Hannover Hauptbahnhof

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Ansichtskarte vom Hauptbahnhof Hannover (1901)

Erster Bahnhof von 1847

Bei der Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke nach Lehrte 1843 wurde ein erstes Provisorium errichtet. Bei der Anlage der Gleisanlage verzichtete man auf einen repräsentativen Kopfbahnhof und legt ihn als Durchgangsbahnhof an, damit den ersten dieser Art in einer größeren deutschen Stadt.

1845 bis 1847 wurde das Gebäude des ersten „Central-Bahnhofs“ errichtet. Der Architekt steht nicht fest, sicher ist, dass der hannoversche Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves und Ferdinand Schwarz daran mitgewirkt haben. Es wurde im romantisch-klassizistischen Stil als streng symmetrisches Gebäude errichtet. Das massive Mauerwerk war gelblich verputzt. Laves plante für den Bereich zwischen Georgstraße und Eisenbahn ein neues Stadtviertel, die Ernst-August-Stadt. Aus mehreren Richtungen auf den Bahnhof zulaufende Straßen mündeten in dessen repräsentativen Vorplatz, dem Ernst-August-Platz.

An das Empfangsgebäude schloss sich eine hölzerne Bahnsteighalle an, die zwei Gleise überspannte. Das reichte für den ersten Verkehr aus, da die noch kurzen Züge in östlicher und westlicher Richtung am gleichen Bahnsteig aufgestellt wurden. Durchgehende Züge gab es zunächst noch nicht. Der erste durchgehende Zug verkehrte ab 1. Mai 1851 zwischen Berlin und Köln (damals noch „Cöln“). Auf der dem Empfangsgebäude gegenüberliegenden Seite wurde die erste Eisenbahnwerkstatt errichtet. 1853 wurde nach Eröffnung des ersten Abschnittes der Südbahn nach Alfeld, Göttingen und Kassel aus dem Durchgangsbahnhof ein Bahnknoten. Zur Entlastung des Bahnhofes wurde 1868 in Hainholz ein Rangierbahnhof eingerichtet.

Städtebaulich war die Bahn mit dem immer dichter werdenden Verkehr ein Problem, da die Bahnstrecke die Stadt zerschnitt. So wurde 1873 beschlossen, die Bahnstrecke im Stadtgebiet auf eine Höhe von 4,50 Meter anzuheben. Das alte Bahnhofsgebäude wurde 1875 abgebrochen. Die von 1875 bis 1879 errichtete Strecke wurde zum Vorbild für die Berliner Stadtbahn und ähnliche Projekte in anderen Städten. 1876 wurde ein Stückgutbahnhof am Weidendamm errichtet.


Zweiter Bahnhof von 1879

Das neue Empfangsgebäude wurde durch Hubert Stier im Stil der Neorenaissance entworfen. Es war wieder ein symmetrisches Gebäude mit einer Haupthalle und zwei Seitenflügeln, die jeweils durch ein Eckgebäude abgeschlossen waren. Das östliche Eckgebäude mit dem „Kaiserzimmer“ erhielt eine separate Auffahrt. Das Bauwerk wurde in gelben Ziegeln mit roten Ziegelstreifen und einem Sandsteinsockel ausgeführt. Die vier Bahnsteige mit sieben Bahnsteiggleisen und zwei Durchfahrtsgleisen waren von zwei Hallen mit jeweils 37 Meter Spannweite überspannt. Nach dem Abriss des knapp 30 Jahre alten Gebäudes begann der Bau des neuen Bahnhofs im April 1877. Dieser konnte nach 26 Monaten Bauzeit am 22. Juni 1879 in Betrieb genommen werden. Der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgte über drei Tunnel, für den Gepäcktransport und den Postverkehr gab es zwei weitere Tunnel.

