Grimmen

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Grimmen ist eine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Grimmen.

Geschichte

Name

„Die ältesten Formen des Namens sind Grimmis, Grimme, Grymmis, Grimm.“[3] In dem polabischen Flurnamen steckt das Substantiv grim, was als Fläche umgeben von nassen Wiesen übersetzt werden könnte (vgl. Grimma in Sachsen). Die heutige Schreibweise hat sich erst vor 200 Jahren endgültig durchgesetzt. Deshalb ist die Bezeichnung „Grimmer“ für die Einwohner der Stadt eine Reminiszenz an die frühere Schreibung des Ortsnamens.[4]

Mittelalter

Vom 9. bis zum 10. Jahrhundert wanderten in die Region um Grimmen die slawischen Lutizen ein, nachdem die dort siedelnde germanische Bevölkerung abgewandert war. Die ersten urkundlichen Hinweise auf slawische (wendische) Siedlungen im Bereich der Stadt Grimmen lassen sich auf das Jahr 1220 datieren.

Vermutlich nach 1250 gründeten zugewanderte Handelsleute und Handwerker aus Niedersachsen, Westfalen und vom Niederrhein den Ort Grimmen und legten planmäßig ein rasterförmiges Straßennetz an. Die erste urkundliche Erwähnung Grimmens gab es 1267. Als Gründungsdatum der Stadt gilt jedoch heute die Ansiedlung des Vogts Berthold. Dieser kam als Vertreter der Landesfürsten 1287 ins Gebiet der heutigen Stadt Grimmen. Dies beweist, dass Grimmen zu dieser Zeit bereits das Lübische Stadtrecht innehatte. Die tatsächliche Verleihungsurkunde ist heute jedoch nicht mehr vorhanden. Dementsprechend wurde 1987 das 700-jährige Bestehen der Stadt Grimmen gefeiert. 1305 wurde Grimme als stad genannt und 1306 existieren der Rat der Stadt und das Schloss.

1278 gehörte Grimmen noch zum Bistum Schwerin, und ein Ritter Arnold gebot über den Ort. Kurz darauf überließ der Bischof Grimmen dem Rügenfürst Wizlaw II., und sein Stadtvogt Berthold führt zusammen mit dem städtischen Rat die Stadt. 1325 – nach dem Tode des letzten Rügenfürsten – kam Grimmen bis 1648 zum Herzogtum Pommern.

Der Bau der Stadtbefestigung erfolgte ab etwa 1264 und hauptsächlich im 14. Jahrhundert von 1320 bis 1340. Die noch vorhandenen drei Tortürme stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Die Stadtkirche St. Marien ist eine frühgotische Hallenkirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275). Auch das Rathaus wurde schon ab 1400 erbaut, und 1402 wird ein erster Jahrmarkt erwähnt. Das Kalandhaus stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Die mittelalterlichen Straßen lagen – wie man archäologisch 2000 feststellte – etwa 1,20 bis 2,00 m unter dem heutigen Straßenniveau. Nachgewiesen wurden Straßen aus Holzbohlen (13. Jahrhundert) und Feldsteinpflaster (14. Jahrhundert). Auch quer zur Fahrtrichtung liegende Wasserleitungen aus dieser Zeit konnten nachgewiesen werden.

16.–19. Jahrhundert

1536 erreichte die Reformation Grimmen und setzte sich in Pommern durch (1534, Landtag von Treptow an der Rega). 1546 stiftete Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast der Stadt drei „Buden“ in der Schulstraße für die Versorgung der Armen sowie die Ziegelei, die Schlossmühle und eine Wassermühle.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrfach geplündert, darunter von den Truppen Wallensteins (1627). 1630 und 1632 kamen auch noch große Stadtbrände hinzu. 1631 eroberten die Schweden die Stadt. Es schlossen sich 1637 schwedische Plünderungen an. Grimmen gehörte in der Folgezeit und formell ab 1648 (Westfälischer Friede) zum Königreich Schweden. Bei der Belagerung von Greifswald und Stralsund hatte Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst) sein Hauptquartier in Grimmen, ab dem 22. Oktober 1659 in Barth.[4] Von 1695 bis 1697 fanden unter dem damaligen Bürgermeister Johannes Flittner Hexenverfolgungen statt. Mindestens sieben vermeintliche Hexen wurden hingerichtet. Die Stadt Grimmen hat im Dezember 2006 ein Relief zum letzten Hexenprozess gegen Anna Kröger 1697 am Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung, Lange Straße 48, angebracht.[5]

