Lünen

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Lünen ist die größte Stadt des Kreises Unna im westlichen Westfalen im Regierungsbezirk Arnsberg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Lünen.

Heinrich von Kleist

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Um Christi Geburt unterhielten römische Truppen im Gebiet des heutigen Ortsteils Beckinghausen das Uferlager für das Legionslager im angrenzenden Oberaden (s. Germania magna). Fränkische und sächsische Grabanlagen in Wethmar belegen frühmittelalterliche Siedlungen. Um 880/890 wird Lünen im Heberegister des Benediktinerklosters Werden an der Ruhr erstmals erwähnt. Das Urbar (Heberegister) nennt viele Orte und Bauerschaften im westfälischen Raum zum ersten Mal. Für Lünen/Luynen, auch Leunen, sind dies die vier nördlich der Lippe gelegenen Bauerschaften Alstedde (Alstedi), Wethmar (Wetmeri), Nordlünen (Nordliunon) und Südlünen (Sudliunon). Liunon bedeutet Anhöhe/Schutz (vor dem Hochwasser der Lippe).

Die Lippe zwischen Lippstadt und Lünen bildete die Südgrenze des Dreingaus.

Aufgrund seiner Lage an einem Lippeübergang einer bedeutenden Fernhandelsstraße (vom Niederrhein bis zur Nord- und Ostsee) entwickelte sich Südlünen zum Kirchdorf Lünen. Um 1018 entstand der erste Steinbau der St.-Marien-Kirche. Am Anfang des 13. Jahrhunderts diente Lünen mehrmals als Versammlungsort der westfälischen Landesherren. Um 1215 erhielt der Ort eine Befestigung (Wall, Graben). In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts besaß Lünen (am Nordufer der Lippe) den Status einer Stadt (1279 „oppidum“), als Ort im Hochstift Münster.

Um 1300 wurde die St.-Marien-Kirche nach ihrer Zerstörung 1254 in der Schlacht bei Brechten als frühgotische Hallenkirche neu errichtet. Kurz vor 1300 (1288?) gelangte Lünen in den Machtbereich des Grafen Eberhard von der Mark (nicht 1302 durch Verpfändung, wie lange Zeit vermutet wurde). 1336 verlegte Eberhards Nachfolger, Adolf II. (von der Mark), Lünen aus politischen und militärischen Gründen vom Nordufer auf das Südufer der Lippe und verlieh der Stadt 1341 (märkisches) Stadtrecht, den sog. Freiheitsbrief oder Rechtsbrief (am 4. Juli 1341). Die Präambel lautet:

„Graf Adolf II. von der Mark erteilt dem Wikbold Lünen die Stadtrechte: Leistung einer Herdsteuer, Befreiung von der Vemegerichtsbarkeit, Erteilung der städtischen Freiheit, freie Ratswahl, Grundsätze des Rechts und Eigentums, Art und Höhe von Strafgeldern, Schutz für Reisende, Gewährung von zwei Markttagen und einem Jahrmarkt, Regelung der Erbfolge und des Beddemunds, Zusage der Privilegien und Rechte auch an die in Lünen wohnenden Cappenberger Hörige.“

Somit erhielt Lünen zweimal das Stadtrecht.

Im Jahr 1366 wurde die Lüner St.-Georgs-Kirche als Filialkirche im Pfarrbezirk Brechten fertiggestellt. Erst 1627 wurde die Kirche von der Brechtener Mutterkirche gelöst. Nördlich der Lippe, im Umfeld der St.-Marien-Kirche, verblieben nur wenige Bewohner, die unter anderem vom Wallfahrtsverkehr zum Gnadenbild in der Kirche lebten. Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Lünen-Alt ist das älteste erhaltene Gnadenbild des Bistums Münster. Eine Besonderheit ist, dass sich die Wallfahrt bereits im Mittelalter nachweisen lässt. Somit ist die St.-Marien-Kirche der älteste Marienwallfahrtsort im Bistum Münster. Die Wallfahrt hatte eine große Bedeutung für die Entwicklung des frühen Lünens.

Neuzeit

Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb der Lüner Chronist, Pfarrer Georg Spormecker, über Lünen:

„Die Stadt Lünen liegt in einer herrlichen Gegend zwischen zwei klaren, lieblichen Flüssen rechts und links, der Lippe und der Seseke …“

Ein Großbrand am 6. November 1512 zerstörte nahezu alle Gebäude der Stadt. An den Pfingsttagen des Jahres 1520 brach wieder eine schwere Hochwasserkatastrophe über das Land und Lünen herein, die unermesslichen Schaden anrichtete. Die Befestigungen der Flussufer brachen, und man konnte überall auf den Wiesen und Weiden die Fische mit der Hand fangen.

