Hanning Schröder & Cornelia Schröder-Auerbach (Wohnhaus)

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Gedenktafel

Hanning Schröder

Hanning Schröder (* 4. Juli 1896 in Rostock; † 16. Oktober 1987 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Bratschist.


Leben

Hanning (ursprünglich Hans) Schröder wurde als Sohn eines Kapitäns in Rostock in eine musikliebende Familie hineingeboren, begann früh Geige zu spielen und gründete mit 15 Jahren das „Schrödersche Hausorchester“. Kammermusik blieb die bevorzugte Stilrichtung in seinem Schaffen als Komponist.

Als junger Soldat erlebte er den Ersten Weltkrieg, zur Zeit der Weimarer Republik studierte er zunächst Medizin, dann Musik. Über Stationen in Jena und München kam er nach Freiburg im Breisgau, wo er Komposition bei Julius Weismann und an der Universität von 1920 bis 1924 Musikwissenschaft bei Wilibald Gurlitt studierte. Zudem studierte er Violine und Bratsche (zuletzt bei Gustav Havemann). Bei der „Zeitgenössischen Musik“ in Donaueschingen fand er Gleichgesinnte und Bestätigung. 1924/1925 war er Solobratschist im Kammerorchester des Düsseldorfer Schauspielhauses und später in Berlin bei Theater, Rundfunk und Film tätig.

1929 heiratete er die Musiklehrerin Cornelia Auerbach, welche die jüngere Schwester von Johannes Ilmari Auerbach war. Dessen frisch geschiedene Ex-Frau war die bei Reinhard Limbach im Reichsverband der gemischten Chöre Deutschlands tätige Ingeborg Harnack (Schwester von Falk Harnack), die Schröders einstigen Violinenlehrer Gustav Havemann kennenlernte und 1931 heiratete.

Schröder schrieb einige Stücke für Kinder und Laien, blieb aber distanziert zur Jugendmusikbewegung. Anfang der 30er Jahre gaben Schröder, seine Frau und der Instrumentenbauer Peter Harlan - als "Harlan-Trio" - in ganz Deutschland Konzerte mit Renaissance- und Barock-Musik auf historischen Instrumenten. Weil Schröder allerdings gemeinsam mit Paul Dessau, Hanns Eisler u. a. für den Großen Arbeiterchor Berlin komponierte und seine Frau jüdischer Abstammung war, wurde er 1935 aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Er und seine Frau wurden vom nationalsozialistischen Berufsverbot getroffen. Er überstand die NS-Zeit jedoch dank seiner Begabung mit einer Sondergenehmigung als Bratschist im Theater am Nollendorfplatz in Berlin. Seine Frau Cornelia Schröder-Auerbach lebte ab 1943 mit der Tochter Nele bei der Familie Rienau im Darguner Pastorat in Mecklenburg, wo sie von 1944 bis 1952 Organistin und Chorleiterin war. Anfang 1944 bis März 1945 verbargen Hanning Schröder und Cornelia Schröder-Auerbach in ihrer Berliner Wohnung am Quermatenweg 148 in Steglitz-Zehlendorf ein jüdisches Paar (Werner und Ilse Rewald) und retteten diese vor dem sicheren Tod.

Nach dem Krieg leitete Schröder die Sektion Kammermusik im Ostberliner Komponistenverband. Durch den Mauerbau waren seine Aktivitäten ab 1961 fast nur auf Westberlin beschränkt, wo er als freischaffender Komponist tätig war und sich in undogmatischer Weise mit den Stilmitteln des Kontrapunkts und der Zwölfton-Technik beschäftigte. Hier wurde er zum Mentor der "Gruppe Neue Musik Berlin“. Seine Musik verzichtete immer mehr auf jede Ausführlichkeit, wurde immer knapper und sparsamer. Bezeichnenderweise sind die letzten Werke Monologe: Solowerke für Violoncello, Orgel, Klarinette, Oboe. Er starb am 16. Oktober 1987 in Berlin. Yad Vashem erkannte 1978 Hanning Schröder als "Gerechter unter den Völkern" an. Erst nach dem Fall des eisernen Vorhangs würdigte die Hansestadt Rostock ihren Komponisten.


Werke

Abgesehen von wenigen Orchesterwerken, hat Schröder vor allem Kompositionen für kleine Kammermusik-Besetzungen, daneben Solo-Sonaten für verschiedene Instrumente, Kantaten und ein Singspiel für Kinder ("Hänsel und Gretel") geschrieben. Sein "Divertimento für Bratsche und Cello" wurde 1964 in Monaco ausgezeichnet. Das Streichquartett über das Lied der Moorsoldaten aus dem KZ Börgermoor wurde weltberühmt.

Kleine Klaviermusik (2 Hefte, 1952)

Musik für Alt-Blockflöte solo (1954)

Musik für Va (oder Vc.) solo (1954)

Musik für V. solo (1957)

Musik für Fag. solo (1958)

Sonate für H. solo (1958)

Streichquartett über das Lied der Moorsoldaten (1957)

Hänsel und Gretel - Singspiel für Kinder (1956)

Kantaten; Chöre; Lieder; Haus- und Schulmusiken

2. Sonate für Solo-Flöte (1967)

"Völker der Erde" für tiefe Stimme, Flöte und Klarinette (1968)

"Metronom 80" für Solo-Violine (1969)


Cornelia Schröder-Auerbach

Cornelia Schröder-Auerbach (* 24. August 1900 in Breslau; † 1997 in Berlin) war eine deutsch-jüdische Musikpädagogin, Cembalistin, Musikwissenschaftlerin und Autorin.