1757 verwüstete wieder ein Stadtbrand den halben Ort. Wie schon im Livländischen Krieg war Grimmen im Siebenjährigen Krieg von 1757 bis 1759 von den Preußen besetzt.[4] 1797 wurde nahezu die gesamte Stadt Opfer eines Großfeuers, das in einer Schmiede der Stadt ausgebrochen war. 1800 besuchte der schwedische König Gustav Adolf IV. Grimmen und residierte während dieser Zeit im sogenannten Königshaus. 1807 besetzten die Franzosen im Vierten Koalitionskrieg gegen Preußen, Russland und Sachsen die Stadt und zerstörten größere Stadtbereiche.

In der Schlussakte des Wiener Kongresses von 1815 wurde festgelegt, dass Schwedisch Pommern und somit Grimmen zu Preußen gehört. Ein Jahr später wurde Grimmen durch eine Verwaltungsreform zur Kreisstadt und erhielt 1829 das Landratsamt.

1825 wurde die Stadtmauer abgetragen. 1838 nahm das Amtsgericht Grimmen in einem Neubau seine Arbeit auf. 1853 wurde die Stadt von der Cholera heimgesucht. 1878 erhielt Grimmen einen Eisenbahnanschluss.

Im 19. Jahrhundert wuchs Grimmen über den durch die beseitigten Befestigungsanlagen gekennzeichneten Stadtkern hinaus und es entstanden vor dem Greifswalder Tor die Greifswalder Vorstadt sowie am Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Mühlentor in Richtung des Bahnhofs neue Siedlungen. Südlich der Altstadt wurde der Stadtpark angelegt. 1898 wurde das Postgebäude eingeweiht.

20. Jahrhundert

Am Rande der Karlstraße befand sich in der Zeit von 1843 bis zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) ein kleiner jüdischer Friedhof, auf dem noch 1938 15 bis 20 Gräber mit Grabsteinen vorhanden waren. 1922 fand dort die letzte Bestattung statt. 1940 ließen die Nazis die Grabsteine abnehmen und verpachteten das Land als Gartenland für Beamte. 1972 wurde die Hälfte des Geländes planiert und bebaut. Im Jahre 2009 setzte man einen Gedenkstein auf die verbliebene, mit Tannen bestandene Fläche. Der Stadtrat lehnte die Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an die ermordeten Juden 2018 mit den Stimmer der CDU und SPD ab.[6]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Grimmen im April 1945 kampflos an die vorrückende Rote Armee übergeben.

Seit den 1960er Jahren entstanden zahlreiche neue Fabriken und landwirtschaftliche Betriebe, die eine kurze wirtschaftliche Blüte einleiteten. Hierzu zählt unter anderem der VEB Erdöl-Erdgas Grimmen, der 1962 gegründet wurde, nachdem Arbeiter im Jahr zuvor in der Nähe der Stadt bei einer Bohrung im Zechstein in 2300 Meter Tiefe auf ein Erdölvorkommen gestoßen waren. Im Ergebnis wuchs die Stadtbevölkerung beständig und neue Stadtteile wurden angelegt, so z. B. zwischen 1968 und 1985 die Großwohnsiedlung Süd-West mit 2868 Wohnungen in Plattenbauweise.

Nach der politischen Wende wurden ab 1991 der historische Stadtkern und das Rathaus im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert; durch diese Sanierung erscheint das Stadtbild wesentlich geschlossener als zuvor.


Text: Wikipedia

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