Hans Soldan Stiftung

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Die Hans-Soldan-Stiftung ist eine Stiftung zur Förderung der Aus- und Fortbildung von Rechtsanwälten und Notaren.

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Hans Soldan

Hans Soldan kam 1870 im hessischen Friedberg als Sohn einer Familie von Pfarrern und Lehrern zur Welt. Nach dem Abitur in Worms studierte er zunächst Philosophie und wechselte später an die juristische Fakultät. 1896 ließ er sich, nach dem Abschluss von Rechtsstudium und Vorbereitungsdienst, als Rechtsanwalt beim Amtsgericht in Worms nieder und arbeitete dann als Anwalt am Mainzer Landgericht und später am Oberlandesgericht Darmstadt.

Seine anwaltliche Tätigkeit nahm Hans Soldan 1897 mit der Zulassung am Amtsgericht Mainz auf.

1908 übernahm Soldan die von RA Justizrat Kolsen 1904 in Berlin gegründete Deutsche Rechtsanwalts-Zeitung (DRAZ). Seine Aufsätze in der DRAZ förderten seine Bekanntheit, viele Anwälte schätzten seine Arbeit. Unter seiner Leitung wurde die DRAZ zu einem kritischen Forum standespolitischer Auseinandersetzungen, was jedoch seiner Meinung nach nicht reichte, um Standespolitik zu machen.

Namensherkunft der Familie Soldan

Der Nachname Soldan stammt von dem türkischen Offizier Sadok Seli Soltan, der während der Kreuzzüge durch das deutsche Militär verschleppt wurde und später zum Christentum konvertierte. Durch diese Tatsache zählte Hans Soldan unter anderem zu den Nachfahren dieses türkischen Offiziers.[1]

Wirtschaftlicher Verband Deutscher Rechtsanwälte

1908 gründete Soldan den Wirtschaftlichen Verband Deutscher Rechtsanwälte. Dieser Verband war der Grundstein für die noch heute tätige Hans-Soldan-Stiftung und die Hans Soldan GmbH.

Ziel des „Wirtschaftlichen Verbandes Deutscher Rechtsanwälte“ war es, unter Umgehung des Zwischenhandels den gemeinsamen Einkauf aller Kanzleibedürfnisse der Mitglieder zu organisieren und die Mitglieder möglichst preisgünstig mit Bürobedarf zu versorgen. Darüber hinaus sollten auch Mittel gewonnen werden, um eine gemeinsame Standeseinrichtung zu schaffen. Das Jahr 1908 gilt daher auch als das eigentliche Gründungsjahr der Hans-Soldan-Stiftung, da sich die Errichtung einer Stiftung mangels des notwendigen Kapitals, das Voraussetzung für eine staatliche Genehmigung war, noch nicht verwirklichen ließ.

In den folgenden Jahren erhöhte sich das Warenangebot des Verbandes. 1909 konnte der Verband beispielsweise eine Robe, die im Warenhaus noch 60 Reichsmark kostete, für 32 Mark liefern. 1910 brachte Soldan ein Formularbuch mit Anmerkungen heraus, das gleichzeitig mit der Novelle der Zivilprozessordnung erschien. Ein Jahr später forderte er ein Statistisches Amt, das sich mit der Situation der Rechtsanwälte befasst. Umgesetzt wurde die Forderung 96 Jahre später in Form des „Statistischen Jahrbuchs der Anwaltschaft“ durch das Soldan-Institut für Anwaltmanagement.

Soldan leitete den Wirtschaftlichen Verband Deutscher Rechtsanwälte persönlich und übernahm die finanziellen Risiken. In Düsseldorf, Essen, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Berlin und anderen Städten entstanden die ersten Ortsverbände. Niederlassungen mit dezentralen Lagern sorgten für kurze Lieferzeiten. Der Gewinn gab den Plänen Soldans die materielle Grundlage.

Die Hans-Soldan-Stiftung

1929 gründete Soldan die Hans-Soldan-Stiftung und übertrug dieser Stiftung das Vermögen des Wirtschaftlichen Verbandes in Höhe von 100.000 Reichsmark. Mit der Umwandlung des „Wirtschaftlichen Verbandes“ in eine „selbstständige juristische Person“ wollte er das Fortbestehen der Einrichtung über seinen Tod hinaus sicherstellen.

1930 erschien der erste Kanzlei-Katalog der Hans-Soldan-Stiftung und ersetzte nach und nach die Preislisten. 1931 erwarb Soldan seine eigene Druckerei und eröffnete die erste „Erholungsstätte Deutscher Rechtsanwälte“. Im ersten Kriegsjahr wurde das Kurhotel „Juliushall“ in Bad Harzburg, das er zu diesem Zweck gepachtet hatte, von den Nationalsozialisten zu Wehrmachtszwecken beschlagnahmt. Das Geschäft lief jedoch trotz der Beschlagnahmung gut. 1938 kaufte die Stiftung Geschäfts- und Fabrikgebäude in Berlin und verlegte ihren Sitz von Leipzig in die Reichshauptstadt. Die Stiftung beschäftigte mittlerweile rund 100 Mitarbeiter.

Am 12. August 1940 verstarb Hans Soldan nach langer Krankheit im Alter von 70 Jahren. Der hohe Auftragsbestand zu dieser Zeit wurde erst nach Kriegsende Mitte der 1960er Jahre wieder erreicht. Die Nachfolge von Hans Soldan trat dessen Schwiegersohn Fritz Trops an.