1910 wurde eine dritte Bahnhofshalle mit den Gleisen 10 und 11 errichtet. Die neue Halle in Stahlbauweise besaß eine Stützweite von 27,5 Metern und eine Höhe von 15,3 Metern, der Entwurf stammte von Baurat Möller. Von besonderer betrieblicher Bedeutung für die Bahnstrecke Hannover–Hamburg war die Fertigstellung der „Hasenbahn“ – eine bereits 1913 geplante Zweigstrecke der Heidebahn ab Langenhagen über Großburgwedel nach Celle: Ab Mai 1938 war das Führen direkter Züge Hamburg–Süddeutschland ohne den Umweg über Lehrte möglich; ein Fahrtrichtungswechsel in Hannover durch das „Kopfmachen“ war nicht mehr nötig.

Im Sommerfahrplan 1939 wies der hannoversche Hauptbahnhof zusammen 144 Ankünfte und Abfahrten von regelmäßig verkehrenden Fernzügen auf. Er war damit nach den Knoten Berlin, Köln, Frankfurt am Main sowie den Hauptbahnhöfen Leipzig und Duisburg der bedeutendste Knoten im Fernzugnetz der Deutschen Reichsbahn.


Kriegszerstörungen und Wiederaufbau

Bei den Luftangriffen auf Hannover im Juli und Oktober 1943 wurde der Bahnhof weitgehend zerstört. Von den Hallen blieben nur noch die Gerippe erhalten, vom Empfangsgebäude die Außenmauern. Erst nach vier Tagen war wieder ein Gleis passierbar.

Am 13. Juni 1945 fuhren erstmals nach Kriegsende wieder Personenzüge nach Minden, Nienburg und Göttingen. Am 14. August wurde der Personenzugverkehr deutlich ausgeweitet. Ab Hannover verkehrten wieder Personenzüge nach Bremerhaven, Duisburg, Hameln, Göttingen, Braunschweig und Uelzen. Am 15. August 1946 wurde Hannover durch den erstmals nach Kriegsende wieder verkehrenden Nord-Express von Paris nach Berlin wieder an das internationale Fernverkehrsnetz angeschlossen.

Nach den starken Bombenschäden begann der Wiederaufbau des Empfangsgebäudes im Sommer 1948 in der erhaltenen Außenfassade mit neu zugeschnittenen Innenräumen; die restlichen Stahlkonstruktionen der alten Hallendächer wurden abgetragen und die Bahnsteige erhielten hölzerne Notdächer. Von 1959 bis 1961 wurden die Bahnsteige umgebaut, die Gepäckbahnsteige verschwanden, dafür wurden Wagenaufzüge auf den Personenbahnsteigen angelegt. Der mittlere Zugang wurde verbreitert, die seitlichen Personentunnel stillgelegt und die Bahnsteige erhielten neue Dächer. Seit 1957 wird die Signal- und Weichenstellung mit Gleisbildstellwerken durchgeführt. 1963 wurde der fünfte Bahnsteig um das Gleis 12 erweitert (die Gleise 5 und 6 waren Durchfahrtsgleise ohne Bahnsteig). Von Süden kommend erreichte die Elektrifizierung der Gleisanlagen am 26. Mai 1963 den Bahnhof Hannover, ab 20. Dezember 1963 konnte elektrisch weiter nach Lehrte und ab 14. Dezember 1964 nach Bremen gefahren werden. Die Verbindung nach Hamburg über die Ende 1964 zweigleisig ausgebaute Hasenbahn ist seit dem 6. April 1965 elektrifiziert. Der Oberleitungsbau ab Lehrte über Braunschweig bis Helmstedt war erst 1976 fertiggestellt.


