Kehl

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Kehl ist eine Stadt im Westen Baden-Württembergs am Rhein.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kehl.

Geschichte

Gründung bis 1800

Die älteste erhaltene Erwähnung von Kehl stammt von 1038. 1333 wurde mit dem Bau einer ersten Rheinbrücke, der Langen Bruck, zwischen Kehl und Straßburg begonnen und ab 1388 bestand eine permanente Straßenverbindung zwischen beiden Orten. Von jeher war Kehl ein Bestandteil der Verteidigung Straßburgs. Im 15. Jahrhundert gab es drei Siedlungen, das eigentliche Kehl (Brückenkopf), das Dorf Sundheim und das sogenannte „Mitteldörfel“. Hier lebten Nachkommen von Einwohnern der wegen Überschwemmungen aufgegebenen Orte Iringheim (südwestlich der heutigen Kernstadt) und Hundsfeld (südlich der heutigen Kernstadt). Die Siedlungen waren ein Kondominat der Herren von Geroldseck, von Böcklin, von Nassau, Grohstein und Bock. 1497 gelangte die Hälfte des Besitzes an die Markgrafen von Baden.

Nachdem Kehl 1678 unter Ludwig XIV. von Frankreich eingenommen war, begann 1683 der Bau der neuen Festung Kehl durch den Militär-Architekten Sébastien Le Prestre de Vauban. Diese Festung wurde 1698 wieder badisch und gehörte ab 1771 zur Markgrafschaft Baden-Durlach. Im Osten der Festung Kehl hatten die Bewohner des alten Dorfes Kehl ein neues Dorf Kehl gegründet, das bis 1910 als Gemeinde eigenständig war. 1774 wurden der innerhalb der Festung gelegenen Gemeinde Kehl durch Markgraf Karl Friedrich von Baden die Stadtrechte verliehen.

1800 bis 1953

Nach mehreren Wechseln zwischen Frankreich, Baden und Österreich wurden die Festungsanlagen 1815 bei der Rückgabe an Baden (Pariser Friede) zurückgebaut. Stadt und Dorf Kehl (mit Sundheim) gehörten danach zum Amtsbezirk Kehl, dessen Sitz damals in Kork war. Zwischen 1842 und 1847 wurde die erste Hafenanlage durch die Badische Staatseisenbahnverwaltung angelegt. Durch den Bau der Eisenbahnbrücke über den Rhein 1861 war es zum ersten Mal möglich, direkt mit der Eisenbahn von Paris nach Wien zu reisen. Der hierfür notwendige Lokwechsel wurde in Kehl durchgeführt.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wurde die Stadt erneut Ziel französischer Angriffe und zerstört.

1881 wurde der Sitz des Amtes Kehl von Kork nach Kehl verlegt. Im späten 19. Jahrhundert wurde zur Verteidigung Straßburgs gegen Frankreich ein Festungsgürtel bestehend aus 14 Forts angelegt. Drei der Forts befanden sich rechts des Rheins: Das Fort „Blumenthal“ bei Kehl-Auenheim wurde im Ersten Weltkrieg zerstört. Die beiden anderen „Kehler Forts“, Fort „Bose“ und Fort „Kirchbach“, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Zwischen 1919 und 1930 war Kehl von Frankreich besetzt.

1924 ging der Amtsbezirk Kehl im Landkreis Kehl auf, zu dem 1936 nach Aufhebung des Landkreises Oberkirch noch einige Gemeinden hinzu kamen. Kehl lag in der sogenannten „Roten Zone“ am Westwall, die bei Kriegsausbruch geräumt wurde: In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1939 wurde die Bevölkerung mit Sonderzügen in den Schwarzwald evakuiert und durfte erst nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen zurückkehren. Kehl wurde dann ein Vorort von Straßburg. Dieser Status blieb auch nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus erhalten. Die Freigabe Kehls erfolgte gemäß dem Washingtoner Abkommen über die Räumung der Stadt Kehl durch Frankreich vom 8. April 1949 in 42 Teilfreigaben vom 29. Juli 1949 bis zum 8. April 1953. In jener Zeit (1945 bis 1953) war Sundheim eine eigenständige Gemeinde, die dann wieder mit der Stadt Kehl vereinigt wurde. Die Stadt und der gesamte Landkreis Kehl gehörten danach zum Regierungsbezirk Südbaden innerhalb Baden-Württembergs.

1960 bis 2000

1960 wurde die Europabrücke über den Rhein nach Straßburg eröffnet. Die Einwohnerzahl der Stadt Kehl überschritt 1971 im Rahmen der Gebietsreform die Schwelle von 20.000 Personen. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, dem die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung zum 1. Januar 1972 zustimmte. Bei der Kreisreform am 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Kehl jedoch aufgelöst, sein Gebiet ging überwiegend auf den neu gebildeten Ortenaukreis über (der seit 2014 das alte Kehler Kraftfahrzeugkennzeichen KEL wieder verwendet).

