Königliche Gärtnerlehranstalt

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Königliche Gärtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam (um 1880)

Die Königliche Gärtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam war eine von 1824 bis 1903 bestehende preußische Ausbildungsstätte für Gärtner und Gartenkünstler in Potsdam.

Gründung

Der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné, der im Jahr 1818 zum Mitglied der Königlichen Gartendirektion berufen wurde, plante eine umfassende Umgestaltung der Potsdamer Garten- und Parklandschaft. Dafür benötigte er gut ausgebildete Gärtner und zudem leistungsfähige Baumschulen, die ihn mit Pflanzen beliefern konnten.

In einem Promemoria vom 28. Dezember 1821 an das Königliche Hofmarschallamt forderte er deshalb die Einrichtung einer Königlichen Gärtnerlehranstalt als Ausbildungsstätte für Gärtner sowie einer damit verbundenen Landesbaumschule. Er betonte dabei auch die Notwendigkeit, durch eine solche Einrichtung den Obstbau weiter fördern zu wollen. Der Vorschlag wurde von König Friedrich Wilhelm III. durch den zuständigen Minister am 6. November 1822 abgelehnt.

Auf Anregung des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein wurde 1822 der Verein zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten gegründet, zu dessen Gründungsmitgliedern Lenné gehörte. Den Vorsitz des Vereins übernahm Heinrich Friedrich Link, der Direktor des Königlichen Botanischen Gartens in Berlin. Lenné legte bereits in der zweiten Vereinssitzung ein Konzept über die „Grundsätze zur Errichtung einer Landesbaumschule bei Potsdam“ vor und fand in dem Verein einen Befürworter seiner Idee, so dass dieser sich am 1. Dezember 1822 für die Gründung einer Gärtnerlehranstalt in der Nähe des Botanischen Gartens Schöneberg aussprach.

Der Hofmarschall Burchard Friedrich von Maltzahn, der mit diesem Amt Intendant der Königlichen Gärten war, überzeugte den Minister des Inneren Friedrich Freiherr von Schuckmann von Lennés Vorschlägen, so dass sich zusammen mit Minister Karl vom Stein zum Altenstein zwei Ministerien für die Umsetzung das Vorhaben einsetzten. Daraufhin stimmte König Friedrich Wilhelm III. schließlich zu und beschloss per Kabinettsorder vom 20. August 1823 die Gründung einer Landesbaumschule und Gärtner-Lehranstalt zu Schöneberg und Potsdam.

Karl vom Stein zum Altenstein wurde Schirmherr der Gärtnerlehranstalt und regte fünf Jahre später auch die Gründung der Königlichen Staats- und landwirtschaftlichen Akademie Eldena an.

Die Gärtnerlehranstalt war als eine öffentliche Stiftung organisiert und wurde vor allem durch staatliche Zuschüsse und die Schulgelder der Absolventen finanziert. Die anfängliche Schulgeld betrug jährlich 50 Reichstaler, die die Schüler im Voraus zu bezahlen hatten. Für Unterkunft und Verpflegung mussten sie selbst aufkommen.

Lage und Gebäude

Die Gärtnerlehranstalt wurde im Frühjahr 1824 eröffnet. Zunächst gab es kein zentrales Schulgebäude, sondern der Unterricht für die Gärtnerausbildung fand an verschiedenen Standorten statt. In Verbindung mit dem Botanischen Garten Schöneberg wurde ein Haus an der Kreuzung Hauptstraße/Großgörschenstraße als Schulgebäude und für ein Herbarium erworben, in dem der theoretische Unterricht abgehalten wurde. Die praktische Ausbildung erfolgte im Botanischen Garten in Schöneberg, in den königlichen Hofgärten in Potsdam sowie auf der Pfaueninsel und der Pirschheide.

Organisatorisch war die Gärtnerlehranstalt zunächst in die beiden Abteilungen Potsdam-Wildpark und Schöneberg gegliedert. Zum ersten Direktor der Schöneberger Abteilung wurde 1824 der Inspektor des benachbarten Botanischen Gartens, Christoph Friedrich Otto (1783–1856) ernannt, der dieses Amt bis 1843 innehatte. Die Potsdamer Abteilung wurden zusammen mit der Landesbaumschule dem Gartendirektor Lenné unterstellt, der das Direktorat bis zu seinem Tod im Jahr 1866 ausübte.

1842 wurde die Landesbaumschule nach Geltow verlegt, so dass die Gärtnerlehranstalt die frei werdenden Gebäude an der Straße Am Neuen Palais übernehmen konnte. Zwei Jahre später wurde die Baumschule auch verwaltungstechnisch von der Gärtnerlehranstalt getrennt. Während die Potsdamer Abteilung regelmäßig finanzielle Überschüsse erwirtschaftete, blieb die Schöneberger Abteilung dauerhaft defizitär, was ihre Schließung im Jahr 1853 zur Folge hatte. Der Unterricht fand nur noch in Potsdam statt, weshalb 1854 eine Umbenennung in Königliche Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam erfolgte.

