Johann Melchior Kambly (Wohnhaus)

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Wilhelm-Staab-Straße 8/9 (1974)

Johann Melchior Kambly, auch Kambli oder Camply (* 9. Januar oder 16. Januar 1718 in Zürich; † 12. April 1782 oder 1783 in Potsdam) war ein Schweizer Zierratenbildhauer, Bronzegießer und Kunsttischler.


Leben

Johann Melchior Kambly stammte aus einem alten ratsfähigen Zürcher Geschlecht und war der Sohn des Kunstschlossers und Uhrmachers Heinrich Kambly (1674–1727) aus dessen zweiter Ehe mit Anna (1684–1754), der Tochter des Obermeisters der Maurerzunft Hans Jakob Schärer aus Schaffhausen. Eine kunsthandwerkliche Ausbildung erhielt er in Schaffhausen bei seinem Onkel, dem Stuckateur und Bildhauer Johann Jakob Schärer (1676–1746), mit anschließender Weiterbildung bei dem Holzbildhauer Johann Konrad Speissegger und dem Goldschmied Johann Konrad Schalch (1742–1819). Nach der Lehrzeit verließ Kambly die Schweiz vermutlich 1744/45, um dem Ruf Friedrichs II. an den preußischen Hof zu folgen. Der Preußenkönig warb zur Verschönerung der Schlösser und Residenzstädte Berlin und Potsdam um Künstler und Kunsthandwerker, für die in der Regierungszeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. durch dessen pragmatisch ausgerichtete Architektur und Ausstattung kein Bedarf bestanden hatte. Da die Meisten neue Betätigung außerhalb Brandenburgs gesucht hatten, konnte Friedrich II. auf nur wenige heimische Werkstätten zurückgreifen.

Kamblys Tätigkeit in Potsdam ist erstmals über ein Schriftstück vom Mai 1745 belegt, in dem er acht Kapitelle für das Sommerschloss Sanssouci in Rechnung stellte. Unter den renommierten Kunsthandwerkern etablierte er sich in Potsdam innerhalb weniger Jahre. Dabei kam ihm nicht zuletzt die vielseitige Ausbildung zugute, die ihm die Arbeit mit verschiedenen Materialien und Techniken ermöglichte. So wurde er an der künstlerischen Ausgestaltung zahlreicher Gebäude beteiligt. Nach sechsjährigem Aufenthalt in Preußen bat er beim König um Erlaubnis, eine in hiesigen Landen noch nicht befindliche Fabrik von Bronze dorée [vergoldete Bronze] Arbeit daselbst anzulegen, die ihm am 16. Februar 1752 genehmigt wurde. Obwohl Kambly bis zu seinem Tod in Preußen blieb und ausschließlich im Potsdamer Raum tätig war, ließ er 1750 in der Schweiz die Mitgliedschaft in der väterlichen Schmiedezunft erneuern und ebenso 1772 für sich und seine Söhne das Zürcher Bürgerrecht. Nach seinem Tod 1783 übernahm der 1750 in Potsdam geborene Sohn Heinrich Friedrich die Werkstatt des Vaters. 1995 ehrte ihn die brandenburgische Landeshauptstadt im Wohngebiet Kirchsteigfeld mit der Kamblystraße.

Johann Melchior Kambly heiratete 1744 in Berlin Elisabeth Brisko (1723–nach 1785) aus Groß Schönebeck, Tochter des Guts- und Schäfereipächters auf der Schorfheide Peter Bisko. Von seinen dreizehn Kindern traten zwei Söhne in die Fußstapfen des Vaters. Neben seinem Nachfolger in Potsdam, Heinrich Friedrich, erlernte auch der ältere, 1745 geborene Melchior einen künstlerischen Beruf und wirkte als Bildhauer in Zürich, wo auch Kamblys Bruder Sixtus (1706–1768) als Kunstschmied arbeitete.


Adresse: Wilhelm-Staab-Straße 9

Quelle: Potsdam Stadtführer Altas, VEB Tourist Verlag, 2. Auflage, 1978



Text: Wikipedia

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