Kreuzburg O.S.

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Kluczbork (deutsch Kreuzburg O.S.) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Opole. Kluczbork ist Kreisstadt des Powiat Kluczborski und Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit mehr als 36.000 Einwohnern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kreuzburg.

Gustav Freytag

Sonstige

Geschichte

Vorgeschichte Die ersten Siedlungen an der Stelle des heutigen Kluczbork gab es bereits 1000 bis 800 v. Chr. Dies wird durch Funde aus der Steinzeit und der jüngeren Bronzezeit belegt. Die Skiren und Bastarnen siedelten Ende des 6. Jahrhunderts in der Gegend des Stadtgebietes. Später folgten die Kelten und die Wandalen waren etwa 100 v. Chr. hier. Letztere verließen Schlesien ca. 400 n. Chr. Damit können slawische Völker in das Gebiet vordringen. Im 13. Jahrhundert erfolgt dann die eigentliche Entstehung von Kreuzburg. Der Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern erwarb in dieser Zeit Land sowohl um Breslau als auch im Kreuzburger Land, so u. a. die Dörfer Ullrichsdorf, Kuhnau und Kotschanowitz. Das so erworbene Gebiet erhielt um 1252 ein Zentrum. Einer Gründungsurkunde zufolge wurde die Siedlung am 2. November 1252 gegründet.

Mitte 13. Jahrhundert: Stadt mit Magdeburger Recht

Am 26. Februar 1253 wurde der Siedlung das Stadtrecht nach Magdeburger Recht verliehen. Dieses Datum wird heute als Gründungsdatum von Kluczbork/Kreuzburg angesehen. Der schlesische[3] Name war damals Cruceburg. Bis 1274 oblag den Kreuzherren die Rechtsprechung. Danach ging sie an einen herzoglich bestellten Vogt über, welcher zusammen mit Schöffen Recht sprach. Herzog Heinrich III. von Glogau erhielt nach dem Tod des Fürsten Heinrich IV. von Breslau die Stadt in seinen Besitz. Nach dem Tod Heinrichs III. von Glogau gelangte Kreuzburg 1309 an dessen Sohn Konrad I. von Oels.

Im Jahr 1335 kam der Ort durch Verzicht von Kasimir I. zum Heiligen Römischen Reich. Während dieser Zeit wurde der Ort mehrfach verpfändet und, nicht immer friedlich, wieder ausgelöst. 1426 wurde der Stadt das Privileg, einen Salzmarkt abzuhalten, erteilt. Ab 1480 war die Stadt mehrheitlich von polnischsprachiger Bevölkerung bewohnt. 1553 wurde die erste Tuchmacherinnung des Ortes gegründet. Ein großer Brand wütete am 8. Dezember 1562 in der Stadt und vernichtete viele Häuser. Nur sechs Jahre später wurde der Ort bei einem weiteren Großbrand vernichtet. 1588 wurde die Stadt anlässlich der Schlacht bei Pitschen von den Polen geplündert und in Brand gesteckt.

Im Juni 1661 fand in Kreuzburg eine bedeutende Synode der unter der Gegenreformation in Polen verfolgten Kirche der Polnischen Brüder statt. Vor allem die Elite der Polnischen Brüder kam hier in der Verfolgungszeit zusammen. In Kreuzburg bestand unter dem Schutz des lokalen Adels auch eine unitarische Gemeinde[4], wo u. a. Christopher Crell-Spinowski als Prediger wirkte.

Im Jahr 1681 lebten etwa 1000 Menschen in dem Ort. 1657 fiel die Stadt an die Habsburger. Am 23. April 1737 wurde die Stadt erneut Opfer eines Großbrandes und wird dabei fast vollständig vernichtet. Nur wenige Häuser und das Schloss blieben verschont. Der Aufbau zu der einstigen Größe zog sich über viele Jahre hin. Der nächste Stadtbrand brach 1819 aus, dabei brannte auch das 1778 von Carl Gotthard Langhans erbaute Landesarmenhaus nieder.

Preußische Kreisstadt

Im Jahr 1741 fiel der Ort wie fast ganz Schlesien an Preußen und wurde 1820 dem Regierungsbezirk Oppeln zugeordnet. Auch wenn der Kreuzburger Kreis ursprünglich zum niederschlesischen Herzogtum Brieg gehört hatte,[5] galt er seither als Teil Oberschlesiens.

1868 erhielt die Stadt mit der Rechten Oder-Ufer-Eisenbahn einen Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz und wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem Eisenbahnknotenpunkt ausgebaut. Am 15. November 1868 wurde die Strecke aus (Breslau–)Oels nach Vossowska eröffnet. Am 10. Dezember 1875 wurde die Posen-Kreuzburger Eisenbahn, die heutige Bahnstrecke Kluczbork–Poznań, eröffnet. Am 1. Juli 1883 folgte die Strecke nach Lublinitz. 1899 eröffnete die Bahnstrecke nach Oppeln. Begünstigt durch die Verkehrslage siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl an Industriebetrieben an, darunter eine Zuckerfabrik, Sägewerke, Maschinenfabriken, eine Lederfabrik, eine Fassdaubenfabrik, eine Dachpappenfabrik und eine Holzstiftfabrik.[6][7] Am Anfang des 20. Jahrhunderts katte Kreuzburg eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Lehrerseminar, ein Waisenhaus, eine Provinzial-Irrenanstalt und ein Diakonissenmutterhaus.[6]

Im Jahr 1875 lebten 5238 Menschen in der Stadt, die im 19. Jahrhundert noch zu zwei Dritteln, 1933 dann zur Hälfte evangelischer Konfession waren. In der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten im etwa je zur Hälfte deutsch- und polnischsprachigen Landkreis Kreuzburg 95,6 % der Wähler für einen Verbleib des Kreises bei Deutschland. Am 19. Juni 1922 erfolgte die Rückgabe des von französischen Truppen im Auftrag des Völkerbundes besetzten Kreises Kreuzburg an das Deutsche Reich. Beim Stadtbrand von 1925 brannten acht der als die Zwölf Apostel bezeichneten Giebelhäuser aus dem Jahre 1737 am Ring ab.

