Kaiserin Elisabeth

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Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (* 24. Dezember 1837 in München, Königreich Bayern; † 10. September 1898 in Genf, Schweiz) war eine Prinzessin aus der herzoglichen Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Gelnhausen des Hauses Wittelsbach, durch ihre Heirat mit ihrem Cousin Franz Joseph I. ab 1854 Kaiserin von Österreich und ab 1867 Apostolische Königin von Ungarn. Die Geschwister nannten sie „Sisi“; seit den Ernst-Marischka-Filmen ist sie auch als „Sissi“ bekannt.

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Leben

Kindheit und Jugend

Elisabeth entstammt der Linie der Herzöge in Bayern. Sie war die zweite Tochter des Herzogs Max Joseph in Bayern (1808–1888) und der Prinzessin Ludovika Wilhelmine (1808–1892). Ihre Großeltern mütterlicherseits waren der bayerische König Maximilian und dessen zweite Gemahlin, Prinzessin Karoline.

Elisabeth kam an Heiligabend des Jahres 1837 um Viertel vor elf Uhr in München im Herzog-Max-Palais in der Ludwigstraße zur Welt. Dass sie bei der Geburt bereits einen sichtbaren Milchzahn hatte, galt als glückliches Omen. Zwei Tage später, am 26. Dezember 1837, wurde sie in der Kapelle des Herzog-Max-Palais getauft. Taufpatinnen waren ihre Tanten, Kronprinzessin Elisabeth Ludovika von Preußen und Kronprinzessin Amalie von Sachsen, beide Schwestern ihrer Mutter, sowie ihre Cousine Eugénie von Hohenzollern-Hechingen, die das Mädchen über das Taufbecken hielt. Elisabeth war nur wenige Tage alt, als ihr Vater zu einer mehrmonatigen Reise in den Orient aufbrach.[1]

Elisabeth wuchs im Kreise ihrer wachsenden Geschwisterschar in München und am Starnberger See auf, wo die Familie mit Schloss Possenhofen seit 1834 über einen Landsitz verfügte. Durch die Darstellung in den Sissi-Filmen hat sich das Narrativ festgesetzt, dass der Vater, Herzog Max, ein innigeres Verhältnis zu seinen Kindern gehabt hätte als die Mutter. Der Historiker Christian Sepp arbeitet in der Biografie über die Herzogin Ludovika allerdings heraus, dass der Vater nur selten Zeit mit seiner Familie verbrachte und an seinen Kindern wenig Interesse zeigte. Es fiel schon Zeitgenossen auf, dass „die Herzogin […] beinahe immer allein für Kinder und Haus sorgt“.[2] Elisabeth soll als Kind und Jugendliche dem Lernstoff eher wenig Interesse gewidmet haben. Sie soll eher unruhig gewesen sein und konnte nur kurze Zeit still sitzen. Zu ihren Hobbys gehörten Reiten, Zeichnen und das Schreiben von Versen.

Elisabeth wurde zusammen mit ihrer dreieinhalb Jahre älteren Schwester Helene erzogen. Als Gouvernante für die beiden Mädchen hatte Herzogin Ludovika eine Engländerin namens Mary Newbold bestellt, die sich vier Jahre um die Mädchen kümmerte. Wie prägend diese Zeit war, zeigt sich daran, dass die Schwestern bis zum Ende ihres Lebens Englisch als Geheimsprache benutzten. Als Mary Newbold wegen Heirat 1846 aus dem Dienst ausschied, beschloss Herzogin Ludovika, ihre ältesten Töchter getrennt, von zwei Gouvernanten, erziehen zu lassen, da sie beobachtet hatte, dass die ältere Helene die sanfte und freundliche Elisabeth dominierte. Damit übernahm Luise von Wulffen die Erziehung, zu der Elisabeth eine enge Bindung entwickelte.[3]

Zu ihren Geschwistern hatte Elisabeth ein gutes Verhältnis, das sich allerdings im Laufe des Lebens abkühlte. Mit ihrer jüngeren Schwester Marie überwarf sie sich, als ihr zu Ohren kam, dass diese das Gerücht einer heimlichen Liebschaft Sisis verbreitete. Auch mit ihrer jüngsten Schwester Sophie hatte sie anfangs ein sehr inniges Verhältnis, das allerdings einen tiefen Riss bekam, als Sophie sich scheiden lassen wollte, um einen bürgerlichen Arzt zu heiraten. Als die Familie Sophie daraufhin wegen angeblicher Geisteskrankheit in ein Sanatorium einwies, kommentierte Elisabeth dies mit zwei Gedichten voller „Boshaftigkeit und Schadenfreude“.[4] Eine besondere Beziehung hatte sie zu ihrem Bruder Karl Theodor, den die Familie Gackel nannte.

