Klosterinsel (Neumünster)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ansichtskarte

Die Geschichte der in der Neumünsteraner Innenstadt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rencks Park gelegenen Klosterinsel ist lang und abwechslungsreich. Die bekannte Historie beginnt im Jahre 1498 mit der Errichtung eines Nonnenklosters im Schutz des Schwalebogens (namensgebend). Nach der Reformation wurde das Augustinnerinnenkloster 1566 wieder aufgelöst.

Daraufhin ließ sich Herzog Adolf I. (von Schleswig-Holstein-Gottorf) den Besitz, bestehend aus Kirche, dem langen und dem kleinen Haus, der Kanzlei, dem Werkhaus, einem Gasthaus, der Küche mit Keller sowie einem Porthaus, zum herzöglichen, später fürstlichen Haus umbauen. Von 1570 bis 1647 diente es als Residenz verschiedener Mitglieder der Familie.

Zwischen 1647 und 1652 war das auf der Klosterinsel gelegene Haus der Wohnsitz des Generalwachtmeisters Hans Rantzau. Danach diente es als Sitz des Amtsmannes und der Unterbringung von Gefangenen, bevor es 1729 ganz in ein Zucht- und Tollhaus umgewandelt wurde. Die Gefangenen wurden in der Wollverarbeitung am Spinnrad eingesetzt, 1760 entstand auf der Klosterinsel die erste "Privilegierte Wollzeugfabrique". Im Jahre 1819 wurden, nach Verlegung des Zuchthauses nach Glückstadt, Teile der alten Klostergebäude abgebrochen.

1823 wurde der Besitz von der Familie Renck erworben und die Klosterinsel zum Standort der Tuchfabrik Renck & Meßtorff – 1824 hatte die erste Dampfmaschine ihren Betrieb aufgenommen. Bereits drei Jahre später vernichtete ein Großfeuer den Hauptteil der Fabrik und es musste neugebaut werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, 1896, verkauften die Rencks ihren Besitz an die Chromgerberei Brüning, die bald darauf jedoch Konkurs ging, woraufhin das Gelände von den Firmen Weinknecht (Felle und Lumpen) sowie Wehrenpfenning & Brüggen (Trikotagenfabrik) übernommen wurde.

Erst 1915 erwarb die Stadt Neumünster die Klosterinsel und ließ 1933 die verbliebenen Klostergebäude abreißen. Ab 1938 war auf der Klosterinsel das Museum für Germanische Trachtenkunde beheimatet, das kurz vor Kriegsende im April 1945 durch Bomben zerstört wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Klosterinsel in eine parkähnliche Grünanlage umgestaltet und 1960 vom damaligen Oberbürgermeister Walther Lehmkuhl eingeweiht. Dabei wurde u. a. der die Insel umgebende drei Meter breite Klostergraben zugeschüttet. Von der einstigen Bebauung ist heute nichts mehr zu erkennen. Erhalten geblieben sind nur die vier Eckbastionen (Wälle), die die Insel auch vom im Südosten anschließenden Rencks Park, mit dem sie auf den ersten Blick eng verbunden scheint, abgrenzen.

Den Zugang zur Klosterinsel aus Richtung des Großfleckens bewacht seit 1988 eine Skulptur des Hirtengottes Pan, die um 1910 von Hans Bauer geschaffen wurde und sich ursprünglich im Privatbesitz des Lederfabrikanten Emil Kösters befand. Wie auch der Rencks Park eignet sich die Klosterinsel heute gut für Freiluftveranstaltungen wie beispielsweise Konzerte.


Text: Anna Pechbrenner


Quellen:

Dwars, Marianne / Fahrner, Dr. Klaus / Nagar, Bärbel (Hrsg.): Neumünster Lexikon. Neumünster 2003.

Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 3. Stadt Neumünster. Bearbeitet von Lutz Wilde und Gert Kaster unter Mitwirkung von Martin Becker. Neumünster 2006.

Stadt Neumünster (Hrsg.): Stadtpunkte. Ein Rundgang durch Neumünster (Broschüre). 6. aktualisierte Auflage. Neumünster 2014.