Löwenberg (Schlesien)

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Lwówek Śląski (deutsch Löwenberg in Schlesien) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie gehört der Euroregion Neiße an. Von 1281 bis 1286 war sie Sitz des Herzogtums Löwenberg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Löwenberg.

Geschichte

Löwenberg entstand im Rahmen der ersten Rodungssiedlung, die Herzog Heinrich I. von Schlesien im frühen 13. Jahrhundert an der inneren Seite des Grenzwaldes (Löwenberger Hag) durchgeführt hatte. Es wurde erstmals 1217 urkundlich erwähnt.[3] Damals beauftragte Herzog Heinrich I. die Vögte Thomas und Hartlieb mit der Aussetzung der Stadt Löwenberg nach deutschem Recht. Damit war Löwenberg nach Goldberg die zweitälteste deutschrechtliche Stadt in Schlesien. Es wurde halbwegs zwischen den altslawischen Grenzkastellaneien Bunzlau und Lehnhaus angelegt und entwickelte sich zum Mittelpunkt der deutschrechtlichen Waldhufendörfer am Löwenberger Hag sowie zum Zentrum der damals schon betriebenen Goldwäscherei, das östlich von Plagwitz lag. Bei seiner Gründung wurde Löwenberg mit 100 Hufen in Nieder Mois und in Nieder Görisseiffen ausgestattet. Zugleich wurde Ober Mois deutschrechtlich umgesetzt und mit seinen 50 Hufen rechtlich als Stadtdorf nach Löwenberg eingegliedert.

Die Stadt wurde innerhalb einer ovalen Umwehrungsmauer mit einem gitterförmigen Straßennetz und einem rechteckigen Marktplatz angelegt. Über diesen verlief die Hohe Straße, die über das Laubaner Tor in die Stadt führte und sie über das Goldberger Tor verließ. Die im Nordwesten der Stadt erbaute Pfarrkirche Himmelfahrt Mariä und Johannes d. T. stammt ebenfalls aus der Anfangszeit. Sie erhielt Schenkungen von Herzog Heinrich I.

Bei der Teilung des Herzogtums Schlesien gelangte Löwenberg 1248 an das Herzogtum Liegnitz, das für Heinrichs I. Sohn Boleslaw II. errichtet wurde. Für dieses Jahr ist eine herzogliche Burg in Löwenberg nachgewiesen sowie das Franziskanerkloster, das zur Sächsischen Ordensprovinz (Saxonia) gehörte. Von 1281 bis 1286 war Löwenberg Sitz des Herzogs Bernhard I., dem Herrscher des Herzogtums Löwenberg. Er übergab die Pfarrkirche 1281 den Johannitern, die auch die Spitäler außerhalb der Mauern seelsorglich betreuten. Nach dem Tod Bernhards I. 1286 vereinigte sein Bruder Bolko I. das Herzogtum Löwenberg mit seinem Herzogtum Jauer, behielt jedoch die Titulatur Herzog von Löwenberg bei. Nach dem Tod des Herzogs Bolko I. 1314 fiel das Teilgebiet Löwenberg an dessen Sohn Heinrich I. Er verlieh der Stadt Löwenberg umfangreiche Privilegien, u. a. den freien Salzmarkt und das Münzrecht. Nach seinem Tod 1346 gelangte Löwenberg an dessen Neffen Herzog Bolko II., unter dem Löwenberg keine herausragende Rolle spielte, aber seine Stellung ausbauen konnte.

Nach dem Tod des Herzogs Bolko II. 1368 fiel Löwenberg zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen, wobei der Herzoginwitwe Agnes von Habsburg testamentarisch eine lebenslange Nutznießung eingeräumt wurde. Die Lage der Stadt an der Via Regia machte sie zu einer der wohlhabenden Städte Böhmens.

1377 erwarb die Stadt die Erbvogtei, 1441 die Landvogtei und 1444 das zugehörige Burglehn. Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Burg abgetragen. Im 15. und 16. Jahrhundert konnte die Stadt ihren Landbesitz so erweitern, dass er fast die ganze Stadt umschloss. Von wirtschaftlicher Bedeutung waren von Anfang an die Tuchmacher, deren Zunft schon für das Jahr 1311 belegt ist. 1548 betrieben 298 Tuchmachermeister ihr Gewerbe.