Leben

Cornelia (Cora) Schröder-Auerbach war die Tochter des Breslauer Pianisten Max Auerbach (* 1872) und die Schwester von Klaus, Günter und Johannes Ilmari Auerbach sowie die Nichte des Jenaer Physikers Felix Auerbach.

Nach der Trennung der Eltern 1906 ging ihre Mutter, die Lehrerin Käthe Auerbach (1871-1940), mit den beiden jüngsten Söhnen nach Jena, während Johannes und Cornelia vorerst beim Vater blieben. Der kinderlose Onkel, Felix Auerbach, Professor an der Universität Jena, wurde jedoch bald zum Ersatzvater aller Kinder. Cora Auerbach wuchs im Jenaer Haus des Onkels auf, in dem Künstler und Mäzene wie Clara Harnack, Reinhard Sorge, Eberhard Grisebach und Botho Graef verkehrten. Sie spielte Tasteninstrumente, Blockflöte und war eine Schülerin von Max Reger.

1918/19 war sie Musiklehrerin an der Freien Schulgemeinde Wickersdorf und hatte Verbindungen zur Wandervogel-Bewegung und der Jugendbewegung. Sie studierte ab 1920 Musikwissenschaft in Breslau, München, Jena und Freiburg (Wilibald Gurlitt), wo sie 1928 mit einer Dissertation Die deutsche Clavichordkunst des 18. Jahrhunderts promovierte. Sie war die erste promovierte Musikwissenschaftlerin in Deutschland und war Abteilungsleiterin an der Berliner Akademie der Wissenschaften.

1929 heiratete sie die den Komponisten Hanning Schröder in Berlin. Anfang der 30er Jahre gaben Schröder, seine Frau und der Instrumentenbauer Peter Harlan als "Harlan-Trio" in ganz Deutschland zahlreiche Konzerte mit Mittelalter-, Renaissance- und Barock-Musik auf historischen Instrumenten. Cornelia Schröder-Auerbach war die treibende Kraft dieses Ensembles, organisierte den Großteil der Konzerte und gab daneben Vorlesungen über alte Musik und die Praxis dieser historischen Aufführungen.

1930 wurde sie von der frisch geschiedenen Ex-Frau Ingeborg (Schwester von Arvid und Falk Harnack) ihres Bruders Johannes Ilmari Auerbach und deren Sohn Wulf Auerbach, ihrem Neffen, besucht. Ingeborg lernte sodann über Hanning Schröder dessen einstigen Violinenlehrer Gustav Havemann kennen und heiratete diesen.

Weil Hanning Schröder Lieder für Arbeiterchöre komponierte und weil sie ihre jüdische Abstammung nicht verleugnete, wurde Cornelia Schröder-Auerbach, ebenso wie ihr Mann, vom nationalsozialistischen Berufsverbot getroffen. Sie lebte ab 1943 mit der Tochter Nele zurückgezogen bei der Familie Rienau im Darguner Pastorat in Mecklenburg, wo sie von 1944 bis 1952 Organistin und Chorleiterin war. Von Anfang 1944 bis März 1945 verbargen Hanning Schröder und Cornelia Schröder-Auerbach in ihrer Berliner Wohnung am Quermatenweg 148 in Berlin-Zehlendorf ein jüdisches Ehepaar und retteten diese vor dem sicheren Tod.

Von 1954 bis 1959 war sie Leiterin der Arbeit der Sektion Musik an der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin.


Werke (Auswahl aus Eigenpublikationen und Mitarbeit)


Greifswalder Zeitung, Beitrag 2. November 1932

Die deutsche Clavichordkunst des 18. Jahrhunderts (Leipzig 1930, Kassel 1953, 1959)

D. G. Turk: Kleine Handstücke fur Klavier (1932)

R. Schumann: Sämtliche Heine-Lieder (Leipzig 1956)

J. P. Kellner: Ausgewählte Klavierstücke (Leipzig 1957)

C. Fr. Zelter: Ausgewählte Mannerchöre (Leipzig 1958)

Wir komponieren mit zwei Würfeln, musikalisches Lehrspiel nach Mozart (Pößneck 1958)

Carl Friedrich Zelter und die Akademie. Monographien und Biographien. Deutsche Akademie der Künste, Berlin 1959

Kritiken, Artikel, Berichte und Beitrage, u. a. im Konzertbuch (Berlin 1958) und in Programmheften der Deutschen Akademie der Künste (über Max Reger, Arnold Schönberg, Bartok u. a.)

Zahlreiche Beiträge auf Schallplatten-Hüllen, 1970

Frauen in der Geschichte der der Sing-Akademie zu Berlin. Festschrift zum 175jährigen Bestehen, Berlin 1966, S. 97-105

Mond und Menschen; 9 Lieder aus „Chinesische Flöte“ von Hans Bethge für Sopran, Flöte und Klavier

Kleine Klaviermusik; Für zwei große und zwei kleine Hände

Musik für Viola solo

Pflanzenkantate nach Gedichten v. Hans Much. Für Sopran, Flöte und Bratsche

Cornelia Schröder-Auerbach & Maria Schmid: Johannes Ilmari Auerbach. Plastik - Malerei - Graphik. Städtische Museen Jena 1991

Cornelia Schröder-Auerbach: Eine Jugend in Jena in John/Wahl (Hg.), Zwischen Konvention und Avantgarde, Weimar 1995



Text Hanning Schröder: Wikipedia

Liste der Autoren

Text Cornelia Schröder-Auerbach: Wikipedia

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Bild: Wikipedia/Axel Mauruszat

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