Geisa

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Geisa ist eine Landstadt im Süden des Wartburgkreises in der thüringischen Rhön im Ulstertal.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Geisa.

Geschichte

Das Geisaer Gebiet mit dem Ulstertal war, durch archäologische Funde belegt, seit der jüngeren Steinzeit (etwa 3500 v. Chr.) besiedelt. Die kulturelle Blüte in der Bronzezeit kann durch zahlreiche Grabhügel im oberen Ulstertal belegt werden. Zu den herausragenden Funden, die bei Feldarbeiten und gezielten Grabungen freigelegt wurden, zählt die „Schnabelkanne aus der Borscher Aue“, ein seltenes und großartiges Zeugnis für den hohen Stand der Metallverarbeitung dieser Zeit, das Original befindet sich in der Schausammlung der Friedrich-Schiller Universität in Jena. Die topographisch als Kuppenrhön bekannte Region um Geisa wurde in der Späthallstattzeit bis in die mittlere La-Tène-Zeit durch die Anlage von befestigten Siedlungen – den Oppidas geprägt. Wallanlagen um Geisa konnten in Gipfellage auf dem Schleidsberg, dem Hubenberg und dem Arzberg nachgewiesen werden, sie waren Teil einer Kette von Siedlungen und Befestigungsanlagen, die fast das ganze Gebiet der Rhön einbezog und als eine Abwehrreaktion auf das Vordringen der Germanen gewertet wird.

Mittelalter

Seit der Merowingerzeit ist eine noch lückenhafte Besiedlung des Stadtgebietes durch Keramikfunde am Gangolfiberg belegbar. Die ersten schriftlichen Belege zur Stadtgeschichte stammen aus der Zeit Abt Ratgars von Fulda, dieser schloss mit Kaiser Ludwig dem Frommen (778–840) einen Tauschvertrag. Er erwarb damit die Meiereien (villicationes) Geisa (Geisaha), Vacha (Vachhe) und Spahl (Spanelo) im Tausch gegen Ibstadt am Rhein. Dieser Vertrag findet sich im Codex Eberhardi des Klosters Fulda.

Die Siedlung Geisa wuchs allmählich und erfuhr durch die Ausweisung als Gerichtsplatz eine regionale Bedeutung zugeteilt. Als Machtzentrum und Verwaltungssitz wurde schon früh vom Kloster Fulda die Burg Rockenstuhl genutzt, sie befindet sich in Sichtweite der heutigen Stadt auf dem Berg Rockenstuhl bei Schleid. Das Geisaer Gebiet war seit der Zeit der Christianisierung dem Bistum Würzburg zugewandt. Kirchlich hatte der Ort Geisa zunächst keine größere Bedeutung erlangt, die Urpfarrei des Ulstertals befand sich im nahen Schleid. Im 13. Jahrhundert erhielten Geisa, Mellrichstadt und Coburg die Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkte (Landkapitel) im 9. Archidiakonat von Würzburg zugewiesen, in dieses Archidiakonat waren 43 Pfarreien eingegliedert. Die kirchliche Verwaltungsstruktur blieb bis zur Reformation im 16. Jahrhundert erhalten, durch den raschen und dauerhaften Verlust zahlreicher Pfarreien (Übertritt zum protestantischen Glauben) wurde im verbliebenen katholischen Teil des Fuldaer Herrschaftsgebietes das Dekanat Geisa der Diözese Fulda geschaffen. Die Kirche „St. Philippus und Jakobus“ wurde in den Jahren 1489 bis 1504 als Stadtpfarrkirche erbaut.

Um das Fuldaer Land gegen seine Nachbarn abzusichern, wurde Geisa wegen seiner günstigen Lage unter Fürstabt Bertho II. von Leibolz bereits im 13. Jahrhundert mit Mauern und Türmen befestigt. Die Stadtmauer ist bis auf die Tore im Stadtbild noch heute an vielen Stellen erhalten oder belegbar. Die erste Nennung als Stadt Geisa erfolgte in einer Urkunde aus dem Jahr 1302. Das für eine Stadt typische Schank- und Braurecht wurde ihr 1340 von Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg verliehen. Durch die günstige Lage an den Königs- und Handelsstraßen Antsanvia und Via Regia erlebte Geisa einen wirtschaftlichen Aufschwung als Handels- und Marktort. Die bis in das 19. Jahrhundert fortwährende Nutzung der am Fluss errichteten Mühlen waren für die Landgemeinden mit Abgaben verbunden, es bestand der Mühlenzwang.