Verlobung in Ischl und Heirat in Wien

1853 war Kaiser Franz Joseph von Österreich 23 Jahre alt und unverheiratet. Seine Mutter, Erzherzogin Sophie, suchte für ihren Sohn nach einer geeigneten Braut. Sie hatte ihn zunächst mit Prinzessin Maria Anna, der Nichte des preußischen Königs, dann mit seiner Cousine, Prinzessin Sidonie von Sachsen, verheiraten wollen, war aber im ersten Fall am Widerstand Berlins, im zweiten Fall an der ablehnenden Haltung Franz Josephs gescheitert.

In der historischen Literatur wurde wiederholt die Behauptung aufgestellt, Erzherzogin Sophie habe daraufhin mit ihrer jüngeren Schwester Ludovika den Plan geschmiedet, Herzogin Helene in Bayern, Ludovikas älteste Tochter, mit dem Kaiser zu verheiraten. Quellenuntersuchungen haben allerdings ergeben, dass zeitgenössische Belege fehlen, um diese Behauptung zu belegen. Gabriele Praschl-Bichler[5], die private Briefe der Habsburger zu dieser Zeit ausgewertet hat, kommt zu dieser Schlussfolgerung, ebenso der Historiker Christian Sepp, der die vorhandene Korrespondenz von Herzogin Ludovika ausgewertet hat[6].

Im August 1853 feierte Kaiser Franz Joseph seinen Geburtstag in Ischl im Salzkammergut. Zu diesem Ereignis waren viele Verwandte eingeladen, darunter auch Herzogin Ludovika in Bayern mit ihren beiden ältesten Töchtern Helene und Elisabeth, die am Abend des 16. August in Ischl eintrafen. Der österreichische Kaiser verliebte sich noch an diesem Abend in seine 15-jährige Cousine Elisabeth und ließ bereits zwei Tage später, an seinem Geburtstag, über seine Mutter bei Herzogin Ludovika anfragen, ob diese ihn heiraten wolle. Am Tag darauf erhielt der Kaiser Elisabeths Zustimmung und die Verlobung wurde öffentlich bekannt gegeben. Ludovika brachte noch am Tage der Verlobung ihre Sorge über das jugendliche Alter ihrer Tochter in einem Brief an eine Verwandte zum Ausdruck: "Sie ist so jung, so unerfahren, ich hoffe aber man hat Nachsicht mit dieser großen Jugend!"[7].

Herzog Maximilian in Bayern, der Vater der Braut, gab seiner Tochter eine Mitgift von 50.000 Gulden, dazu Kleider und Schmuck. Am 20. April 1854 verließ Elisabeth München und reiste nach Straubing an der Donau, wo die Braut und ihre Mutter den bayerischen Raddampfer „Stadt Regensburg“ für die Reise nach Linz in Oberösterreich bestiegen. Nach einer Übernachtung setzte man die Reise auf der Donau nach Wien an Bord des neuen österreichischen Expressdampfers „Franz Joseph“ fort. Am 24. April wurde das Paar in der Wiener Augustinerkirche vor 70 Bischöfen und Prälaten durch Erzbischof Joseph Othmar von Rauscher getraut.

Kinder und Erziehung

Ein knappes Jahr nach der Hochzeit, Elisabeth war nun 17 Jahre alt, brachte die junge Kaiserin ein Mädchen zur Welt, das nach Franz Josephs Mutter Sophie Friederike getauft wurde. Im folgenden Jahr wurde Tochter Gisela geboren. Auf einer Reise durch Ungarn erkrankten beide Töchter an Durchfall und Fieber, an dem die zweijährige Sophie starb.

1858 kam Kronprinz Rudolf Franz Karl Joseph zur Welt. Von der Geburt erholte sich Elisabeth nur schwer. Auch zeigte sie nach dem Tod der erstgeborenen Tochter nur noch wenig Interesse an Gisela und Rudolf. Ihre Schwiegermutter veranlasste, dass der Kronprinz schon von Kindesbeinen an eine militärische Ausbildung erhielt. Der sensible Rudolf litt sehr darunter. Elisabeth setzte sich dafür ein, diese Art der Ausbildung zu beenden, konnte sich jedoch zunächst nicht durchsetzen.

