Immenstadt

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Immenstadt im Allgäu (Immenstadt i.Allgäu) ist eine Stadt im schwäbischen Landkreis Oberallgäu.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Immenstadt.

Gebrüder Herz

Sonstige

Geschichte

Frühgeschichte

Unter der Nummer D-7-8427-0083 ist beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eine Siedlung des Neolithikums im Raum Immenstadt als Bodendenkmal registriert. Die am Südufer des Alpsees vermutete steinzeitliche Pfahlbau-Siedlung konnte bis heute nicht nachgewiesen werden.[4]

Antike

In Immenstadt wurde im neunzehnten Jahrhundert in etlichen Publikationen fälschlich das römische Vemania vermutet.[5] Von der Anwesenheit antiker Völker, wie Römer oder Kelten, im Immenstädter Gebiet zeugen lediglich Funde, wie der Priap-Ring von Rothenfels, ein Grabhügel und ein römischer goldener Ring bei Freundpolz, eine bronzene Fibel bei Göhlenbühl, antike Fundamente bei Eckarts und Werdenstein und auch die versunkene Holzstraße im nahen Goymoos.[6]

Mittelalter

Die Geschichtsschreibung der Herrschaft über Immenstadt durch Rothenfels beginnt im Hochmittelalter als Lehen des Klosters St. Gallen an die Udalrichinger. 1088 wurde die Herrschaft vom Welf IV. erobert und besetzt. Eine Legende besagt, dass Welf IV. dort die in Augsburg im gleichen Jahr geraubten Dokumente und Urkunden verbarg: „zwo truhen in seinem schloss zuo Rottenfels mit alten brieven von Augspurg, daraus etlich geschlecht hatten ir alt herkomen“, beschrieb Konrad Peutinger im Jahre 1537 in einem Brief an Bartholomäus V. Welser die Rothenfelser Kleinodien. Der Historiker Alfred Schröder zweifelt dies in seinem Buch von 1919 über das Bistum Augsburg an.[7] Der Welfe musste 1091 die Herrschaft an die Grafen von Kirchberg wieder als Lehen des Klosters St. Gallen abgeben. Um 1240 ging das Lehen an Hartmann von Grüningen um dann im Jahre 1243 von Kaiser Friedrich II. erworben zu werden. Der gab Rothenfels als Lehen an die Edlen zu Starckenberg, danach 1280 durch Rudolf von Habsburg an die Ritter von Schellenberg, in deren Besitz das Lehen im Jahre 1316 kam.

Über die Anfänge der Ortschaft ist nichts Erhaltenes bekannt. Der Name Imendorf wurde für die Siedlung 1275 erstmals im Liber decimationis nachgewiesen. Um 1332 erwarben die Grafen von Montfort die Burg Rothenfels samt der zugehörigen Herrschaft Rothenfels. In den folgenden 200 Jahren wurde hier der Herrschaftsschwerpunkt der Montfortischen Seitenlinie Tettnang-Rothenfels begründet und das unweit gelegene Imendorf zur Residenzstadt ausgebaut. Der bislang erste erwähnte Gewerbetreibende im Imendorf des Jahres 1345 ist Hansem der Smid von Ymendorf.[8]

Am 22. Juli 1360, dem Fest der hl. Maria Magdalena, verlieh Kaiser Karls IV. den Grafen von Montfort für Immendorf das Befestigungsrecht und damit das Recht der Stadt Lindau. Mit der Stadterhebung verbunden war Recht auf einen Wochenmarkt. Die Bewohner Immendorfs waren fortan frei. Die junge Stadt konnte sich 1407 gegen Belagerung durch die Appenzeller Bauern erfolgreich bewähren. Um 1404 verpfändete das Haus Montfort Immenstadt an den Memminger Bürger Heinrich Kuntzelmann, löste es aber 1410 wieder aus. 1440 erhielt Graf Heinrich von Montfort das sogenannte Geleitrecht auf der Straße zwischen Oberjoch und Bodensee. Am 8. Januar 1453 verlieh Kaiser Friedrich III. dem Marktflecken Langenargen am Bodensee das Stadtrecht von Immenstadt. Die nächste Aufwertung nach der Stadterhebung erfuhr die Gegend durch Kaiser Friedrich III., der im Jahre 1471 die Montfortsche Herrschaft Rothenfels zur Grafschaft erhob. Dem erhöhten Verkehrsaufkommen am Ende des Hochmittelalters wurde auch hier Rechnung getragen und 1494 eine Straße und die obere Zollbrücke über die Iller nach Sonthofen gebaut.

