Gorbitz
Gorbitz ist ein Stadtteil am südwestlichen Stadtrand von Dresden im Stadtbezirk Cotta (Dresden).
Siegelmarken
Obergorbitz
Niedergorbitz
Geschichte
Altgorbitz
Das Ortsbild von Altgorbitz ist gekennzeichnet durch enge Gassen mit Altbauten und gehört zu den historischen Dorfkernen in Dresden. Vom Neubaugebiet Gorbitz wird es durch die Kesselsdorfer Straße getrennt und liegt damit südlich der Großsiedlung. Altgorbitz gehört damit heute administrativ zum statistischen Stadtteil Naußlitz.
Altgorbitz entstand aus einer sorbischen Siedlung und wurde erstmals 1206 als Gurbewiz urkundlich erwähnt. Passend zur Lage halten Eichler und Walther eine Ableitung des sorbischen Ortsnamens von *Gorbovica (zu *gorb, „Hügel, Buckel, Bergrücken“; vgl. obersorbisch horb) für wahrscheinlich.[5]
Das Dorf erstreckt sich im Tal des „Gorbitzbachs“, der in Gorbitz-Ost an der Grenze zu Cotta in den Weidigtbach mündet. Letzterer ist seit der Verlegung seines Bachbetts im 19. Jahrhundert ein Weißeritz-Zufluss. Die Ortschaft teilte sich in Ober- und Niedergorbitz, die bis zur Eingemeindung nach Dresden 1921 zwei Gemeinden bildeten. Seit der Zugehörigkeit zu Dresden wird nur noch von (Alt-)Gorbitz gesprochen.
Obergorbitz trägt bis in die Gegenwart die typische Form eines Rundlings, während sich Niedergorbitz um den „Altgorbitz“ genannten Platz verteilt, aber durch die Tallage eher einem Straßendorf gleicht.
Die Großsiedlung Neu-Gorbitz
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch in Gorbitz einschneidende Veränderungen. Bereits 1945 wurde in der ehemaligen Gaststätte Zum Reichsschmied an der Kesselsdorfer Straße das erste Dresdner Rundfunkstudio nach dem Kriege eingerichtet. Am gleichen Standort entstand 1955 das DEFA-Studio für Trickfilme. Die früheren Felder des Kammergutes fielen 1946 unter die Bodenreform und wurden ab 1952 von der LPG „Einheit“ (Niedergorbitz) bzw. der LPG „Bergland“ (Obergorbitz) bearbeitet. Die Bauerngüter im Dorf wurden nun meist gewerblich genutzt und dabei oft erheblich umgebaut. Trotzdem blieben einige Baudenkmale, vor allem an der Uthmannstraße, bis heute erhalten.[6]
Auf Beschluss des Rates der Stadt Dresden begannen 1979 die Vorbereitungen zum Bau des größten Dresdner Neubaugebietes auf den Fluren des früheren Kammergutes Gorbitz. Die Planungen der Architektengruppe um Jörg Bösche, Udo Fehrmann und Wolfgang Henke sahen eine zentrale Mittelachse mit Straßenbahntrasse vor, an der sich die öffentlichen Einrichtungen konzentrieren sollten. Die Wohngebäude wurden gestaffelt und unter Berücksichtigung der Hanglage angeordnet, um günstige Blickbeziehungen ins Elbtal herzustellen. Am 21. August 1981 wurde an der späteren Gaststätte Grüner Heinrich der Grundstein zum ersten Bauabschnitt bzw. Wohnkomplex gelegt.[7] Bereits Anfang 1982 konnten die ersten neuerrichteten Wohnungen an ihre künftigen Mieter übergeben werden. Ein weiterer Meilenstein war die Übergabe der 100.000. nach 1945 in Dresden erbauten Wohnung am 19. Juli 1984 auf dem Wölfnitzer Ring 96.[6]
Der sichtbarste und größte Teil von Gorbitz ist daher überwiegend mit Plattenbauten bebaut, die in den frühen 1980er Jahren entstanden. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten hier circa 38.000 Menschen, heute sind es wesentlich weniger. Das Haushaltsnettoeinkommen liegt deutlich unter dem Durchschnitt, die Sozialstruktur hingegen ist gemischt. In den oberen Lagen wurden inzwischen in größerem Maße Plattenbauten abgerissen (zum Beispiel an der Haltestelle Schlehenstraße) und stark umgebaut (zum Beispiel unmittelbar unterhalb des Straßenbahn-Betriebshofs).
