Kellinghusen

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Kellinghusen ist eine Stadt im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kellinghusen.

Geschichte

Bis zum Ersten Weltkrieg

Der – mit ziemlicher Sicherheit – schon vor der Zeit Karls des Großen (768–814) entstandene Ort ist um das Jahr 1148 erstmals namentlich als Kellinghusen benannt worden („Thoto von Kerlegehuse“). Der Name hat altnordische Wurzeln und lässt sich als „Mit Häusern bebauter Platz der Leute des Karl“ übersetzen, wobei die Leute des Karl keine Franken Karls des Großen, sondern altnordische Gemeindefreie sind. Kellinghusen war zeitweilig Sitz des Goding bzw. Goting der Holsteiner und daher schon in vorchristlicher Zeit ein wichtiger Ort. Die Einwohner waren später vornehmlich Handwerker, Handel- und Gewerbetreibende. Reichliche Tonvorkommen begünstigten die Gründung von Fayence-Fabriken. In der dänischen Zeit stellte Kellinghusen das Geschirr für Dänemark her. Die Stadt wurde damit im 18. Jahrhundert bekannt. Noch heute trägt sie den Namen Keramikstadt Kellinghusen.

Das Fleckenrecht wurde 1740 verliehen; das Stadtrecht 1877.

Im 19. Jahrhundert erlangte der aus Hamburg stammende Hugenotte Camille Vidal, Gründer und Mitinhaber[3] der „Fernsichter Thonwaaren Fabriken AG“,[4][5] auf der Londoner Weltausstellung 1862 Anerkennung für seine Kachelöfen, von denen sich noch ein Exemplar im Museum Kellinghusen befindet.[6][7] 1870 stellte auch er wie die anderen Produzenten wegen der Konkurrenz durch ausländische Industrieware den Betrieb ein. Fernsicht wurde Landgut des späteren Hamburger Politikers August Jauch.[8]

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik galt auch in Kellinghusen, wie in allen Gemeinden des Reiches, die Kommunale Selbstverwaltung. 1933 änderte sich das. Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wurde eine zunehmend zentralistische Diktatur der NSDAP eingeführt, in der der Rechtsstaat und die Menschenrechte nichts mehr galten. Diese Diktatur wurde möglich durch eine reichsweite Organisation der Nationalsozialisten. Sie hatte in nahezu jedem Ort eine Parteigruppe, zu der auch SA- und SS-Mitglieder gehörten. Verbrechen geschahen überall – so auch in Kellinghusen. Nach der Machtergreifung etablierte sich ein regelrechter Unrechtsstaat.

Am 5. März 1933 wurde auf offener Straße der 23-jährige Rotsport-Handballer Otto Fabian von SA-Leuten aus Kellinghusen ermordet. Staatsanwaltliche Ermittlungen dazu wurden innerhalb weniger Tage eingestellt, da die Behörden vielfach schon mit den Nazis zusammenarbeiteten. Der noch 1932 mit großer Mehrheit gewählte SPD-Bürgermeister Strobel wurde widerrechtlich abgesetzt. An seine Stelle trat der NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Burmeister, der damit auch Chef der Polizei war. Am 15. Mai 1933 ordnete er eine Verfolgung der Kommunisten in Kellinghusen an, wobei 17 Wohnungen gestürmt wurden. Zwei Tage später wurde gegen örtliche Gewerkschafter vorgegangen, am 29. Mai gegen den örtlichen „Arbeiter-, Turn- und Sportverein“. Am schlimmsten wüteten SA-Angehörige, als sie am 7. August 1933 ehemalige Sozialdemokraten und Kommunisten systematisch verprügelten und schwer misshandelten.[9][10]

Nach 1945

Die nationalsozialistischen Verbrechen wurden lange Zeit totgeschwiegen. Erst 2007 wurde ein Stolperstein zum Andenken an Otto Fabian verlegt.

Zur Zeit des Kalten Krieges beherbergte Kellinghusen eine große Garnison der Bundeswehr; hier waren vor allem Artillerie-Einheiten der 6. Panzergrenadierdivision stationiert. Außerdem gab es das Sondermunitionslager Kellinghusen, ein Sonderwaffenlager der US-Streitkräfte. Heute erinnert der Ehrenhain der schleswig-holsteinischen Artillerie an diese Zeit.


Text: Wikipedia

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