Neuzeit

Eine erneut erfolglose Belagerung aus dem Westen fand 20 Wochen lang durch den von Lindau kommenden sogenannten „Seehaufen“ zu Beginn des Bauernkrieges im Jahre 1525 statt. Nach einem 1485 geschlossenen Vertrag wurden 1531 die Montforter Rechte in Tannheim, Tannberg, Lechtal und Walsertal an Österreich abgetreten und so der Einflussbereich Immenstadts auf die linke Illerseite verringert. Wirtschaftlichen Wohlstand erlangte Immenstadt durch den Salzstapel und Leinwandhandel. 1536 erfolgte die Verleihung einer „Kaiserlich gefreiten Leinwandschau“. Gelegen an der großen Salzstraße von Hall in Tirol an den Bodensee, war Immenstadt Zoll-, Stapel- und Umschlagplatz des „Weißen Goldes“. 1546 wurde die Gegend in die Auseinandersetzung um die Reformation verwickelt, da Truppen des Schmalkaldischen Bundes die Burg Rothenfels besetzten, als der regierende Graf Hugo von Montfort im Dienst des Kaisers abwesend war. 1550 errichtete Graf Hugo von Montfort innerhalb der Stadtmauern am Immenstädter Marktplatz (heute Marienplatz) ein schlichtes Stadtschloss. 1552 war er als kaiserlicher Gesandter beim Konzil von Trient.

1567 veräußerte Ulrich von Montfort die Grafschaft Rothenfels und die Herrschaft Staufen für 150.000 Gulden trotz eines höheren Gebotes von Erzherzog Ferdinand an seinen Schwager, den Freiherrn Johann Jakob von Königsegg. Nach gravierenden Änderungen in der Besteuerung überreichten die Rothenfelser und Staufer 1597 dem Kaiser Rudolf eine Denkschrift mit 134 verschiedenen Beschwerden gegen Georg von Königsegg-Rothenfels (auch Freiherr Jörg genannt), der seit 1588 alleiniger Besitzer des Gebietes war. 1599 folgte von den Immenstädtern, denen er wegen ihres Verhaltens im Bauernkriege das Bürgerrecht abspenstig machte, eine weitere Denkschrift mit 153 Klagepunkten. Vom Kaiser kam keine Reaktion, der Freiherr meinte nur: „Die Immenstädter sollten das verdampte Sauffen bleiben lassen, dann hätten sie Geld zum Steuerzahlen“. Durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und den Ausbruch der Pest verlor die Stadt fast 70 Prozent ihrer Bevölkerung. Freiherr Georg von Königsegg-Rothenfels fiel 1622 einem Attentat im Schloss Staufen zum Opfer. Der Mörder wurde dafür von vier angeschirrten Ochsen in Stücke gerissen und sein Haus auf Befehl der Obrigkeit niedergebrannt.

1629 erhob Kaiser Ferdinand II die Königsegger in den Grafenstand. Immenstadt wurde 1663 zur Residenzstadt der Grafschaft Königsegg-Rothenfels.

Ende Oktober 1703 überfielen bayerisch-französische Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg das kaiserliche Lager in Immenstadt. Seit Beginn der Regentschaft von Franz Fidel von Königsegg 1771 wurde in Immenstadt kein Todesurteil mehr ausgesprochen. Ab 1778 war in Immenstadt und in der Herrschaft Staufen das Jagen und Fangen von Bären, Luchsen und Wölfen verboten. Am 25. Februar 1784 wurde am Marktplatz in Immenstadt einer der ersten in Deutschland gestarteten Ballone in die Lüfte entlassen und flog östlich bis über die Iller.

Den großen Bränden in den Jahren 1625, 1679 und 1756 fielen zahlreiche Gebäude zum Opfer. Die einschneidendste Umgestaltung seines Altstadtbildes erfuhr Immenstadt aber nach den letzten großen Stadtbränden von 1805 und 1844, bei denen fast die Hälfte der Innenstadtbebauung vernichtet wurde.