U-Bahn-Bau

Der Bau der Stadtbahn Hannover zog weitreichende Umbaumaßnahmen des Bahnhofes nach sich. Da der gesamte Bahnhof in offener Bauweise unterfahren werden musste, waren die Baumaßnahmen nur mit Sperrung von Gleisen möglich. Im Norden wurde deshalb 1970 ein sechster Bahnsteig mit den Gleisen 13 und 14 angelegt. Nach dessen Fertigstellung wurden zwischen 1970 und 1975 jeweils zwei Gleise gesperrt, unter denen dann der Stadtbahntunnel und eine darüberliegende Fußgängerebene (Passerelle) gebaut wurden. Dafür war der Mitteltunnel gesperrt, der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgte über die wieder geöffneten Seitentunnel. Im Zuge dieses Umbaus wurde auch das Durchfahrtsgleis 6 (nun 80) zwischen die Bahnsteiggleise 8 und 9 verschoben, während das Durchfahrtsgleis 5 (nun 40) an der alten Stelle verblieb. Anschließend wurde der Bahnhof neu gestaltet. Die Bahnsteige wurden einschließlich der Bahnsteigdächer ebenfalls erneuert. Der westlich der Unterführung der Lister Meile gelegene Posttunnel zwischen dem Hauptpostamt und dem am Raschplatz gelegene Paketpostamt wurde durch lange Rampen für den Gepäck- und Posttransport an die Bahnsteige angeschlossen.

Im 1971 eingeführten Intercity-Netz wurde Hannover einer der Umsteigeknoten, an denen ein Wechsel zwischen den IC-Zügen am selben Bahnsteig möglich war. Im Frühjahr 1988 ging ein Reisendeninformationssystem mit Datenmonitoren an den Aufgängen und Bahnsteigen in Betrieb. Mit zusammen 323 Ankünften und Abfahrten von regelmäßig verkehrenden Fernverkehrszügen war der Hauptbahnhof im Sommerfahrplan 1989 der viertbedeutendste Knoten im Netz der Deutschen Bundesbahn.

1993 begannen die Bauarbeiten für das bis dahin größte Elektronische Stellwerk der Deutschen Bahn. Die etwa 100 Millionen D-Mark teure Anlage wurde für die Steuerung von etwa 5000 Zug- und Rangierstraßen pro Tag, durch 279 Weichen und 535 Signale über zehn Fahrdienstleiter-Arbeitsplätze, ausgelegt. Das nach Angaben des Herstellers größte und modernste elektronische Knotenstellwerk der Welt ging im August 1998 in Betrieb.

Mit 398 Ankünften und Abfahrten von regelmäßig verkehrenden Fernzügen pro Tag war der Hauptbahnhof im Sommerfahrplan 1996 der bedeutendste Knoten im Netz der Deutschen Bahn.


Umbau zur Expo 2000

Der Hauptbahnhof wurde anlässlich der Expo 2000 wiederum vollständig umgebaut, das Empfangsgebäude wurde bis auf die Außenmauern entkernt und innen vollständig neu wieder aufgebaut. Der Mitteltunnel wurde vergrößert und erhielt durch die Öffnung der Bahnsteige Tageslicht. Die Bahnsteige wurden mit Personenaufzügen ausgestattet.

Durch den Umbau entstand die Promenade im Hauptbahnhof. Unter anderem durch die Verlegung des Fahrscheinverkaufs in das Empfangsgebäude und durch die Aufgabe der Reisegepäckbeförderung entstand eine Verkaufsfläche von 7.000 m².

Zwischen Sommer 2004 und Frühjahr 2006 wurde die Passerelle im Untergeschoss aufwändig modernisiert und an die Promenade angepasst. Sie wurde damit Teil der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade vom Kröpcke zum Raschplatz. Mit 20.000 m² Verkaufsfläche auf zwei Ebenen steht ein vielseitiges Angebot zur Verfügung. Die meisten Geschäfte haben werktags bis 23 Uhr geöffnet.

Am 28. Mai 2000 wurde die S-Bahn Hannover in Betrieb genommen. Der Bahnsteig mit Gleis 1 und 2 wurde zum S-Bahnsteig für die S-Bahnen in Richtung H-Bismarckstraße und Wunstorf, die S-Bahnen Richtung Lehrte fahren vom Bahnsteig mit Gleis 13 und 14 ab. Zugleich wurden die Einfahrten in den Bahnhof geändert: Im Westen wurde südlich der bestehenden Gleise ein zusätzliches Gleispaar für die S-Bahn angelegt, im Osten nördlich der Strecke nach Lehrte ein zusätzliches Gleis.



Text: Wikipedia

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