Halsbrücke
Halsbrücke ist eine Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen.
Siegelmarken
Geschichte
Das als Inselgut im Lehnbuch von Markgraf Friedrich III. von Meißen 1349 erstmals bezeichnete Vorwerk und spätere Kanzleilehngut „zcu dem Halse“ lag am südlichen „halsförmigen“ Rücken der großen Muldenschlinge nordwestlich des Ortes. Das Gut „Hals“ gehörte ursprünglich dem Kloster Altzella,[2] seit dem 16. Jahrhundert gehörte es der Stadt Freiberg.[3][4]
In die späteren Ortsnamen czu der brucken am Hals (1441), an der Halßbrücken (1654), Halßbrücke (1706) ist die früher vorhandene Muldenbrücke oberhalb der jetzigen Straßenbrücke mit einbezogen. Um 1791 wird Halsbrücke als Bergflecken bezeichnet. Das Vorwerk Neubau, etwa um 1600 im Bereich des Rittergutes Hals angelegt, war ein Erblehngut, das ursprünglich Pudewitzsches Vorwerk hieß.[5]
Der frühere Ortsteil Sand (1778 aufn Sande, 1796/1804 „das Dorf Sand“) am anderen Ufer der Freiberger Mulde entstand Ende des 17. Jahrhunderts auf dem Erlerschen Gut, welches zum Rittergut Krummenhennersdorf gehörte. Zu Sand gehörte die kleine Siedlung Grüneburg.[6]
Die Freiberger Mulde bildete im Bereich von Halsbrücke bis ins 19. Jahrhundert die Grenze zweier landesherrlicher Verwaltungsbezirke. Halsbrücke und die Vorwerke Hals und Neubau am linken Ufer der Freiberger Mulde lagen bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Freiberg.[7] Sand und Grüneburg am rechten Ufer der Freiberger Mulde gehörten dagegen bis 1836 zum Kreisamt Meißen, erst dann wurden sie ebenfalls dem Kreisamt Freiberg angeschlossen.[8] 1856 kamen Halsbrücke und Sand zum Gerichtsamt Freiberg und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 zur Amtshauptmannschaft Freiberg.[9] Im Jahr 1933 erfolgte die Eingemeindung von Sand nach Halsbrücke.[10]
Halsbrücke hatte keine eigene Kirche. Der Ort war nach Tuttendorf gepfarrt. Die Kirche St. Lorenz am Schulberg in Halsbrücke wurde 1985 bis 1991 erbaut und 1992 geweiht. Von 1890 bis 1975 war Halsbrücke Endpunkt der Nebenbahn Freiberg–Halsbrücke.
Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Halsbrücke im Jahr 1952 zum Kreis Freiberg im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Freiberg fortgeführt wurde und im Jahr 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging.
Bergbau und Verhüttung
Der zum Freiberger Revier zählende Bergbau und die Verhüttung sind eng mit der Geschichte von Halsbrücke verbunden. Die erste Erwähnung einer Grube war 1519 St. Lazarus beim Halshaus. Im Jahr 1612 legten die Gruben St. Lorenz und Rheinischer Wein eine eigene gewerkschaftliche Hütte an, aus welcher 1663 die Halsbrücker Schmelzhütte hervorging. Von dem nach einem Brand von 1792 bis 1794[11] neu errichteten kurfürstlichen Amalgamierwerk ist der Südflügel noch vorhanden.