Aufgrund von Platzmangel in den Gebäuden am Wildpark und der geplanten Verlegung des Botanischen Gartens wurde die Gärtnerlehranstalt im Jahr 1903 schließlich nach Berlin-Dahlem verlegt. Die Lehranstalt erhielt ein ca. 34 Morgen großes Gelände an der Königin-Luise-Straße 22, auf dem ein neues Anstaltsgebäude errichtet wurde. Im Rahmen einer Einweihungsfeier übergab der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Viktor von Podbielski, das Gelände mit dem Anstaltsgebäude an die Gärtnerlehranstalt, die jetzt unter dem Namen Königliche Gärtnerlehranstalt in Dahlem bei Steglitz-Berlin firmierte.

Zum 9. April 1910 wurde die Königliche Gärtnerlehranstalt in Höhere Gärtnerlehranstalt umbenannt. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Gärtnerausbildung eingestellt und erst im Januar 1919 wieder aufgenommen.

Im Jahr 1924 wurde die Gärtner-Lehranstalt zu ihrem 100-jährigen Jubiläum in „Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem (LuFA)“ umbenannt. Die Stadt Berlin und das Land Preußen stellten der Anstalt Versuchsflächen in Großbeeren und Falkenhagen zur Verfügung.

Im Jahr 1928 wurde die Lehr- und Forschungsanstalt schließlich verstaatlicht. Ab 1929 bot die Fakultät für Gartenbau an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin einen Studiengang zum Diplom-Gärtner an, weshalb die ursprünglich angestrebte Umwandlung der Lehranstalt in eine Hochschule unterblieb. 1935 wurde sie in Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem (VuFA). 1940 in Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau und Höhere Gartenbauschule in Berlin-Dahlem (VuFA) umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1946 die Umbenennung in Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin-Dahlem (LuFA) und 1960 in Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau – Ingenieurschule für Gartenbau Berlin-Dahlem (LuFA). Aus der Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem ging 1966 als eine von vier Berliner staatlichen Ingenieurakademien die Staatliche Ingenieurakademie für Gartenbau (SIAG) hervor, die schließlich 1971 in der Technischen Fachhochschule, heute Beuth Hochschule für Technik Berlin aufging.

Das ehemalige Schulgebäude der Gärtnerlehranstalt Am Neuen Palais steht heute zusammen mit den Wirtschaftsgebäuden und den Resten des dazugehörigen Lehrgartens unter Denkmalschutz.

Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerlehranstalt in Berlin-Dahlem befinden sich heute Wohnungen, Kleingärten und Garagen.

Lehrplan und Studienabschlüsse

Das erste Statut der Anstalt von 1823 sah vier Lehrstufen in drei Abteilungen vor. Der Ausbildungsgang umfasste bis zu vier Jahre; nach einer zweijährigen Ausbildung erhielten die Schüler einen Abschluss als Gärtner, im dritten Jahr erfolgte die Ausbildung als Kunstgärtner, und nach vier Jahren waren die Absolventen zum Gartenkünstler ausgebildet. Das erste Jahr absolvierten die Schüler in Schöneberg und wechselten für das zweite Ausbildungsjahr nach Potsdam, wo für den praktischen Teil der Ausbildung die königlichen Gärten in Potsdam und auf der Pfaueninsel genutzt wurden. Die Auszubildenden wurden jeweils einem bestimmten Hofgärtner zugeteilt, in dessen Revier sie mitarbeiteten und bei dem sie auch wohnten.

Zum 1. Dezember 1909 wurde die bisherige Obergärtner-Prüfungsordnung durch eine Prüfung zum staatlich diplomierten Gartenmeister abgelöst. Die Studienzeit betrug vier Semester, wobei die Meisterschüler zuvor eine zweijährige praktische Gartenbaulehre und eine mindestens zweijährige Gehilfenzeit absolviert haben mussten, um an der Gärtnerlehranstalt angenommen zu werden. Der erfolgreiche Schulabschluss an der Lehranstalt berechtigte in Verbindung mit einem Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis zum Studium an allen Berliner Hochschulen.

Nach der Wiederaufnahme des Unterrichts nach der Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg bildete die Lehranstalt die Absolventen ab 1919 zum Staatlich geprüften Gartenbautechniker (1. Staatsprüfung) aus; ab 1920 wurde der Titel Staatlich geprüfter Gartenbauinspektor (2. Staatsprüfung) vergeben.

Obwohl die Lehranstalt nicht den Status einer Hochschule erlangte, konnten hier absolvierte Studienjahre für ein weiterführendes Studium anerkannt werden.


Bild: Wikimedia/W. Arland

Text: Wikipedia

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