Güstrow

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Güstrow ist als historische Residenzstadt bekannt für sein Schloss, seine gut erhaltene Altstadt mit vielen wertvollen Bauwerken und seinen Dom mit dem „Schwebenden“ von Barlach. Die 1236 begründete Domschule Güstrow ist eine der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Güstrow.

Geschichte

Namensherkunft

Der Name Güstrow kommt aus dem Altpolabischen, von Guščerov (Eidechsenort), was sich von guščer für Eidechse ableitet.[3] Historisch wurde Güstrow auch bei seinem lateinischen Namen genannt: Gustrovium.

Mittelalter

Güstrow muss schon um 1100 bestanden haben, da Bischof Otto von Bamberg 1128 zwei Priester dorthin entsandte. 1219 wurde am Standort des jetzigen Schlosses inmitten sumpfiger Wiesen die wendische Burg Güstrow erbaut. Nach dem Deutschen Städtebuch und anderen Quellen gründete Fürst Heinrich von Rostock (Heinrich Borwin II.) die Stadt Güstrow um 1219 bis 1226 und verlieh ihr das Schweriner Stadtrecht. 1226, schon auf dem Sterbebett liegend, stiftete Heinrich Borwin II. den Dom als Kollegiatkirche. 1228 erfolgte die Bestätigung des Schwerinschen Stadtrechts durch die Söhne Heinrich Borwins II. Deshalb gilt dieses Jahr als erster Urkundenbeleg für die Civitas. Von 1229 bis 1436, dem Aussterben der Linie Werle, war Güstrow Residenz der Herren zu Werle, die ihre alte Stammburg Burg Werle zwischen Schwaan und Bützow nach und nach aufgegeben hatten. Danach wurde Güstrow Landstadt in Mecklenburg und rangierte als Vorderstadt als erste der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren. 1441 wurde die erste privilegierte Schützengesellschaft von Güstrow gegründet.

Der Hostienschändungsprozess von 1330 endete mit der Verbrennung von 23 Güstrower Juden und der Zerstörung der Synagoge. An ihrer Stelle wurde eine „Kapelle des Heiligen Blutes“ durch Fürst Johann von Werle errichtet, die 1503 abbrannte. Dorthin setzte eine intensive Wallfahrt ein.[4] Von 1509 bis 1550/52 siedelten Franziskanerobservanten (Klosterhof) in Güstrow.[5] 1503, 1508 und 1512 vernichteten Stadtbrände den Ort. 1556 fiel die Burg einem Brand zum Opfer.

Herzogliche Residenz im 16. und 17. Jahrhundert

Die Reformation beendete mit der Einführung der lutherischen Lehre das katholische Leben in der Stadt. Nachdem 1524 in der Heilig-Geist-Kapelle die erste lutherische Predigt gehalten worden war, überließen die Herzöge den Protestanten 1534 die Pfarrkirche. 1552 wurde im Dom die letzte katholische Messe gefeiert, nachdem der Landtag der mecklenburgischen Stände 1549 in Sternberg landesweit die protestantische Religion eingeführt hatte. In Güstrow lag der Grund auch im Verfall der Sitten des Kollegiatstifts, das sich zu einem „Geldinstitut“ für die Stadt und die Gutsherren entwickelt hatte. Das Franziskanerkloster wurde 1555 aufgelöst, die Kirchen und Kapellen vor den Toren der Stadt abgebrochen.

1552 fanden in Güstrow die ersten Theatervorstellungen statt. Die Darsteller waren ausschließlich Schüler der von Herzog Johann Albrecht I. neu gegründeten fürstlichen Domschule, die helfen sollte, die neue Lehre zu verbreiten. Die Vorstellungen wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg beibehalten. Die Domschule, die lange als beste Schule in Mecklenburg galt, ging später im 1902 als Realgymnasium gegründeten und größeren John-Brinckman-Gymnasium auf.[6]

