Gustav Freytag

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gustav Freytag, porträtiert von Karl Stauffer-Bern, 1886–1887

Gustav Freytag (* 13. Juli 1816 in Kreuzburg, Oberschlesien; † 30. April 1895 in Wiesbaden) war ein deutscher Schriftsteller.

Reklamemarken

Leben

Freytags Eltern waren Gottlob Ferdinand Freytag, Arzt und später Bürgermeister in Kreuzburg, und seine Frau Henriette, geb. Zebe. Er besuchte das Oelser Gymnasium und studierte nach dem Abitur bis 1835 Philologie, Kulturgeschichte und antike Kunst an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau.[1] 1835 wurde er im Corps Borussia Breslau aktiv.[2] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Während seines Studiums in Breslau lernte er Hoffmann von Fallersleben kennen und begründete seine Freundschaft zum „Dreizehnlindendichter“ Friedrich Wilhelm Weber (1813–1894). Das Thema seiner Dissertation von 1838 lautete „Über die Anfänge der dramatischen Poesie bei den Germanen“.[1] Von 1839 bis 1847 war er Privatdozent an der Universität Breslau. In dieser Zeit entstanden seine ersten Theaterstücke. Danach übersiedelte er nach Leipzig und ein Jahr später nach Dresden und pflegte regen Umgang mit Literaten. Im Jahr 1848 gab er in Leipzig gemeinsam mit Julian Schmidt die Zeitschrift Die Grenzboten heraus, die er zum einflussreichsten Organ des liberalen deutschen Bürgertums formte. Mit der Übernahme der Grenzboten begann seine Karriere als Journalist. In der Wochenzeitschrift verfasste Freytag auch politisch kritische Artikel, so unter anderem über die Niederschlagung des schlesischen Weberaufstandes, was eine steckbriefliche Fahndung durch Preußen zur Folge hatte. Er ersuchte deshalb seinen Freund Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha um politisches Asyl und zog 1851 nach Siebleben bei Gotha.[1] Herzog Ernst verlieh ihm 1854 den Hofratstitel.

In den Jahren 1867 bis 1870 vertrat Freytag als Abgeordneter die Nationalliberale Partei im Reichstag (Norddeutscher Bund). Er wandte sich gegen Kleinstaaterei und verfocht die Kleindeutsche Lösung. Freytag wurde zum Inbegriff des deutschen Liberalen. Aus Enttäuschung über Otto von Bismarcks Politik trat er später zurück. 1870/71 nahm er als Berichterstatter im Hauptquartier des preußischen Kronprinzen Friedrich am Deutsch-Französischen Krieg teil. In den Jahren 1871 bis 1873 vertrat er in der Zeitschrift Im neuen Reich seine nationalliberalen Anschauungen. 1886 wurde er zum geheimen Hofrat ernannt und erhielt den Titel „Exzellenz“. Im selben Jahr erhielt er den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste. Siehe auch: Liste der Corpsstudenten im Reichstag des Norddeutschen Bundes und im Zollparlament

Künstlerisches Schaffen

1844 erschien Freytags erstes Stück „Die Brautfahrt oder Kunz von der Rosen“, ein Lustspiel über Kaiser Maximilian, für das er den Preis der Berliner Hofbühne gewann. 1847 erschienen die Schauspiele „Die Valentine“ und „Graf Waldemar“; im Gegensatz zu ihnen war Freytags 1854 erschienenes Lustspiel „Die Journalisten“ erfolgreich.