Ihr viertes und letztes Kind, ein Mädchen, wurde 1868 in Buda in Ungarn geboren. Das „ungarische Kind“ bekam den Namen Marie Valerie Mathilde Amalie. Elisabeth kümmerte sich, im Gegensatz zu ihren älteren beiden Kindern, intensiver um die kleine Erzherzogin. In der Wiener Hofburg wurde Marie Valerie daher auch „die Einzige“ genannt. Gerüchteweise hieß es, dass nicht Franz Joseph, sondern der ungarische Graf Gyula Andrássy der Vater des Kindes sei. An der Vaterschaft Franz Josephs bestehen jedoch keine Zweifel, weil Marie Valerie äußerlich und charakterlich dem Kaiser sehr ähnlich war. Zeitlebens verband Elisabeth mit ihrer jüngsten Tochter eine innige Beziehung. Marie Valerie begleitete ihre Mutter auf vielen Reisen und war auch frei in ihrer Wahl des Bräutigams. Es wird vermutet, dass Elisabeth dadurch nachzuholen versuchte, was sie bei den anderen Kindern offensichtlich versäumt hatte.

1889 nahm sich Rudolf gemeinsam mit seiner jungen Geliebten Mary Vetsera auf Schloss Mayerling das Leben. Dieser Schicksalsschlag traf Elisabeth schwer, von diesem Zeitpunkt an trug sie nur noch Schwarz.

Reisen der Kaiserin

1860 litt Elisabeth unter starkem Husten. Den offiziellen Vorwand für die erneute Reise der Kaiserin, die Diagnose einer Lungenkrankheit und die Empfehlung einer Kur auf Madeira, nutzte sie zum Ausbruch aus dem Hofleben und zur ersten ihrer Auslandsreisen, die sie alleine unternahm. Kaum in Wien zurück erlitt sie einen schweren Rückfall. Die Ärzte vermuteten „Lungenschwindsucht“ (Tuberkulose). Dieses Mal fuhr die Kaiserin nach Korfu im Ionischen Meer. Die Insel gefiel ihr sehr.

Als Elisabeth nach fast zweijähriger Abwesenheit an den Wiener Hof zurückkehrte, war sie von einer als schüchtern und blass geltenden jungen Frau zu einer selbstbewussteren Monarchin geworden, die auch Forderungen stellte. In dieser Zeit entstanden die Porträts von Franz Xaver Winterhalter. Das bekannteste ist das Gemälde aus dem Jahr 1865, das Elisabeth in Hofgala mit Diamantsternen im Haar zeigt (siehe Bild oben im Artikel). Sie fühlte sich nie wohl bei Hofe in Wien und nutzte jede Gelegenheit, um der Etikette auszuweichen. Die Zeitgenossin Fürstin Nora Fugger beschrieb die Kaiserin in ihrer Biographie: Die „Repräsentationspflichten lasteten schwer auf der Kaiserin, die Diamantkrone drückte ihr Haupt. Jede prunkvolle Veranstaltung, jedes Hoffest war ihr ein Gräuel. Es war auch immer etwas Gezwungenes in ihrem Wesen, wenn sie an den Hoffestlichkeiten teilnahm. […] Die Kaiserin entzog sich immer mehr der Gesellschaft, auch den Blicken des Volkes.“[8]

Mit den Jahren war Elisabeth zunehmend abwesend. Sie unternahm nun zahlreiche weitere Reisen. Neben Europa bereiste sie Kleinasien und Nordafrika, ab 1867 besonders häufig Ungarn, ihre Lieblingsinsel Korfu und Großbritannien. Sie reiste 1885 auch in das Osmanische Reich, um dort die von Schliemann entdeckten Reste des antiken Troja zu sehen. Zum Beginn der 1880er Jahre begann sie sich verstärkt mit Griechenland zu beschäftigen. Durch die Lektüre von Alexander von Warsberg „Odysseeische Landschaften“ (Zweites Buch, 1. Kapitel) wurde Kaiserin Elisabeth vermutlich angeregt, das Achilleion auf Korfu erbauen zu lassen.[9] Zwischen 1889 und 1891 wurde dann auf Korfu ihr griechisches Schloss im pompejanischen Stil erbaut, das Achilleion. Außerdem absolvierte sie zahlreiche Kuraufenthalte an bekannten Kurorten (siehe unten).

