Gerichtsstraße 27 (Berlin)
Um 1935 befand sich das Amtsgericht von Wedding in dem Gebäude.
Schriftsatz über arische Betriebsführung
Reichsbetriebsgemeinschaft
Stein und Erde
An das Amtsgericht Berlin
Handelsregistergericht,
Berlin N. 65,
Gerichtstr. 27
Gaubetriebsgemeinschaft
Groß-Berlin
Berlin SD 16, Engelufer 24/25
11. Stock -
Telefon: F7 Jannowitz E281
G.B.Nr. E/Wd. Berlin, den 29. November 1935
1844
Betrifft: Deutsche Marmor- und Alabasterwerke G.m.b.H.,
Berlin Lichtenberg, Herzbergstr. 80-82.
Wir haben erfahren, dass das Kammergericht Berlin einige grundsätzliche wichtige Entscheidungen zur Firmen-Wahrheit gefällt hat und es als unerlaubt hingestellt, wenn nichtarische Geschäftsinhaber, die Tatsache ihrer jüdischen Abstammung dadurch verbergen wollen, dass sie bei der Firmenbezeichnung das Wort „D e u t s c h“ anwenden.
In einer weiteren Entscheidung heisst es, dass das Firmenwort „Deutsch“ auch bei einer G.M.B.H. unter Umständen auf die Deutschstämmigkeit der Gesellschafter und Geschäftsführer bezogen werden könne und deshalb in dieser Hinsicht zur Täuschung geeignet und unzulässig sei, wenn in der Tat die Gesellschafter nichtarischer Abstammung sind.
Wir nehmen deshalb Bezug auf obenangeführte G.M.B.H., die von dem Geschäftsführer, dem Nicharier, Bruno N e b e n z a h l geleitet wird.
Der Deutschen Arbeitsfront ist dieser Betrieb seit 1933 auf das unrühmlichste bekannt und hat unserer Dienststelle des öfteren Gelegenheit genommen, die Machenschaften des Geschäftsführers als typisch jüdisch zu bezeichnen.
Wir bitten deshalb, der Firma das Wort „Deutsche“ zu untersagen, da tatsächlich unter dieser Bezeichnung der Eindruck erweckt wird, dass es sich um eine „Deutsche“ also um eine reinarische Betriebsführung handelt.