Gerdauen

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Schelesnodoroschny (translit. Železnodorožnyj, russisch Железнодорожный; deutsch bis 1947 Gerdauen; prußisch Gierdawen; polnisch Gierdawy) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad mit 2767 Einwohnern (Stand 2010). Die Siedlung städtischen Typs gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Prawdinsk.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Gerdauen.

Geschichte

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts besaß der Prußenführer Girdawe, dessen Name Sprecher bedeutet, auf einer Anhöhe am Fluss Omet eine Burg. Während des Prußenaufstandes gegen den Deutschen Orden im Jahre 1262 weigerte sich Girdawe, gegen das Ordensheer zu kämpfen, brannte seine Burg nieder und begab sich unter den Schutz des Ordens nach Königsberg. Unter dem Komtur Heinrich von Eysenberg errichtete der Deutsche Orden anstelle der ehemaligen Prußenburg 1325 eine neue Burg zum Schutz gegen die Litauer. Diese belagerten die Burg 1347, konnten sie aber nicht einnehmen. 1368 wurde im Zusammenhang mit der Erwähnung des Burgherren Kuno von Hattenstein Gerdauen als Name der Burg genannt, der offensichtlich von Girdawe dem Prußenführer abgeleitet war. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode wurde das Umland der Burg ab Mitte des 14. Jahrhunderts mit deutschen Einwanderern besiedelt. Am 21. September 1398 verlieh der Hochmeister Konrad von Jungingen Gerdauen das Kulmer Stadtrecht. Bald darauf wurde die Stadt mit einer Wehrmauer versehen, und man begann mit dem Bau einer Kirche. 1428 wurde das Nordenburger Dominikanerkloster nach Gerdauen verlegt.

Als der Deutsche Orden nach dem Zweiten Thorner Frieden in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verpfändete dessen Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen am 8. April 1469 neben Nordenburg und mehreren Dörfern auch Gerdauen samt Burg an die Brüder Georg und Christoph von Schlieben,[4] die später auch erbliche Eigentümer wurden. Ein Stadtbrand richtete 1485 große Schäden an, die erst nach acht Jahren wieder behoben waren. Nachdem sich in Preußen die Reformation durchgesetzt hatte, wurde um 1530 das Gerdauer Dominikanerkloster aufgelöst.

Nach der Bildung des Königreiches Preußen 1701 kam Gerdauen zum Kreis Rastenburg. Der preußische König Friedrich I. erteilte 1708 Gerdauen das Recht, jährlich vier Jahrmärkte abzuhalten.

Um die Zeit als im Sommer 1757 während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) die Schlacht bei Groß-Jägersdorf stattfand, versuchte ein Pulk Kosaken, in die Stadt Gerdauen zu gelangen, deren Tore geschlossen worden waren, wurde jedoch von einer Bürgerwehr zurückgeschreckt. Die Kosaken begnügten sich daraufhin mit der Plünderung der Schlösser der Grafen Schlieben und anderer Stätten in der Umgebung.[5]

Im Zuge der Neugliederung der Verwaltungsstruktur Preußens nach dem Wiener Kongress wurde Gerdauen am 1. Februar 1818 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises. Die modernen Verkehrswege des 19. Jahrhunderts erreichten die Stadt zunächst 1858 mit der neuen Chaussee nach Angerburg. 1871 erfolgte der Anschluss an die Bahnstrecke Thorn–Insterburg, nach Königsberg wurde 1898 eine Bahnstrecke eröffnet, und eine Kleinbahn nahm 1917 ihren Betrieb auf. Bedingt durch die günstigen Verkehrsanbindungen wurde Gerdauen zu einem bedeutenden Zentrum des Getreidehandels, außerdem waren eine Tuchmanufaktur und eine Gerberei vorhanden. Die Einwohnerzahl hatte sich von 2858 im Jahre 1890 auf 4578 im Jahre 1910 erhöht.

