Hartmannsdorf (bei Chemnitz)

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Hartmannsdorf ist eine Industriegemeinde im Landkreis Mittelsachsen nahe Chemnitz im Freistaat Sachsen.

Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Siegelmarken mit einem Bezug zu Hartmannsdorf.

Geschichte

Ein exakter Nachweis über die Gründung Hartmannsdorfs ist nicht zu führen, sie dürfte aber in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts fallen. Damals kamen mit der Errichtung von Burgen und Klöstern Siedler aus Rhein- und Mainfranken über Thüringen in das Gebiet. Es wird angenommen, dass ein Lokator namens Hartmann, der Hartmannsdorf seinen Namen gab, im 12. Jahrhundert durch die Burgen Zinnberg oder Drachenfels den Oberlauf des Brausebaches, der Hartmannsdorf durchfließt, als Siedlungsgebiet zugewiesen bekam. Als Gründungsjahr einer Ortschaft ist die erste urkundliche Erwähnung festgelegt, und diese liegt für Hartmannsdorf im Jahre 1346 in einer Matrikel (Steuerliste) des Bistums Meißen, die als Abschrift im Domstiftsarchiv Bautzen aufbewahrt wird.

Jahrhunderte prägte das bäuerliche Leben das Geschehen im Dorf, wobei nach und nach auch Handwerker, wie beispielsweise Schmiede, holzverarbeitende Handwerker und Müller ansässig wurden, die Dienstleistungen anboten, die für die Bauern wichtig waren.

Die Lage des Dorfes an dem jahrhundertealten Verbindungsweg zwischen Chemnitz und Leipzig brachte sowohl Positives als auch Negatives. Der starke Verkehr von Pferdefuhrwerken, die für Händler unterwegs waren, erschloss den Bauern des Dorfes Nebenerwerbsquellen, die sich einmal aus dem Pferdeverschleiß bzw. Rosshandel und zum andern aus Vorspanndiensten zur Überwindung des Chemnitzer Berges für vollbeladene Fuhrwerke ergaben. Negativ wirkte sich die Lage des Dorfes in Kriegszeiten aus. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Hartmannsdorf neben Plünderungen und Brandschatzungen auch noch von der Pest heimgesucht. Im Nordischen Krieg, im 2. Schlesischen Krieg, im Siebenjährigen Krieg und zur Völkerschlacht war der Ort durch Einquartierungen und Durchmärsche in Mitleidenschaft gezogen.

Die industrielle Entwicklung begann in Hartmannsdorf wie in den umliegenden Orten im 18. Jahrhundert. Bei der Gründung der Peniger Strumpfwirkerinnung 1750 traten ihr bereits zehn Hartmannsdorfer Meister bei. Ein knappes Jahrhundert später entstanden in Hartmannsdorf große Fabrikgebäude, als erstes 1846 die Firma Moritz Voigt und Kaiser (Stoffhandschuhe), welche die bisherigen Strumpfwirker und deren Familienangehörige als Arbeiter und viele Frauen als Heimarbeiterinnen beschäftigten. Die Stoffhandschuhindustrie ließ zugleich auch Färbereien, Bleichereien und Appreturanstalten aufblühen. Durch die hohe Nachfrage nach Maschinen entstand 1870 die erste größere Maschinenfabrik, die Firma Wirth.

Die schnelle industrielle und gewerbliche Entwicklung wandelte den landwirtschaftlichen Charakter Hartmannsdorfs in einen fabrikstädtischen um und ließ die Einwohnerzahlen in 50 Jahren sich mehr als verdreifachen (1840 = 1543 / 1890 = 5066).

