Hoyerswerda

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Hoyerswerda ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Bautzen im Freistaat Sachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Hoyerswerda.

Geschichte

Ortsname

Der Name Hoyerswerda setzt sich aus zwei Teilen zusammen, Hoyer und Werda. Werda oder Werder bedeutet Insel im Fluss oder Erhöhung in feuchter Niederung. Hoyer von Friedeburg war der erste bekannte Besitzer der Burg Hoyerswerda. Seit Mitte der 1990er Jahre führt Hoyerswerda den Beinamen Konrad-Zuse-Stadt, der jedoch nicht Bestandteil der amtlichen Schreibweise ist.

Umgangssprachlich (aber auch in saloppen Pressetexten) wird Hoyerswerda meist mit Hoywoy abgekürzt, gebildet aus den Anfangssilben des deutschen und sorbischen Ortsnamens. Im Obersorbischen heißt die Stadt Wojerecy, im Niedersorbischen Wórjejce, auf polnisch Wojerce, auf tschechisch Hojeřice; allerdings wird sie in Polen und Tschechien zumeist mit dem deutschen Namen bezeichnet.

Historischer Überblick

Das Gebiet von Hoyerswerda lag außerhalb des Oberlausitzer Altsiedelgebiets zwischen Löbau und Kamenz, wo sich um 700 die slawischen Milzener niedergelassen hatten. Die Niederung der Schwarzen Elster war seit dem Teilabzug der Germanen mit der Völkerwanderung schwach besiedelt. Erst im 12. und 13. Jahrhundert wurde das Gebiet um Hoyerswerda im Zuge der zweiten Phase des mittelalterlichen Landesausbaus besiedelt. Ein großer Teil der Kolonisten, die hier neue Dörfer anlegten, waren Sorben aus den südlicheren Gebieten der Oberlausitz. Archäologische Grabungen im Bereich des Schlosses haben in den 1980er Jahren Hinweise erbracht, dass die erste Burg an dieser Stelle wohl schon vor 1200 errichtet wurde. In einer Urkunde des Bischofs von Meißen aus dem Jahr 1225 wird eine Kirche in Hoyerswerda erwähnt. 1268 wird Hoyerswerda in der Oberlausitzer Teilungsurkunde der Markgrafen von Brandenburg genannt. Sie ordnete die westliche Hälfte der Herrschaft Hoyerswerda dem Land Budissin zu, während die Osthälfte zum Land Görlitz kam.[4] Erster bekannter Besitzer von Burg und Herrschaft war der 1272 urkundlich erwähnte Hoyer von Vredeberg.

Der Ort entwickelte sich nur langsam, weil er abseits der großen Handelsrouten lag. Seine Bevölkerung war fast durchweg bäuerlich, darunter waren nur wenige Handwerker, die für den lokalen Bedarf und für die Bewohner der herrschaftlichen Burg produzierten. 1353 kaufte Kaiser Karl IV. die Herrschaft Hoyerswerda den Grafen Johann und Günther von Schwarzburg ab, um auf diese Weise die böhmische Herrschaft über die Lausitzen zu verstärken. Finanziert wurde dieser Kauf von den Mitgliedern des Sechstädtebundes. 1371 verlieh der Kaiser Hoyerswerda das Marktrecht, kurz darauf verpfändete er die Herrschaft an seinen Hofmarschall Thimo VIII. von Colditz. 1382 bekam Benesch von Dauba Hoyerswerda von König Wenzel als erbliches Lehen. Heinrich von Dauba verlieh Hoyerswerda 1423 das Stadtrecht und das Recht der freien Ratswahl.[5] Hoyerswerda blieb bis zum Ende der alten ständischen Ordnung in der Oberlausitz (1815) eine grundherrliche Stadt, das heißt, die Bürgerschaft musste Abgaben an den Besitzer der Herrschaft entrichten und sie war nicht auf den Landtagen vertreten.

Heinrich von Duba lag oft im Streit mit Kurfürst Friedrich von Sachsen; dieser ließ 1430 Hoyerswerda von seinen Truppen besetzen, es wurde aber bald an die Oberlausitz zurückgegeben. Neuer Herr wurde Friedrich von Schönburg, der das heimgefallene Lehen 1437 von Kaiser Sigismund gekauft hatte. Mitte des 15. Jahrhunderts war Hoyerswerda eine kleine Ackerbürgerstadt und Nahmarkt für die Umgebung. Der Kaiser hatte der Stadt 1437 noch einen Jahrmarkt verliehen. 1449 wurde das dreigeschossige steinerne Rathaus fertiggestellt. Rechtlich war die Stadt in die Viertel unter der Jurisdiktion des Rates und das herrschaftliche Burglehn geteilt, in denen die Burgmannen ihre Häuser hatten.

