Grimma

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Grimma ist eine Kreisstadt im Landkreis Leipzig.

Wanderung im Stadtwald

Reklamemarken und Siegelmarken

Katalog der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Grimma.

Franz Koch

Sonstige

Beiersdorf (Grimma)

Burgberg (Grimma)

Golzern

Großbardau

Bernbruch (Grimma)

Kleinbardau

Großbothen

Hohnstädt

Kössern

Förstgen

Leulitz

Neunitz

Pöhsig

Wagelwitz

Würschwitz

Geschichte

Bis 1994 bestand Grimma lediglich aus der Stadt selbst und den Ortsteilen Hohnstädt und Nimbschen. Mit den seitdem hinzugekommenen 64 Ortsteilen hat sich die Gemeindefläche etwa verzwanzigfacht; in diesem Areal finden sich einige noch ältere namentliche Ersterwähnungen von jetzigen Ortsteilen (Nerchau 981, Döben 1046, Mutzschen 1081, Kleinbothen 1181, Grimma 1200).

Als älteste Zeugen menschlicher Besiedlung in diesem Areal gelten südlich von Kössern gefundene Feuersteingeräte, die der Altsteinzeit (etwa 12 000 – 8 000 Jahre vor Chr.) zugerechnet werden.

Bereits der durch Ackerbau und Viehzucht geprägten Jungsteinzeit (etwa 4600 – 1700 J. v. Chr.) zugeordnet werden flachgewölbte steinerne Hacken und Schuhleistenkeile aus dem Thümmlitzwald und Fremdiswalde. Bandförmig verzierte Gefäßbruchstücke, wie sie in Siedlungsgruben am Pulverturm Grimma-Süd gefunden wurden, sind eindeutige Hinweise auf die Bandkeramische Kultur. Eine geschliffene Steinaxt aus Cannewitz und eine in Grimma Leipziger Str. 75 gefundene Amphore mit Eindrücken gedrehter Schnüre stammen aus der darauffolgenden Kultur der „Schnurkeramik“[6][7]

Aus der Bronzezeit (ca. 1700 v. Chr. bis 1400 v. Chr.) stammen die ältesten hier gefundenen Befestigungsanlagen, gefunden 1972 vom Archäologen Willfried Baumann auf dem Mutzschener Schlossberg. Die Fundstätte war umgeben von einem 2 m tiefen und 7 m breiten Kehlgraben und konnte der Aunjetitzer Kultur zugerechnet werden. Damit gehört der Schloßberg Mutzschen zu den ältesten wissenschaftlich nachgewiesenen Befestigungsanlagen Mitteldeutschlands.[8][9] Auch der Zettenwall in Döben, der größte prähistorische Rechteckwall Sachsens, stammt aus der Zeit von zwischen 2200 v. Chr. und 800 vor Chr. Westlich von Nimbschen befinden sich Reste von 3 Hügelgräbern mit Urnen aus der Zeit um 1200 v. Chr.

Von den bis ins 5. Jahrhundert nach Chr. in Mitteldeutschland ansässigen Germanen zeugen nur wenige römische Aufzeichnungen und noch seltenere archäologische Befunde, denn zur Zeit der Völkerwanderung war eine weniger zivilisierte und nomadische Lebensweise üblich. Die auf dem Leidenberg Hohnstädt gefundenen schwarzglänzenden Tonscherben mit Rollrädchenverzierung konnten direkt mit dem Stamm der Hermunduren verbunden werden, diese Artefakte sind weithin die einzigen Zeugen dieser Ära im Muldental.

Erst im darauffolgenden 6. Jahrhundert nehmen archäologische Befunde wieder zu, die dann aber sämtlich den eingewanderten slawischen Wenden zuzuordnen sind. Etwa im 8./9. Jahrhundert entstand zwischen Nimbschen und Schaddel der Große Schaddelwall, eine slawische Ringburg, bestehend aus einer Vor- und einer Hauptburg. Vermutlich wurde nach der Aufgabe des Großen Schaddelwalls ein Stück weiter südöstlich im 9./10. Jahrhundert der Kleine Schaddelwall angelegt. Bei diesem handelte es sich um eine Spornburg über der Mulde. Auch die slawische Wiederbesiedlung von Schloßberg Mutzschen und Zettenwall Döben zu dieser Zeit ist archäologisch nachgewiesen. Die Wallanlagen dieser frühen slawischen Besiedlung sind heute die ältesten noch gut sichtbaren Spuren menschlicher Besiedlung in Grimma. Auch die slawischen Namensbestandteile sehr vieler Ortsteile, Familiennamen (-itsch, itzsch, itz) und Lehnwörter im sächsischen Dialekt (Hitsche, Hornzsche, nu, …) sind noch heute unübersehbare Zeugnisse der Zeit der Wenden und Sorben im Muldental.