Franz Joseph hatte sich längst an die Abwesenheit seiner Frau gewöhnt. Um seine Einsamkeit zu lindern und die an sie gerichteten Erwartungen abzuschwächen, arrangierte die Kaiserin 1885 die Bekanntschaft ihres Mannes mit der Schauspielerin Katharina Schratt. Schratt wurde fortan Ansprechpartnerin und Vertrauensperson des Kaisers. Diese Freundschaft wurde von der Kaiserin vor jedem Skandal bewahrt und ausdrücklich gefördert. Auch nach Elisabeths Tod blieb die Freundschaft des Kaisers zu Katharina Schratt aufrecht, jedoch war sie nie wieder so intensiv wie zu Elisabeths Lebzeiten.

Kaiser Franz Joseph genoss jeden seltenen Besuch Elisabeths bei Hof und blieb ihr zeitlebens freundschaftlich verbunden. Während sie durch Europa reiste, entstand zwischen dem Kaiserpaar ein umfangreicher Briefwechsel, der teilweise erhalten ist. Seitens des Kaisers wird vor allem seine Sorge um Gesundheit und Sicherheit Elisabeths deutlich. Er, der Schifffahrten nicht mochte, besuchte sie nie in ihrem Palast, dem Achilleion, sondern reiste meist in Zivil nach Cap Martin, einen der liebsten Aufenthaltsorte Elisabeths an der französischen Riviera. Gräfin Irma Sztáray berichtet vom harmonischen Beisammensein der Majestäten, von zahlreichen Ausflügen, Frühstücksessen in Hotels sowie einem Besuch Kaiser Franz Josephs im Casino von Monte-Carlo.

In Abwesenheit des Kaisers setzte Kaiserin Elisabeth ihr gewohntes Leben fort: lange Wanderungen in den abgelegensten Gegenden und tagelange Schifffahrten auf ihrer Jacht quer durch das Mittelmeer. Dabei leisteten ihr vor allem ihre Hofdamen und ihr griechischer Vorleser Gesellschaft, die sie mit Werken antiker Schriftsteller sowie französisch- und englischsprachiger Literatur unterhielten. Elisabeth nahm das Studium des Alt- und Neugriechischen sehr ernst und sprach Zeitgenossen zufolge besser Griechisch als alle deutschen Königinnen von Griechenland. Sie übersetzte unter anderem Theaterstücke wie jene von Shakespeare ins Neugriechische. Griechenland wurde laut Aussagen ihres Vorlesers Constantin Christomanos zur „Heimat ihrer Seele“. 1888 ließ sie sich einen Anker auf ihre Schulter tätowieren.[10]

Krönung zur Königin von Ungarn

Zu den wenigen politischen Aktivitäten der Kaiserin gehörte ihr Bestreben nach einem Ausgleich mit Ungarn, den sie Anfang 1867 gegen den Willen ihrer Schwiegermutter und großer Teile des Hofes energisch durchzusetzen wusste. Ungarn erhielt seine Verfassung von 1848 zurück. Am 8. Juni 1867 wurden Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth in der Matthiaskirche zu Ofen (ab 1873 Budapest) als König und Königin von Ungarn gekrönt. Die Krönung vollzog der Erzbischof von Gran und Fürstprimas von Ungarn, János Simor.

Das dem Königspaar anlässlich der Krönung vom „ungarischen Volk“ geschenkte Schloss Gödöllő wurde in den folgenden Jahren ein beliebter Zufluchtsort der Kaiserin. Elisabeth lernte Ungarisch und wählte bevorzugt ungarische Hofdamen aus – so unter anderem Marie Festetics –, die am Wiener Hof wegen ihrer Herkunft abgelehnt wurden und isoliert blieben. 1864 wurde die Ungarin Ida von Ferenczy ihre Vorleserin, zu der sie eine freundschaftliche Beziehung aufbaute und die zu den engsten Vertrauten der Kaiserin wurde. Im Jahre 1868 wurde Franz von Nopcsa, ebenfalls ein Ungar, zum Oberhofmeister ernannt, welcher 36 Jahre lang diesen Dienst bei Elisabeth versah.

