Ingeborg Drewitz (Wohnhaus)

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Gedenktafel

Ingeborg Drewitz (* 10. Januar 1923 in Berlin; † 26. November 1986 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.


Leben

Ingeborg Drewitz absolvierte ihr Abitur 1941 an der Königin-Luise-Schule in Berlin-Friedenau und arbeitete zunächst in einem Betrieb. Danach nahm sie ein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie auf und promovierte am 20. April 1945 an der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin über den Dichter Erwin Guido Kolbenheyer.

Als Autorin sah sie sich der Aufklärung verpflichtet und setzte sich mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands ebenso auseinander wie mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau in Vergangenheit und Gegenwart. Laut Knaurs Lexikon der Weltliteratur (3. Auflage 1995) "gestaltet sie in ihrem literarischen Werk die Verlassenheit des modernen Menschen und sein Unvermögen, auf den Mitmenschen einzugehen, sowie die Problematik, die Individualität im genormten Leben zu bewahren. Dabei stehen in ihrem Werk Probleme der Frau im Mittelpunkt." Ihr Drama Alle Tore waren bewacht, das 1955 seine Uraufführung hatte, befasste sich als erstes deutsches Theaterstück mit den Bedingungen in Konzentrationslagern. Als ihr erfolgreichster Roman gilt Gestern war heute: Hundert Jahre Gegenwart (1978), der drei Frauengenerationen des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt stellt.

Neben zahlreichen Lesereisen durch Europa, Afrika und den USA nahm sie u. a. auch von 1973 bis 1980 Lehraufträge an dem Institut für Publizistik der Freien Universität Berlin wahr. Ein Jahr vor ihrem Tod war sie noch Jury-Mitglied beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt.

Für ihr literarisches Werk wurde sie mit höchsten Auszeichnungen und auch postumen Ehrungen bedacht.

Geboren als Ingeborg Neubert, war sie seit 1946 mit ihrem Jugendfreund Bernhard Drewitz verheiratet und hatte mit ihm drei Töchter. Gestorben ist Ingeborg Drewitz an den Folgen eines Krebsleidens.


Gesellschaftspolitisches Engagement

Von ihrer Sozialkritik als Autorin leitete sie ein außergewöhnlich hohes gesellschaftspolitisches Engagement ab. 1966 wurde sie zur Vorsitzenden des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS) gewählt. Sie war Mitbegründerin des Verbandes deutscher Schriftsteller und mit einer Unterbrechung von 1969 bis 1980 dessen stellvertretende Vorsitzende. In dieser Funktion organisierte sie 1977 in Berlin den ersten Kongress Europäischer Schriftstellerverbände. Als Vizepräsidentin des deutschen P.E.N.-Zentrums sowie als VS-Vorsitzende trat sie u. a. sehr entschieden für die innerdeutsche Entspannung ein. Dabei arbeitete sie mit dem Präsidiumsmitglied des P.E.N.-Zentrums, Hanns Werner Schwarze, zusammen. Des Weiteren war sie Mitbegründerin des PEN-Clubs in Portugal und hielt dort Vorlesungen über deutsche Literatur. Zudem war sie Mitbegründerin der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) und einer Autorenbuchhandlung in Berlin. 1979 war sie Jurorin des Dritten Russell-Tribunals in Frankfurt-Harheim, dass Menschenrechtsverletzungen in der Bundesrepublik Deutschland anprangerte.

Sehr große Anerkennung fand nicht zuletzt ihr Engagement innerhalb von amnesty international sowie ihr Einsatz für Literaturprojekte von Inhaftierten, die z.B. durch ihre Herausgebertätigkeit Chancen bekamen, publiziert zu werden. 1985 hat sie sich auf dem evangelischen Kirchentag in Düsseldorf mit Exegesen zu Paulus-Texten aus dem Neuen Testament eingebracht. Zuletzt ist sie noch dem evangelisch orientierten und kritisch ambitionierten Radius Verlag als Gesellschafterin beigetreten.

All das begründete nicht zuletzt auch u. a. die postume Stiftung zweier nach ihr benannter Preise.


Werke

Dramen


Unio mystica - ein Spiel. 1949

Alle Tore werden bewacht. 1955


Hörspiele


Das Labyrinth. 1962

Der Mann im Eis. 1976

Hörspiele. Fischerhude: Atelier im Bauernhaus 1977


Erzählungen


Und hatte keinen Menschen. Berlin/Witten: Eckart-Verlag 1955

Im Zeichen der Wölfe. Göttingen: Sachse & Pohl 1962

Eine fremde Braut. Erzählungen. München : Claudius-Verlag 1968

Der eine, der andere. Stuttgart: Werner Gebühr 1976. Neuausg: Goldmann TB 6386 (1981)