Der Chronist Johann Dietrich von Steinen (1699–1759) schrieb:

„Im Jahre 1550 d. 13 März wurde durch einen Zimmerknecht, Gert Balcke, die Stadt angezündet, da 107 Häuser verbrannten. Der Thäter wurde gefangen, durch alle Strassen geschleppet, in Stükke zerhauen und an 4 Orten der Stadt aufgehangen, der Kopf aber auf die Steinpforte gestecket.“

Im Jahre 1526 wurde Lünen nach Ostern von einer schweren Pestepidemie heimgesucht. Eine unglaublich hohe Zahl von Personen beiderlei Geschlechtes fiel dieser Seuche zum Opfer.

Eine Zollliste aus den Jahren 1573 und 1574 dokumentiert die Bedeutung der Lage Lünens an einem wichtigen Handelsweg, der von Norddeutschland über Osnabrück, Münster, Lüdinghausen, Lünen und Dortmund nach Köln führte. Auf ihm wurden Vieh, besonders Rinder, und Handelswaren, darunter Bier, Käse, Wein, Eisen, Kohle und Kalk, durch Lünen transportiert. Der Stadt gelang es, bis 1598 alle Feinde zurückzuhalten. Erst eine neue Waffe, die Kanone, war den alten Verteidigungsanlagen überlegen, so dass die Lüner spanische Soldaten während des Spanisch-Niederländischen Krieges einlassen mussten. 1609 gelangte Lünen unter Johann Sigismund von Hohenzollern in den Machtbereich der Kurfürsten von Brandenburg. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde Lünen mehrfach militärisch besetzt. Ein besonders schlimmes Jahr war 1634, als Lünen fünf verschiedene Besatzungen erleiden musste. Die Befestigungsanlagen wurden in diesem Krieg zweimal geschleift und wieder aufgebaut.

1647 schrieb Matthäus Merian in der Topographia Westphaliae:

„Lünen ligt an der Lippe/nahend Werne/und ist ein fürnehmer Paß uber den Lippstrom ins Stifft Münster. Man rechnet von hinnen nur eine grosse Meil nach Dortmund/wird unter die Ort der Graffschafft Marck gerechnet. Ist ein kleines Stättlein/so in diesem Krieg von beyden Partheyen viel außgestanden/und haben solches ein weil die Keyserisch- unnd Ligistische; eine weil die Schwedisch- und Lüneburgische Unierte/ erobert. Aber Anno 1637 haben die Hessischen es vergebens angegriffen.“

1719 lebten 1238 Menschen in Lünen, vor allem Handwerker, Kaufleute und Arbeiter, die nebenberuflich auch in der Landwirtschaft tätig waren (Ackerbürger). Im Siebenjährigen Krieg lag Lünen lange Zeit in einer Kampfzone, so dass die Stadt durch ständige Einquartierungen völlig verarmte. In den Jahren 1753 und 1755 besuchte König Friedrich der Große die Stadt. Die Einwohner jubelten ihm zu. 1759 wurde die Stadtmauer teilweise geschleift; 1765 lebten in Lünen nur noch 972 Menschen. Im Jahr 1777 gab es das Amt Lünen (s. Topografische Karte der Grafschaft Mark). Siegel der Mairie Lünen (um 1813) während der napoleonischen Zeit mit Napoleon-Emblem

Die Stadt Lünen bildete an der langen Postroute von Holland, Brabant über Kleve nach Magdeburg und Berlin eine bedeutende Station; denn der Brief- und Paketverkehr der reitenden und fahrenden Post, auch aus der Grafschaft Mark, lief über Lünen. Der Erzähler und Publizist Heinrich von Kleist bewarb sich im Sommer 1808 auf die freigewordene Stelle eines Postdirektors in Lünen. Als 1807 nach dem Frieden von Tilsit der Preußenkönig die westfälische Provinz an den Sieger abtreten musste, kam Lünen für kurze Zeit unter französische Fremdherrschaft: Die Stadt wurde Napoleonische Mairie.

