Konkordienkirche (Mannheim)

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Konkordienkirche (Mannheim)

Die Konkordienkirche (auch CityKirche Konkordien) ist eine evangelische Kirche in der Mannheimer Innenstadt. Sie wurde zwischen 1706 und 1717 erbaut und im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet. Der Kirchturm, der höchste der Stadt, wurde 1893 errichtet.


Geschichte

1556 führte Kurfürst Ottheinrich in der Kurpfalz die Reformation ein. Danach wechselte mit fast jedem neuen Herrscher der Glaube zwischen reformiert und lutherisch. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Pfalz rekatholisiert, bis nach dem Friedensschluss der Vorkriegszustand und damit der reformierte Glaube festgeschrieben wurde. Um den Wiederaufbau Mannheims und die Zuwanderung zu fördern, wurden aber 1652 erweiterte Stadtprivilegien erlassen, die eine umfassende Religionsfreiheit garantierten. In der Folge gab es eine französisch-reformierte, eine deutsch-reformierte, eine kleine niederländisch-reformierte und eine lutherische Gemeinde in der Stadt.

In den Jahren 1677 bis 1680 wurde eine erste Concordienkirche, nach dem lateinischen Wort „concordia“ (= Eintracht), vom pfälzischen Oberbaudirektor Johann Peter Wachter als Hofkirche in der Zitadelle Friedrichsburg errichtet, die von allen christlichen Konfessionen genutzt werden sollte. Ihren Namen Concordienkirche nennt die am 29. März 1677 dem Grundstein eingefügte Medaille mit der Aufschrift „Divae hoc condordiae monumentum“. Bei der Einweihung 1680 predigten ein deutsch-reformierter, ein lutherischer und ein katholischer Pfarrer. Mit dem Tod Kurfürst Karl Ludwigs im selben Jahr fanden allerdings die Pläne einer Kirchenunion in der Pfalz bereits ein Ende. Nur neun Jahre später wurde während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 bei der Zerstörung Mannheims die Kirche gesprengt. Anstelle der Zitadelle befindet sich heute das Mannheimer Schloss.

Der jetzige Standort der Konkordienkirche, das Quadrat R2, wurde schon bei der Stadtplanung im 17. Jahrhundert für den Bau einer Kirche vorgesehen. 1664–66 errichtete die französisch-reformierte Gemeinde an dieser Stelle eine Provisionellkirche aus Holz. 1684 wurde sie abgerissen und mit dem Bau einer symmetrischen Doppelkirche begonnen. Ihr lag erneut ein Entwurf von Johann Peter Wachter zugrunde, der aus Kostengründen von Stadtbaumeister Greuter vereinfacht wurde. Ein Flügel war für die deutsch-reformierte, der andere für die französisch-reformierte Gemeinde vorgesehen. Der zentrale Turm gehörte beiden Gemeinden gemeinsam. Im deutsch-reformierten Teil wurde im Jahr 1688 der erste Gottesdienst gefeiert. Lediglich fünf Monate später wurde die Kirche im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Soldaten gesprengt.

1699 wurde auf dem Grundstück eine hölzerne Kirche errichtet, die von Reformierten, Lutheranern und Katholiken simultan genutzt wurde. Ein rascher Neubau scheiterte zunächst am Zwist zwischen den Gemeinden. Erst als das Quadrat R2 in der Pfälzischen Kirchenteilung 1705 den Reformierten zugesprochen wurde, entschlossen sich die Lutheraner zum Bau der Trinitatiskirche und die Katholiken zum Bau der St.-Sebastian-Kirche.

Der Wiederaufbau der reformierten Kirche begann 1706, verzögerte sich aber aufgrund mangelnder finanzieller Mittel längere Zeit und war bescheidener als der Bau aus dem 17. Jahrhundert. Der deutsch-reformierte Teil wurde am 25. August 1717 eingeweiht. Auch danach wurde aber noch gebaut. Die Portale waren 1722 fertig und der bislang nur aus einem Stumpf bestehende Kirchturm wurde bis 1729 auf drei Stockwerke erhöht und mit einem provisorischen Dach abgeschlossen. Der französisch-reformierte Teil begann, obwohl bereits 1706 der Grundstein gelegt worden war, erst im Jahr 1736. Die Einweihung konnte am 1. März 1739 gefeiert werden. Allerdings war der Bau um zwei Achsen kürzer als der deutsch-reformierte, wodurch die Symmetrie des Gebäudes verloren ging.

Während des Ersten Koalitionskrieges brannte die Kirche im Jahr 1795 aus und es wurde nur der Flügel der deutsch-reformierten Gemeinde wiederaufgebaut und 1800 eingeweiht. Die Ruine der französisch-reformierten Kirche blieb zunächst liegen, weil der immer kleiner werdenden Gemeinde ein Wiederaufbau nicht gelang. Bis zur Wiedereinweihung der deutsch-reformierten Kirche hatten die reformierten Gemeinden Gastrecht in der lutherischen Trinitatiskirche. Aus dieser Erfahrung heraus wurden die Mannheimer Gemeinden zu Schrittmachern der badischen Kirchenunion. 1817 unterschrieben 600 Mannheimer Familien eine Resolution, in der die Vereinigung der beiden evangelischen Kirchen gewünscht wurde. Andere badische Städte schlossen sich der Initiative an. Daraus ging schließlich die badische Kirchenunion hervor. Im Jahr 1821 schlossen sich die Reformierten mit den Lutheranern zur „Vereinigten Evangelisch-protestantischen Kirche im Großherzogthum Baden“ zusammen. In diesem Zusammenhang erhielt die Kirche den Namen Konkordienkirche und knüpfte damit an den Namen der ersten Concordienkirche an. Mit der Vereinigung war auch ein französisch-reformierter Kirchenbau obsolet geworden, weswegen die Ruine 1822 abgebrochen und an ihrer Stelle – um 90 Grad gedreht – das evangelische Schulhaus im klassizistischen Stil errichtet wurde.

Bereits 1748 hatte Bibiena einen Plan für den Ausbau des Turms angefertigt. Er blieb aber aus Kostengründen ebenso unverwirklicht wie ein Entwurf von Pigage aus dem Jahr 1754. Erst 1892/93 wurde der Turm auf seine jetzige Höhe ausgebaut. Mit dem Neubau der Schule durch Richard Perrey von 1914 bis 1917 erhielt der Doppelbau schließlich seine 1689 verlorengegangene Symmetrie zurück.

Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche 1943 vollständig aus. Nur die stark beschädigten Umfassungsmauern blieben stehen. Der Turm überstand die Bombennächte jedoch nahezu unversehrt. In den Jahren 1949 bis 1952 baute der Mannheimer Architekt Max Schmechel die Kirche wieder auf. Außen wurde aus Gründen des Denkmalschutzes der Zustand von 1800 annähernd wiederhergestellt, der Innenraum wurde im Stil der 1950er Jahre neu gestaltet.

Im Januar 1998 wurde zum ersten Mal eine Vesperkirche organisiert, die seitdem jedes Jahr wiederholt wird. Aufgrund der abnehmenden Zahl der Evangelischen in der Innenstadt, schloss sich die Gemeinde 2009 mit Trinitatis und der Hafenkirche zur „Citygemeinde Hafen Konkordien“ zusammen.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Beckstet

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