Friedrich von Schönburg war einer der wenigen Anhänger des utraquistischen Böhmenkönigs Georg von Podiebrad. Der König hatte ihm 1454 wieder zu seiner Herrschaft verholfen, nachdem Hoyerswerda 1448 erneut vom sächsischen Kurfürsten eingenommen worden war. Nachdem sich die Oberlausitzer Stände von König Georg losgesagt hatten, sammelten sich auf der Burg Hoyerswerda dessen verbliebene Anhänger. Deshalb begannen die Oberlausitzer unter Führung des Landvogts Jaroslav von Sternberg im Herbst 1467 mit der Belagerung. Im August des Folgejahres musste sich die Burgbesatzung ergeben und die Veste wurde niedergerissen. Bis 1490 blieben Stadt und Herrschaft Hoyerswerda in der Hand der Landvögte, dann wurden sie vom neuen böhmischen König Vladislav II. an die Schönburger zurückgegeben. 1515, 1531 und 1571 brannte die Stadt bis auf wenige Steinbauten ab.

1525 gab es Bauernunruhen in der Herrschaft Hoyerswerda, die nur mit Hilfe von Truppen der Sechs Städte niedergeschlagen werden konnten. Abgesandte der Bauern zogen nach Prag, um vor dem königlichen Gericht gegen die erhöhten Zinsen und Dienste zu klagen, sie wurden aber abgewiesen. 1540 wurde die Reformation in Hoyerswerda eingeführt.[6] Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts versuchten die Schönburger ihre Herrschaft aus der Oberlausitz herauszulösen und in direkte Beziehungen mit der Krone Böhmens zu treten. Vor allem wollten sie sich nicht mehr an den Steuerleistungen der Stände für den Böhmenkönig beteiligen. Rechtlich argumentierten die Schönburger, dass sie ihr Lehen anders als die Oberlausitzer Ritterschaft in Prag direkt vom König erhalten hatten und deshalb die Herrschaft Hoyerswerda gar nicht zur Oberlausitz gehöre. Die Landstände klagten gegen diese Interpretation und wurden 1544 von König Ferdinand I. in ihrer Auffassung bestätigt.

1567 starb Wilhelm von Schönburg als letzter Nachkomme seiner Familie und Hoyerswerda fiel an den König zurück, der es an Heinrich von Maltitz verkaufte. Um die städtischen Freiheiten zu bewahren, musste Hoyerswerda 1580 vor dem Prager Appellationsgericht gegen die von Maltitz prozessieren. 1582 kaufte Seyfried von Promnitz die Herrschaft. Er ließ 1592 das drei Jahre zuvor abgebrannte Schloss im Renaissance-Stil neu aufbauen. 1620 erwarb Rudolf von Ponickau Stadt und Schloss Hoyerswerda. Unter der Herrschaft seiner Familie erlebte die Stadt den Übergang der Oberlausitz an Sachsen (1621 bzw. 1635). Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrfach besetzt und geplündert (1628 sowie zwischen 1631 und ab 1642 beinahe jedes Jahr). Während dieser Zeit ist für die Herrschaft Hoyerswerda als oberster landesfürstlicher Beamter für Verwaltung, Finanzen und Justiz der Amtshauptmann Seyfried (Siegfried) von Metzradt (1600–1660) nachweisbar, der zugleich Rittergutsbesitzer von Oberspremberg, heute Neusalza-Spremberg, war. Ein Epitaph mit entsprechender Inschrift und Wappen an der Apsis (außen) der Dorfkirche Spremberg erinnert an den hohen kurfürstlich-sächsischen Amtsträger. 1651 kaufte der sächsische Kurfürst Johann Georg I. Hoyerswerda. 1680 wurde das Rathaus nach einem neuerlichen Stadtbrand in seiner heutigen Gestalt wiedererrichtet.

1705 schenkte August der Starke seiner zeitweiligen Mätresse Katharina von Teschen die Standesherrschaft Hoyerswerda. Die neue Herrin war eine wichtige Förderin des Städtchens, besonders des ansässigen Handels und Handwerks. Sie ließ das Schloss im Barockstil aus- und umbauen. Katharina von Teschen lenkte die Geschicke Hoyerswerda 32 Jahre lang. Im Siebenjährigen Krieg kam es am 25. September 1759 zu einem Gefecht nahe der Stadt zwischen österreichischen und preußischen Truppen. 1782 wurden die Frondienste in der Herrschaft Hoyerswerda aufgehoben. Die Äcker des herrschaftlichen Vorwerks von Hoyerswerda verpachtete man an einzelne Bauern der Umgebung.

