Habsburg

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Die Habsburg, in neuerer Zeit auch Schloss Habsburg genannt, ist eine Gipfelburg in der Schweiz. Sie liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Habsburg im Kanton Aargau in einer Höhe von 505 m ü. M. auf dem lang gestreckten Hügelkamm des Wülpelsbergs. Bekannt ist sie als Stammburg der Herrscherdynastie der Habsburger, deren Aufstieg mit dem Erwerb von Gebieten in der näheren Umgebung begann. Gründer der Habsburg soll um 1020/30 Radbot gewesen sein. Otto II. war 1108 der erste des Geschlechts, der als Graf von Habsburg urkundlich nachweisbar ist.

Die Habsburger lebten hier lediglich rund zweihundert Jahre. Das immer mächtiger werdende Grafengeschlecht verliess die Burg um 1220/30, da sie zu klein und zu wenig repräsentativ erschien. Anschliessend wurde sie an verschiedene Dienstleute verliehen. Mit der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 durch die Eidgenossen ging den Habsburgern, die mittlerweile in Wien ein weit bedeutenderes Herrschaftszentrum aufgebaut hatten, ihre Stammburg endgültig verloren. Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau.

Im frühen 11. Jahrhundert entstanden die ersten Bauten. In mehreren Schritten wurde die Habsburg zu einer Doppelburg erweitert. Am Beginn des 13. Jahrhunderts erreichte sie ihre grösste Ausdehnung. Nach dem Auszug der Habsburger verfiel der ältere, vordere Burgteil im Osten zu einer Ruine. Der jüngere, hintere Burgteil im Westen blieb bestehen und konnte sein Erscheinungsbild, von vereinzelten Umbauten abgesehen, bis heute bewahren. In den Jahren 1978/83 und 1994/95 fanden umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. Die Habsburg steht seit 1948 unter kantonalem Denkmalschutz und gehört im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter zu den Kulturgütern von nationaler Bedeutung. Der Palas wird seit 1979 als Restaurant genutzt, diesem ist ein Museum über die Burggeschichte angegliedert.

Lage

Die Habsburg befindet sich unmittelbar nordwestlich des Dorfkerns der gleichnamigen Gemeinde, etwa 35 Höhenmeter über dem Dorf auf 505 m ü. M. Die rund drei Kilometer südwestlich der Altstadt des Bezirkshauptorts Brugg gelegene Burganlage erstreckt sich über eine Länge von etwas mehr als 100 Metern auf dem felsigen Gipfelgrat des Wülpelsbergs. Dieser aus Kalkstein bestehende und von Mischwald bedeckte Hügel bildet einen Ausläufer des Faltenjuras. Gegen Westen und Norden fällt er steil zur 160 Meter tiefer gelegenen Auenebene des Aaretals ab. Die Ost- und Südseite des Grats hingegen bilden den Rand einer leicht geneigten Hochebene, die übergangslos ins Birrfeld übergeht. Etwas mehr als 400 Meter südwestlich der Burg verläuft die Autobahn A3 durch den Habsburgtunnel.[1]

Geschichte

Vorgeschichte

Während der Hallstattzeit (1. und 2. Jahrhundert v. Chr.) bestand am Standort der heutigen Burg eine kleine Siedlung. Ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. befand sich auf dem Wülpelsberg eine Signalstation der Römer. Sie wurde von Legionären aus dem vier Kilometer nordöstlich gelegenen Militärlager Vindonissa (in der heutigen Gemeinde Windisch) unterhalten. Die Signalstation ermöglichte eine Sichtverbindung zwischen dem Lager und dem Bözbergpass und war wohl auch nach Aufhebung des Lagers im Jahr 101 in Betrieb.[2] Ende des 3. Jahrhunderts diente der Wülpelsberg als Zufluchtsort für Zivilpersonen. Er war leicht zu verteidigen und versprach Schutz vor den sporadischen Plünderungszügen der Alamannen, den die wenigen Soldaten in spätrömischer Zeit nicht bieten konnten.[3]

Gründungssage

Gemäss einer Sage, die Ernst Ludwig Rochholz erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts aufzeichnete, soll Radbot der Erbauer der Burg gewesen sein. Er lebte in Altenburg an der Aare, innerhalb der Mauern eines von den Römern erbauten Kastells. Auf der Suche nach einem Habicht, der ihm bei der Jagd verloren gegangen war, stieg seine Jagdgesellschaft auf den dicht bewaldeten Wülpelsberg und fand den entflohenen Vogel zuoberst auf dem Hügel. Radbot erkannte die günstige Lage des Hügels und beschloss den Bau der «Habichtsburg» an dieser Stelle.[4][5]