Wegen der Reformation, die sich in Löwenberg erst 1561 unter dem Einfluss der Schwenckfelder endgültig durchgesetzt hatte, verließen die Franziskaner schon 1543 ihr Löwenberger Kloster. Die Gegenreformation setzte während des Dreißigjährigen Krieges 1629 ein. 1631 wurden die Rekatholisierungmaßnahmen auch auf die Frauen ausgedehnt, wodurch es zu einem Tumult kam, der als „Löwenberger Weiberkrieg“ in die Stadtgeschichte eingegangen ist. 1640 wurden etwa 350–400 Häuser durch schwedische Truppen vernichtet, die die Stadt besetzt hielten. Bei Kriegsende 1648 befanden sich von vormals rund 7.000 Einwohnern nur noch 960 in der Stadt.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Löwenberg mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Im Mai 1813 zogen französische Truppen in Löwenberg ein, und Napoleon selbst hielt sich hier vom 21. bis zum 23. August auf, um die Verteidigung gegen die Truppen des Generals Gebhard Leberecht von Blücher zu leiten. Nur wenige Tage später vertrieb die Preußische Armee nach der Schlacht an der Katzbach die Franzosen, wobei mehr als 3.000 französische Soldaten im Hochwasser führenden Fluss Bober ertrunken sein sollen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Löwenberg ab 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 Sitz des Landkreises Löwenberg im Regierungsbezirk Liegnitz.[4]

Zu einem kulturellen Aufschwung kam es, als nach seiner Abdankung 1849 Fürst Friedrich Wilhelm Constantin von Hohenzollern-Hechingen 1852 Löwenberg zu seinem Wohnsitz wählte. Er brachte seine Hofkapelle mit und veranstaltete im Konzertsaal des von ihm 1850–52 erbauten Schlosses Konzerte mit bedeutenden Komponisten, Musikern und Dirigenten.

Im 19. Jahrhundert ging die Tuchmacherei ein. 1851 entstanden Mühlenwerke, außerdem waren Sandsteinbrüche in der Umgebung von Bedeutung. 1908 wurde eine Reißzeugfabrik errichtet. Da Löwenberg im Volksmund als „Schlesisches Rothenburg“ bezeichnet wurde, kam es zu einem regen Ausflugsverkehr, besonders mit dem Eisenbahnanschluss ab 1885 nach Greiffenberg. 1894 folgte der Anschluss nach Goldberg, 1907 nach Hirschberg und 1909 nach Siegersdorf. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Löwenberg eine evangelische Kirche, zwei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Realgymnasium, ein Lehrerinnenseminar, eine Oberförsterei, zwei Krankenhäuser und war Sitz eines Amtsgerichts.[5]

Ab 1926 war Löwenberg durch das Boberhaus bekannt, das auf Initiative des Soziologen Eugen Rosenstock-Huessy entstanden war. Es befand sich in einem Gebäude, das nach einem Entwurf des Berliner Architekten Hans Poelzig 1910 errichtet und als „Haus Fichteneck“ bezeichnet wurde. 1937 wurde das Boberhaus durch die Nationalsozialisten geschlossen. 1927 hatte Eugen Rosenstock-Huessy auch die Löwenberger Arbeitsgemeinschaft gegründet, die ihren Sitz ebenfalls in Löwenberg hatte. Sie verfolgte u. a. eine Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse im Waldenburger Land. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor die Bewegung ihren führenden Kopf: Rosenstock-Huessy war jüdischer Herkunft und emigrierte 1933 in die Vereinigten Staaten.

Bis 1945 war Löwenberg Verwaltungssitz des Landkreises Löwenberg im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges waren über 40 % der alten Stadt zerstört. Nach Kriegsende 1945 wurde Löwenberg von der Sowjetunion zusammen mit dem größten Teil Schlesiens unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Löwenberg wurde zunächst in Lwówek nad Bobrem und später in Lwówek Śląski umbenannt.[6] Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

In den 1960er und 1970er Jahren wurden 80 % der Altstadt eingeebnet und durch moderne Zeilenbauten im Stil der Sozialistischen Stadt entlang der alten Straßen ersetzt. So auch am Marktplatz, wo nur das Rathaus und der innere Ringblock erhalten blieben. Zahlreiche Gebäude der Gotik, Renaissance und Barock gingen verloren. Vom großflächigen Abriss verschont blieben lediglich einige Häuser an den Rändern der Altstadt und die öffentlichen Bauten, die nunmehr als Solitäre im aufgelockerten Stadtbild stehen. Die evangelische Kirche wurde 1972 bis auf ihren Turm abgerissen.


Text: Wikipedia

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