Hedwig Dohm (Grab)

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Hedwig Dohm
Neuer Grabstein
Hedwig-Dohm-Straße in Berlin seit 2007

Hedwig Dohm (Marianne Adelaide Hedwig Dohm, geborene Schlesinger; * 20. September 1831 in Berlin; † 1. Juni 1919 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. Sie war eine der ersten feministischen Theoretikerinnen, die geschlechtsspezifische Verhaltensweisen auf die kulturelle Prägung zurückführte statt auf biologische Determination.

Bestattet auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, Abt. K-010-007



Leben

Hedwig Dohm war das dritte von 18 Kindern des Tabakfabrikanten Gustav Adolph Gotthold Schlesinger und dessen Frau Wilhelmine Henriette Jülich. Sie wurde, wie neun ihrer Geschwister, unehelich geboren, denn ihren Eltern war es erst 1838, nach dem Tod des Großvaters väterlicherseits, möglich zu heiraten. Dieser hatte seinem Sohn die Enterbung angedroht, falls er die ebenfalls unehelich geborene Wilhelmine Henriette Jülich heiraten sollte. Hedwig Dohms Vater war jüdischer Abstammung und konvertierte 1817 zum evangelischen Glauben; ab 1851 durfte er den Familiennamen Schleh führen.

Den Töchtern der Familie wurde nur eine eingeschränkte Schulausbildung zugestanden, während die Söhne das Gymnasium besuchen durften. Mit 15 Jahren musste Hedwig Dohm die Schule verlassen und stattdessen im Haushalt der Familie helfen. Drei Jahre später wurde ihr der Besuch eines Lehrerinnenseminars ermöglicht. 1853 heiratete sie Ernst Dohm, den Chefredakteur der satirischen Zeitschrift Kladderadatsch, mit dem sie zwischen 1854 und 1860 fünf Kinder bekam. Der einzige Sohn Hans Ernst (* 1854) starb bereits mit elf Jahren, ihre vier Töchter Gertrude Hedwig Anna, später Hedwig Pringsheim (1855–1942), Ida Marie Elsbeth (* 1856), Marie Pauline Adelheit (* 1858) und Eva (* 1859, 1. Ehe Max Klein, 2. Ehe Georg Bondi) erhielten eine fundierte Schul- und Berufsausbildung. Hedwig Dohm war die Großmutter von Katia Mann, der Ehefrau von Schriftsteller Thomas Mann.

Das Ehepaar Dohm verkehrte in intellektuellen Kreisen Berlins. Hedwig Dohm eignete sich das Wissen für ihre erste Veröffentlichung „Die spanische National-Literatur in ihrer geschichtlichen Entwicklung“ von 1867 autodidaktisch an.

In der ersten Hälfte der 1870er Jahre erschienen die ersten vier feministischen Bücher von Hedwig Dohm, in denen sie die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern forderte. Auch das Stimmrecht für Frauen forderte sie bereits 1873, als eine der ersten in Deutschland. Diese vier Essays machten sie mit einem Schlag berühmt, stießen aber auch auf heftige Kritik, nicht nur unter den „Herrenrechtlern“, sondern auch in den Reihen der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung, der Dohms radikale Thesen zu weit gingen. Die bürgerlichen Frauen konzentrierten sich auf die Forderung einer verbesserten Schulbildung für Mädchen und die Versorgung ledig gebliebener Mütter. Ende der 1870er Jahre veröffentlichte Dohm mehrere Lustspiele, die sämtlich im Berliner Schauspielhaus aufgeführt wurden.

1883 starb ihr Mann Ernst Dohm nach langer Krankheit. Nach seinem Tod begann Hedwig Dohm, Novellen und Romane zu schreiben. Als der radikale Flügel der Frauenbewegung Ende der 1880er Jahre erstarkte, widmete sie sich wieder vermehrt politischen Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften. Außerdem war sie Mitbegründerin mehrerer radikaler Vereine, u. a. des Frauenvereins Reform (später Verein Frauenbildung – Frauenstudium), der sich für eine umfassende Bildungsreform und das Frauenstudium einsetzte. Sie trat Minna Cauers radikalem Verein Frauenwohl bei und als 74-Jährige wurde sie Mitglied der Gründungsversammlung von Helene Stöckers Bund für Mutterschutz und Sexualreform. Bis zu ihrem Tod 1919 veröffentlichte sie mehrere Essaybände und fast hundert Artikel in Zeitungen und Zeitschriften in denen sie sich mit aktuellen Debatten in Literatur und Politik äußerte und positionierte.

Im Ersten Weltkrieg gehörte Dohm zu den wenigen Intellektuellen, die sich von Anfang an gegen den Krieg äußerten; dem „Hurra-Patriotismus“ stand sie kritisch gegenüber. In ihren letzten Schriften, die sie zumeist in explizit pazifistischen Medien wie Franz Pfemferts Die Aktion veröffentlichte, gab sie sich als kompromisslose Pazifistin zu erkennen. Die Einführung des Frauenwahlrechts 1918 in Deutschland erlebte sie noch.

Hedwig Dohm starb am 1. Juni 1919. Sie ist auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg im Feld K begraben. Der Journalistinnenbund hat am 22.9.2007 eine Gedenkstätte mit neuem Grabstein errichtet. Am selben Tag wurde die Hedwig-Dohm-Straße am Bhf. Südkreuz eingeweiht (Ecke Hildegard-Knef-Platz).


Text: Wikipedia

Bild 1: wikipedia
Bild 2: commons.wikimedia/Andreas Praefcke
Bild 3: Foto: L. Wekenborg

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