Zwischen dem Herbst 1990 und 1994 wurde in mehreren Bauabschnitten eine Fußgängerzone errichtet. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich vom Rathaus bis zum damaligen „Kaufhaus Schneider“. Die weitere Ausdehnung erfolgte in späteren Bauabschnitten bis zum Weinbrennerhaus. 1994 wurde der Marktplatz für den Autoverkehr geschlossen und bildet seitdem das Herzstück der Fußgängerzone. Parallel wurde in der nördlichen Innenstadt auf dem Gelände des alten Gymnasiums (In Betrieb bis 1970, Abriss 1989) der Gebäudekomplex „Centrum am Markt“ errichtet, das die neu geschaffene Fußgängerzone mit Platz für Einzelhandel, Wohn- und Büroflächen, so wie einer Tiefgarage abrunden sollte. Heute erstreckt sich die Fußgängerzone über Teile der nördlichen Hauptstraße und Teilen der Markt- und Blumenstraße. Ein Abschnitt der Kasernenstraße wurden im Zuge des ab 2007 erbauten „City Center Kehl“ ähnlich verkehrsberuhigt umgestaltet und stellt in seiner Funktion eine Erweiterung dar.

Entlang der durch Kehl führenden Bundesstraße 28, die lediglich als Durchfahrtsstraße nach Frankreich bekannt war, erwarben in den 1990er Jahren vor allem das Bankwesen, der Einzelhandel, Tankstellen und die Fastfood-Branche Brachland von ehemaligen Industrie- und Speditionsunternehmen.

2000 bis heute

In den 2000er Jahren nahm die Entwicklung Kehls für eine Stadt ihrer Größe ungewöhnliche Ausmaße an. Eine städtebauliche Verflechtung zwischen Straßburg und Kehl war bis in die 1990er Jahre durch die Nachkriegs- und Grenzzeit gar nicht oder kaum vorhanden. Speziell entlang der B 28 wurden Großprojekte unterschiedlichster Art verwirklicht. Die Bundesstraße sollte nicht mehr als Grenze zum anliegenden Industriehafen dienen, sondern als Boulevard verstanden werden. 2004 war dieser städtebauliche Schub in Kehl besonders deutlich feststellbar. Ein privater Investor erwarb die Immobilien des Kehler Bahnhofs von der Deutschen Bahn und sanierte die Anwesen zur Nutzung für Ämter, Gewerbe und Hotels. Parallel dazu wurden durch die Stadt Kehl große Umbaumaßnahmen des Bahnhofsvorplatzes (mit der Schaffung des sogenannten Ortenauplatzes) und einen weiten Teil der B 28 bis zur Europabrücke durchgeführt. Gegenüber dem Bahnhof wurde im selben Jahr außerdem ein mehrstöckiges Gebäude erworben und zu einem Drei-Sterne-Hotel umgebaut. Ende 2007 war Spatenstich für ein 10.000 m² großes Einkaufszentrum (City Center Kehl) am Nordrand der Innenstadt, welches ebenfalls entlang der B 28 entstand und im April 2009 eröffnet wurde. Gegenüber diesem Einkaufszentrum entstand ab 2010 auf einer der letzten brachliegenden Flächen entlang der B 28 ein weiteres Autohaus.

Seit dem 7. Oktober 2005 gehört Kehl zum Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau.

Ein weiteres Projekt war die Rheinüberquerung der Straßenbahn Straßburg (Tram). 2008 gaben die Städte Straßburg und Kehl eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Ende 2009 wurde ein Vertrag für eine Entwurfsplanung unterschrieben. Die damit geplante Verlängerung der Tramlinie D sollte den Straßenverkehr (35.000 Fahrzeuge/Tag) und den Linienbusverkehr (220.000 Fahrgäste/Jahr) zwischen den Städten verringern. Dazu wurde zwischen 2014 und 2016 mit der Beatus-Rhenanus-Brücke eine vierte Rheinbrücke bei Kehl gebaut. Die Eröffnung der Tramlinie bis zum Kehler Bahnhof fand am 29. April 2017 statt.

Ebenso begann man in Straßburg mit der Aufwertung des Stadtgebietes Port du Rhin in Richtung Kehl. 2012 starteten beide Städte einen europaweiten städtebaulichen Wettbewerb, der die Entwicklung der brachliegenden Zoll-Areale beider Städte fördern sollte. Die Areale liegen sich am Rhein gegenüber und sollen einheitlich grenzüberschreitend entwickelt werden.[5] Im Zuge dessen sind seitens der Stadt Kehl mittel- und langfristig auch die Entwicklungen der Areale „Kasernenplatz“ und „Yachthafen“ geplant.