1822 wurde eine neue „Kunststraßenverbindung“ zwischen Lünen und Dortmund fertiggestellt, 1823 zwischen Lünen und Werne. Dank der Lippeschifffahrt erlangte Lünen im frühen 19. Jahrhundert als Umschlagplatz zeitweise überregionale Bedeutung; so wurde z. B. auf Frachtscheinen aufgrund des Kanalhafens in Lünen „Dortmund bei Lünen“ angegeben – statt (wie heute noch manchmal) „Lünen bei Dortmund“.[2] 1826 entstand in Altlünen-Wethmar die Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia als erstes großes Industrieunternehmen im Lüner Raum. 1838 erhielt Lünen einen Getreide- und Gemüsemarkt, der jeden Dienstag stattfand. 1847 schreibt der Geograph J.G.Fr.Cannabich im Lehrbuch der Geographie:

„Lünen, St. am Einflusse der Sesike in die Lippe, hat 2250 E., die viele blecherne Dosen und Nägel verfertigen.“

1874 wurde Lünen amtsfrei. 1875 ging die Eisenbahnstrecke Dortmund–Lünen–Enschede in Betrieb. 1896 wurde der Neubau der St.-Marien-Kirche geweiht.

Im Ersten Weltkrieg waren aus Lünen über 1000 Gefallene zu beklagen.

Am 1. Juli 1914 schloss sich Lippholthausen Lünen an, am 1. Oktober 1923 vergrößerte sich Lünen um die Landgemeinden Gahmen, Horstmar und Beckinghausen. Vom 24. Januar 1923 bis zum September 1924 waren in Lünen südlich der Lippe im Rahmen der Ruhrbesetzung unter dem örtlichen Major Ronforts französische Truppen stationiert. An den Lippebrücken, unter anderem an der Langen Straße, waren Grenzübergänge mit Passkontrollen eingerichtet. Mit Wirkung vom 1. April 1928 wurde der Ort Brambauer im Zuge der Kommunalreform eingemeindet. Gleichzeitig wurde Lünen aus dem Landkreis Dortmund ausgegliedert und somit kreisfrei. Im selben Jahr ging die Bahnstrecke Preußen–(Lünen)–Münster in Betrieb.

1930 lebten in Lünen noch 218 Menschen jüdischen Glaubens. Während der Novemberpogrome 1938 wurden drei Juden ermordet, ein weiterer erlag später seinen schweren Verletzungen. Zu ihrem Gedächtnis wurde 1993 an der Lippebrücke, Lange Straße/Münsterstraße ein Mahnmal errichtet – siehe auch: Liste der Stolpersteine in Lünen, Jüdischer Friedhof (Lünen) und Synagoge (Lünen). In den Jahren 1940 bis 1945, während des Zweiten Weltkriegs, töteten Brand- und Sprengbomben 287 Bewohner und zerstörten über 2600 Häuser (Ausgebombte wurden bis nach Cammin in Pommern evakuiert); 1083 Gefallene aus Lünen sind zu beklagen. Gegen Ende des Krieges wurde die Lippebrücke in der Innenstadt von deutschen Pionieren gesprengt.

Am 17. Dezember 1946 war der Neubeginn der in Lünen einstweilig untergebrachten Pädagogischen Akademie Dortmund (heute Pädagogische Hochschule) unter Leitung des Rektors Emil Figge.

In den 1960er und 1970er Jahren mussten, im Geiste der Zeit, viele erhaltungswürdige Gebäude in der Innenstadt (südlich der Lippe) großen Bauvorhaben wie dem neuen Rathaus und später dem ehemaligen Kaufhaus Hertie – inzwischen zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut – weichen. Viele Fassaden wurden nach der Entfernung des Stucks und sonstiger Verzierungen ohne Fassadenrelief verputzt. Dennoch wurden in dieser Zeit auch einige interessante und sehenswerte Bauten errichtet. So ist die Stadt von starken Kontrasten geprägt, so dass man vom Willy-Brandt-Platz (Stadtmitte) mit Rathochhaus, technischem Rathaus und neuem Cineworld-Kino in nur ein paar Minuten die alten Straßen und Wege der Innenstadt mit ihren teilweise unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäusern erreicht.

Zwischen 1954 und 1960 entstanden das inzwischen abgerissene Lüner Hallenbad, das Heinz-Hilpert-Theater, das Geschwister-Scholl-Gymnasium (heute Gesamtschule) und das neue Rathaus. Am 1. Januar 1968 kam Niederaden zu Lünen. Im Zuge der Gemeinde- und Kreisgebietsreform schlossen sich mit Wirkung vom 1. Januar 1975 Lünen und Altlünen zusammen. Zugleich wurde Lünen Teil des Kreises Unna. 1996 fand in Lünen (Horstmar) die nordrhein-westfälische Landesgartenschau (LaGaLü) statt. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts führt durch Lünen der Jakobsweg (Weg 1 durch Westfalen).

Im Jahre 2016 beging Lünen die 675-Jahr-Feier. Das – umstrittene – Motto lautete: „Je oller, je doller!“[3]


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.