Im Jahre 1862 entstand in der Halsbrücker Hütte eine Goldscheideanstalt, die überwiegend nicht aus Sachsen kommende Rohkonzentrate verarbeitete. Ab 1888 stellte man auf das Plattnersche Extraktionsverfahren mit Chlor um und seit 1903 arbeitete die Goldgewinnung mit einem elektrolytischen Verfahren.[12]
Wilhelm August Lampadius errichtete 1815 die erste europäische Leuchtgasanstalt in der Hütte Halsbrücke. 1853 wurde eine Bleiwarenfabrik, 1862 eine Goldscheideanstalt und 1865 eine Schwefelsäurefabrik gegründet. Für die Planung zur Verlegung der Dresdner Münze wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem als neuer Standort die Halsbrücker Hütten vorgeschlagen. Die Hüttenleitung wies darauf hin, „dass erst kürzlich eine zweite Mahlmühle vom Staat gekauft worden sei, die genügend Wasserkraft besitze und Halsbrücke alles biete, was beide Orte (Pulvermühle in Dresden-Löbtau und Muldenhütten) zusammen kaum zu bieten vermögen.“ Die Regierung entschied sich jedoch für die geplante Münzstätte Muldenhütten.[13]
Die 1888/98 erbaute Halsbrücker Esse mit zugehörigem 500 Meter langen Rauchkanal zur Ableitung der Rauchgase der Halsbrücker Schmelzhütten, als „Hohe Esse“ von Halsbrücke Wahrzeichen des Ortes, war einst höchster Schornstein der Welt.
Im Jahr 1709 entstand die Gewerkschaft Halsbrücker Vereinigt Feld durch Zusammenschluss der Hauptgruben (1746 eingestellt). 1861 begann man mit dem „Wiederangriff der Tiefbaue auf dem Halsbrücker Spat“ mit der Grube Beihilfe Erbstolln, die von 1874 bis zur Stilllegung im Jahr 1900 7171 kg Silber lieferte. Die Wiederinbetriebnahme erfolgte 1935. Die letzten Nutzung war im Jahre 1968.
Die Schlackenhalde Hohe Esse, auch Seilbahnhalde genannt, wurde 1917 errichtet, da für die Verbringung der Schlacke aus der Halsbrücker Bleihütte das Tal der Mulde nicht mehr ausreichte. Dort lagern bis zu 285.000 t Bleischlacke.
Das 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns mit Treibehaus für eine Dampfförderanlage, 1872 errichtet, und die Kaue des Stollns von 1865 befinden sich westlich am Muldenhang. Das Treibehaus wurde 1990 vollständig neu aufgebaut. Die Kaue des 8. Lichtlochs ist noch original erhalten.[14] Das 7. Lichtloch des Stollns befindet sich etwa 800 m westlich davon. Die Anlage war von 1844 bis 1876 in Betrieb. Die erhaltenen übertägigen Anlagen des 7. Lichtlochs sind die Bergschmiede und das 1844 errichtete Pulverhaus, das 1850 errichtete Treibehaus sowie Teile des Aufschlaggrabens und teilweise freigelegte Radstuben.[15]
Der Rothschönberger Stolln, von 1844 bis 1877 gebaut, mit seinen Verzweigungen über 50 km lang, war das bedeutendste wasserwirtschaftliche Werk des Freiberger Bergbaus zur Ableitung der Grubenwässer.
Der Rote Graben, um 1613 angelegt, ist der bekannteste Kunstgraben. Er diente der Zuführung von Aufschlagwasser für den Betrieb der Hütte, der Erzwäsche sowie der Kunst- und Kehrräder. Die Erzwäsche der Grube Oberes Neues Geschrei, mit Radkammer und freigelegtem Kunstgraben wurde um 1840 erbaut.
Im Jahr 1788 wurde von Johann Friedrich Mende zu Hebung von Erzkähnen im Verlauf des Churprinzer Bergwerkskanals ein Kahnhebehaus erbaut, welches als vermutlich ältestes Schiffshebewerk der Welt gilt. Das Kahnhebehaus wurde 1868 stillgelegt.
Im Jahr 1945 wurde der VEB Bleihütte und 1961 der VEB Bergbau und Hüttenkombinat Albert Funk gegründet, aus dem 1990 die SAXONIA AG Metallhütten- und Verarbeitungswerke Freiberg hervorgegangen sind.
Text: Wikipedia
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