Tschudi spricht sich entschieden gegen die Sage mit dem Habicht aus. Er schreibt dazu: „Daß aber ein Fabeldichter schribt die Vesti hab von einem Habich den Namen Habichsburg empfangen / widerspricht des gemelten Bischoff Wernhers Stifters der Burg besigelt eigen Urkundt / so er harnach Anno Domini 1027. dem Gottshuß Muri geben und noch alda unversert funden wirt / darinne ers selbs Habesburg und nicht Habichsburg nempt.“ Er leitet demnach den Namen Habsburg von Habesburg, im Sinne von haben / das Habe (bewahren resp. sichern) ab.[6]

Da er zu wenig Geld für den Bau der Burg hatte, bat Radbot seinen Bruder, Bischof Werner von Strassburg, um Unterstützung. Werner gewährte diese und kam zu Besuch, um das Bauwerk zu besichtigen. Auf dem Wülpelsberg fand er jedoch nur einen schlichten Turm vor. Werner tadelte Radbot scharf, woraufhin ihn dieser versicherte, binnen einer Nacht werde die Burg über eine starke Mauer verfügen. Als Werner am nächsten Morgen erwachte, lagerten rund um die Burg viele Ritter mit ihren Knechten. Graf Radbot beruhigte den erschrockenen Bischof und sagte, diese Ritter seien seinem Ruf gefolgt. Starke Burgmauern seien nur dann von Nutzen, wenn sie von treuen und gut bezahlten Gefolgsleuten verteidigt würden.[7]

Stammburg der Habsburger

Die Herkunft der später als «von Habsburg» bezeichneten Herrscherdynastie ist unklar. Gemäss den um 1160 erstellten Acta Murensia gilt Guntram der Reiche, der vermutlich von einem Zweig der elsässischen Etichonen abstammte, als Stammvater. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts verfügte er über Streubesitz im Aargau, im Breisgau, im Frickgau, im Oberelsass und im Zürichgau. Im Aargau konzentrierte sich der Eigenbesitz (Allod) auf das Gebiet zwischen der Aare und der Mündung der Reuss, das so genannte Eigenamt. Weitere Besitzungen lagen weiter südlich in der Gegend um Muri und Bremgarten. Guntrams Sohn Lanzelin (oder Kanzelin) erteilte den Auftrag, unter Verwendung vorhandener Mauern eines römischen Kastells an der Aare eine kleine Burg zu errichten, das Schlösschen Altenburg. Von hier aus verwaltete er den Besitz im Eigenamt, wo er über besonders viele herrschaftliche Rechte verfügte.

In einem auf 1027 datierten Testament wird Bischof Werner von Strassburg, Sohn Landolts – der mit Lanzelin, Sohn Guntrams, identifiziert wird – als Gründer der Habsburg bezeichnet. Dieses Testament erwies sich jedoch als eine um 1085 erstellte Fälschung. Mittlerweile gilt als gesichert, dass Werners jüngerer Bruder Radbot um 1020/30 rund zwei Kilometer südlich von Altenburg die Habsburg errichten liess. Den Anstoss dazu dürfte eine Fehde mit seinem nächstjüngeren Bruder Rudolf gegeben haben, die um den Besitz in Muri entbrannt war und zur Zerstörung des dortigen Herrenhofes führte. In diesem Zusammenhang steht auch die Gründung des Klosters Muri durch Radbot und dessen Gattin Ita von Lothringen, Tochter des Herzogs Friedrich von Ober-Lothringen, im Jahr 1027 – wohl um eine Schuld zu sühnen, die sie auf sich geladen hatten.[8]