19. Jahrhundert

Von 1804 bis 1805 gehörte die Stadt zu Österreich, mit den Verträgen von Brünn (10. bis 16. Dezember 1805) wurde Immenstadt schließlich bayerisch. Die militärische Besetzung der Stadt durch bayerische Truppen erfolgte am 28. Dezember 1805, die sogenannte Zivilbesitznahme wird auf den 10. März 1806 datiert. Im April und im Mai 1809 sprang der Vorarlberger und Tiroler Volksaufstand unter Andreas Hofer gegen die bayerisch-napoleonische Herrschaft auf das Oberallgäu über. In Immenstadt versammelten sich am 16. Mai mehrere tausend bewaffnete Bauern, um einen Anschluss an Österreich zu erzwingen. Bei einem Gefecht nahe der Ortschaft Stein schlugen die Aufständischen ihre aus Richtung Kempten anrückenden Gegner zurück. Dennoch konnte die Erhebung in der Region um Immenstadt keine Massenwirksamkeit entwickeln. Im August 1809 war der Volksaufstand im Allgäu endgültig gescheitert. Motiv des Aufstandes war wohl die Enttäuschung über die bayerischen Verwaltungsmaßnahmen, durch die ein großes Unmutspotenzial entstanden war.

Ein Schritt in die neue Zeit war die Eröffnung der Eisenbahnlinie Kempten-Lindau im Jahr 1853. Mit der Erbauung der Mechanischen Bindfadenfabrik 1855 hielt die Industrie in Immenstadt ihren Einzug. Die vormals gleichberechtigten Landgerichtsbezirke Immenstadt und Sonthofen wurden mit der Königlich Allerhöchsten Verordnung zur Einrichtung der Distrikts-Verwaltungsbehörden vom 24. Februar 1862 der Verwaltung des neugegründeten Bezirksamtes Sonthofen unterstellt. Damit reduzierte sich der politische Einfluss Immenstadts erstmals auf das Stadtgebiet. Der Machtbereich der Marktgemeinde Sonthofen dehnte sich auf die Gebiete westlich der Iller aus.[9]

Eine verheerende Überschwemmung der Innenstadt ereignete sich am 28. Juli 1873, als sich an einem sehr heißen Nachmittag schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagelschlag im Steigbachtal entluden. Die Sturzflut zerstörte in der Innenstadt 10 Gebäude und beschädigte Brücken und Straßen – elf Menschen starben dabei. Vom 1. Mai bis 9. Mai 1877 lebte ein entlaufenes Krokodil in den Bachläufen von Immenstadt. 1881 wurde in Immenstadt die erste Telefonanlage in Betrieb genommen, und ab dem 1. September 1898 stand ein öffentliches Telefonnetz zur Verfügung.

20. Jahrhundert

1915, ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde Immenstadt Garnisonsstadt. Am 15. Juli zogen drei Kompanien des Bayerischen Schneeschuh-Bataillons Nr. 1 ein. Der in München und Augsburg 1919 proklamierten Räterepublik hatte sich auch Immenstadt angeschlossen.[10]

Am 22. Februar 1945 flogen die United States Army Air Forces einen Angriff auf Immenstadt, um den Eisenbahnverkehr auf längere Zeit zu unterbinden. Bei insgesamt zwei Bombardements innerhalb kurzer Zeit kamen sechs Menschen ums Leben, zerstört waren unter anderem das E-Werk, ein Nebengebäude des Bahnhofs, die Mälzerei der Kaiserbrauerei und weitere angrenzende Gebäude. Bei Kriegsende im Mai 1945 rückten Truppen der 1. Französischen Armee unter dem Kommando von Generalmajor Jacques-Philippe Leclerc de Hauteclocque in die Stadt ein. Beim Einmarsch wurden fünf Angehörige der Indischen Legion der Wehrmacht von marokkanischen Kolonialsoldaten erschossen und später auf dem städtischen Friedhof beerdigt.[11] Im Pfarrhof wurde von den Franzosen ein Triumphbogen errichtet, der bei einer Parade von Charles de Gaulle persönlich abgenommen wurde.[12] Nach den französischen Truppen folgten wenig später Truppen der US-Armee. Immenstadt gehörte dann auch zur Amerikanischen Besatzungszone. Ab 1948 wurden auch zwischenzeitlich eingestellte lokale Zeitungen wie das Allgäuer Anzeigeblatt wieder mit Lizenzen der Besatzungsbehörden in Immenstadt gedruckt.

Die Nachkriegszeit war eine ruhige Zeit für Immenstadt, nur das Pfingsthochwasser 1999 störte den Frieden. Dabei führte die Iller ein etwa 300-jähriges Hochwasser. Das überstieg den vorhandenen Schutzgrad bei weitem und führte zu großen Schäden an Wohngebäuden, Gewerbe, öffentlicher Infrastruktur und Landwirtschaft. Die Schäden betrugen allein im Raum Immenstadt etwa 15 Millionen Euro.


Text: Wikipedia

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