Im Ersten Weltkrieg wurden durch Kampfhandlungen in der Nähe von Gerdauen im September 1914 zahlreiche Häuser zerstört. Mit Hilfe der Patenstädte Budapest und Berlin-Wilmersdorf konnte der Wiederaufbau, an dem sich bekannte Architekten wie Heinz Stoffregen, Otto W. Kuckuck und Hugo Wagner beteiligten, in „altdeutschem“ Stil bis 1921 abgeschlossen werden. 1939 hatte sich die Zahl der Einwohner auf 5125 erhöht. Der Zweite Weltkrieg richtete relativ wenig Schaden in Gerdauen an.

1938/39 wurde der Flugplatz Gerdauen errichtet, der bis 1945 in Betrieb war. In Gerdauen befand sich ein Außenarbeitslager des KZ Stutthof.

Am 27. Januar 1945 wurde Gerdauen durch die Rote Armee besetzt.[6] Am 15. Juli 1945 wurde in einem polnisch-sowjetischen Abkommen ein Dokument unterzeichnet, wonach die sowjetischen Militärbehörden die Stadt den polnischen Zivilbehörden übertrugen. In der nunmehr Gierdawy genannten Stadt befand sich bis zum 16. August 1945 der Sitz der polnischen Kreisverwaltung für den gesamten Kreis Gerdauen, welcher jedoch danach ins zehn Kilometer südlich gelegene Skandau verlegt wurde. Am 4. September 1945 wurde der polnischen Verwaltung schriftlich mitgeteilt, dass diese und die bereits zugewanderte polnische Zivilbevölkerung die Stadt zu verlassen haben, da Gerdauen wie auch der gesamte nördliche Teil des Kreises wieder der sowjetischen Verwaltung unterstellt werden.[7] Ursprünglich war offenbar vorgesehen, dass Gerdauen, wie auch der gesamte Landkreis, in den polnischen Staat eingegliedert werden sollten. Entgegen diesen Plänen verschob die Sowjetunion jedoch die Grenze zu Lasten des polnischen Staates in Richtung Süden, so dass das gesamte Stadtgebiet Teil der Sowjetunion wurde. Die zwischenzeitlich gebräuchliche polonisierte Ortsbezeichnung Gierdawy wurde wieder getilgt und die Stadt ein letztes Mal in Gerdauen zurück benannt.

Die Stadt wurde Teil der sowjetischen Oblast Kaliningrad. 1947 wurde der Ort in Schelesnodoroschny umbenannt, wobei er das Stadtrecht verlor und seither den Status einer Siedlung städtischen Typs besitzt.[8] Auch nach Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung blieb der Ort zunächst gut erhalten, doch die neue Grenzlage erschwerte die weitere Entwicklung. Von 1947 bis 1962 war Schelesnodoroschny Verwaltungssitz des Rajons Schelesnodoroschny. Ab den 1960er Jahren begann der Verfall der Stadt. Ein erheblicher Teil der Altbausubstanz ist seither zerstört, auch die Kirche ist heute nur noch eine Ruine. Von 2004 bis 2015 war Schelesnodoroschnoje Sitz einer städtischen Gemeinde und gehört seit 2016 zum Stadtkreis Prawdinsk. Gedenkstein zur 600-Jahr-Feier der Stadt

Zur 600-Jahr-Feier der Stadt Schelesnodoroschny/Gerdauen wurde 1998 auf dem heutigen Marktplatz ein Gedenkstein enthüllt, der auch den deutschen Namen Gerdauen in kyrillischer Schrift führt.


Die städtische Gemeinde Schelesnodoroschnoje gorodskoje posselenije (ru. Железнодорожное городское поселение, Schelesnodoroschnoje gorodskoje posselenije)[9] wurde im Jahr 2004 eingerichtet[10] und enthielt außer der Siedlung städtischen Typs Schelesnodoroschny weitere 30 als „Siedlungen“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaften im südöstlichen Bereich des Rajons Prawdinsk.


Text: Wikipedia

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