Zwischen 1859 und 1867 entstand sein kulturgeschichtliches Hauptwerk „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ in vier Bänden. Freytag schildert darin die deutsche Geschichte am Beispiel ausgewählter Quellentexte. Das Werk, das im Salomon Hirzel Verlag in Leipzig erschien, erfuhr bis 1909 je nach Band zwischen 27 und 32 Auflagen und gehört damit zu den beliebtesten deutschen Geschichtswerken des 19. Jahrhunderts überhaupt. Die Ahnen, 3. Band, 1874

Aufgrund seines Romans „Soll und Haben“, der 1855 erschien, wurde Freytag nach dem Zweiten Weltkrieg wegen seiner angeblich antisemitischen Tendenz zum Teil heftig kritisiert. Deutlich wurde dies in der Debatte um die Verfilmung von „Soll und Haben“ im Jahr 1977 durch Rainer Werner Fassbinder, die letztlich zur Aufgabe des Projekts durch den WDR führte. Hauptgrund hierfür ist die Darstellung des gewissenlosen, amoralischen und habgierigen jüdischen Kaufmanns Veitel Itzig, den Freytag der Figur des redlichen, von hohem Arbeitsethos geprägten Protagonisten Anton Wohlfart gegenüberstellt. Andererseits hat Freytag sich in mehreren Aufsätzen (Der Streit über das Judentum in der Musik, gegen Richard Wagner, sowie Über den Antisemitismus. Eine Pfingstbetrachtung) ausdrücklich gegen den Antisemitismus ausgesprochen. Weiterhin stellt Freytag in Soll und Haben auch Angehörige z.B. des deutschen Adels als moralisch verworfen dar, während andere Figuren jüdischer Abstammung (u.a. die Eltern des Veitel Itzig) durchaus positiv geschildert werden.

Die „Technik des Dramas“ (1863) wurde zu einem der wichtigsten dramaturgischen Lehrbücher seiner Zeit. Freytag fasst hier die Dramentheorie des geschlossenen Dramas nach Aristoteles und vor allem Friedrich Schiller zum sog. pyramidalen Aufbau (Exposition und erregendes Moment, Höhepunkt mit Peripetie, retardierendes Moment und Lösung bzw. Katastrophe) des klassischen Dramas zusammen. Freytags „Technik des Dramas“ war unter anderem prägend für das in seinem Heimatland bis heute überaus erfolgreiche dramatische Werk des lettischen Nationalschriftstellers Rūdolfs Blaumanis (1863–1908).

Das Gesamtwerk erschien 1886 bis 1888 in 22 Bänden.

1869 schrieb Freytag den Text „Karl Mathy. Geschichte seines Lebens“, der das Leben eines früheren Freundes Freytags schildert. Ein weiterer Romanzyklus erschien zwischen 1872 bis 1880 unter dem Namen „Die Ahnen“ und schildert die fiktiven Schicksale einer deutschen Familie von der germanischen Zeit bis zur damaligen Gegenwart, womit er einen Bogen von den Germanen zu den Deutschen seiner Zeit spannte. Knappe zehn Jahre vor seinem Tod, im Jahre 1886, gestaltete er mit „Erinnerungen“ einen tagebuchähnlichen Text, in dem er seine wichtigsten Lebensabschnitte schilderte.

Privates

Von 1817 bis 1828 wohnte Freytag mit seinen Eltern in Pitschen. Ostern 1829 zog er zu seinem Onkel nach Oels, um dort das Gymnasium zu besuchen. Am 30. Mai 1835 bestand er seine Abiturprüfung. Danach studierte er bis Oktober 1836 in Breslau Philologie. Ab dem Wintersemester 1836 studierte er in Berlin. Am 30. Juni 1838 erfolgte die Promotion, am 1. Mai 1839 die Habilitation in Breslau. Von 1839 bis 1844 war Freytag Dozent in Breslau. Nach einem kurzen Wohnortwechsel nach Leipzig 1846 zog er 1847 nach Dresden und 1848 wieder nach Leipzig. Im Herbst 1847 heiratete er Emilie Scholz, geschiedene Gräfin Dyhrn, die er 1842 während eines Helgoland-Urlaubs kennengelernt hatte, als sie noch Gräfin war. 1851 zog er nach Siebleben in die „gute Schmiede“. 1848 starb sein Vater, 1855 seine Mutter, 1858 sein Bruder Reinhold. Am 13. Oktober 1875 starb seine Frau Emilie. Am 16. August 1876 wurde Sohn Gustav Willibald in Heddernheim geboren, 1877 sein Sohn Waldemar († 19. Januar 1884). Ab Dezember 1876 bis 1881 wohnte er im noblen Hotel zur Rose in Wiesbaden. Am 22. Februar 1879 heiratete Freytag in zweiter Ehe Marie Kunigunde Dietrich (* 2. November 1846, † 4. März 1896), die Mutter der beiden Söhne. 1884 lernte er die Wienerin Anna Strakosch (* 9. April 1852, † 1. November 1911) kennen. Am 29. September 1890 wurde die Ehe mit Marie Kunigunde Dietrich geschieden. Im März 1891, mit 75 Jahren, heiratete Freytag in dritter Ehe Anna Strakosch, geb. Götzel, seit 26. November 1890 geschieden von Alexander Strakosch. Anna brachte aus der Strakosch-Ehe die Tochter Mika-Maria (* 22. April 1875, † 23. Juli 1959) mit. Die Hochzeitsreise ging nach Nizza (Hotel des Anglais) und an die oberitalienischen Seen.[3] Freytag starb mit 78 Jahren in Wiesbaden und fand seine letzte Ruhestätte in Siebleben, heute ein Ortsteil von Gotha.

