Herborn

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Herborn ist eine historische Fachwerkstadt an der Dill im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Herborn.

Burgerhütte

Kurt Aram

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Herborn wurde 1048 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1251 auf Betreiben der Grafen Walram II. und Otto I. von Nassau die Stadtrechte.

Der Ort war Vorort der nach ihm benannten Herborner Mark (Herbore marca, Herboremarca), die während der Auseinandersetzungen um die Landeshoheit zwischen den Grafen von Nassau und den Landgrafen von Hessen (bzw. von Hessen-Thüringen) hart umkämpft war. Diese Streitigkeiten und heftigen Kämpfe sind unter dem Begriff der „hundertjährigen Dernbacher Fehde“ (um 1230 bis 1333) in die Geschichtsschreibung eingegangen.

Hohe Schule

1584 erhielt Herborn die Hohe Schule, eine Gründung Johanns VI. von Nassau-Dillenburg, eines jüngeren Bruders Wilhelms von Oranien und Namensgebers des heutigen Gymnasiums Johanneum.

1584 wurde von Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg die Academia Nassauensis, die Hohe Schule Herborn, gegründet. Diese durch ihren Gründungsvater, den Theologen Caspar Olevian von Beginn an reformierte und zugleich universitätsähnliche Hochschule verfügte zuerst über keine Fakultäten. Trotz wiederholter Bemühungen lag noch um 1750 kein kaiserliches Privileg für die Führung der Bezeichnung „Universität“ und der damit verbundenen Privilegien vor. Weil sich der Kaiser trotz der unbestritten hohen Qualität der Lehre weigerte, der Hohen Schule die Universitätsprivilegien zu verleihen, hatte diese niemals ein Promotionsrecht.

In der Festschrift zur 400-Jahr-Feier Von der Hohen Schule zum Theologischen Seminar schreibt Gerhard Menk:

„Im Dezember 1603 lag die Frequenz bei rund 400 Schülern und Studenten, darunter überaus zahlreichen Ausländern und Adligen – Ausweis genug für die zurzeiten überaus hohe Reputation der nassauischen Hohen Schule wie ihres Lehrpersonals.“[6]

Der ehemalige Stadtarchivar Rüdiger Störkel gibt folgende Studentenzahlen an:

„Mit bis zu 50 Neueinschreibungen pro Jahr dürfte die Hohe Schule zwischen 100 und 150 Hörer gehabt haben. In der ersten Blütezeit gab es allerdings Jahre, wo diese Zahl bei über 300 gelegen haben muss. 1603 sollen 400 Studenten und Schüler in Herborn gewesen sein. Ab 1725 setzt ein […] Niedergang des Besuchs ein.“[7]

Jedenfalls wurde die Hohe Schule schon bald nach ihrer Gründung zu einer der wichtigsten Bildungsstätten der Calvinistisch-Reformierten in Europa. Sie war die einzige reformierte Hochschule in Deutschland. Ihr bedeutendster Student war der Pädagoge Johann Amos Comenius. Er studierte von 1611 bis 1613 in Herborn. Die Hohe Schule wurde 1817 vom 1806 entstandenen Herzogtum Nassau geschlossen. Ihre theologische Fakultät wurde in das einzige „Theologische Seminar“ der Evangelischen Landeskirche in Nassau (seit 1933 bzw. 1947 Evangelische Kirche in Hessen und Nassau) umgewandelt und im Herborner Schloss angesiedelt. 1825 wurde der spätere Prälat (Landesbischof) der Badischen Landeskirche, Ludwig Hüffell, zum Professor in Herborn ernannt.

Die ursprünglichen Gebäude werden als Hotel und Restaurant benutzt. Die Aula bietet Vereinen der Stadt (u. a. der Schlaraffia „Ob der Dill“) Veranstaltungsmöglichkeiten. In den Obergeschossen befindet sich das städtische Museum mit Sammlungen und Sonderausstellungen zur Frühgeschichte des Dillgebietes, der Geschichte der Hohen Schule und der Stadt Herborn.

Seit über 25 Jahren werden die Räumlichkeiten einmal jährlich für ein wissenschaftliches Symposium zu den Life Sciences im Rahmen der Old Herborn University genutzt.[8] Die Vorträge werden in den Seminarbänden der Old Herborn University veröffentlicht.

Neuzeit

In Herborn entstand ab 1602 die erste Bibelübersetzung der Reformierten durch Johannes Piscator, die in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und den USA das kirchliche Leben der reformierten Gemeinden entscheidend geprägt hat. Sie ist in der akademischen Druckerei von Corvinus (heute Corvinsche Druckerei bzw. Paul’s Hof nach dem Besitzer, der Familie Paul) gedruckt worden.[4] Der Sepher-Verlag in Herborn arbeitet seit dem Jahre 2000 an einer Faksimile-Ausgabe der in Herborn erschienenen Erstausgabe.

Um 1630 und später erlebten Herborn und Umgebung eine Welle von Hexenprozessen.

Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges pflegte die Bürgerschaft 50 schwedische Soldaten, was ihr den Schutz durch die schwedische Armee einbrachte und damit den Ruf einer „Lazarettstadt“, der bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs währte.

Nach dem Wiener Kongress geriet Herborn in eine Randlage zu Preußen und seine Wirtschaft litt unter den Einfuhrzöllen. Erst 1836 trat das Herzogtum Nassau dem Zollverein bei. Nach dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866, bei dem Nassau auf Seiten Österreichs gestanden hatte, wurde das Herzogtum Nassau zusammen mit dem Kurfürstentum Hessen von Preußen annektiert und als preußische Provinz Hessen-Nassau dem Königreich Preußen einverleibt. Somit kam Herborn zu Preußen.

Moderne

Im Zweiten Weltkrieg blieb Herborn weitgehend von Bomben verschont.

In den Jahren 1986 und 2016 fand hier der Hessentag, das älteste Landesfest Deutschlands, statt.


Text: Wikipedia

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