Wahrscheinlich ist der Name der Burg vom althochdeutschen Wort hab oder haw abgeleitet, das «Flussübergang» bedeutet. Damit ist eine Furt bei Altenburg gemeint, wo die flussabwärts fahrenden Boote anlegen mussten, um die nachfolgenden Stromschnellen zu umgehen. Von der Burg aus konnte der Bootsverkehr überwacht werden. Zweck der Burg war aber primär der Landesausbau und die Symbolisierung des Herrschaftsanspruchs. Die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorherrschende These, die Habsburg sei während des Konflikts mit dem Königreich Burgund als militärischer Stützpunkt errichtet worden, um die Grenze und die Verkehrswege zu sichern, ist widerlegt.[8] In einer Urkunde von 1108 als Havichsberch bezeichnet, wandelte sich der Name über Havekhesperch (1150), Habisburch (1213) und Habsburc (1238/39) zu Habsburg. Ebenfalls im Jahr 1108 ist mit Otto II. der erste Angehörige des Geschlechts als Graf von Habsburg (comes de Hauichsburch) urkundlich nachweisbar.[9]

Zwar waren die Habsburger Ende des 11. Jahrhunderts Landgrafen im Oberelsass und Vögte des Strassburger Hochstifts geworden, auf dem Gebiet der heutigen Schweiz standen sie aber zunächst im Schatten mächtigerer Adelsgeschlechter. Dank ihrem Status als treue Gefolgsleute der Staufer und der Schaffung vielfältiger verwandtschaftlicher Beziehungen gelang es ihnen nach dem Aussterben der Lenzburger im Jahr 1173, deren Grafschaftsrechte im westlichen Zürichgau und im Frickgau zu übernehmen, um 1200 auch jene im südlichen Aargau.[10]

Als nach dem Aussterben der Zähringer im Jahr 1218 weitere Gebiete hinzukamen, erwies sich die Habsburg bald als zu klein und zu wenig repräsentativ für die mächtig gewordenen Grafen. Zwischen 1220 und 1230 zogen sie aus ihrer Stammburg aus und liessen sich im benachbarten Städtchen Brugg nieder. Dort diente ihnen in den folgenden Jahrzehnten ein später als «Effingerhof» bezeichnetes Gebäude (1864 beim Bau einer Druckerei abgerissen) als eine ihrer wichtigsten Residenzen.[11] 1273 wurde Rudolf I. zum deutschen König gewählt und konnte auch das Erbe der Grafen von Kyburg an sich ziehen. Fünf Jahre später gelang es ihm, in der Schlacht auf dem Marchfeld den böhmischen König Ottokar II. zu besiegen und die Herzogtümer Österreich und Steiermark zu erobern. Dadurch verlagerte sich der Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger nach Wien; die verstreuten Besitzungen in der Schweiz, im Elsass und im süddeutschen Raum wurden zu den Vorlanden.

Wechselnde Besitzer

Nachdem die Burg als Wohnsitz der Grafen von Habsburg ausgedient hatte, wurde sie an verschiedene Ministerialengeschlechter verliehen. Der vordere Teil, der fortan unbewohnt blieb, ging an die Herren von Wülpelsberg. Das Lehen über den hinteren Teil fiel an die Schenken von Habsburg und die Truchsesse von Habsburg-Wildegg, die seit jeher wichtige Hofämter auf der Habsburg ausgeübt hatten und auch weitere Burgen in der näheren Umgebung verwalteten (Schenkenberg beziehungsweise Wildegg, erstere vermutlich auch Freudenau). Sie waren ursprünglich eine einzige Familie, teilten sich aber spätestens im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts in zwei Linien.[12]

Die Herren von Wülpelsberg starben um 1300 aus und der vordere Teil fiel an den in Brugg lebenden Ritter Werner II. von Wohlen. Dessen Sohn Cunrat III. erwarb 1364 von den Truchsessen einen Teil des hinteren Burglehens. Henmann von Wohlen, Cunrats Sohn, kaufte 1371 die übrigen Anteile und vereinigte das gesamte Burglehen in einer Hand.[13] Im frühen 15. Jahrhundert wurde der Wald südlich und östlich der Burg gerodet und es entstand der Weiler Habsburg, der zunächst nur aus ein paar Häusern bestand und erst im 18. Jahrhundert zu einem Dorf heranwuchs.