Von 1556 bis 1695 war Güstrow zeitweise erneut Residenz, diesmal der Herzöge von Mecklenburg. Herzog Ulrich zu Mecklenburg begann 1558 mit dem Bau des Schlosses. Im Zuge der Zweiten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung nach dem Fahrenholzer Teilungsvertrag von 1621 entstand der Mecklenburger Landesteil Güstrow. Von 1628 bis 1629 residierte Albrecht von Wallenstein als mecklenburgischer Herzog im Güstrower Schloss. Die beiden Herzöge von Schwerin und Güstrow wurden durch Wallenstein des Landes verwiesen. Auf Befehl Wallensteins wurden regelmäßige Reitposten eingerichtet, die von Güstrow aus nach allen Richtungen ins Land gingen. In Güstrow, in einem inzwischen verfallenen Haus im Grünen Winkel 4, befand sich damit die erste Poststation Mecklenburgs. Nach Wallensteins Sturz zog 1631 der geflüchtete Güstrower Herzog Hans Albrecht wieder in seine Residenz Güstrow ein.

1695 erlosch die Güstrower Herzogslinie durch den Tod von Herzog Gustav Adolf. 1701 erfolgte durch den Hamburger Erbvergleich die dritte Landesteilung, so entstand neben Mecklenburg-Schwerin noch Mecklenburg-Strelitz. 1712 fanden in Güstrow Waffenstillstandsverhandlungen bezüglich des Großen Nordischen Krieges statt. Daran beteiligten sich Zar Peter I. (der Große) von Russland, Kurfürst August II. (der Starke) von Sachsen sowie der schwedische General Steenbock.

Das Postwesen hatte in dieser Zeit in Güstrow eine größere Bedeutung (Siehe dazu: Postgeschichte in Güstrow). Ab 1708 bis 1871 war Güstrow Standort eines Hauptpostamtes bzw. ab 1810 eines Ober-Postamtes.

Von der Fürsten- zur Bürgerzeit 1750–1933

Seit 1749 wanderten einige Juden ein. Mit Schutzbriefen des Herzogs ließen sich mehrere Familien nieder, gegen den Widerstand des Magistrates. Ein bedeutender Güstrower Jude war der Bildhauer Löser Cohen (1787–1873), der an den Befreiungskriegen teilnahm und das Eiserne Kreuz erhielt.[7] Bereits 1804 wurde ein jüdischer Friedhof angelegt, 1829 war die Synagoge fertig.

Von 1806 bis 1812 erfolgte die Besetzung Mecklenburgs durch die Truppen Napoleons I. 1813 wurde Güstrow zum Zentrum der Freiheitsbewegung in Mecklenburg, als von hier 600 Jäger zu Fuß und weitere 600 Jäger zu Pferd gegen Napoleon in den Kampf zogen. Zu Ehren der Kämpfer wurde 1865 das Landesdenkmal für die Befreiungskrieger 1813–1815 errichtet.

1848 stand Güstrow im Mittelpunkt der Revolution in Mecklenburg, als hier mehrere Versammlungen zur Verfassungsreform abgehalten wurden, die durch den Freienwalder Schiedsspruch letztlich erfolglos blieben.

Danach erfasste der technische Fortschritt Zug um Zug die Stadt. 1850 wurde die Bahnstrecke Güstrow–Bützow und der Bahnhof gebaut. Die Verbindung wurde 1867 über Neubrandenburg ins preußische Strasburg verlängert, wo Anschluss nach Stettin bestand. 1882 folgte die Bahnstrecke Güstrow–Plau am See sowie 1887 die Strecken nach Schwaan und nach Plaaz.

1852 ging das Gaswerk in der Nähe des Bahnhofes und die Straßenbeleuchtung mit Stadtgas in Betrieb. 1854 wurde in Güstrow eine Großherzoglich-Mecklenburgische Telegrafenstation in der Baustraße 3 errichtet. Ab dem 1. Januar 1856 bestand auch eine Telegraphenverbindung zwischen Güstrow und Neustrelitz. Über diese Verbindung waren die beiden mecklenburgischen Herzogtümer miteinander verbunden.

