Historische Mühle von Sanssouci

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Ansichtskarte der Historischen Mühle
Ansichtskarte der Historischen Mühle
Ansichtskarte der Historischen Mühle
Ansichtskarte der Historischen Mühle

Durch die Legende „Der Müller von Sanssouci“, wurde die Historische Mühle über die Grenzen Potsdams hinaus bekannt und so vor allem mit Friedrich dem Großen und seinem Sommerschloss Sanssouci in Verbindung gebracht.


Zur Geschichte der Mühle

Bereits der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gab 1736 die Erlaubnis für den Bau einer Windmühle, mit dem 1737 begonnen wurde. Seit 1738 stand auf der heutigen Stelle eine Bockwindmühle, deren gesamter Oberbau, auf einem hölzernen Bock stehend, entsprechend der Windrichtung „in den Wind“ gedreht wurde. Die erste Mühle und eigentliche Historische Mühle war somit älter als das nahegelegene, in den Jahren 1745 bis 1747 errichtete Sommerschloss Friedrichs des Großen.

Ein halbes Jahrhundert später musste die verfallene Bockwindmühle abgetragen werden. Den Bau einer neuen Mühle, zwischen 1787 und 1791, finanzierte Friedrich Wilhelm II., denn die Mühle war durch eine Legende über die Grenzen Potsdams hinaus bekannt geworden. Den Auftrag bekam der Baumeister Cornelius Wilhelm van der Bosch, der anstelle der Bockwindmühle eine größere Galeriewindmühle nach holländischem Muster errichtete.

Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV., 1840, verschönerte der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné die Umgebung der Mühle. In diesem Zusammenhang stand eine vom König geplante, aber nur in Teilen realisierte Triumphstraße zum Andenken an Friedrich den Großen. Ausgehend vom Triumphtor, östlich des Parks Sanssouci, vorbei an dem neu erbauten Orangerieschloss zum Belvedere auf dem Klausberg, sollte die Historische Mühle in das Höhenstraßenprojekt eingebunden werden. Die Märzrevolution von 1848 und das Fehlen finanzieller Mittel ließen das Großprojekt jedoch scheitern.

1858 trat der letzte Müller von seinem Pachtvertrag zurück. Da der König die Inbetriebnahme des Mahlwerks durch weitere Bewerber ablehnte, konnte das Bauwerk ab 1861 besichtigt werden.

Ende des Zweiten Weltkriegs, am 27. April 1945, wurde zwischen der Mühle und der Auffahrt zum Schloss Sanssouci ein sowjetischer Panzer durch eine Panzerfaust getroffen. In den darauf folgenden Kampfhandlungen gerieten die Mühle und das darunter liegende Schweizerhaus in Brand. Beide Gebäude wurden zerstört, das Schweizerhaus aber nicht wieder aufgebaut.


Der Wiederaufbau der Historischen Mühle

Die Handwerkskammer Potsdam begann ab 1983 mit der Instandsetzung des steinernen Sockels. Die Arbeiten mussten aber 1990 wegen Finanzierungsschwierigkeiten wieder eingestellt werden. Ab Ende 1991 konnte der Wiederaufbau durch Spenden des Landes Brandenburg, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und der damaligen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci fortgeführt werden.

Die heutige Galeriewindmühle ist ein Nachbau der 1787 bis 1791 erbauten Holländermühle und somit die dritte so genannte Historische Mühle. Geplant nach Fotos und Aufmaß des Mühlenstumpfs, da Baupläne von Cornelius Wilhelm van der Bosch nicht mehr vorhanden waren.

Eigentümer ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Betrieben wird sie seit 1995 von der 1990 gegründeten Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V.

Seit 1984 steht auf dem Freigelände des Mühlenmuseums Gifhorn als Nachbau ein Abbild der historischen Mühle von Sanssouci in Potsdam.


Technische Daten

Die Konstruktion entspricht der Bauweise um 1800, die technische Einrichtung zum Teil aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Mühlenkonstruktion: Achteckständer, Mühlenhaube, mühlentechnische Einbauten wie die 5,5 Meter lange Flügelwelle.

Die Mühle hat eine Höhe von 25,78 Meter und bis zur Obergrenze des Flügels 35,45 Meter. Im Einzelnen:

Steinerner Sockel: 13,41 Meter.

Hölzerner Aufbau : 12,37 Meter.

