Gerhardt Katsch (Grab)

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Gerhardt Katsch
Grab Fam. Katsch


Gerhardt Katsch (* 14. Mai 1887 in Berlin; † 7. März 1961 in Greifswald) war ein deutscher Internist und von 1928 bis 1957 Professor für Innere Medizin an der Universität Greifswald. Aufgrund seiner Initiative zur Einrichtung eines Heims für die klinische und sozialmedizinische Betreuung von Diabetikern im Jahr 1930 in Garz auf der Ostseeinsel Rügen, der ersten Einrichtung dieser Art in Deutschland, gilt er neben Oskar Minkowski und Karl Stolte als einer der Begründer der Diabetologie in Deutschland.

Bestattet auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, Abt. SU-S-N-003/005b

Die historische Familiengrabstelle wurde 1873 erworben als Erbbegräbnis und ist noch heute in Familiennutzung.
Die Marmorstatue eines an einem Baumkreuz niedergesunkenen Pilgers wurde vermutlich von Hermann Katsch entworfen und vom Berliner Bildhauer Rudolf Pohle um 1890 ausgeführt. Das neugotsche Gitter wurde 1984 restauriert. .

Hier bestattet sind: Carl Wilhelm Katsch, Unternehmer - Fabrikant von Haushaltswaren aus Kunstsilber (1813-1873) und seine Frau Antoinette Auguste, geb. Andre-Zeller (1832-1916), Maler Hermann Katsch (1853-1924) und seine Frau Elisabeth, geb. Beutner (1864-1908), Bildhauer Arnold Katsch (1861-1928), Dr. Gerhard Katsch (1887-1961) und seine Frau Irmgard, geb. Gräfin von Holck (1893-1977) sowei der gemeinsame Sohn Burchard Katsch (1919–1996).


Als Leiter der Greifswalder Universitätskliniken und dienstältester Sanitätsoffizier in Greifswald während des Zweiten Weltkrieges war er außerdem Ende April 1945 an der kampflosen Übergabe der Stadt an die Rote Armee beteiligt. Nach dem Krieg leitete er bis zu seinem Tod das aus dem Garzer Heim entstandene Institut für Diabetes-Forschung und Behandlung in Karlsburg bei Greifswald, das eine der bedeutendsten klinischen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war und nach seinem Tod als Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ seinen Namen trug. Darüber hinaus gestaltete er in den Nachkriegsjahren die Wiedereröffnung der Universität Greifswald wesentlich mit und fungierte von 1954 bis 1957 als deren Rektor.

Aufgrund seines Wirkens als Arzt, Wissenschaftler und Hochschullehrer zählte Gerhardt Katsch zu den einflussreichsten Internisten seiner Zeit in Deutschland sowie zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Greifswalder Stadt- und Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert. Er wurde für seine medizinisch-wissenschaftlichen Leistungen unter anderem in die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen und erhielt für seine Verdienste um die Rettung von Greifswald verschiedene Ehrungen der Stadt und der Universität.

Leben

Studium und Tätigkeit als Arzt

Gerhardt Katsch wurde 1887 als ältestes von vier Geschwistern in Berlin geboren. Sein Vater war Bühnenautor und Kunstmaler von Beruf, seine Mutter Dramaturgin. Er besuchte das Französische Gymnasium in Berlin, das er am 30. August 1905 mit dem selten verliehenen Matura-Zeugnis „mit höchstem Prädikat“ abschloss. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Biologie, Physik und Philosophie an der Sorbonne in Paris. Von 1906 bis 1911 studierte er dann Medizin, zunächst an der Universität Marburg und später aufgrund einer schweren Erkrankung seiner Mutter, die 1908 verstarb, in seiner Geburtsstadt Berlin. Nach seiner ärztlichen Prüfung am 24. Januar 1911 erhielt er 1912 die Approbation als Arzt und promovierte am 22. Januar des gleichen Jahres am von Johannes Orth geleiteten Pathologischen Institut der Berliner Charité mit einer von Adolf Bickel betreuten Arbeit zur Magenbewegung. Zu den Ergebnissen seiner Dissertation und den zugrundeliegenden Methoden veröffentlichte er zusammen mit Bickel mehrere wissenschaftliche Publikationen. Anschließend wechselte er nach Hamburg, wo er bei dem Internisten Gustav von Bergmann, der ihn später rückblickend als seinen „besten Mitarbeiter“ und „bedeutendsten Schüler“ bezeichnete, von 1912 bis 1914 als Assistenzarzt und von 1914 bis 1917 als Oberarzt in Altona tätig war. Während dieser Zeit lernte er auch seine Frau Gräfin Irmgard von Holck (1893–1977) kennen. Der Heirat am 3. September 1917 folgte zwei Jahre später die Geburt des einzigen Sohnes Burchard (1919–1996).