Latente Spannungen zwischen dem deutschen König Sigmund und dem österreichischen Herzog Friedrich IV. entluden sich im März 1415 am Konzil von Konstanz, als Friedrich dem Gegenpapst Johannes XXIII. zur Flucht verhalf. Sigmund forderte die Eidgenossen auf, im Namen des Reiches habsburgische Gebiete zu erobern, woraufhin Bern rasch den westlichen Teil des Aargaus einnahm.[14] Angesichts der aussichtslosen Lage kapitulierte Henmann von Wohlen Ende April 1415 kampflos und erkannte die neuen Landesherren aus Bern an. Als Gegenleistung erhielt er eine Garantie auf seinen Besitzstand. Den Habsburgern hingegen ging ihre Stammburg endgültig verloren.[13]

Henmann von Wohlen überschrieb 1420 seinen Besitz seinem Neffen Petermann von Greifensee, der die Burg 1457 an die Stadt Bern verkaufte. 1462 gelangte die Habsburg an Hans Arnold Segesser und 1469 schliesslich an das Kloster Königsfelden in Windisch, das einst von den Habsburgern zum Gedenken an die Ermordung von Albrecht I. gegründet worden war. Als das Kloster 1528 als Folge der Reformation aufgehoben wurde, gelangte die Habsburg wieder in den Besitz der Stadt Bern. Die Verwaltung übernahmen nun die Königsfelder Hofmeister, die einen Hochwächter in der Burg stationierten und einen Gutsverwalter zur Bewirtschaftung der umliegenden Felder, Wälder und Rebberge entsandten. Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau, der sie als Gutshof weiter nutzte.[13]

Baugeschichte

Die Habsburg entstand in mehreren Bauetappen. Ihre Gliederung in die vordere Burg im Osten, den zentralen Burghof und die hintere Burg im Westen geht auf den Ausbau der Gründungsanlage im 11. Jahrhundert zurück.

Der älteste Teil, die zu einer Ruine verfallene vordere Burg, bestand anfangs wohl grösstenteils aus Holz. Nachfolgende Bautätigkeit zerstörte Überreste und Spuren. Das Steinhaus wird auf das zweite Viertel und die Mitte des 11. Jahrhunderts datiert. Gesinde- und Ökonomiegebäude befanden sich im Burghof und dürften aus Holz bestanden haben. Eine Ringmauer, als Trockenmauer oder als hölzerne Palisade errichtet, umgab das Steinhaus auf drei Seiten.[15]

Im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts erfolgte ein markanter Ausbau des vorderen Burgteils. Dabei wurde das Steinhaus durch Ostturm, Ostbering, Torzwinger und Nordturm ergänzt, während im Burghof die Burgkapelle und ein Sodbrunnen entstanden. Ebenfalls in diese Zeit fallen die Ummauerung des Burghofes und der Bau des Kleinen Turms, des ersten Bestandteils der hinteren Burg. Die Bautätigkeit im 12. Jahrhundert beschränkte sich auf den Nordbering, der den Nordturm mit dem Ostbering verband. Damit war die vordere Burg weitgehend vollendet.[16]

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts begann der Ausbau der hinteren Burg. An der Westseite des Kleinen Turms schloss sich der besonders stark befestigte Grosse Turm an, an der Nordseite eine weitere Mauer mit dem Flankierungsturm im äussersten Westen. Um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert folgte der gegen Süden vorspringende Palas. Da die vordere Burg damals schon dem Verfall überlassen worden war, hob man zur besseren Verteidigung der hinteren Burg einen Abschnittsgraben im Burghof aus und errichtete zwei weitere Mauern. Die noch vorhandenen Reste der vorderen Burg wurden um 1680 geschleift, das Gelände 1815 planiert. Renovationen der hinteren Burg erfolgten in den Jahren 1866/67, 1897/98, 1947/49, 1979 und zuletzt 1994/96.[16]

Heutige Nutzung

Seit 1979 wird der Palas als Restaurant genutzt. Tische befinden sich im Rittersaal im zweiten Stockwerk, in der Schlossstube südwestlich und im Gotischen Saal südöstlich im ersten Stockwerk sowie in der Taverne im Parterre. Auch die Jägerstube im kleinen Turm und der Burghof werden von der ansässigen Gastronomie genutzt. Die bewirtschafteten Räumlichkeiten sind für etwa 200 Personen ausgelegt. Dem Gastronomiebetrieb ist ein Weinkeller angegliedert.[17]

Im kleinen und grossen Turm befindet sich eine kostenlos zugängliche Ausstellung mit Schautafeln über die Habsburgerdynastie, der Bau- und Siedlungsgeschichte und den Burgalltag im Mittelalter. Seit 2009 ist die Burg Teil des Museumsverbundes Museum Aargau.[17]


Text: Wikipedia

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