Länge der Ruten (Segelgatterflügel): je 12 Meter.

Im hölzernen Achtkant befinden sich ein durch Wind angetriebenes Mahlwerk mit einem Schrotgang, einem zweistufigen Wurfsichter der Bauart Ascania, einer stehenden Mischmaschine und einer Getreidequetsche zur Herstellung von Flocken. Im Museumsbetrieb wird ausschließlich Getreide aus regionalem Bioanbau (Roggen, Weizen, Dinkel) verarbeitet. Im Mühlenturm befinden sich eine Reihe von mühlenkundlichen Ausstellungen, u.a. zur Geschichte der Historischen Mühle und ein kleiner Mühlenladen.


Legende

Die Legende des Müllers von Sanssouci erschien 1787 zuerst in einem französischen Buch über das Leben Friedrichs des Großen (Vie de Frédéric II., anonymer Verfasser) und in abgeschwächter Form ein Jahr später in Deutschland.

Die Legende besagt, dass sich Friedrich der Große durch das Geklapper der Mühlenflügel gestört fühlte und dem Müller Johann Wilhelm Grävenitz den Kauf der Mühle angeboten habe. Auf dessen Ablehnung soll der König gedroht haben: „Weiß Er denn nicht, daß ich Ihm kraft meiner königlichen Macht die Mühle wegnehmen kann, ohne auch nur einen Groschen dafür zu bezahlen?“ Worauf der Müller geantwortet haben soll: „Gewiß, Euer Majestät, das könnten Euer Majestät wohl tun, wenn es – mit Verlaub gesagt – nicht das Kammergericht in Berlin gäbe.“

Dies ist nur eine Legende. Nach Meinung Friedrichs des Großen unterstrich die Mühle den ländlichen Charakter seines Sommerschlosses. Zitat: „dass, ... die Mühle dem Schloss eine Zierde sey.“ Der Müller soll nach Berichten ein schwieriger Mensch gewesen sein, der die Bauern um ihr Mehl betrog und den König ständig mit Bittschriften bedrängte. Mindestens eine dieser Bittschriften fand bei Friedrich II. auch Gehör. Grävenitz wies auf die Tatsache hin, dass durch den Bau des Schlosses die Bockwindmühle nicht mehr frei stünde und somit teilweise vom Wind abgeschirmt sei. So forderte er den König auf, ihm den Neubau einer Mühle an anderer Stelle zu genehmigen und auch zu bezahlen. Friedrich II. ging hierauf ein, so dass der schlitzohrige Grävenitz kurze Zeit später von Königs Gnaden stolzer Besitzer zweier Mühlen war, bis er schließlich die alte Mühle weiter veräußerte.

Im Jahr 1768 gab es an einem anderen Ort einen Gerichtsstreit wegen Pachtrückstandes und Wasserrechten zwischen Christian Arnold, dem Pächter einer Mühle in Pommerzig in der Neumark, und seinem Erbzinsherrn Graf von Schmettau. Nachdem der Müller bereits zweimal für schuldig befunden worden war, wandte er sich an Friedrich den Großen, der sich in das laufende Verfahren zugunsten des Müllers einmischte. Zu Unrecht, wie sich später herausstellte. Der König verwies den Fall an das Berliner Kammergericht, das wiederum gegen den Müller entschied. Daraufhin verlangte Friedrich der Große eine Verurteilung der Richter und Inhaftierung auf der Zitadelle Spandau wegen ungerecht gefällter Urteile und somit Missbrauch seines Namens.

Dieser Prozess und die Geschichte des Sanssouci-Müllers wurden in der Legende ineinander verwoben und sollten die Gerechtigkeit des Königs gegenüber all seinen Untertanen hervorheben. Nach dem Tod Friedrichs des Großen wurde der Fall neu aufgerollt. Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. entschied in einem Kompromiss, dass „... die Müller-Arnoldschen Angelegenheiten ... als die Folgen eines Irrtums, wozu der ruhmwürdige Justizeifer unseres in Gott ruhenden Onkels Majestät durch unvollständige, der wahren Lage nicht angemessene Berichte übel unterrichteter und praeoccupierter [voreingenommener] Personen verleitet worden, anzusehen [seien].“

Zwischen den jeweils regierenden Königen und den Müllern kam es aus verschiedenen Gründen auch in späterer Zeit immer wieder zu Missstimmungen.


Text: Wikipedia

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