Gyula Andrássy

Der ungarische Graf Gyula Andrássy war wegen seiner Beteiligung an der ungarischen Revolution 1848 ins Exil verbannt worden. Nach einer Amnestie lernte er die Kaiserin 1866 bei einer Audienz kennen. In der Folge nahm Andrássy in Sisis Leben eine bedeutende Rolle ein und wurde zu ihrem engsten Freund und persönlichen Berater. Beiden wurde – bis heute unbewiesen – eine Affäre unterstellt, und auch, dass Sisis jüngste Tochter Marie Valerie Andrássys Tochter sei.

Reise nach Genf

Elisabeth weilte ab 16. Juli 1898 in Bad Nauheim, um ein Herzleiden durch eine Badekur zu kurieren. Die Kaiserin war angeblich schon lange magersüchtig und körperlich sehr schwach. Jedoch verließ sie am 29. August fluchtartig ohne Gepäck und ohne Gefolge die Stadt. Nach einem kurzen Besuch in Homburg vor der Höhe reiste sie inkognito weiter an den Genfersee.

Am 9. September 1898 erreichte sie Genf, wo sie einer Einladung der Familie Rothschild nachkam. In Begleitung ihrer Hofdame Irma Sztáray besuchte die Kaiserin die Baronin Julie Rothschild in ihrer Villa in Bellevue am Genfersee. Das Treffen verlief angenehm, die Damen unterhielten sich angeregt auf Französisch, und auch beim Dinner hatte Elisabeth einen angesichts ihrer Essstörung erstaunlich guten Appetit. Als sie schließlich die weltberühmte Orchideenzucht der Baronin besichtigten, soll Elisabeth laut Irma Sztáray gesagt haben: « Je voudrais que mon âme s’envolât vers le ciel par une toute petite ouverture de mon cœur » (deutsch: „Ich wünschte, meine Seele könnte durch eine ganz kleine Öffnung in meinem Herzen in den Himmel entgleiten“) – eine poetisch gemeinte Äußerung, die von Gräfin Sztáray im Nachhinein als Vorahnung umgedeutet wurde.[11]

Tod

Attentat

Am 10. September 1898 verließ die Kaiserin gegen 13:30 Uhr das Hotel Beau-Rivage, um zu dem Raddampfer Genève zu gelangen, mit dem sie nach Caux weiterreisen wollte. Als sie in Begleitung ihrer Hofdame Irma Sztáray die Seepromenade Quai Mont Blanc entlangschritt, stürzte sich der italienische Anarchist Luigi Lucheni auf sie und stieß ihr eine spitze Feile ins Herz.[12] Der Einstich der stilettförmigen Klinge war so klein, dass die Kaiserin ihn nicht bemerkte und dachte, der Angreifer habe ihr nur einen Faustschlag versetzt. Sie erhob sich wieder, bedankte sich bei allen Passanten, die zu Hilfe geeilt waren, und unterhielt sich mit Irma Sztáray über den Vorfall. Zehn Minuten ging Elisabeth noch weiter. Kurz nach dem Ablegen des Dampfers brach sie endgültig zusammen. Ihre letzten Worte waren angeblich: „Aber was ist denn mit mir geschehen?“ Das Schiff kehrte zur Anlegestelle zurück und die Kaiserin wurde auf einer provisorisch hergestellten Trage in ihr Hotel verbracht. Alle Wiederbelebungsversuche waren vergebens. Ein Priester spendete die Sterbesakramente in ihrem Hotel. Auf der Sterbeurkunde wurde vermerkt, dass Elisabeth um 14:40 Uhr verstorben war. Sie wurde 60 Jahre alt.