Frühe Neuzeit

Die Unzufriedenheit der unterdrückten Bauern entlud sich 1524/25 im Bauernkrieg. In der Region waren es vor allem Bauern aus Tann, die ihre Unzufriedenheit zeigten. Sie zogen nach Geisa, um es zu erobern. Diesen Plan gaben sie allerdings bald auf und zogen weiter nach Fulda, wo sie von Landgraf Philipp von Hessen vernichtend geschlagen wurden. Danach wechselte Geisa mehrfach den Herren und damit die Religion. Schließlich wurde Geisa wieder katholisch.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Region von arger Not heimgesucht. Verschiedenste Truppen plünderten und verwüsteten mehrfach die Stadt. Die Pest forderte zahlreiche Opfer. Auch in der Folgezeit kam es immer wieder zu Verwüstungen. Ständige Kriege brachten Zwangseinquartierungen, Plünderungen und eine erdrückende Abgabenlast mit sich. Deshalb wanderte ein Teil der Bevölkerung nach Ungarn aus. Noch heute gibt es in Ungarn eine Rhöner Platt sprechende Minderheit in der deutschen Minderheit.

1665 erwirkte der 1602 in Geisa geborene Jesuit Athanasius Kircher bei Papst Alexander VII. einen Ablass für die Kapelle am Gangolfiberg. Außerdem hatte Kircher die Reliquien 14 römischer Märtyrer nach Geisa bringen lassen; sie wurden in der Stadtpfarrkirche und in dieser Kapelle aufbewahrt.[3] 19. Jahrhundert

Schloss Geisa

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Hochstift Fulda aufgelöst. Geisa wechselte nun mehrfach den Landesherren. Der Wiener Kongress 1815 zerschlug letztendlich die Region. Der nördliche und zentrale Teil ging an Kurhessen, der südliche an Bayern und das Geisaer Amt wurde dem späteren Verwaltungsbezirk Dermbach des thüringischen Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach angegliedert. Die politische Trennung der jahrhundertealten Verbindung nach Fulda führte zunächst zu einigen Reibereien mit der neuen, evangelischen Regierung.

Nach der Wegfall der Zunftschranken im Jahre 1858 konnte sich das Handwerk und Kleingewerbe entwickeln. Viele Familien, darunter viele Juden, lebten auch vom Handel. Das Vereinswesen begann sich ebenfalls zu entwickeln. Durch zwei Großbrände 1858 und 1883 wurde die Innenstadt zweimal fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Kirche überlebte beide Brände fast unbeschädigt. Die nach der Reichsgründung 1871 einsetzende Industrialisierung war verbunden mit dem Niedergang des Handwerks und der Verarmung der Bevölkerung. Viele Menschen wanderten in der Folge ins Rheinland oder nach Amerika aus.

Jedoch entwickelte sich die Stadt auch in bescheidenem Maße weiter, so eröffnete 1883 die Städtische Sparkasse Geisa und 1896 wurde ein Raiffeisenverein gegründet. 1897 wurde das Wasserleitungssystem in Betrieb genommen und 1906 erhielt Geisa einen Eisenbahnanschluss an der Ulstertalbahn von Vacha nach Hilders. Der Beginn des Ersten Weltkrieges beendete diese Epoche der Entwicklung in Geisa. Insgesamt 73 junge Männer aus dem Geiser Amt kehrten nicht mehr in die Heimat zurück.

20. Jahrhundert

1920 schlossen sich sieben thüringische Kleinstaaten zum Land Thüringen zusammen. Nur der Freistaat Coburg entschied sich zur Vereinigung mit Bayern. In Geisa wurden Stimmen laut, die einen Anschluss an Fulda, das zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörte, forderten. Doch die neue Landesregierung gestattete diesen Schritt nicht, um weitere Abspaltungen zu verhindern.

