Johanneskirche (Gießen)

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Johanneskirche (Gießen)

Die Johanneskirche ist die größte evangelische Kirche in Gießen und mit einer Turmhöhe von 72 Metern die höchste Kirche der Stadt. Sie wurde im Jahr 1893 in einem historistischen Mischstil aus Gotik und Renaissance errichtet. Das Gebäude ist hessisches Kulturdenkmal und prägt das Stadtbild.


Geschichte

Weil die Stadtkirche von 1821 den Erfordernissen der rapide wachsenden Stadtbevölkerung nicht mehr genügte, wurden 1882 ein Kirchenbaufonds und 1888 eine Baukommission gegründet, die Pläne für eine zweite evangelische Kirche entwickelte. Als Bauplatz diente ein Stück des alten Wassergrabens der ehemaligen Stadtbefestigung (Südanlage). Die Aufhebung des Eisenacher Regulativs ermöglichte ab 1890 fortschrittlichere Bauformen. Nach der 1890 erfolgten Auslobung eines Architektenwettbewerbs, der sich an alle deutschen Architekten richtete, forderten 233 Architekten die Unterlagen an und gingen im folgenden Jahr 39 Entwürfe ein. Die Berliner Architekten-Partner Hans Grisebach und August Dinklage, deren Entwurf ausgeführt wurde, sowie Richard Schultze aus Berlin-Friedrichshagen erhielten als Preisgeld jeweils 1600 Mark. Die Johanneskirche wurde von 1891 bis 1893 unter der Bauleitung von Grisebach erbaut, der Änderungswünsche der Gemeinde berücksichtigte. Am 12. Oktober 1891 erfolgte der erste Spatenstich, am 28. Mai 1892 die Grundsteinlegung und am 30. November 1893 die Einweihung in Anwesenheit von Großherzog Ernst Ludwig, dem Oberhaupt („summus episcopus“) der Evangelischen Landeskirche in Hessen. Namenspatron wurde der Evangelist Johannes (nach christlicher Tradition mit dem Apostel Johannes gleichgesetzt), nachdem am 1. November 1892 die bisherige evangelische Stadtgemeinde in vier eigenständige Kirchengemeinden aufgeteilt worden war. Diese vier Gemeinden wurden nach den Evangelisten benannt und erhielten je einen Pfarrer. Der Matthäus- und Markusgemeinde wurde die Stadtkirche zugewiesen, Lukas- und Johannesgemeinde nutzten gemeinsam die Johanneskirche.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Johanneskirche trotz des verheerenden Luftangriffs in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 1944 weitgehend unbeschadet. Allerdings wurden die beiden Dächer von Turm und Schiff beschädigt und 1949 ausgebessert. Eine Notverglasung ersetzte die zerstörten Bleiglasfenster von Hermann Schaper. Im Zuge einer umfassenden Innenrenovierung in den Jahren 1962 bis 1965 gestaltete Erhardt Klonk sie neu. Die reiche figurale und ornamentale Bemalung an den Innenwänden und Gewölbeflächen, die Hermann Schaper im Jahr 1903 angebracht hatte, wurde entfernt. Die Kirche erhielt einen neuen Fußboden, eine neue Heizung und eine neue Beleuchtung. Die Langsdorfer Kirche übernahm die alten Kronleuchter. Die Vorhalle unter der Orgelempore wurde durch Glastüren mit Vorhängen abgetrennt, die verschnörkelten Oberteile der Wangen des Gestühls wurden entfernt und die Außentüren mit Kupfer beschlagen. Der vergrößerte Altarraum erfuhr eine völlige Umgestaltung und Modernisierung. Bei der Renovierung zerbrach das Altarbild aus Gips, das die Abendmahlsszene unter einer Arkatur mit filigranem Maßwerk darstellte. Die Sanierungskosten beliefen sich auf 577.515,44 DM (295.277,89 Euro), die auch die Nebenräume und Treppenhäuser einschlossen (nicht aber das Architektenhonorar und die Akustikarbeiten). Durch die nach dem Krieg lange Zeit unverglast gebliebenen Fenster hatte die Orgel Schaden erlitten und wurde 1967 durch ein neues Werk ersetzt. 1969/1970 wurde der Kirchturm instand gesetzt, die Dachdeckung in Schiefer erneuert und verwitterte Sandsteinelemente der Fassade in vereinfachter Form ersetzt. 1982 folgte eine Sanierung der Außentreppen.

Seit 2013 erfolgt eine aufwändige Innenrenovierung, die neben Verputzarbeiten und einem neuen Anstrich eine Erneuerung der Elektro-Installation, der Beleuchtung und der Beschallungsanlage sowie eine neue Heizungsanlage und sanitäre Anlagen vorsieht. Zudem soll der Altarbereich umgestaltet werden. Von den 1,5 Millionen Euro Sanierungskosten müssen die beiden Kirchengemeinden eine halbe Million aufbringen, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau übernimmt den Rest.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Cherubino

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