Lucheni wollte nach eigener Aussage im Verhör ursprünglich den Prinzen Henri Philippe d’Orléans ermorden. Da dieser aber kurzfristig seine Reisepläne geändert hatte und nicht in Genf eintraf, wählte Lucheni Elisabeth als sein Opfer, nachdem er von ihrer Anwesenheit in Genf erfahren hatte. Lucheni wurde wegen des Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Am 19. Oktober 1910 fand man ihn erhängt mit einem Gürtel in einer Dunkelzelle.[13][14]

Obduktion Die Leichenschau der Kaiserin wurde für den 11. September 1898 angesetzt. Die Vertreter der Monarchie in Genf hatten ihre Zustimmung von vornherein von der Einwilligung des Hofes abhängig gemacht, die mittags telegraphisch nur für eine Teilautopsie eintraf, obwohl der Hof eine solche gerne ganz vermieden hätte. Durchgeführt wurde die Obduktion von Hippolyte Jean Goss, Professor für Gerichtsmedizin an der Universität Genf, Auguste Réverdin, Professor an der Medizinischen Fakultät Genf, sowie Louis Mègerand, Privatdozent an der Medizinischen Fakultät Genf. Sie waren von M. Lèchet, Ermittlungsrichter der Republik und des Kantons Genf, beauftragt worden. Anwesend waren die Gräfin Sztáray, Hofdame Ihrer Majestät, Graf von Kuefstein, Ständiger Vertreter Österreichs in Bern, General Berzericzy, Kammerherr Ihrer Majestät, Navazza, Generalstaatsanwalt der Republik und des Kantons Genf, Mayor, Professor an der Medizinischen Fakultät in Genf, und der Arzt Étienne Golay. Die beiden Letztgenannten hatten am Tag zuvor den Tod festgestellt.[15][16]

Dem Obduktionsbericht ist zu entnehmen, dass das Mordwerkzeug bis zu einer Tiefe von 8,5 Zentimeter in die Brust eingedrungen war. Am oberen Teil der linken Brust bestand eine kleine, dreieckige Wunde, welche kaum drei bis vier Tropfen Blut fließen ließ. Das Tatwerkzeug hatte die vierte Rippe gebrochen und ist durch den vierten Rippenzwischenraum in die Brust eingedrungen. Es hat den unteren Rand des oberen Lungenflügels (der das Herz bedeckt) durchbohrt und traf die vordere Fläche der linken Herzkammer einen Zentimeter von dem absteigenden Zweig der Arteria coronaria (Koronargefäß) entfernt. Die linke Herzkammer wurde vollständig durchbohrt, die hintere Scheidewand dieser linken Herzkammer zeigte eine dreieckige Öffnung von ungefähr vier Millimeter Durchmesser. Im Herzbeutel befand sich ein großer Erguss geronnenen Blutes. Wegen der nur erlaubten Teilautopsie wurde das Herz selbst nicht eröffnet. Als Todesursache wurde unzweifelhaft eine Herzbeuteltamponade festgestellt.

Die allgemeinen Ausführungen beschreiben den Leichnam, wonach das Gesicht ruhig und ohne Muskelanspannung gewesen sei. „Die Haut war noch lauwarm, die Leichenstarre noch nicht eingetreten. Blassgelber Teint. Die Haare sind kastanienbraun. Graublaue Augen. Gutes Gebiss. Das Unterhautfettgewebe ist wenig entwickelt mit einer Dicke von 1,72 Zentimeter. Auf dem Unterleib sind alte, perlmuttfarbene Schwangerschaftsstreifen. Im Wundherd, an der tiefsten Stelle der Wunde, erkennt man Indizien der beginnenden Totenstarre.“ Die Gerichtsmediziner stellten keinerlei Ausfluss aus Nase oder Mund fest, jedoch Hungerödeme und – zum späteren Entsetzen des Hofes – eine Tätowierung, einen Anker an ihrer Schulter, der ihre Zuneigung zum Meer ausdrücken sollte.[15][17][18]

Beisetzung

Ihrem Wunsch, „am Meer, am liebsten in Korfu“ ihre letzte Ruhestätte zu finden, wurde nicht entsprochen. Als der Leichnam in einem eisgefüllten Sarg in ihrem Salonwagen nach Wien überführt wurde, waren alle Beamten des Kaiserreichs entlang der Strecke verpflichtet, der Toten im Zug die Reverenz zu erweisen.[19] Am 17. September fand die Beisetzung in der Wiener Kapuzinergruft statt. Elisabeths einbalsamierter Leichnam ruht vollständig in der Kapuzinergruft. Dies ist eine Ausnahme, denn bei den meisten Habsburger Herrschern wurde der Leichnam zerteilt: Der Körper wurde in der Kapuzinergruft bestattet, das Herz in der Augustinerkirche und die Eingeweide im Stephansdom.[14] Elisabeths Sarkophag steht heute neben denen von Franz Joseph I. und Kronprinz Rudolf.


Text: Wikipedia

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