Gerstungen

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Gerstungen ist eine Gemeinde im Wartburgkreis in Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Gerstungen.

Geschichte

Anfänge bis 19. Jahrhundert

Für die Frühgeschichte Gerstungens liegen keine schriftlichen Nachweise vor. Die Endung -ungen deutet, wie die ähnliche Endung -ingen, auf eine germanische Gründung hin, doch lässt sich diese nicht sicher nachweisen. Eine im Codex Eberhardi, welcher aus dem 12. Jahrhundert stammt, erwähnte Schenkung Gerstungens an das 744 gegründete Kloster Fulda durch den fränkischen Hausmeier Karlmann gilt als erste urkundliche Erwähnung.

Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Heinrich IV. war während des Sachsenkrieges mehrmals in Gerstungen. 1074 fanden hier die Verhandlungen zwischen dem aufständischen sächsischen und thüringischen Adel und dem König statt. Schließlich wurde der Frieden von Gerstungen geschlossen. Der König musste der Zerstörung seiner Burgen in Nordthüringen und im Harz zustimmen. 1174 wurden die Herren von Gerstungen erstmals erwähnt.

Die ehemalige Burg war dreiseitig von Wassergräben geschützt. Mit ihr sicherte man zu dieser Zeit den Werraübergang, eine an der „Kurzen Hessen“ gelegene Furt.[2][3]

Mitte des 14. Jahrhunderts wurde vom Bistum Fulda das Amt Gerstungen geschaffen, welches ab 1402 pfandweise, letztlich jedoch dauerhaft an die Landgrafen von Thüringen und in deren Folge das Herzogtum Sachsen-Eisenach ging. Zu ihm gehörten die heutigen Ortsteile Gerstungen, Untersuhl und Neustädt. Die Orte Lauchröden, Sallmannshausen und Unterellen gehörten zum Herrschaftsbereich der benachbarten Brandenburg, sie wurden daher als zum brandenburgische Gerichte zugehörig genannt. Administrativ gehörten die drei Orte wohl zum wettinischen Amt Wartburg (Sachsen-Eisenach). Der Ort Oberellen bildete mit mehreren Höfen eine Exklave des Herzogtums Sachsen-Meiningen.

Infolge eines Brandes musste die Katharinenkirche 1588 erneuert werden, ihr Vorgängerbau an gleicher Stelle gelegen, diente auch als Burgkirche.

Als 1741 Gerstungen an Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach kam, standen nur noch Vorwerksgebäude der Burg. Die Wasserburg war verfallen. Der neue Landesherr erwarb noch den Knobelsdorfchen Garten und vereinigte ihn mit dem Vorwerk zum Kammergut. Der Marstall wurde vergrößert und der Schlossbau geplant. Die Grundmauern der mittelalterlichen Wasserburg dienten dem Aufbau des Schlosses im 17. und 18. Jahrhundert, das später Sitz des Amtes Gerstungen war und heute Heimatmuseum ist.[4]

Ab 20. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 550 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion beim Bau der Autobahnbrücke über das Weihetal Zwangsarbeit verrichten. Weitere 90 Arbeitskräfte waren bei kleineren Firmen und in der Landwirtschaft eingesetzt. 53 Arbeitskräfte mussten in Oberellen zwangsarbeiten. An 107 Todesopfer der Zwangsarbeit erinnert seit 1977 ein Mahnmal auf dem Friedhof von Untersuhl.[5]

Am 20. Juli 1944 erfolgte ein US-amerikanischer Luftangriff mit 226 Sprengbomben auf den Bahnhof von Gerstungen und seine Umgebung. Es gab 11 Tote und mehrere Verletzte unter der Einwohnerschaft. Am Bahnhofsgebäude und an den Gleisanlagen entstand erheblicher Schaden. Unter den anderen zerstörten Gebäuden war das Fünffamilien-Beamtenhaus am Schwarzen Weg.[6]

Am 13. September stürzte bei Neustädt beim Versuch einer Notlandung ein amerikanischer Bomber vom Typ B-17 „Flying Fortress“ ab. Acht Besatzungsmitglieder kamen bei der Explosion ums Leben, einer konnte sich retten.

Am 27. September lag das Zentrum der „Luftschlacht von Thüringen“ zwischen den Gemeinden Gerstungen, Herleshausen, Lauchröden und Richelsdorf. Dabei wurden insgesamt 30 viermotorige US-Bomber vom Typ B-24 „Liberator“ abgeschossen, viele stürzten in der Region ab. Auch 29 deutsche Jagdflugzeuge gingen verloren.

Die US-Armee besetzte Gerstungen selbst, nach Artilleriebeschuss und Tieffliegerangriffen, ohne Widerstand am 1. April 1945. Die meisten Einwohner waren in den Wald oder die übrige Umgebung geflüchtet. Aus dem „Forst“ beschoss eine deutsche Flak-Einheit die Amerikaner beim Übergang über die durch Sprengung nur teilweise zerstörte Werra-Brücke. Acht der bei dem Kampf gefallenen Wehrmachtsoldaten wurden auf dem Gerstunger Friedhof beigesetzt. Die Gräber wurden zur DDR-Zeit, in den 1970er Jahren, eingeebnet.[7]

Anfang Juli 1945 wurde Gerstungen, wie ganz Thüringen, von den Amerikanern an die Rote Armee übergeben. Damit wurde es Teil der SBZ und 1949 der DDR. Ab 1961 lag Gerstungen im 5-Kilometer-Sperrbezirk an der Zonengrenze.

Der Bahnhof Gerstungen war von 1963 bis 1990 der drittgrößte Grenzbahnhof der DDR. Er wurde ab 1961 vom Rangier- zum Kontrollbahnhof ausgebaut, einschließlich von Gleissperren. Im September 1961 hatte das ZK der SED die Anweisung zum Bau der Reichsbahn-Ausweichstrecke Gerstungen–Förtha (13 km) erteilt, damit nicht mehr der Thüringer Zipfel mit Fluchtmöglichkeit für DDR-Bürger durchfahren werden musste.[8]


Text: Wikipedia

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