Als Resultat der sächsischen Beteiligung an den Napoleonischen Kriegen auf französischer Seite musste Sachsen 1815 unter anderem den Norden und den Osten der Oberlausitz an Preußen abtreten. Zunächst wurde Hoyerswerda zur Kreisstadt des brandenburgischen Kreises Spremberg bestimmt. Am 1. August 1825 wurde die Stadt zusammen mit dem südlichen Kreisgebiet als Kreis Hoyerswerda in die Provinz Schlesien eingegliedert. 1873 wurde die Bahnstrecke Hoyerswerda–Ruhland der Oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet, dies brachte eine wirtschaftliche Förderung mit sich, da auch eine große Reparaturwerkstatt entstand. 1912 wurde die Domowina in Hoyerswerda gegründet. 1945 wurde Hoyerswerda zur Festung erklärt und stark zerstört. Die einmarschierenden Truppen der Roten Armee setzten Teile der Stadt in Brand. Hoyerswerda: Centrum Warenhaus auf einer DDR-Briefmarke, 1969

Industrieller Wohnungsbau 1955–1990

Einige Kilometer nördlich der Stadt entstand 1955 das Braunkohleveredelungswerk (Kombinat) Schwarze Pumpe, für dessen Beschäftigte Wohnraum geschaffen werden musste. Ab 1957 stieg der Bedarf an Wohnungen immer mehr, so wurde erstmals in Großblock- und Plattenbauweise Wohnraum geschaffen. Es entstand eine sozialistische Stadt, genannt 2. Sozialistische Großstadt, mit insgesamt zehn Wohnkomplexen und mehreren zehntausend Wohnungen. Im Jahr 1981 erreichte die Einwohnerzahl der Stadt ihr Maximum von 71.124 Einwohnern.

Der industrielle Wohnungsbau der Nachkriegszeit lässt sich grob in vier Abschnitte einteilen. Zunächst entstanden von 1955 bis etwa 1959 rund 2.000 Wohnungen an den Rändern des alten Siedlungskerns von Hoyerswerda. Von 1957 bis 1965 wurden dann sieben Wohnkomplexe mit je rund 1.200 Wohnungen errichtet, die das ursprüngliche Konzept der Neustadt jenseits der Elster darstellen. Von 1966 bis 1975 entstanden nordöstlich davon noch zwei weitere, wesentlich dichter bebaute Wohnkomplexe mit zusammen über 6.000 Wohnungen. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde etwas abseits, am nördlichen Rand der Neustadt noch der Wohnkomplex 10 mit rund 2.000 Wohnungen errichtet.

Aufgrund des nach der Wende einsetzenden Bevölkerungsrückgangs wurde 1997 mit dem Rückbau zahlreicher Wohneinheiten begonnen. Dies geschieht vorrangig in den neueren drei Wohnkomplexen, die letztlich ganz verschwinden sollen. Bis 31. Januar 2007 waren bereits 5535 Wohnungen rückgebaut, bis 2020 sollen es über 12.000 sein.[8] Eine Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn würdigt 2011 die Aufbauleistungen für das Kombinat Schwarze Pumpe und die Neustadt von Hoyerswerda auf einer rund 15 m² großen Ausstellungsfläche.

Nach 1990

1990 entschieden sich die Einwohner der Kreise Hoyerswerda und Weißwasser in einer Bürgerbefragung für die Zugehörigkeit zum Freistaat Sachsen, was von beiden Kreistagen bestätigt wurde.

1991 kam es zu den rassistisch motivierten Ausschreitungen in Hoyerswerda. Dabei wurden mehrere Wohnheime für Asylbewerber und Vertragsarbeiter angegriffen. Am Ende der mehrtägigen Ausschreitungen wurden den Migranten Wohnsitze in anderen Gemeinden zugewiesen.[9] Das dabei geprägte Wort „ausländerfrei“ wurde zum Unwort des Jahres 1991 gewählt. Daraufhin wurden viele Initiativen ins Leben gerufen, um das rechtsextreme Gewaltpotential einzudämmen.[10]

In den Jahren 1993 bis 1998 wurde das Stadtgebiet durch Eingemeindungen vergrößert. Da die Einwohnerzahl dennoch weiter sinkt, werden seit 1999 zahlreiche Plattenbauten der Neustadt abgerissen. Der Wohnkomplex X ist mittlerweile (Stand: Ende 2014) bis auf eine Kaufhalle und ein Würfelhaus komplett zurückgebaut. Bis 1995 war Hoyerswerda Kreisstadt des Landkreises Hoyerswerda und erhielt nach dessen Auflösung am 1. Januar 1996 den Status einer kreisfreien Stadt, den sie bei einer weiteren Kreisreform im August 2008 wieder verlor. Seitdem ist Hoyerswerda die zweitgrößte Stadt im Landkreis Bautzen.

Seit einigen Jahren hat sich der Bevölkerungsrückgang abgeschwächt und die Bevölkerungszahl stabilisiert sich. Nach Cottbus, Görlitz und Bautzen ist es die viertgrößte Stadt des deutschen Teils der Lausitz.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.