Kadettenanstalt Karlsruhe

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Siegelmarke vom Kadettenhaus

Von 1892 bis 1919 befand sich im Kadettenhaus die Königlich Preußische Kadettenanstalt.


Kadettenanstalt

Als Kadettenanstalt oder Kadettenschule werden weiterführende Schulen bis zum Abitur bezeichnet, die in der Regel der Vorbereitung auf eine militärische Karriere dienen oder für eine zukünftige militärische Karriere förderlich sind.

Erste Kadettenschulen entstanden gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter anderem in Frankreich, wo zu Offizieren bestimmte junge Edelleute als Cadets in Kompanien zusammengeführt wurden, um ihnen eine ihrem künftigen Beruf entsprechende Bildung und Erziehung zu geben.


Preußen

Der Große Kurfürst gründete das sogenannte Kadettenkorps mit den Anstalten in Kolberg, Berlin und Magdeburg. Der erste Stamm des Kadettenkorps war in Kolberg und bestand aus 60 bis 70 Kadetten, die im Jahr 1716 in das neu gebildete „Königlich Preußische Kadettenkorps“ in Berlin verlegt und auf 110 vermehrt wurden. Die Berliner Anstalt wurde von König Friedrich Wilhelm I. als „Pflanzschule“ des Preußischen Offizierskorps gegründet. Für dieses Korps bestand von 1717 an in Berlin ein eigenes Kadettenhaus in einem älteren Gebäude an der Festungsmauer. Im Jahr 1719 wurden auch die Kadetten von Magdeburg nach Berlin verlegt, und das Berliner Kadettenkorps bestand nun aus 150 Kadetten. 1776 erfolgte der Neubau des Berliner Kadettenhauses in der Neuen Friedrichstraße 13 gegenüber dem Gymnasium zum Grauen Kloster. Nachdem am 1. März 1790 auch das Pagen-Institut dem Berliner Kadettenkorps einverleibt wurde, befanden sich darin 252 Kadetten. Von 1880 ab residierte die Hauptkadettenanstalt in neuen und großen Gebäuden in Groß-Lichterfelde bei Berlin.

Weitere Kadettenanstalten wurden in Stolp (1769), Kulm (1776) und in Kalisch (1793) gegründet. Die von Friedrich dem Großen gestiftete Kadettenanstalt in Stolp war anfangs für 48 Kadetten ausgelegt worden und wurde im Jahr 1778 auf bis zu 96 Kadetten erweitert, die in sechs Klassen unterrichtet wurden. Das Kadettenhaus in Kulm war anfangs für 60 Kadetten ausgelegt und wurde im Jahr 1787 durch eine Bewilligung von König Friedrich Wilhelm II. auf 100 Kadetten erweitert. 1793 wurden in Berlin 260 Kadetten, in Potsdam 40 Kadetten, in Stolp 96 Kadetten und in Kulm und Kalisch je 100 Kadetten unterrichtet. Im Tilsiter Frieden wurden Kulm und Kalisch abgetreten, Stolp wurde 1811 aufgelöst und nach Potsdam verlegt. Nach dem Ende der Befreiungskriege wurde Kulm wieder errichtet, bevor die Anstalt dann 1890 nach Köslin verlegt wurde.

1902 bestand das Preußische Kadettenkorps insgesamt aus acht Kadettenhäusern und der Hauptkadettenanstalt.

Die Anmeldung konnte nach Vollendung des achten Lebensjahres beim Kommando des Kadettenkorps erfolgen; der Aufzunehmende musste das zehnte Lebensjahr vollendet und durfte das fünfzehnte Lebensjahr nicht überschritten haben. Der Erziehungsbeitrag betrug um die Jahrhundertwende 900 Mark per annum (das entsprach etwa dem Gehalt eines Leutnants), dieser Betrag konnte je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen der Eltern auf bis zu 10 Prozent gesenkt werden; Ausländer zahlten 2000 Mark.


Kadettenhäuser

Das Korps gliederte sich zuletzt in acht Vorkorps (Kadettenvoranstalten, später Kadettenhäuser genannt) zu je zwei Kompanien in Plön (seit 1868), Köslin (1890), Potsdam (seit 1801), Bensberg (seit 1840), Naumburg (Saale) (seit 1900), Wahlstatt (seit 1838), Oranienstein, (seit 1867) Karlsruhe (seit 1892) und die Preußische Hauptkadettenanstalt (HKA) in Groß-Lichterfelde (seit 1878) zu zehn Kompanien.

Die Kadettenhäuser umfassten 1902 die Klassen von Sexta bis Untertertia (5. bis 8. Klasse) und hatten etwa 150 bis 240 Kadetten, die Hauptkadettenanstalt hatte die Klassenstufen von Untersekunda bis Oberprima sowie der »Selekta« (Oberstufe). Der Bildungsgang entsprach in etwa dem des Realgymnasiums, mit Lateinisch ab Sexta, Französisch ab Quarta und Englisch ab Obertertia.

In Karlsruhe befand sich das einzige Vorkorps auf außerpreußischem Gebiet. Es wurde gegründet durch ein Abkommen Preußens mit den süddeutschen Staaten (außer Bayern). Bayern und Sachsen hatten, wie außerhalb des Reiches weiter Österreich, eigene Kadettenanstalten. Ähnlichen, aber halb privaten Charakters war die »Ritterakademie« in Liegnitz (Schlesien) sowie in Brandenburg a. d. Havel.

Der älteste Jahrgang jedes Kadettenhauses trat mit Beginn des neuen Schuljahres (am 1. April) zur Hauptkadettenanstalt über.


Kadettenkorps

Das Kadettenkorps war seit dem Reformwerk des Generals Ernst von Rüchel (1754–1823) dem Inspekteur des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens unterstellt. Aktive Offiziere taten in ihm als »Erzieher« Dienst. Die militärische Ausbildung war auf den Infanteriedienst beschränkt. Der Kadett konnte nach abgeschlossenem Besuch der Obersekunda zum Fähnrichsexamen zugelassen werden und trat nach bestandenem Examen sofort in die Armee ein. Auch der Primaner musste noch ein Jahr lang nach dem Abitur als Fähnrich Dienst tun, wurde aber bei seiner Ernennung zum Offizier zwei Jahre vorpatentiert. Vor Ernennung zum Leutnant musste der Fähnrich die Kriegsschule erfolgreich absolvieren. Besonders befähigte Kadetten konnten anstelle des Fähnrichsjahres zur Selekta zugelassen werden; diese ersetzte die Kriegsschule und galt als Vorbereitungszeit zu Kriegsakademie und Generalstab. Die Selekta schloss mit der Offizierprüfung ab; der Selektaner trat als Leutnant zur Truppe über.

Schon vor den durch Gerhard von Scharnhorst, August Neidhardt von Gneisenau und Hermann von Boyen ins Werk gesetzten preußischen Militärreformen hatte Generalinspekteur von Rüchel wichtige Reorganisationsmaßnahmen angeregt, die jedoch erst nach den Befreiungskriegen durch den Kadettenkommandeur Johann Georg Emil von Brause umgesetzt wurden. Brause formte die von der Schließung bedrohte Drill-, Verwahr- und Versorgungsanstalt zu einem dem Gedanken des Humanismus verpflichteten Bildungs- und Erziehungsinstitut. Diese Reorganisation befestigte den Charakter der militärischen Bildungsanstalten als Hochburg adeligen Standesgeistes.


Adresse: Moltkestraße 50/52



Text: Wikipedia

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