1883 entstand in Güstrow die erste Zuckerfabrik, sie erhielt einen Hafen am Bützow-Güstrow-Kanal, der 1896 fertiggestellt wurde. Die Beleuchtung der Hallen erfolgte mit elektrischem Bogenlicht. 1889 wurde die Güstrower Wasserleitung fertiggestellt, an die der Borwin-Brunnen erinnert. Ab 1892 wurde in Güstrow eine Stadtfernsprecheinrichtung für 28 Teilnehmer genutzt. Seit 1912 gibt es elektrischen Strom über ein Stadtnetz in Güstrow. Ab 1925 gibt es die Städtischen Werke Güstrow. 1931 wurde die erste Fernsprech-Wählvermittlungsstelle mit 800 Anschlüssen errichtet. 1933 erfolgte die Inbetriebnahme eines modernen Freiluftumspannwerkes im Norden Güstrows. Isidor und Max Samuel gründeten 1909 die Mecklenburger Schuhfabrik, die zur Expansion 1916 nach Rostock verlegt wurde (EMSA-Werke). Max Oppen gründete 1927 am Heideweg die modernste Produktionsstätte für Bettfedern in Europa, heute Mecklenburger Bettwaren Manufaktur. Die 1894 gegründete Chemiefabrik am Heideweg von Ernst Heilmann († 1923) fiel 1936 der Arisierung zum Opfer. Seine Familie wohnte in einer von Paul Korff erbauten Villa auf der Heilmannshöh[8], wo nach deren Abbrennen 1945 heute die Gehörlosenschule steht.[9]

1933–1990

NS-Zeit

Die NS-Geschichte der Stadt ist wenig erforscht.[10]

Johanna Beutin und ihr Mann Heinrich waren Mitglieder der illegalen KPD-Organisation im Unterbezirk Güstrow, er als Politischer Leiter, Johanna als Hauptkassiererin. Sie fertigten und verteilten antifaschistische Flugblätter. Im Frühjahr 1934 wurden beide verhaftet. Misshandlungen und demütigende Verhöre führten wahrscheinlich dazu, dass Johanna Beutin sich am 13. Februar 1935 das Leben nahm. Heinrich Beutin wurde in einem Hochverratsprozess am 2. August 1935 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.[11]

Der Bildhauer und Kunsthändler Bernhard A. Böhmer zog 1924 nach Güstrow. Seine erste Frau Marga Böhmer wurde nach der Scheidung 1927 Ernst Barlachs Lebensgefährtin, während er selbst Kunsthändler und nach Barlachs Tod 1938 dessen Nachlassverwalter wurde. Als „Verwerter“ von NS-Raubkunst wie auch „entarteter Kunst“ wurde er zum Retter verfemter Kunst. Am 22. Juli 1940 kaufte Böhmer die während der „Entartete Kunst“-Ausstellung in München zerstörte Steinguss Figur „Kniende“ von Wilhelm Lehmbruck.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die jüdischen Bewohner Güstrows verfolgt. Die jüdische Gemeinde hatte im April 1938 44 Mitglieder. Während der Novemberpogrome 1938 wurden 14 Juden verhaftet, am 10. Juli 1942 wurden weitere Gemeindemitglieder verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert; ältere Jüdinnen wurden ins KZ Theresienstadt deportiert und kamen dort ums Leben. Nur wenigen Juden aus Güstrow gelang die Emigration nach Shanghai, Australien, in die USA, nach Chile und Palästina.[12]

Der jüdische Friedhof im Stadtteil Dettmannsdorf wurde 1938 verwüstet und die Friedhofshalle in Brand gesetzt. 1988 wurde ein Teil davon an der ‚Straße der Befreiung‘ (jetzt Neukruger Straße) wieder hergerichtet, wozu ein schmiedeeiserner Zaun und ein Gedenkstein von 1988 gehören. Eine Hinweistafel im Pflaster des Gehweges vor der ehemaligen Synagoge erinnert seit dem 18. August 2006 an das während der Novemberpogrome 1938 in Brand gesetzte und später abgetragene Gebäude (Krönchenhagen 13): „28.09.1829 Einweihung Synagoge Güstrow 09.11.1938 Zerstörung“

Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehrere hundert Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in den Rüstungsbetrieben der Stadt Zwangsarbeit verrichten. Sie waren unter anderem im Güstrower Schloss untergebracht.