1866 wurde die Freiwillige Feuerwehr Hartmannsdorf gegründet, und 1872 erhielt die Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft zu Hartmannsdorf die Genehmigung zum Bau einer Gasanstalt. 1887 wurde die durchgängige Gasbeleuchtung im Dorf eingeführt. 1873 kam es zum Anschluss Hartmannsdorfs an die Bahnstrecke Limbach–Wittgensdorf. 1882–1907 wurde der Dorfbach überwölbt. 1894 wurde die neue Kirche eingeweiht. Kirche

1905 wurde die Stromversorgung Hartmannsdorfs durch das Elektrizitätswerk in Oberlungwitz übernommen. 1906 folgte die Eröffnung der ersten sächsischen Omnibuslinie Limbach-Mittweida über Hartmannsdorf. 1914/1915 wurde das Naturbad Hartmannsdorf eröffnet.

Der Erste Weltkrieg kostete das Dorf 239 Tote.

1919 wurde das Wasserwerk zur Versorgung des Dorfes mit gutem Trinkwasser aus eigenen Brunnen in Betrieb genommen. 1927 begann der Bau einer Abwasserentsorgungsanlage (Mannsbachschleuse), der Bau der Recenia sowie die Eingemeindung von Kühnhaide aus Göppersdorf. 1931 liefen die Erschließungsarbeiten zur Goethe-Siedlung an, und 1932 wurde die Siedlung Kühnhaide gegründet.

Neben den vielen Fabriken gab es in Hartmannsdorf ein dichtes Netz kleiner Handwerk, Gewerbe- und Handel treibender Betriebe. So sind unter anderem im Jahr 1929 im Adressbuch 23 Gaststätten und Konditoreien verzeichnet, von denen das Hotel „Kronprinz“ und der Gasthof „Stadt Chemnitz“ einen größeren Tanzsaal besaßen, 18 Schneider, 14 Bäcker, 12 Schuhmacher, 11 Friseure, 8 Gärtnereien, 7 Fleischer, 30 Lebensmittelgeschäfte (darunter 2 Konsumverkaufsstellen), 7 Zigarren-, Zigaretten- und Tabakhändler, 6 Motor- und Fahrradhandlungen, 4 Schokoladengeschäfte, 3 Uhrmachergeschäfte, 3 Galanteriegeschäfte, 2 Öl- und Seifengroßhändler, 2 Garn- und Seidenhandlungen und 7 Fuhrgeschäfte. Daneben bestanden 38 Vereine und Interessenverbände.

In Hartmannsdorf existierte während des Zweiten Weltkriegs ein Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht, das Stammlager IV F. Von 1941 bis 1945 wurden von hier aus etwa 50.000 Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in der näheren Umgebung verteilt.[2] Neben anderen war es das Aceso-Werk Alois Cerny & Söhne KG, das in Kriegszeiten Rüstungsaufträge annahm und Zwangsarbeiter beschäftigte.[3]

Der Zweite Weltkrieg endete für Hartmannsdorf am 14. April 1945 nach geringem Widerstand mit dem Einzug amerikanischer motorisierter und gepanzerter Truppen, wobei eine Person getötet wurde, einige Scheunen in Flammen aufgingen und aus dem Gasbehälter des Gaswerkes eine meterhohe Flamme brannte. Den abziehenden Amerikanern folgte die Rote Armee, deren Besatzungszeit bis 1949 dauerte. Hartmannsdorf erlitt durch den Zweiten Weltkrieg 529 Tote, durch die Demontage der Maschinen in den größeren Betrieben kam die Wirtschaft fast völlig zum Erliegen.

Nach Gründung der DDR 1949 erholte sich die Wirtschaft langsam, was sich in Hartmannsdorf besonders in den traditionellen Textilbereichen, im Maschinenbau und in einem Elektronikbetrieb abzeichnete.

1965 brannte der Dachstuhl der Kirche ab, der Wiederaufbau erstreckte sich über mehrere Jahre.

Die Industrie war nach dem Ende der DDR nur bedingt in der freien Marktwirtschaft wettbewerbsfähig und brach fast völlig zusammen.

Der neue Gemeinderat beschloss 1993 in einer seiner ersten Sitzungen, ein Gewerbegebiet in Hartmannsdorf in einer Gesamtgrößenanordnung von ca. 65 Hektar an der Burgstädter Straße zu schaffen. Bis Mai 1994 waren alle Flächen verkauft.


Text: Wikipedia

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