Im Ersten Weltkrieg leistete er von Anfang August 1914 bis Ende Januar 1917 sowie Anfang August bis Ende November 1918 Militärdienst als Arzt beim Reserveinfanterieregiment 84, unter anderem in einem Lazarett in Lörrach, und wurde während der Schlacht an der Somme verwundet. Während seiner vorübergehenden Freistellung vom Kriegsdienst ließ er sich 1917 auf der Basis seiner bisherigen Veröffentlichungen und ohne gesonderte Habitilationsschrift an der Universität Marburg habilitieren. Er folgte dabei erneut Gustav von Bergmann, der ein Jahr zuvor nach Marburg gewechselt war, und war dort, nachdem er 1918 zum Titularprofessor ernannt wurde, bis 1920 als Oberarzt an der Universitätsklinik tätig. Im selben Jahr wechselte er, wieder zusammen mit Bergmann, nach Frankfurt am Main. Hier erhielt er 1921 eine außerordentliche Professur und blieb bis 1926 als Oberarzt an der Universitätsklinik. Anschließend übernahm er mit der Position des Chefarztes an der Medizinischen Klinik des Heilig-Geist-Hospitals in Frankfurt seine erste selbstständige Anstellung. In Marburg und Frankfurt beschäftigte er sich mit Studien zu Erkrankungen und Untersuchungsmethoden an Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse. Sein besonderes ärztliches und wissenschaftliches Interesse galt dabei schon früh dem Diabetes mellitus. Bereits ein Jahr nach der Reindarstellung des Insulins durch Frederick Banting und Charles Best im Jahr 1921 begann er mit Untersuchungen zur klinischen Anwendung von Insulin zur Behandlung von Diabetikern.

In Anerkennung seiner Verdienste um die Rettung der Stadt Greifswald wurde er 1952 zu deren Ehrenbürger ernannt. Die Universität Greifswald verlieh ihm 1953 die Ehrensenatorwürde und vier Jahre später einen Ehrendoktortitel und die goldene Ehrenkette.[20] Das Institut in Karlsburg trug nach seinem Tod ab 1961 mit der Umbenennung zum Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ seinen Namen, ab 1972 hieß es Zentralinstitut für Diabetes „Gerhardt Katsch“. Im Rahmen der strukturellen Veränderungen in der Wissenschaftslandschaft der ehemaligen DDR nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde der klinische Teil des Instituts als Klinikum Karlsburg privatisiert. Der Forschungsbereich kam 1992 zunächst an die Universität Greifswald, bevor 1996 die Ausgliederung eines Teilbereiches erfolgte, der seitdem als Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ als außeruniversitäre Forschungseinrichtung besteht. Nach Gerhardt Katsch sind darüber hinaus Straßen in Wiesbaden und Greifswald benannt. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft verleiht seit 1979 jährlich eine Gerhardt-Katsch-Medaille an Menschen, „die sich besonders um das Wohl der Diabetiker verdient gemacht haben“.

Das Grab von Gerhardt Katsch befindet sich im Erbbegräbnis seiner Familie auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin. Über sein Leben und Wirken sind bisher drei medizinhistorische Dissertations- beziehungsweise Habilitationsschriften verfasst worden. Sein vor allem für die zeit- und milieugeschichtliche sowie universitätshistorische Forschung relevantes Tagebuch aus den Jahren 1946 und 1947, das nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1977 ins Universitätsarchiv Greifswald gelangt war, wurde erstmals 2007 und ein Jahr später aufgrund von neu aufgetauchten Unterlagen aus der Zeit von September 1946 bis Januar 1949 in einer erweiterten Neuauflage veröffentlicht. Im Jahr 2008 erschienen weitere Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1914 und 1949, die in alten Bibliotheksbeständen der Greifswalder Universitätsklinik für Innere Medizin gefunden worden waren.


Text: Wikipedia

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