1838 veröffentlichte er noch zum Gieseckit. Danach veröffentlichte er eine Weile nichts, sammelte aber mit großem finanziellen Aufwand und in Tausch mit anderen Sammlern weiter. Hauptberuflich war er weiter Kaufmann, ab Mitte der 1830er Jahre nannte er sich Bankier.

Als ihm die erste Sammlung zu umfangreich wurde, bot er sie 1829 Preußen zum Kauf an. Die Verhandlungen zogen sich aber hin, da der als Gutachter bestellte Weiss Widerstand leistete (nach Hoppe hatte er einen streitbaren Eigensinn und Tamnau war Schüler von Mohs, mit dem er in Fehde lag) und das Fehlen eines Katalogs bemängelt wurde. Schließlich kam der Kauf der rund 32.000 Stücke 1841 für die Berliner Universität (sie ist im Museum für Naturkunde Berlin[2]) doch noch zustande. Der Kaufpreis von 18.000 Talern schien Tamnau zwar nur bei etwa der Hälfte des Werts zu liegen, er willigt aber trotzdem ein. Einen Teil (Dubletten und ausgesuchte Stücke) behielt er. Die zweite noch größere Sammlung (nach Tamnau 50.000 Stücke, im späteren Katalog sind nur rund 10.000) vermachte er der TH Berlin (damals Gewerbeakademie), die dafür einen eigenen Museumssaal errichtete (1884)[3] Sein Sohn, der Kaufmann Johann Friedrich Adalbert Tamnau, seine Frau und seine Tochter waren schon vor ihm verstorben.

Die Tamnau-Sammlung der TH Berlin wurde 1885 von Julius Hirschwald (1845–1928) katalogisiert und wurde 1938 von der TH Berlin an die TH Darmstadt übergeben[4]. Dubletten der Sammlung vermachte Tamnau seinem Enkel Alfred von Janson, der sie noch vermehrte auf rund 14.000 Stück und 1892 an den preußischen Staat verkaufte für die hohe Summe von 150.000 Mark (auch sie kam größtenteils an das Naturkundemuseum Berlin, aber auch nach Posen, Königsberg, Göttingen, Greifswald). Tamnau hinterließ eine Tamnau-Stiftung, die mineralogische Auslandsreisen finanzierte. Die Stiftung bestand bis 1923, als die Inflation das Restkapital entwertete.

Er war 1848 Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften und deren erster Schatzmeister, was er 22 Jahre blieb. Er war Geheimrat.

Er veröffentlichte über Mineralogie in den Annalen der Physik und (kürzere Mitteilungen) in den Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften.

Schriften

Über einige Basaltberge in Siebenbürgen. Taschenbuch fur die gesamte Mineralogie (Nebentitel Zeitschrift für Mineralogie), Jg. 1826, S. 333-339

Über die Krystallform des Dichroits. Annalen der Physik und Chemie 12, 1828, 495-499.

Über die geognostischen Verhaltnisse der Gegend um Rodna in Siebenbürgen. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, Jg. 1836

Monographie des Chabasits. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, 1836

Über den Serpentin von Snarum in Norwegen. Annalen der Physik und Chemie 42, 1837, S. 462-468.

Über das Vorkommen des Gieseckits und uber die Identität desselben mit dem Eläolith und Nephelin. Annalen der Physik und Chemie 43, 1838, S. 149-153.

Über den Aegyrin, Annalen der Physik und Chemie 48, 1839, 500.

Über den Leukophan. Annalen der Physik und Chemie 48, 1839, S. 504.


Grabstätte: Friedhof der Bethlehems- oder Böhmischen Gemeinde in Berlin-Kreuzberg

Text: Wikipedia

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