Die Stiftung nach Kriegsende

Nach Kriegsende hatte die Stiftung bis auf 10.000 Mark ihr gesamtes Vermögen verloren. Das Geschäftsgebäude im Ostteil Berlins war völlig zerstört. Das Hotel Juliushall war von den Engländern beschlagnahmt, so dass die Stiftung ein Geschäftsgebäude in Bad Harzburg anmietete, das für die Geschäftsleitung, Einkauf, Lager, Buchhaltung und Versand behelfsmäßig eingerichtet wurde. Im Sommer 1951 verlegte die Stiftung die Hauptgeschäftsniederlassung nach Essen. Mit der Verlegung entfiel auch die räumliche Trennung zwischen der administrativen Abteilung und der Druckerei. In den folgenden Jahren profitierte die Soldan-Stiftung vom westdeutschen „Wirtschaftswunder“.

Mit einem dichten Netz von Außendienstmitarbeitern erreichte die Stiftung nahezu alle Anwaltskanzleien und Notariate in der Bundesrepublik. Die guten Geschäftsergebnisse ermöglichten Investitionen in die Modernisierung der Maschinen. Die Stiftung erwarb in Essen-Bergeborbeck ein Grundstück und baute dort ein neues Betriebsgebäude, das 1965 bezogen wurde. Bis heute befindet sich hier der Sitz des Unternehmens.

1967 war das Wiederaufbauprogramm abgeschlossen. In den folgenden Jahren beschleunigte sich das Wachstum der Stiftung. In der Zeit bis 1983 wurde das Leistungsangebot auf allen Ebenen ausgeweitet.

1969 wurde in ein eigenes Rechenzentrums investiert. Dieses übernahm in den folgenden Jahren die Buchführung für Rechtsanwälte und Notare sowie Zwangsvollstreckung oder Prozessregisterführung mit automatischer Vergabe der Ablagenummern. Im selben Jahr nahm die Stiftung die Organisationsberatung für Kanzleien auf. 1976 stieg Soldan in den Fachbuchhandel ein. 1977 entwickelte die Stiftung Formulare für die bundeseinheitlichen Mahnbescheide. 1983 beschäftigte die Hans-Soldan-Stiftung rund 300 Mitarbeiter, davon 12 im Außendienst, und unterhielt Niederlassungen in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München.

Soldan Moot zur Anwaltlichen Berufspraxis

Seit 2013 existiert der von der Hans-Soldan-Stiftung geförderte Soldan Moot zur Anwaltlichen Berufspraxis (Soldan Moot) an der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover. Es handelt sich um einen bundesweiten Moot Court-Wettbewerb für Studierende deutscher rechtswissenschaftlicher Fakultäten. Anhand eines fiktiven Falls wird ein deutsches Gerichtsverfahren simuliert. Hierbei sollen die Studierenden mit der forensischen Tätigkeit von Rechtsanwälten vertraut gemacht werden, indem sie als Interessensvertreter einen Fall rechtlich analysieren, Beweismittel würdigen und Rechtsmeinungen formulieren. Dabei sollen sie sich auch mit den Gegenargumenten auseinandersetzen und das Gericht schließlich von ihrer Position überzeugen. Thematisch wird jedes Jahr ein Fall behandelt, der den Studierenden auch wichtige Kenntnisse des anwaltlichen Berufsrechts vermittelt. Zunächst verfassen die Teilnehmer Schriftsätze, auf deren Grundlage sie dann in mündlichen Verhandlungen gegeneinander antreten. Auf eine Vorrunde folgen Viertel- und Halbfinale, das Siegerteam des Finales wird mit dem Hans-Soldan-Preis ausgezeichnet. Daneben werden auch Auszeichnungen für den besten Kläger- und Beklagtenschriftsatz sowie die beste mündliche Leistung in der Vorrunde vergeben.

Ausgliederung des gewerblichen Geschäftsbereichs

Dieter Ahlers war seit 1979 Vorstand der Hans-Soldan-Stiftung. Die Geschäftsaktivitäten wurden ausgeweitet. Dies führte zu technischer Umwälzung, einer intensiveren Kundenberatung und der unternehmerischen Neuausrichtung der Stiftung. Das Wachstum und die Veränderungen des Geschäftsbetriebs brachten Dieter Ahlers zum Überdenken der Rechtsform. Bislang war sie eine Stiftung, die ein erwerbswirtschaftliches Unternehmen betrieb. Der Aufsichtsrat beschloss nach anfänglich kontroversen Diskussionen einvernehmlich die gesellschaftsrechtliche Trennung zwischen Stiftung und Geschäftsbetrieb. Auf den Vorschlag Ahlers’ hin wurde die Hans-Soldan-Stiftung in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt und der Geschäftsbetrieb als Gesellschaft mit beschränkter Haftung aus der Stiftung ausgegliedert.

Die gemeinnützige Hans-Soldan-Stiftung

Die gemeinnützige Hans-Soldan-Stiftung fördert gemäß ihrer Satzung die „Aus- und Fortbildung von Rechtsanwälten und Notaren sowie von Rechtsreferendaren und Studenten, die den Beruf des Rechtsanwalts anstreben, und schließlich von Angestellten und Auszubildenden der Rechtsanwälte und Notare“. Bundesweit baute sie seit 1989 zwölf Institute für Anwaltsrecht an deutschen Universitäten auf. Seit 1994 unterstützt sie das Forum junger Anwaltschaft im DAV, in dessen Mittelpunkt der Berufseinstieg junger Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte steht. Insgesamt gab die Stiftung für Förderzwecke zwischen 1989 und 2008 etwa 14 Millionen Euro.


Text: Wikipedia

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