Unter Federführung der Architekten Latz&Böttcher und Grohmann&Kilian wurden von 1995 bis 1997 Lücken und Ecken bestehender Bauten in Neu-Gorbitz mit modernen Gebäuden überbaut und dadurch die Siedlung aufgewertet. So errichteten Latz und Böttcher am Wölfnitzer Ring 2 in Neu-Gorbitz ein Glashaus, das mit seiner plastischen Gestaltung und dem Wechsel von offenen und geschlossenen Wandflächen der klassischen Moderne verpflichtet ist.[8] Das Wohn- und Bürohochhaus am Tanneberger Weg 44 in Neu-Gorbitz wurde von Ludger Kilian[9] als siebengeschossiger Kubus mit zurückgesetztem Dachgeschoss[10] im Stil der Klassischen Moderne errichtet.[11]
In der Kräutersiedlung wurden einzelne Eingänge in langen Plattenbaublöcken vollständig abgerissen, andere Eingänge wurden auf drei Stockwerke zurückgebaut und innen umgebaut. Die unteren und mittleren Lagen wurden teilweise saniert, 2005 wurde auch im zweiten Bauabschnitt abgerissen sowie das Gymnasium geschlossen.
Gorbitz wird in vier Bauabschnitte (auch Wohnkomplexe genannt) unterteilt.
Bauabschnitt eins
Unterhalb der Julius-Vahlteich-Straße.
Bauabschnitt zwei
Amalie-Dietrich-Platz (früherer Platz der Bauarbeiter) bis zum Merianplatz (früherer Platz der Eisenbahner) rechts und links der Straßenbahngleise (Wölfnitzer Ring und Leutewitzer Ring).
Bauabschnitt drei
Altgorbitzer Ring bis zur Hirtenstraße linker Hand der Straßenbahntrasse
Bauabschnitt vier
Rechts der Coventrystraße bis zum Straßenbahnhof Gorbitz.
Der vierte Bauabschnitt war ursprünglich nicht geplant, ergab sich jedoch, da die Medienkapazitäten (Wassermenge, Stromleitungsleistung) diesen zuließen. Ein Fünfter war angedacht, jedoch nie geplant, da hierfür die Medienkapazitäten nicht mehr ausreichten.
Zum 37. Jahr der Grundsteinlegung (21. August 1981) am 21. August 2018 wurde bei einem öffentlichen Festakt im Gorbitzer Gemeindezentrum mit der sächsischen Staatsministerin für Kunst und Wissenschaft Eva-Maria Stange, der Kulturbürgermeisterin Dresdens Annekatrin Klepsch, dem Stadtteilchronisten Mathias Körner (stellvertretender SPD-Stadtbezirksrat) und Jörg Bösche (Chefarchitekten von Gorbitz aus dem Büro des Stadtarchitekten) der Denkmalstatus der ersten Kulturdenkmäler von Neu-Gorbitz bekannt gegeben. Grundlage für den Denkmalstatus vom Märchenbrunnen, dem Großmosaik „Fuchs und Trauben“ am Club Passage, der Schankwirtschaft „Gorbitzer Krug“ (Höhenpromenade) sowie dem angrenzenden Würfelhaus WBS 70/14,4 und der Gorbitzer Kirche gingen auf eine acht Jahre andauernde Initiative des Gorbitzers Mathias Körner zurück, der eine Denkmalkonzeption für Neu-Gorbitz entwickelt und den Antrag auf Denkmalschutz gestellt hatte, wofür er eine 500 Seiten starke Gorbitz-Chronik (Gorbitzer Höhenpromenade – Dresdens vergessener Schatz, winterwork-Verlag) erarbeitet hatte. Zudem bewirkte er das Auffinden und Wiederaufstellen des abstrakten Aktes „Bauarbeiter“ (Miroslav Klimes, 1986), der per Stadtratsbeschluss der frühen Nachwendezeit zerstört werden sollte, jedoch von Dresdnern über Jahrzehnte versteckt worden war.
Text: Wikipedia
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