Güstrow wurde nach einigen Berichten kampflos am 2. Mai 1945 an die Rote Armee übergeben. Dabei spielte ein deutscher Hauptmann a. D. eine Rolle, der mithilfe einer ukrainischen Dolmetscherin Kontakt zu den Sowjets in Plaaz aufgenommen hatte, die misstrauisch nach dem vorhergehenden Widerstand in Demmin und Malchin waren. Slata Kowalewskaja wurde 1997 zur Ehrenbürgerin der Stadt Güstrow ernannt. Dennoch kam es zu einem geringfügigen Artilleriebeschuss. Über dreihundert Einwohner, darunter Bernhard Böhmer und seine zweite Frau Hella, begingen Selbstmord. Über die Geschehnisse brach 2020 ein heftiger Streit aus, nachdem Ingo Sens im Auftrag der Stadt eine Geschichte der Übergabe 1945 erstellt hatte, die vieles dessen infrage stellte, was in der DDR-Zeit als Erfolg antifaschistischen Widerstands erzählt worden war.[13] Der Streit teilte die Fraktionen des Stadtrates in zwei Lager.[14]

SBZ und DDR

Im Landkreis Güstrow, wo die meisten Großgrundbesitze lagen, wurde mit der Bodenreform im September 1945 in Mecklenburg unter dem kommunistischen Landrat Bernhard Quandt begonnen.[15] In der Zeit der sowjetischen Besatzung unterhielt die Geheimpolizei NKWD ein Gefängnis am Schlossberg, in dem mehrere Güstrower Bürger verhört und vermutlich hingerichtet wurden. Im Mai 1946 wurden mehrere Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Alter von 15 bis 23 Jahren unter der Behauptung festgenommen, dem „Werwolf“ anzugehören. Sie wurden später in das sowjetische Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen gebracht, wo mehrere von ihnen starben.[16]

Im September 1950 fand ein stalinistischer Schauprozess gegen acht Schüler des John-Brinckman-Gymnasiums statt, der mit langjährigen Haftstrafen endete.[17] Uwe Johnson, selbst Schüler dort, schrieb mit Ingrid Babendererde einen Roman über diese Zeit.

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Suckow eingegliedert.

1950 wurde in Güstrow ein Institut für Lehrerbildung (IfL) gegründet. 1953 erfolgte die Umwandlung in ein Pädagogisches Institut mit Hochschulcharakter, aus dem 1972 die Pädagogische Hochschule „Liselotte Herrmann“ Güstrow hervorging. Die Hochschule existierte bis 1991.

Am 17. Juni 1953 fanden in Güstrow einige Versammlungen und Streiks statt, die aber nicht eskalierten. Sie richteten sich u. a. gegen die Verstaatlichung kleinerer Betriebe. Der Möbelfabrikant Werner Bruchhäuser wurde zur Beruhigung der Unruhen aus der Untersuchungshaft freigelassen. Deutsche Volkspolizei und Stasi hielten die Stadt fest im Griff.

Die Südstadt entstand am Ende der Goldberger Straße. Im Mai 1958 begann man mit dem ersten Bauabschnitt. Die ersten kleineren Mehrfamilienhäuser mit 137 Wohnungen wurden noch Stein auf Stein errichtet. Mit dem Aufbau eines Plattenwerkes für Beton-Fertigteilplatten 1960 begann 1961 auch in Güstrow der komplexe Wohnungsbau mit Beton-Groß-Platten. Von etwa 1968 bis 1988 wurden die Wohngebiete Südstadt mit 3921 Wohnungen und Distelberg mit 1216 Wohnungen in Plattenbauweise errichtet.