Zeit des Nationalsozialismus

Im reichsweiten, „spontanen“ Novemberpogrom 1938 wurde die Kreuzburger Synagoge zerstört. Im Jahr 1939 war die Kreisstadt Kreuzburg O.S. zentraler Ort eines Gebiets mit etwa 50.000 Einwohnern, wobei die Stadt selbst 11.693 Einwohner zählte. Kreisleiter der NSDAP und damit eigentlicher Herrscher im Kreis war von Sommer 1939 bis Oktober 1942 Alfred Rieger, sein Vorgänger war Johannes Schweter.[8], sein Nachfolger war Harksen[9][10]

In Kreuzburg befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehrere Kriegsgefangenen- und Interniertenlager[11]:

Ilag VIII Z, Juli 1942 – November 1943

Ilag/Oflag 6, Zweiglager, Januar 1944 – April 1944

Ilag/Stalag 344, Zweiglager, Mai 1944 – Januar 1945

Oflag VIII A, Dezember 1939 – Mai 1942

In einem dieser Internierungslager, dem Ilag VIII Z, war der englische Musiker und Musikpädagoge William Hilsley von Mitte 1942 bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945 interniert. Seine Zeit in diesem Lager hat er in einem eindrucksvollen Tagebuch[12] festgehalten. Die Noten der von ihm dort komponierten Musik wurden mit Unterstützung des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM/YMCA) nach Schweden geschafft und dort für eine Übertragung im Schwedischen Rundfunk Ende Dezember 1943 arrangiert.

Von Henry Söderberg, der als YMCA-Delegierter Zugang zu den Lagern hatte, stammen weitere Plattenaufnahmen aus dem Lager aus dem Jahre 1944, die jedoch erst nach dem Krieg als Dokumente über das Lagerleben genutzt werden konnten.

Am 17. Januar 1945 begann kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee die Evakuierung der städtischen Bevölkerung. Am 21. Januar nahm die Rote Armee die Stadt ein.[13]

Nach Kriegsende 1945

Bis 1945 war Kreuzburg Verwaltungssitz des Landkreises Kreuzburg O.S. im Regierungsbezirk Oppeln der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.

Im März 1945 unterstellte die Sowjetunion Kreuzburg der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Es begann danach die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, wo sie der polnischen Minderheit angehört hatten. Der Ortsname wurde zunächst als Kluczborek polonisiert und später in Kluczbork abgeändert. Die deutsche Bevölkerung wurde von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde fast gänzlich aus Kreuzburg vertrieben. Unter der polnischen Verwaltung kam die Stadt mitsamt dem ehemaligen Kreis Kreuzberg O.S. zunächst zur Woiwodschaft Schlesien. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln und wurde wiederum Kreisstadt des Powiat Kluczborski.

1959 wurde in der Stadt das Johann-Dzierzon-Museum gegründet. Es erinnert an den in Lowkowitz geborenen schlesische Priester Johann Dzierzon, der als Bienenforscher bekannt wurde. Mit der Verwaltungsreform 1975 erfolgte die Auflösung des Powiats Kluczborski. Die Stadt verblieb in der Woiwodschaft Oppeln. Zwischen 1982 und 1987 erfolgte der Bau der röm.-kath. Herz-Jesu-Kirche (Kościół Najświętszego Serca Pana Jezusa), des ersten Kirchenbaus in der Stadt nach 1945. Mit der Verwaltungsreform von 1998 wurde der Powiat Kluczborski wiedergegründet und Kluczbork wurde wiederum Kreisstadt. Im Jahr 2003 feierte die Stadt ihr 750-jähriges Jubiläum der Stadtgründung.[14]

Zwischen 2007 und 2013 lief das Städtebauförderprogramm zur Revitalisierung der Stadt Kluczbork (Rewitalizacja Miasta Kluczborka). Dabei wurden größtenteils durch EU-Mittel Teile des alten Ortskerns saniert. Bis 2012 erfolgte der Umbau und die Sanierung des Rings und des Rathauses sowie die Revitalisierung des Stadtparks südlich der Stadt. Weiterhin wurden Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren. Insgesamt wurden etwa acht Millionen Zloty zur Sanierung der Innenstadt aufgebracht. 2013 gewann die Stadt den Preis für den besten öffentlichen Raum in der Woiwodschaft Oppeln.[15] Das Programm wird im Städtebauförderprogramm Rewitalizacja Miasta Kluczbork 2014–2020 fortgesetzt.[16]

Seit 2008 erfolgt der Bau einer Umgehungsstraße für die Stadt Kluczbork. Hierbei soll der Autoverkehrs im Stadtverkehr dezimiert werden. Der Erste von insgesamt fünf geplanten Abschnitten konnte bereits 2008 zwischen der ul. Fabryczna und dem westlich von Kluczbork liegenden Ligota Dolna eröffnet werden. Zwischen 2012 und 2015 erfolgten drei weitere Abschnitte. Im Mai 2018 wurden die letzten benötigten Finanzmittel freigegeben, damit der letzte Abschnitt der Umgehungsstraße gebaut werden kann. 2020 soll die westliche Umgehungsstraße mit einer Länge von etwa 8,5 Kilometern fertiggestellt werden.[17][18]


Text: Wikipedia

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