Um 1200 begann die Einwanderung deutscher Siedler vor allem aus Niedersachsen, Westfalen und Flandern mit der Anlage neuer Städte und Dörfer. An die älteren slawischen Dörfer Neschwitz und Pappritz=Pappertshain erinnern heute nur noch Straßennamen mitten in Grimma, sie sind längst in der Stadt aufgegangen.

Die strategisch gute Lage an der Mulde veranlasste 1170 den Markgrafen Otto den Reichen, eine Siedlung in der Flussaue anzulegen.[10] Im Jahr 1220 erhielt Grimma das Stadtrecht.[11]

Im Schloss residierten häufig meißnische Markgrafen und die sächsischen Kurfürsten. Albrecht der Beherzte, der Stammvater des sächsischen Königshauses, wurde hier geboren. Er nannte sich deshalb auf seiner Wallfahrt nach Palästina Junker von Grym. Im Jahr 1344 erfolgte die Ersterwähnung der Bürgerwehr Die Geharnischten im Städtebund Torgau, Oschatz und Grimma, die in der Wurzener Fehde 1542 historische Berühmtheit erlangte. Die Bewohner bauten die erste feste Muldenbrücke und entwickelten ein selbstbewusstes und geschäftstüchtiges Bürgertum. Im 14. Jahrhundert stand Grimma in der wirtschaftlichen Blüte. Selbst als sich das wirtschaftliche Zentrum der Region immer mehr nach Leipzig verlagerte, blieb Grimma bis heute ein florierender Standort.

In Grimma wurden seit 1440 mehrere Landtage gehalten. Auf dem Landtag von 1458 stiftete Kurfürst Friedrich der Sanftmütige die Leipziger Neujahrsmesse. Hier verhandelten 1511–1546 Abgeordnete der beiden sächsischen Linien; durch den „Grimmaischen Machtspruch“ wurden vierzigjährige Streitigkeiten über Münz- und Bergsachen beigelegt. (Siehe auch „Sächsische Münztrennung“.)

1523 verließ Katharina von Bora, die spätere Frau Martin Luthers mit weiteren Nonnen das Kloster Nimbschen nahe Grimma.

Die Stadtbrauerei wurde um 1300 gegründet (seit 1858 Brauerei Hildebrandt, seit 1872/1880 Brauerei Frohberg, bis ca. 1918 Stadtbrauerei).[12][13][14] Von dieser Brauerei stammt die Bezeichnung „Frohberg“ für den einen der beiden weit verbreiteten Typen untergäriger Bierhefe (Saccharomyces pastorianus bzw. S. carlsbergensis), der andere Typ ist nach Saaz (heute: Žatec) benannt (durch Paul Lindner 1909).[15][16][17][18]

1857 wurde die katholische Kirche St. Trinitatis eingeweiht.

Grimma war ab 1952 Kreisstadt des Kreises Grimma und von 1994 bis 2008 des Muldentalkreises und besitzt nun den Status einer Großen Kreisstadt.

Hochwasser

Vom Hochwasser um den 13. August 2002 wurden zahlreiche Häuser der Altstadt zerstört oder stark beschädigt; mittlerweile konnten jedoch fast alle wieder aufgebaut werden. Die historische Muldebrücke wurde durch das Hochwasser zerstört und ab September 2009 in hochwasserangepasster Bauweise wiederaufgebaut.[19] Am 19. August 2012 wurde sie wieder für den Verkehr freigegeben.[20] Ein von Friedhelm Lach geschaffenes Denkmal aus Rochlitzer Porphyr erinnert an die Hochwasserkatastrophe.

Im Mai/Juni 2013 traf die wieder aufgebaute Stadt eine neue Überschwemmungskatastrophe mit ähnlichen Folgen für die Altstadt wie im August 2002.[21] Die rekonstruierte Muldebrücke hielt der neuen Hochwasserwelle stand, durch die verbesserte Konstruktion des Bauwerkes konnten die von der Brücke ausgehenden Hochwasserauswirkungen durch Rückstau gegenüber 2002 vermindert werden.[19]

Die von den beiden Hochwassern verursachten Schäden lagen jeweils im dreistelligen Millionenbereich: So betrug nach MDR-Informationen die Schadensbilanz 2002 rund 250 Millionen Euro; 2013 waren es noch einmal 150 Millionen Euro.[22]

Zum Schutz der Stadt wurden nach 2013 vorhandene Gebäudemauern ertüchtigt sowie eine freistehende Hochwasserschutzmauer mit verschließbaren Toranlagen und eine unterirdische Dichtwand als Bohrpfahlwand errichtet.[23]

Die Hochwasserschutzanlage wurde im Juni 2019 fertiggestellt (Gesamtkosten 60 Millionen Euro). Am Wochenende des 24./25. Juli 2021 wurde, vermutlich durch Vandalismus, ein Tor der Anlage so stark zerstört, dass es nicht mehr funktionsfähig war.[24] Es wurde danach innerhalb von ca. vier Wochen wieder repariert.[25]


Text: Wikipedia

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