Durch die Inflation ab 1923 wurden Waren immer teurer und für normale Bürger kaum mehr zu bezahlen. Um den Markt trotzdem aufrechtzuerhalten, gab die Stadt eigenes Notgeld heraus.

Geisa war immer eine Hochburg der katholischen Zentrumspartei. Trotzdem gab es bei den Reichstagswahlen am 12. November 1933 nur sehr geringen Widerspruch gegen die Nationalsozialisten. In den Pogromen im November 1938 wurden Wohnhäuser und Geschäfte der jüdischen Einwohner geplündert und die Geisaer Synagoge angezündet. Eine Gedenktafel erinnert seit 1988 an dieses Geschehen. Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 60 Frauen und Männer aus den besetzten Ländern in Geisa und den heute zugehörigen Ortsteilen in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten.[4] Zwei Bomben fielen im Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Geisa, sie richteten allerdings keinen Schaden an. Als die Amerikaner Deutschland von Westen her besetzten, sollte der Geisaer Volkssturm bis zum letzten Mann Widerstand leisten. Allerdings widersetzten sich die Verantwortlichen vor Ort und übergaben die Stadt kampflos an die Amerikaner.

Gemäß dem Potsdamer Abkommen wurde Geisa nach dem Krieg Teil der Sowjetischen Besatzungszone, später der DDR. Die Stadt lag damit unmittelbar an der innerdeutschen Grenze und wurde die westlichste Stadt des Ostblocks. Schon 1952 wurde hier mit einer ersten Grenzbefestigung begonnen, die gegen Ende der 1960er-Jahre ausgebaut wurde. In der Folge wurden in der Umgebung Dörfer und Aussiedlerhöfe dem Erdboden gleichgemacht. Alle Gebiete in einem Abstand von weniger als fünf Kilometern zur Grenze wurden zum Sperrgebiet erklärt, welches von Nichteinwohnern nicht besucht werden durfte. Selbst nächste Verwandte von außerhalb durften die Einwohner nur mit einem Passierschein besuchen, der nur für den Einzelfall befristet erteilt wurde. Familien, die systemkritische Aussagen machten, oder denen Fluchtabsichten nachgesagt wurden, wurden aus ihrer Heimat zwangsausgesiedelt (Aktion Ungeziefer, siehe auch Aktion Kornblume). 1960 begann die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Privater Handel und Gewerbe wurden fast vollständig unterbunden. In der Folge schlossen zahlreiche Geschäfte und Handwerksbetriebe. Jedoch entstanden in dieser Zeit auch neue Gebäude für soziale und kulturelle Zwecke wie das Ärztehaus, das neue Schulgebäude oder das Kulturhaus.

Am 23. Oktober 1989 schloss sich die katholische Gemeinde Geisas den Leipziger Friedensgebeten an. Ab dem 30. Oktober fanden im Anschluss an die Friedensgebete Protestmärsche mit brennenden Kerzen statt. Am 9. November öffnete die Regierung schließlich den Eisernen Vorhang. Durch die direkte Lage an der Grenze waren die Einwohner Geisas unmittelbar betroffen.

Am 10. März 1990 wurde die Städtepartnerschaft mit Hünfeld geschlossen. Aus den ersten freien Volkskammerwahlen ging die CDU, die fast 70 Prozent der Stimmen erhielt, als deutlicher Sieger hervor. Am Tag der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1990, pflanzten die Pfarrer und Bürgermeister der Nachbargemeinden Rasdorf und Geisa eine Linde an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

1994 wurden die Kreise Bad Salzungen, zu dem Geisa bisher gehörte, und Eisenach zum Wartburgkreis zusammengelegt. Im Zuge weiterer Gebietsreformen kamen neue Ortsteile zur Stadt Geisa, zuletzt am 1. Januar 2009 die Gemeinde Rockenstuhl. Des Weiteren ist Geisa erfüllende Gemeinde für Nachbarorte Buttlar, Gerstengrund und Schleid.[5]


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.