Seit 2015 entsteht in der Südstadt Kehls zwischen den Wohnsiedlungen Wolfsgrube und Kronenhof auf einer 6,4 Hektar großen Freifläche die Wohnsiedlung „Schneeflären“. Diese soll Wohnraum für ca. 800 Menschen bieten, vorrangig (ca. 60 %) in Form von Geschosswohnungsbau. Das Wahrzeichen Kehls, der Wasserturm, wird dabei durch einen Quartiersplatz einbezogen.

Ab Dezember 2018 wurde die Kehler Europabrücke zum Schauplatz zahlreicher Demonstrationen von Deutschen und Französischen Gelbwesten, welche hier international demonstrierten. Aus Deutschland reisten viele Gelbwesten aus dem gesamten süddeutschen Raum an. Die Organisatoren der Proteste, die „Gelbe Westen aktiv Baden-Württemberg“ aus Pforzheim, setzten sich für soziale Gerechtigkeit und Freiheit ein. Diese Gruppierung veranstaltet bis in die Gegenwart zahlreiche Aktionen.

Geschichte der Stadtteile Kehls

Auch die Stadtteile Kehls haben eine lange Geschichte:

Auenheim wurde 888 als Ouuanheim und Hohnhurst 1295 erstmals erwähnt. Die Orte gehörten zum Amt Willstätt der Herrschaft Lichtenberg, später der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und kamen 1803 an Baden. Danach waren sie Gemeinden im Amtsbezirk Kork bzw. Kehl.

Bodersweier wurde 884 als Bothalaswileri, Leutesheim 1233 als Lutensheim und Zierolshofen 1295 erstmals erwähnt. Alle drei Orte gehörten später zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und waren Teil des Gerichts Rheinbischofsheim im Amt Lichtenau. 1803 kamen die Orte an Baden und wurden dem Amt Rheinbischofsheim zugeordnet. Bei dessen Auflösung 1857 kamen sie zum Amt Kork bzw. Kehl. Von der NS-Diktatur wurden die Juden des Stadtteils verfolgt und 17 von ihnen ermordet. Seit 1984 erinnert auf dem Friedhof ein Gedenkstein an diese Opfer der Shoa.[6]

Goldscheuer wurde 1425 als Goldschure erstmals erwähnt. Es war ein Ausbauort von Marlen, zu dem es stets gehörte. Marlen wurde 1282 als Marheim erstmals erwähnt. Der zugehörige Ort Kittersburg wurde 1283 als Kuterschburg erstmals erwähnt. Alle drei Orte gehörten im Laufe der Geschichte zu wechselnden Herrschaften. Teile gehörten zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und zur Grafschaft Ortenau. 1803 kamen die Orte an Baden und bildeten die Gemeinde Marlen im Oberamt Offenburg. 1936 wurde der Name der Gemeinde in Goldscheuer geändert und diese dem Bezirksamt bzw. Landkreis Kehl zugeordnet.

Kork wurde 778 als „villa“ in einem Schenkungsbrief an das Kloster Eschau erstmals erwähnt. Kork war Hauptort und Sitz des Schultheißenamtes einer Waldgenossenschaft für weitere Gemeinden des Umlandes. Es war Lehen der Herren von Fürstenberg, später gehörte es zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und war Sitz des Gerichtes im Amt Willstätt, dessen Sitz Anfang des 18. Jahrhunderts nach Kork verlegt wurde. Auch nach dem Übergang an Baden blieb Kork noch Sitz des Amtes, bis dieses 1881 nach Kehl verlegt wurde.

Neumühl wurde 1271 als apud novum molendinum, Odelshofen 1310 als Otolzhofen und Querbach 1372 erstmals erwähnt. Neumühl und Odelshofen waren Ausbausiedlungen von Kork und teilten daher die Geschicke Korks. Sie gehörten zum Gericht Kork im Amt Willstätt der Herrschaft Lichtenberg. Querbach dagegen gehörte ursprünglich zum Amt Lichtenau der Herrschaft Lichtenberg. Die Herrschaft Lichtenberg ging zur einen Hälfte 1480 und mit der anderen Hälfte 1570 an die Grafschaft Hanau-Lichtenberg über und wurde 1736 von der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt beerbt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss fielen die Dörfer an das Kurfürstentum Baden. In Baden gehörten sie weiterhin zum Amtsbezirk Kork bzw. Kehl. Neumühl war ab 1919 Teil des französischen Brückenkopfs Kehl.


Text: Wikipedia

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