Am 13. Dezember 1981[18] besuchte Bundeskanzler Helmut Schmidt Güstrow anlässlich eines offiziellen Besuchs in der DDR zusammen mit Erich Honecker.[19] Honecker und Schmidt wurden durch Stasi-Mitarbeiter von den Bewohnern Güstrows vollständig abgeschirmt. Gemäß den Vorstellungen Honeckers inszenierten sie das Bild „eines glücklichen Volkes in heimeliger Adventsstimmung“.[20] Die meisten „Besucher des Weihnachtsmarktes“ waren in Zivil gekleidete Mitarbeiter des MfS, die die Aufgabe hatten, auf dem Weihnachtsmarkt eine festliche Atmosphäre zu verbreiten und Honecker zuzujubeln. 35.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz: 14.000 vom MfS, die übrigen von der Volkspolizei. Es gab 81 Haftbefehle, 11.000 Personen standen drei Tage lang unter Kontrolle, 4500 Wohnungsuntersuchungen wurden durchgeführt.[21][22]

Am 21. Dezember 1984 erschoss ein hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit unter Alkoholeinfluss nahe der örtlichen Kreisdienststelle Güstrow zwei Menschen. 1990 wurde er dafür zu zehn Jahren Haft verurteilt.[23]

Die größten Betriebe Güstrows zu DDR-Zeiten waren der VEB Landmaschinenbau (LMB), das Kraftfahrzeuginstandsetzungswerk (KIW), das Türenwerk (VEB Holzverarbeitung), die Zuckerfabrik (Zufa Nordkristall) sowie der VEB Getreidewirtschaft. Außerdem gab es die Spirituosenfabrik G. Winkelhausen und eine Möbelfabrik (VEB Polstermöbel), die 1972 durch Verstaatlichung aus der Firma Bruchhäuser KG hervorgegangen war und unter anderem Möbel für den Ikea-Konzern herstellte.

Zum Basisgruppentreffen der "Synode der kleinen Leute" am 7. Januar 1984 in Güstrow erschienen Vertreter von 13 Gruppen aus beiden norddeutschen Landeskirchen. Sie kritisierten die zunehmenden Repressalien.[24]

In Güstrow kam es in der Friedlichen Revolution zu Protesten gegen die SED-Macht vor allem aus kirchlichen Kreisen. Dabei spielte der Expastor und Sprecher des Neuen Forums Heiko Lietz eine führende Rolle in ganz Mecklenburg. Ihm war schon 1981 Hausarrest verordnet worden. In Güstrow veranstalteten die auswärtigen SDP-Mitglieder Gottfried Timm (Robel) und Ursula Kaden (Stralsund) am 15. November 1989 eine Informationsveranstaltung zur neu gegründeten Sozialdemokratie. Am 30. November fand dann im „Haus der Kirche“ die Gründungsversammlung der SDP-Ortsgruppe statt.[25]

Seit 1990

Mit der Wende setzte ein erheblicher Bevölkerungsverlust ein, nur zum Teil ins Umland. Die Straßen im Stadtzentrum erhielten ihre alten Namen wieder zurück: z. B. der Pferdemarkt und die Hageböcker Straße. Nach heftigem Streit nach 1990 behielten die Straßen in den Außenbezirken weitgehend die Namen aus der DDR-Zeit.

Viele Industriebetriebe überstanden die Wende und die folgende Transformation nicht: der Landmaschinenbau nur mit wesentlich kleineren Nachfolgern, die Zuckerfabrik bis 2008.

1991 wurde die Residenzstadt eine Modellstadt der Städtebauförderung in den neuen Ländern. Zahlreiche Baudenkmale im historischen Stadtkern und der Schlossbereich wurden danach gründlich saniert. Seit 1993 konnte auch das Wohnumfeld in den Plattenbausiedlungen verbessert werden und seit 2000 erfolgte der Abriss von leerstehenden Wohnungen (Stadtumbau). 1995 fand im Schloss die erste Landesausstellung zur Tausendjahrfeier Mecklenburgs[26] statt.

Zur touristischen Erschließung der Sehenswürdigkeiten wurde ein Erlebnispfad „Altstadtrundweg“ angelegt; verlegte Wegmarkierungen führen zu sehenswerten Objekten.

Von 1952 bis 2011 war Güstrow Kreisstadt des gleichnamigen Kreises (bis 1990 im DDR-Bezirk Schwerin, 1990–2011 im Land Mecklenburg-Vorpommern). Mit der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 wurde der Landkreis Güstrow mit dem Landkreis Bad Doberan zum neuen Landkreis Rostock vereinigt. Kreisverwaltungssitz blieb Güstrow.


Text: Wikipedia

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