Bahnhof Friedrichstrasse. Hrsg. von Agnes Hüfner. Hildesheim: Claassen 1992


Romane


Der Anstoß. Bremen: Schünemann 1958

Das Karussell. Göttingen: Sachse & Pohl 1969

Oktoberlicht oder Ein Tag im Herbst. München: Nymphenburger 1969. NA: Frankf./M.: Fischer TB 5479 (1983)

Wer verteidigt Katrin Lambert? Stuttgart: Werner Gebühr 1974. NA: Frankf./M.: Fischer TB 1734 (1976)

Das Hochhaus. Stuttgart: Werner Gebühr 1975. NA: München: Goldmann TB 3825 (1979)

Eis auf der Elbe. Tagebuchroman. Düsseldorf: Claassen 1982, NA: München: Goldmann TB 6740 (1984)

Eingeschlossen. Düsseldorf: Claassen 1986. NA: München: Goldmann TB 8947 (1988)


Autobiographische Prosa


Gestern war heute: Hundert Jahre Gegenwart. Düsseldorf: Claassen 1978. Zahlreiche Neuausgaben.

Mein indisches Tagebuch. Stuttgart: Radius-Verlag 1983. NA: Reinbek: Rowohlt, rororo 7993 (1986

Hinterm Fenster die Stadt. Aus einem Familienalbum. Düsseldorf: Claassen 1985. NA: München: Goldmann TB 9205 (1988)

Lebenslehrzeit. Autobiographie 1932-1946. Stuttgart: Radius-Verlag 1985

Die ganze Welt umwenden: ein engagiertes Leben. Düsseldorf: Claassen 1987. NA: München: Goldmann TB 9391 (1989)


Sachbücher


Die dichterische Darstellung ethischer Probleme im Werke Erwin Guido Kolbenheyers. Berlin: Univ. Diss. 1945

Berliner Salons: Gesellschaft und Literatur zwischen Aufklärung und Industriezeitalter. Berlin: Haude & Spener, Schriftenreihe: Berlinische Reminiszenzen Bd. 7, 1965

Leben und Werk von Adam Kuckhoff. Berlin: Friedenauer Presse, 1968

Bettine von Arnim. Romantik - Revolution - Utopie. Biographie. Düsseldorf/Köln: Diederichs 1969 - Hildesheim: Claassen, 1992.

Zeitverdichtung: Essays, Kritiken, Portraits; gesammelt aus 2 Jahrzehnten. Wien/München/Zürich: Europaverlag

Kurz vor 1984. Stuttgart: Radius-Verlag, 1981

Gekürzte Neuausgabe: 1984 - am Ende der Utopien: Literatur und Politik; Essays. München: Goldmann TB 6699, 1984

Schrittweise Erkundung der Welt. Reise-Eindrücke. Wien u.a. : Europaverlag, 1982

Unter meiner Zeitlupe. Porträts und Panoramen. Wien u.a. : Europaverlag, 1984

Junge Menschen messen ihre Erwartungen aus, und die Messlatten stimmen nicht mehr - die Herausforderung: Tod. Stuttgart: Radius-Verlag, 1986


Herausgeberschaft


Städte 1945. Bekenntnisse und Berichte. Düsseldorf/Köln: Diederichs, 1970

Die Literatur und ihre Medien: Positionsbestimmungen. Düsseldorf u.a. : Diederichs, 1972

Schatten im Kalk: Lyrik und Prosa aus dem Knast. Stuttgart: Radius-Verlag, 1979

Hoffnungsgeschichten. Gütersloh: GTB-Siebenstern 1979

Märkische Sagen. Berlin und die Mark Brandenburg. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf 1979 (diverse spätere Neuauflagen)

Mut zur Meinung. Gegen die zensierte Freiheit. Frankf./M.: Fischer TB 4202 (1980) (Hg. mit Wolfhart Eilers)

Strauss ohne Kreide : ein Kandidat mit historischer Bedeutung. Reinbek, Rowohlt (rororo Aktuell 4637) 1980

So wächst die Mauer zwischen Mensch und Mensch: Stimmen aus dem Knast und zum Strafvollzug. Bremerhaven: Wirtschaftsverl. NW Edition die Horen 1980

"Gunther Tietz. Die Verteidigung der Schmetterlinge. Lyrik und Prosa" Band 1 der Reihe: Dichtung im ausgehenden Zwanzigsten Jahrhundert. Radius-Verlag Stuttgart, 1981

Die zerstörte Kontinuität - Exilliteratur und Literatur des Widerstandes. Wien u.a. : Europaverlag, 1981

Wortmeldungen. Deutsche Autoren und ihr Verhältnis zu den Türken. Berlin, Ararat 1983

Abstellgleise. Eine Anthologie. Kiel: Neuer Malik 1987


Adresse: Quermatenweg 178, Zehlendorf



Text: Wikipedia

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