Mika-Maria wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und dort zwei Jahre später von den Amerikanern befreit. Sie kam dann wieder zurück und wohnte in der Weimarer Str. 145 in Gotha-Siebleben. Dort wurde für sie vom Bildhauer Gunter Demnig ein Stolperstein eingelassen.[4]


Ehrungen

Geburtshaus mit Gedenktafel in Kreuzburg/Schlesien (um 1910)

Gustav Freytag Denkmal im Kurpark Wiesbaden

In Thüringen wurde zu Ehren des Dichters der Wanderweg, der die Wachsenburg und die Mühlburg, im Burgenensemble Drei Gleichen verbindet, Gustav-Freytag-Weg benannt.

In zahlreichen deutschen Städten sind Straßen nach Gustav Freytag benannt. Des Weiteren wurden eine Realschule in Berlin Reinickendorf – die Gustav-Freytag-Oberschule – und das Gymnasium in Siebleben – das Gustav-Freytag-Gymnasium – nach ihm benannt.

In Kluczbork (damals Kreuzburg OS.), wo Freytag seine Jugend verbracht hatte, wurden Anfang der 1940er Jahre mehrere Einrichtungen nach ihm benannt: eine Schule, ein Museum und ein Brunnen. Am Haus Am Ring Nr. 31 wurde damals eine Gedenktafel angebracht.[5]

Gustav-Freytag-Gedenkstätte

In dem Gothaer Stadtteil Siebleben besteht seit Mai 2009 eine Gustav-Freytag-Gedenkstätte, die im Gartenpavillon neben dem einstigen Wohnhaus des Dichters eingerichtet ist.[6] Die Gedenkstätte beinhaltet ein nachgestelltes Wohn- und Arbeitszimmer Gustav Freytags, sowie eine Ausstellung zum Leben und Wirken des Dichters mit originalen Gegenständen und Dokumenten aus seinem Nachlass. Nur etwa 70 Gegenstände aus der Sieblebener Zeit von Freytag sind ausgestellt. Alle 700 entsprechenden Gegenstände waren zur DDR-Zeit, in den 1970er Jahren, aus Siebleben nach Weimar verbracht worden. Dort befinden sie sich größtenteils noch.

Das Wohnhaus (Freytag-Haus) selbst ist sanierungsbedürftig, auch wenn Anfang der 1990er Jahre Dach, Fenster und Heizung erneuert worden sind. Es beherbergt den Ortsverein des DRK und das Ortsteilbürgermeisteramt. Das geschichtsträchtige Haus war 1780 von Sylvius von Frankenberg, Herzoglichem Staatsminister, in einem kleinen Park erbaut worden. In dem Haus kehrten Napoleon und Goethe, später auch Thomas Mann ein. Gustav Freytag schrieb dort viele seiner Werke.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Bild: Wikimedia/Karl Stauffer-Bern

Der Text und das Bild ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.