Herkulesbrunnen

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Historische Ansichtskarte vom Brunnen

Der Herkulesbrunnen ist neben dem Augustusbrunnen und Merkurbrunnen einer der drei Prachtbrunnen in Augsburg. Der Brunnen steht in der Maximilianstraße, direkt vor dem Haupteingang des Schaezlerpalais.


Geschichte

Der Herkulesbrunnen wurde in den Jahren 1597 bis 1600 von Adriaen de Vries modelliert, danach von Wolfgang Neidhardt in Augsburg gegossen und 1602 auf dem Weinmarkt vor dem Siegelhaus aufgestellt. Bis zum Jahre 1809 stand südlich des Brunnens in der Mitte der heutigen Maximilianstraße ein Gebäudezug, der bis zum Ulrichsplatz reichte und der zum Herkulesbrunnen hin mit der Fassade des Siegelhauses ausgerichtet war.


Statue des Herkules

Die Anlage des Herkulesbrunnens ist dreiseitig. Die auf einer starken Standplatte stehende, drei Meter hohe Bronzegruppe zeigt den Prototypus aller Helden, den muskulösen, nackten Herkules mit der Siegerbinde in den Haaren. In seiner Hand hält er eine Flammenkeule, um das siebenköpfige, geschuppte und geflügelte Ungeheuer, die Hydra, zu erschlagen. Nach der Sage benötigte Herkules die Flammenkeule, um die Wurzeln der abgeschlagenen Köpfe zu versengen und die Hydra so zu hindern, neue Köpfe hervorzutreiben. Dargestellt ist auf diese Weise der Sieg des Menschen über die wilde Kraft des Wassers und die Macht des Feuers.


Brunnenfiguren

Auf dem gesimsähnlichen Vorsprung des breiteren unteren Pfeilerblocks sitzen drei Najaden, die durch ihre Betätigungen das Element des Wassers thematisieren. Eine Frau wringt ein Tuch aus, eine zweite streift sich das Wasser aus dem Haar, eine dritte gießt sich aus einer Kanne Wasser auf die übereinandergeschlagenen Beine. Diese Frauengestalten können auch als Göttinnen der Zeit und des Schicksals gesehen werden: Klotho, die Spinnerin des Lebensfadens, Lachesis, die die Länge des Lebensfadens bestimmt, und Atropos, die unabwendbar den Faden abschneidet. Hier scheint die Vorstellung vom Lebensfaden auf diejenige vom Lebenswasser übertragen zu sein. Die drei Frauendarstellungen sind denen des Giovanni da Bologna in Florenz sehr ähnlich.

Unterhalb der vorragenden Muschelschalen befinden sich drei Männer mit Muscheln und Fischen in den Händen, die sie als Meeresgötter ausweisen. Neben den muskulösen Männern, die nur mit ihrem Oberkörper aus dem Wasser ragen, sind drei geflügelte übermütige Putten zu sehen. Diese Knaben – ein seit der Antike bekanntes Motiv – halten hier Gänse, die sie erwürgen oder erstechen, zwischen ihren Beinen fest. Da aber aus dieser Position die Köpfe der Gänse das Wasser in hohem Bogen ausspeien und die Knaben dazu lächeln, erhält das Ganze einen etwas ausgelassenen Zug.


Bronzerelieftafeln

Von großer Bedeutung sind die drei in Marmorrahmungen eingelassenen vergoldeten Bronzerelieftafeln zwischen den drei Frauengestalten. Das erste Relief zeigt, nach rechts gerichtet, die Gründung der Stadt Augsburg. Ein Stier und eine Kuh, die unter das Joch gespannt sind, ziehen den Furchenpflug, mit dem die Grenze der Stadtausdehnung in die Erde gegraben wird. Die Fahne mit dem Stadtwappen wird aufgerichtet. Links vorne sitzt ein Mann mit langem Bart (dem Langbärtigen vom Augustusbrunnen sehr ähnlich), der ein Fabelwesen, das Sternzeichen des Steinbocks, unter seinem Arm hält: Unter diesem Sternzeichen wurde Kaiser Augustus geboren.

Auf dem zweiten Relief ist die Verbindung und das Bündnis von „Roma“ und „Augusta Vindelicorum“ dargestellt. Die behelmte Roma, auf dem kapitolinischen Felsen sitzend, zu ihren Füßen Romulus und Remus und der Tiber, reicht der auf sie zugehenden Augusta, mit Mauerkrone und Pinienzapfen geschmückt, die Hand. Zur Augusta gehören die vier Flussgötter und die Fama. Auf dem Gebälk der Triumphbogenarchitektur sitzen Amor und zwei Adler, in der Bogenöffnung steht der städteverbindende Augustus.

Im dritten Relief zieht die Stadtgöttin Augusta Vindelicorum, wieder mit Mauerkrone und Pinienzapfen geschmückt, auf dem Triumphwagen in ihre neue Stadt ein. Über dem Stadttor steht der Wohlstand verleihende Merkur, rechts unten sitzt eine weibliche Gestalt mit dem Füllhorn des Überflusses.


Inschriften

Die Inschriften des Herkulesbrunnen haben in deutscher Übersetzung folgenden Inhalt: An der Nordseite: Dieses Werk wundervoller Kunst von de Vries wurde unter der Stadtpflegerschaft des Johannes Welser und des Oktavius Sekundus Fugger beschlossen und unter den Stadtpflegern Quirinus Rehlinger und Markus Welser im Jahre 1602 aufgestellt. – In Richtung Hallstraße: Der früher aus Marmor bestehende Säulenfuß wurde wiederhergestellt unter den Stadtpflegern David von Stetten und Oktavian Langenmantel im Jahre 1668, hierauf unter den (beiden) Stadtpflegern Paul von Stetten und Ignaz Langenmantel im Jahre 1721 wieder instand gesetzt. – In Richtung Heilig-Grab-Gasse: Die eherne Statue des Herkules mit den übrigen edlen Bildnissen hat schließlich mit der Brunnensäule eine verstärkte Stütze erhalten unter den Bürgermeistern Anton Barth und Philipp Franz Kremer, als Sebastian Balthasar von Hößlin Stadtbaumeister war, im Jahre 1828. – Am Fuß des Herkules steht: Adriaen de Vries aus Den Haag, Bildner, hat´s geschaffen im Jahre 1602 nach Christi Geburt.


Bildsprache der drei Brunnen in der Maximilianstraße

Die drei Monumentalbrunnen der Maximilianstraße – Augustusbrunnen, Merkurbrunnen und Herkulesbrunnen – bilden eine Trias, die die drei Stände der Reichsstadt anspricht: den Herren-, Kaufmanns- und Handwerkerstand. Der Herkulesbrunnen schließt das Handwerk ein, da dieses vor allem auf die Zähmung des vielarmigen wilden Wassers und auf die Hilfe des Feuers, auf die Überlegenheit des menschlichen Erfindungsgeistes über die feindlichen Kräfte der Natur, angewiesen war, hingen doch die Augsburger Handwerksbetriebe großenteils von der Wasserkraft der Kanäle ab.


Konservierung

Die optimale Konservierungsmethode für eine Bronze bietet sicherlich die Unterbringung im Innenraum. Diese Tatsache bewog die Stadt Augsburg das Bronzebildwerk im Innenraum aufzustellen. Die Brunnensäule wird nun von einem Bronzeabguss der Herkulesfigur bekrönt, das Original ist im glasdachüberdeckten Innenhof des Maximilianmuseums präsentiert, ebenso wie die drei Najaden.



Text: Wikipedia

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